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Calw im Schwarzwald
Mittwoch, den 17. Mai 1939
Nr. 114
Die Wacht im Mestm
LinÄZer unserZlörbarer 61ock LU8 un6 öelon / kurzen 6er KamerLäsekatt
- Von Reichspressechef Dr. Dietrich
Saarbrücken, 16. Mai. Die Fahrt des Führers entlang der Westgrenze zur Besichtigung des dort geschaffenen gewaltigen Ve- festigungswerkes ist ein Ereignis, das diejenigen ganz besonders bewegt, die schon einmal vor 2V Jahren als Soldaten des großen Krieges die eherne Wacht im Westen des Reiches gehalten haben. Wenn man heute dieses einzigartige, lückenlose Vefestigungs- system aus Stahl und Beton durchquert. Wenn man durch den tiefqcgliederten Panzergürtel jener militärisch bis ins letzte durchdachten Anlagen fährt, die von den fleißigen Händen Hunderttausender deutscher Arbeiter in wenigen Monaten buchstäblich ans dem Boden gestampft wurden, dann werden in den alten Frontsoldaten Erinnerungen lebendig an jene Zeit, da sie vier Jahre lang die Front im Westen unter so ganz anderen Verhältnissen und Bedingungen gehalten haben.
Angesichts dieses undurchdringlichen, groß, artigen Verteidignngswalles mit allen seinen Schutzmitteln und Sicherungen tauchen wie ein böser, wenn auch stolzer Traum jene Bilder wieder vor ihnen auf, die ein Leben unsäglich harten Kampfes und treuer Kamerad- schuft unauslöschlich in ihre Seele gegraben hat. Wir denken an die Kette der blutigen Abwehrfchlt chten von La Basse, Loos und Loretto, die Hekatomben von Menschenopfern forderten, wir denken an die Hölle von Ver- dun. die keiner vergessen kann, der sie in ihren Schrecken erlebte, wir erinnern uns der endlosen Todesschlacht an der Somme, der furchtbaren Nbwehrkämpfe von Arras. wo an jedem Graben Regimenter und Divisionen verbluteten, wir gedenken der Schlachtfelder landerns. deren Granattrichter Hunderttauenden deutscher Soldaten zum einsamen Grab wurden.
Damals- ein unsagbar tapferes, aber auch unsäglich zermürbendes, opferreiches Ringen der Menschen in einem ungleichen Abwehrkamps gegen die Uebermacht des Materials.
Und heute?
Wer mit dem erfahrenen Auge des Frontsoldaten die tiefgegliederten Anlagen des deutschen Westwalls betrachtet, wer Gelegenheit hat. diese lückenlos ineinander greifende Kette der tief in die Erde versenkten Betonwerke und stählernen Abwehrnester zu begehen. wer ihre bis ins letzte fürsorglichen Einrichtungen, Deckungen und Sicherungen für jeden Mann der kämpfenden Truppe sieht, dem überkommt ein Gefühl tiefst erBeruhigungundunendlichex Zuversicht.
Er weiß: hier wird der deutsche Soldat, der vier Jahre lang fast deckenlos dem Eisenhagel einer ganzen Welt trotzte, nun selbst
in Stein und Eisen stehen! Eine stählerne, unzerbechliche Wacht, an der jeder Angriff zerschellen muß!
Er weiß: hier wird er nicht mehr hingekauert an den Wänden der Granattrichter, ein Erd- loch verteidigen — um sich die tobende Hölle, unter sich die gelbe Pfütze, über sich die Geschoßgarben der Flieger, neben sich niemand Und vor sich den Tod.
Er weiß: daß er bürtigen Was wird. Gegen den Dynamit steht feine
ich hier mit ebenen verteidigen Angriff von Eisen und Deckung von Stahl und Beton. Gegen die panzergeschützten Feuerschlünde der Tanks stehen die unpassierbaren Hindernisse und das gezielte Feuer seiner Abwehr aus noch besserer Deckung.
Er weiß: der deutsche Soldat, der diese Stellung hält, wird nicht mehr inmitten des Trommelfeuers in Erdlöchern unter Zeltbahnen ruhen, schlaflos und gequält ln Erwartung des Volltreffers, der nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung entweder ihn oder die Kameraden in den Nachbarlöchern zerschmettern wird. Er wird nicht mehr — wenn er Glück hat — die Nacht zusammengerollt wie ein Hund auf einer Stollentreppe verbringen und nicht mehr voll berechtigten Neides aus die wenigen Bunker der hohen Kommandostellen blicken, sondern selb st
mit seinen Kameraden darin Hausen.
Diese Stellungen sind stark und uneinnehmbar! Denn um den lebendigen Wall der Leiber, der im großen Krieg vier Jahre lang standhielt, ist nun ein einziger unzerstörbarer Block aus Stähl und Beton gelegt. Im wahrsten Sinne des Wortes! Denn wo in diesem Schutzwall kein Beton ist, da ist Stahl! Der blanke Stahl der Schußgarben, die auch die kleinsten Lücken schließen.
In Zukunft werden die deutschen Soldaten im Westen nicht mehr in Erdlöchern, sondern in Tausenden und aber Tausenden von steinernen Festungen in Stellung liegen.
Jeder dieser zahllosen Bunker, jedes dieser waffendräuenden Werke ist im einzelnen uneinnehmbar! Denn sie find nicht nur Bauten aus Stein und Stahl, sondern auch Bur- genderKameradschaft. Die Männer, die sie in sicherer Decknung verteidigen, werden auf Gedeih und Verderb zusammenhal- ten.
Als ein einfacher Frontsoldat kämpfte er in den Gräben und Granattrichtern des gro- ßen Krieges — als oberster Befehlshaber der deutschen Soldaten schuf er seinem Volk diese Wehr des Friedens.
Der Führer an -er Saar
Oie Oaulciler besichtigten cien cieutseken Westes!!
Trier, 16. Mai. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht setzte am 16. Mai die Inspektionsreise an der Westgrenze im Raume der Saar fort.
In den Morgenstunden des Dienstags begann von Saarbrücken aus die große Fahrt der Reichs- und Gauleiter der NS.° DAP. an den Grenzwall des Deutschen Reiches im Westen. Unter Führung des Oberbefehlshabers des Heeres, Generaloberst