Montag, den 5. Juni 1939

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Eiukreisungspolitiker auch heute besitzen! (Stür­mische Pfui-Nufe.)

Es gab damals in Deutschland leider Menschen, die den extremen Ankündigungen englischer Zei­tungen und englischer Politiker über die notwen­dige Wegnahme der deutschen Kolonien, die Ver­nichtung des deutschen Handels, die bereits im Frieden bekanntgegeben worden waren, keinen Glauben schenken zu müssen vermeinten. Der Weltkrieg und das Friedensdiktat von Versailles haben die deutsche Nation nun eines anderen be­lehrt. Was früher scheinbar unverantwortliche Publizisten als Ausgeburt ihrer eigenen Phan- taste oder ihres Hasses verkündet hatten, war eben doch das Ziel der britischen Politik gewesen, nämlich der Raub der deutschen Kolo­nien. die Vernichtung des deutschen Handels, die Zerstörung der deutschen Handelsflotte, macht- politische Entnervung und Zerstörung des Reiches, mithin die politische und körperliche Ausrottung des deutschen Volkes. Dies waren die Ziele der britischen Einkreisungspolitik vor dem Jahre 1914.

Die Schuld der unzulänglichen Staatsführung

Und es ist gut. wenn wir uns nun daran er­innern, daß diesen durch das spätere Friedens- diktat von Versailles erhärteten Absichten und Kriegszielen unserer Gegner die damalige deutsche Staatsführung gänzlich ziellos und leider auch willenlos gegenüverstand. So konnte es geschehen, daß nicht nur keine deutsche Kriegszielsetzung vor- Händen war, sondern daß auch nicht die not­wendigen deutschen Kriegsvorberei­tungen selbst im Sinne einer nur wirkungs­vollen Abwehr getroffen worden waren. Und hier liegt vielleicht die schlimmste Schuld Deutsch­lands am Weltkrieg, nämlich die Schuld, durch «ine sträfliche Vernachlässigung der deutschen Rüstung es einer Umwelt geradezu erleich, tert zu haben, den Gedanken einer deutschen Vernichtung zu propagieren und am Ende dann ja auch zu verwirklichen. Unter für uns heute gänzlich unverständlichen Einwänden wurde noch im Jahre 1912 an den so notwendigen Rüstungen ab ge strichen, mit lächerlichen Beträgen gegeizt und nur widerstrebend aufrech, ten Soldaten in die Wüste geschickt und dadurch die Ueberzeugung der Gegner gestärkt, einen er­folgreichen Waffengang mit Deutschland vielleicht doch wagen zu können. Daß darüber hinaus auch die reine wehrmäßige Erfassung der deutschen Menschen nur in ungenügendem Ausmaß geschah und damit viele hunderttausend taug­liche Männer einer Ausbildung ver. lustig gingen, was sie später in einer kritischen Stunde, als doch eingezogen, zu einem hohen Prozentsatz mit ihrem Tode büßen mußten ver- stärkt nur dieses Bild einer unzulänglichen Staats, führung und damit der einzigen wahrhaften Schuld nicht nur am Beginn dieses Krieges, son­dern vor allem auch am Ausgang des Kampfes. Wenn nun trotzdem gerade der Weltkrieg für uns Deutsche zur Quelle deutschester Erinnerungen wird, dann nicht im Hinblick auf die viel zu schwache Rüstung, auf die unzulängliche Staats­führung usw., sondern ausschließlich im Hinblick auf das in ihrem inneren Werte so einzig­artige Instrument der damaligen deutschen Wehrmacht, des Heeres, der Marine und der späteren Lustwasfe. die zahlen­mäßig oft um ein Vielfaches vom Gegner über­troffen. wertmäßig aber niemals er­reicht morden waren. (Minutenlanger stör- Mischer Beifall.)

Friedenswillig, aber abwehrbereit!

Der Rückblick und die Erinnerung an diese große Zeit muß in uns allen, meine Kameraden, aber eine Ueberzeugung und einen Entschluß festigen:

1. die Ueberzeugung, daß das deutsche Volk nur mit größtem Stolz auf seine Vergangenheit zu- rückblicken kann und insbesondere auf die Jahre des Weltkrieges. Als Führer der deutschen Nation kann ich daher als ehemaliger Kämpfer in keiner Sekunde zugeben, daß irgend jemand in den Reihen unserer westlichen Geg­ner das Recht haben könnte, sich als etwas Bessereszu dünken oder anzusehen als wir Deutsche es sinh! (Stürmische Heilrufe und jubeln­der Beifall bekräftigen die Worte des Führers.) Ich leide daher auch nicht im geringsten unter irgendeinem Minderwertigkeitskomplex. (Der Sturm des Beifalls wiederholt sich aufs neue.)

Ich sehe im Gegenteil in der Erinnerung an di« vier Jahr« Krieg, di« ich selber dank einer gnädigen Vorsehung das Glück hatte, mitmachen zu dürfen, nur einen Grund zum stolzesten Vertrauen aus mein deutsches Volk und als Soldat auch auf meine eigene Person. (Immer tosender werden die Kundgebungen der alten Sol­daten für den Führer.) Diese Jahre machen mich im tiefsten Inneren ebenso friedenswillig in der Erkenntnis der furchtbaren Schrecken des Krie. ges, als aber auch entschlossen in der Ueberzeu­gung dom Wert des deutschen Soldaten zur Ver­teidigung unserer Rechte. ES imponieren mir daher Drohungen von gar kei­ner Seite. (Minutenlang huldigen die Hun- kerttausende dem Führer.)

Bethmann-Hollwegs gibt es heute nicht mehr!

2. Ich und wir alle haben aus dieser Zeit aber auch den Entschluß zu fassen, die Interessen des Reiches und der Nation nicht mehr so sträflich leichtsinnig zu übersehen, wie dies vor dem Jahre 1914 der Fall war. (Die Beifallskundgebungen erneuern und verstärken sich.)

Und das will ich Ihnen, meine alten Kame­raden. nun hier versichern: Wenn schon die bri - tische Einkreisungspolitik die gleiche geblieben ist wie vor dem Kriege, dann hat sich aber dafür die deutsche Ab­wehrpol itikgründlichgeändert! (To- sender Beifall und minutenlange Heilrufe beglei­ten die Worte des Führers.) Sie hat sich schon geändert dadurch, daß heute an der Spitze des Reiches nicht mehr ein als Major verkleideter Zivilist die Geschäfte führt, sondern ein vielleicht manchmal auch Zivilkleider tragender Soldat! Mieder tosender Beifall.) Bethmann-Holl- wegsgibtes in der deutschen Staat s- führung heute nicht mehr. (Der Beifall schwillt immer mehr an.) Ich habe dafür Sorge getragen, daß alles das, was irgendwie mit der Staatssührung etwas zu tun hat. nur ein hun­

dertprozentiger Mann und Soldat sein kann. Sollte ich aber bemerken, daß die Haltung irgend- einer Persönlichkeit einer kritischen Betrachtung nicht standhält, dann werde ich eine solche Erschei­nung von ihrer Stellung augenblicklich entfernen, mag dies sein, wer immer. (Die Kundgebungen steigern sich wieder zu einer großartigen Hul­digung.)

Das Friedensdiktat von Versailles entstand nicht zufällig. Es war das Ziel jener, die seit Jahren Deutschland einzukreisen versuchten, und die endlich ihr Ziel erreicht hatten. Wir haben nun kein Recht, daran zu zweifeln, daß die gleiche Politik heute nur zum Zweck der Erreichung des gleichen Zieles betrieben wird. Wir haben daher die Pflicht.

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Ich erwarte daher, daß diese Politik der Stär­kung der deutschen Abwehrkraft gerade von den alten Soldaten nicht nur begrüßt, sondern auf das fanatischste unterstützt wird. (Die Hunderttausende stimmen dem Führer auf das freudigste zu.) Diese Politik aber darf nun ihr Ziel nicht darin sehen, vorübergehend stets einen Jahrgang der Zivilisten in Militärs zu kleiden, sondern grundsätzlich die ganz« Nation soldatisch zu erziehen und zu einer soldatischen Haltung zu brin­gen. (Wieder unterbrechen minutenlang« Zu­stimmungskundgebungen die Rede des Führers.) Es ist kein Zufall, daß der Nationalsozia­lismus im großen Kriege gezeugt wurde; denn er ist nichts anderes als die Durch­dringung unseres ganzen Lebens mit dem Geist eines wahrhaften Kämpfertumes für Volk und Reich.

An einem aber wollen wir alle nicht zweifeln: So, wie das deutsche Volk erst eine im gesamten heroische Führung besitzt, wird es in sei- ner eigenen Haltung dieser Füh­rung gleichen. Es ist mein unverrückbarer Entschluß, dafür zu sorgen, daß die obersten poli­tischen und militärischen Führer der Nation ge­nau so tapfer denken und handeln, wie es der brave Musketier tun muß, der bedingungslos sein Leben hinzugeben hat und hingibt, wenn der Be- fehl oder die Not dies erfordern. (Immer aufs neue jubeln die alten Soldaten dem Führer zu.) Die heroische Führung einer Nation aber liegt stets in jenem Wißen begründet, bas durch die Frage des Seins oder Nichtseins eines Volkes seinen Befehl erhält.

diese Wahrheit der Nation ungeschminkt zu sa­gen und sie aus daS äußerste in ihrem Abwehr­millen und in ihrer Abmehrkrast zu stärken. Ich glaube, daß ich damit auch im Sinne jener Kame­raden handele, die einst, und damals leider schein­bar zwecklos, für Deutschland ihr Leben hingeben mußten. Wie ich überhaupt glaube, daß nunmehr, 25 Jahre nach Ausbruch des Weltkrieges, 20 Jahre nach dem Vertrag und Diktat von Versailles die deutsche Staatssührung und hinter ihr das ganze deutsche Volk zum ersten Male wieder mit er­hobenem Haupt an die Gräber unserer Helden treten können. (Stürmischer Beisall.) Es ist wenigstens etwas von dem wieder gut - gemacht worden, was Schwäche, Ziellosigkeit und Uneinigkeit einst verbrochen hatten.

sr keroisoker kütirunA!

Wenn nun gerade ich so zu Ihnen, meine Kameraden, spreche, dann kann ich schon heute vor der deutschen Geschichte jene Berechtigung in Anspruch nehmen, die dem zuteil wird, der nicht nur in Worten redet, sondern sich auch in seinen Handlungen zum gleichen Geist und zur gleichen Gesinnung bekennt. Deshalb aber kann ich auch mehr als irgend ein anderer teilhaben an unserer großen Kameradschaft des ewigen deutschen Sol­datentums. Und deshalb bin ich glücklich. Sie an diesem Reichskriegertag hier in Kassel als die Repräsentanten dieses Soldatentums begrüßen zu können. (Minutenlang brausen die Heilrufe zum Führer empor.) Ueber uns allen liegt die Verklä­rung der Erinnerung an di« größte Zeit unseres Volkes und unseres eigenen Daseins, vor uns allen aber liegt die Erfüllung dessen, um was auch diese Zeit einst, wenn auch unbewußt, stritt: Groß­deutschland!

Unvorstellbarer Jubel fetzte ein nach den Worten des Führers und die Dankes­worte des Neichskriegerführers fanden begeisterten Widerhall bei den Mas- sen. Der Gesang der Lieder der Deutschen beendete die eindrucksvolle Kundgebung.

Der Führer im Kasseler Rathaus

Nach der Großkundgebung in der Karls­aue begab sich der Führer im Wagen, überall begeistert begrüßt, zum Rathaus, wo er von Oberbürgermeister Dr. Lahmetier empfangen wurde, der ihm ein Bild über- reichte, das den Tempel von Girgenti, dem

im 5. Jahrhundert v. Z. errichteten und von den Karthagern zerstörten schönsten Tempel Siziliens darstellt. Im großen Festsaal des Rathauses stellte der Reichskriegersührer dem Führer die Gaukriegerführer des NS.- NeichskriegerbundeS vor. Anschließend nahm der Führer mit den Ehrengästen, den Män­nern des NS.-Reichskriegerbundes und seiner Begleitung an einem vom Reichskriegersüh­rer gegebenen Imbiß teil. Dann besichtigte der Führer Modelle eines Aufmarschgeländes und sonstiger Bauten in Kassel.

Der Vorbeimarsch vor dem Führer

Nach der Ehrung des Führers im Rathaus von Kassel nahm der Führer auf dem Fried­richs-Platz den Vorbeimarsch der Hundert- tausende des Reichskriegerbundes und der Ehrenformationen der Wehrmacht und der Gliederungen der Partei ab. Der 3000 Mann starke Marschblock der N S.-K r i e g s o p f e r- versorouna mit dem Reichskriegsopfer- führer Oberlinoober an der,Spitze wurde von den Zuschauern mit einem Sonderbeifall be­dacht. Die begeisterten Kundgebungen steiger­ten sich, als nun die gewaltigen Marschblöcke des Neichskriegerbundes mit den alten Tra­ditionsfahnen folgen, in ihrer Mitte die Stammfahnedes NS. -Reichskrie­gerbundes, der ersten Fahne der ältesten von Fridericianischen Füselieren im Jahre 1786 in Wangerin in Pommern begründeten Kriegerkameradschaft. An ihrer Spitze mar­schierte der Reichskriegersührer Reinhard. Besonders lebhaft begrüßt wurden die Abord­nungen der Gaukriegerverbände Alpenland, der Grups>e Donau und Nordost sowie Sudeten­land in ihren schmucken Trachten. Die Ab­ordnung des Reichskolonialbundes wird von seinem Bundesführer General Ritter von Epp geführt. Den Abschluß des mehr als drei Stunden dauernden Vorbeimarsches bil­det die U-Verfügungstruppe.

Nachdem der Führer noch dem Gauleiter Weinrich und dem Oberpräsidenten Prinz Philipp von Hessen in ihren Wohnungen Besuche abgestattet hatte, ver­ließ er nach 19 Uhr die Stadt des Reichs­kriegertages mit seiner Begleitung wieder im Flugzeug

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Leipzig, 4. Juni. Bei der Eröffnung der diesjährigen Reichsnährstands-Ausstellung am Sonntagvormittag hielt Reichsminister Darrs eine große Ansprache, in der er sich mit der Sicherung unserer Volksernährung und einer Reihe vordringlicher Aufgaben unserer Agrar- und Ernährungspolitik beschäftigte.

Reichsminister DarrS wies einleitend daraus hin. daß bei der Erzeug ungsschlacht das deutsche Landvolk im Hinblick auf die Arbeits­schlacht, den Aufbau der neuen Wehrmacht und den Um. bzw. Ausbau der gewerblichen Wirt- schaft im Rahmen des Vierjahresplans zur Stei- gerulw der landwirtschaftlichen Erzeugung nicht die Möglichkeit hatte, zusätzlich große Kapitalien und zusätzliche Arbeitskräfte einzusetzen. Nach der landläufigen Meinung liberaler Nationalökonomen hätte demnach jeder Versuch, die Erzeugung in der Landwirtschaft zu steigern, zu einem Miß- erfolg führen müssen. In Wirklichkeit haben wir aber doch Erfolge erzielt, die für den Aufbau Großdeutschlands von entscheidender Be­deutung waren. Reichsminister Darrö führte dabei eine Reihe von Beispielen an. die zeigen sollen, wie die landwirtschaftliche Erzeugung des

vergangenen Jahres dem Durchschnitt des vorher- gehenden Jahrfünfts um ein Mehrfaches übertrifft. So betrage die Erzeugungssteigerung bei Brotgetreide 2,3. bei Futtergetreide 2. bei Kartoffeln 9,2 Millionen Tonnen.

Wenn diese Mehrerzeugung an Nahrungsmitteln im Jahre 1938 nicht zur Verfügung gestanden hätte, sondern zur Befriedigung des gestiegenen Verbrauchs zusätzlich aus dem Ausland cingeführt worden wäre, so hätten wir für rund zwei Mil- liarden Mark mehr Lebensmittel ein- führen müssen, als dies tatsächlich im Jahre 1938 notwendig gewesen ist. Was dies bedeutet hätte, wird vielleicht erst klar, wenn man sich vor Augen hält, daß die Gesamtausfuhr des Altrei- ches trotz größter Anstrengungen im Jahre 1938 insgesamt nur den Wert von 5'/« Milliarden Mark erreichte. Da es bei der gegenwärtigen Lage der Weltwirtschaft ausgeschlossen gewesen wäre, eine um rund zwei Milliarden höhere Ausfuhr zu erreichen, so hätten wir ohne die genannten Er­folge der Erzeugungsschlacht im Jahre 1938 also nur vor der Wahl gestanden, entweder auf volks­wirtschaftlich notwendige Rohstoffe oder aber aus eine ausreichende Ernährung verzichten zu müssen.

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Dieser Erfolg wurde erreicht trotz Mangels an Kapital und an Arbeitskräften. Wir konnten im wesentlichen nur die Herzen und den Willen der deutschen Landmenschen einsetzen, für den Führer zu arbeiten und ihm bei der Durch­führung seines Werkes durch Pflichterfüllung bis zum Letzten zu helfen. Unsere Erzeugungsschlacht wurde di« ganzen Jahre hindurch im wesent­lichen mit der Energie und dem verbissenen Fana­tismus der Millionen von Bauern, Bäuerinnen und Landarbeiter geschlagen. Es ist aber auch das Verdienst des im Reichsnähr st and zu­sammengeschlossenen Korps der ehrenamtlichen Bauernführer und ihrer Mitarbeiter, diesen Wil­len des deutschen Landvolkes und seine Einsatz­bereitschaft immer wieder geweckt und gestärkt zu haben.

Aus der Kette der vielen Dinge, die wir in den letzten Jahren zur Mobilmachung der Kräfte des einzelnen Landmannes für die Erzeugungsschlacht getan haben, läßt sich vor allem aber die Reichs- nähr standsaus st ellung nicht wegdenken. Sie zeigt Jahr für Jahr dem deutschen Landvolk die für das ganze Reich gültig« Marschrichtung, die in Zukunft eingeschlagen werden muß.

Verbesserung der Fettversorgung!

Nachdem es in den verflossenen Jahren der Erzeugungsschlacht gelungen ist, außerordentliche Reserven an Brotgetreide zu schaffen, ist die Ver­besserung der Fettversorgung in Zukunft das wich­tigste Gebiet, das im Hinblick auf unsere Devisen­lage einer Meisterung bedarf. Insbesondere wird eS hier aus eine Vervielfachung des Oel- fruchtanbaues und auf eine weitere Steigerung der Milch, und Butter­erzeugung ankommen. In wenigen Wochen werden auf diesen Gebieten sehr wichtige Entschei­dungen der Reichsregierung fallen, die von der Preisseite soweit irgend möglich die Voraussetzun­gen einer solcher Steigerung der Fetterzeugung geben werden. Schon jetzt aber muß sich die deutsche Landwirtschaft auf diesem Gebiet auf stärkste

Aktivierung der Futter- und Oelerzeugung ein­stellen.

Der Mangel an Arbeitskräften

Wir müssen aber auch erkennen, daß die Ge- samtzahl der Arbeitskräfte unseres Volkes in den nächsten Jahrzehnten zu gering ist, um alle die Aufgaben zu bewältigen, die wir in der Landwirtschaft vielleicht für notwendig halten. Die Zahl der Geburten reicht in Deutschland zur Bestandserhaltung des Volkes nicht aus. Eine endgültige Ueberwindung des Mangels an Arbeitskräften in unserer Volkswirtschaft wird es deshalb erst dann geben, wenn das gesamte Volk noch mehr als bisher die auch heute noch nicht völlig überwundene materialistische Einstellung zur Frage des Kindes ab legt und durch eine neue nationalsozia­listische Haltung und den Willen zum Kinde er­setzt. Die Meisterung dieser seelischen Aufgabe ist die Voraussetzung der Erreichung des völkischen Zie- les. Dieser seelischen Aufgabe soll auch die För­derung der Leibesübungen auf dem Lande dienen. Es ist die Ausgabe der Leibes­übungen, unser Landvolk und vor allem die Landjugend körperlich und seelisch mehr und mehr §u einer neuen, daS Leben und die Zukunft be­jahenden, selbstbewußten bäuerlichen Haltung zu erziehen.

Ueberwindung der Landflucht

Auch die Landflucht wird nicht dadurch über­wunden, daß man die Stadt und ihre Methoden auf das Land verpflanzt, sondern dadurch, daß man den Menschen auf dem Lande wieder die Sicherheit zu sich selber gibt und so die geistige Seuche der Stadtsucht immunisiert. Es wäre ein Irrsinn, zu glauben, daß die Stadt oder die Industrie aus unserem Volksleben fortzuden­ken wären oder gar auch nur ihre Berechtigung zu bestreiten. Aber es ist nicht notwendig, daß das Landvolk als Lebensquelle des Volkes an der Stadt und an der Industrie stirbt. Wir müssen dem vielfach veräußerlichten städtischen Lebens­

ideal ein starkes, deutsches, sicheres, bäuer­liches Selbstbewußtsein gegenüberstellen. Nur wer die Würde des ländlichen Lebens wieder anzuerkennen bereit ist, wird erwarten dürfen, daß das Landvolk sich seines Wertes bewußt wird. Damit erst ist die Voraussetzung geschaffen, um der Stadtsucht entgegenzutreten.

Die Zahlen über den Nachwuchs an Arbeits- kräften lehren uns, daß auch in weiter Zukunft eine weitestgehende Technisierung der Landarbeit notwendig sein wird. Wir müssen bei der Technisierung der Landarbeit den Vorsprung einholen, den der gewerbliche und städtische Sektor unserer Wirtschaft gegenwärtig natürlicherweise noch aufweist. Es wird Aufgabe des gesamten Volkes und der gesamten Volkswirt, schaft sein, im Interesse der Dolksernährung diese Technisierung der landwirtschaftlichen Er­zeugung, die die Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahrzehnte unmöglich machte, soweit wie möglich zu erleichtern.

Marktordnung Grundlage der Handelspolitik

Auch der Ausbau unserer Handelsbeziehungen zu Südosteuropa macht diese Anstrengun­gen in keiner Weise überflüssig. Es gibt nicht nur eine politische Einkreisung, mit der Deutschland zu rechnen hat. sondern ebenso auch eine Wirt, schaftliche Einkreisung, die nicht weni­ger ernst zu nehmen ist. Ebenso wie die politisch« Einkreisung brauchen wir aber auch diese wirt­schaftlichen Einkreisungsversuche nicht zu fürch­ten. Wir haben bereits im Herbst 1934 aus dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft die Konse­quenzen gezogen und zur Erzeugungsschlacht auf­gerufen, um durch den Kampf für die Nahrungs­freiheit dem Führer eine der Voraussetzungen für eine selbständige Außenpolitik zu schassen. Auf dem Parteitag 1936 wurde auch der gewerbliche Sektor unserer Wirtschaft durch den Vierjahres­plan bewußt aus größere Selbstversorgung unse­rer Volkswirtschaft ausgerichtet. Ich darf viel­leicht hier einflechten, daß wir heute insbesondere mit dem Südosten aus einer Grundlage Handels­politik treiben, die erstmals vom Neichsministe» rium für Ernährung und Landwirtschaft auf der Voraussetzung der Marktordnung des Reichsnährstandes durchgeführt wurde und heute praktisch zur Grundlage aller deutschen Handels­politik geworden ist.

Obwohl also die nationalsozialistische Agrar­politik die Anstrengung der deutschen Landwirt­schaft zur Leistungssteigerung bereits weitest­gehend erfüllt hat und obgleich unser Streben auch in Zukunft eine dauernde weitere Mehrleistung sein wird, so hat diese Agrarpolitik doch auch an­dererseits die Möglichkeit oder aber bessere Vor­aussetzungen dafür geschaffen, die Agrarüber- schüsse anderer Staaten aufzuneh­men. Gerade für die Aktivierung unserer Han­delsbeziehungen mit^pem Südosten ist dies von entscheidender Bedeutung, da hierdurch nicht nur die Abnahme der heutigen Ueberschüsse an lebens­wichtigen Nahrungsmitteln des Südostens ermög­licht wird, sondern Deutschland sehr viel größere Mengen als bisher aus diesen Ländern einzufüh- ren rermag.

Reichsminister Darr« schloß seine Ausführungen in dem Glauben, daß das deutsche Volk auch in der Ernährungsfrage in Stadt und Land zusam­menstehen werde wie ein Mann, um dem Führer zu helfen, den Ring der Einkreisungsmächte z« durchbrechen.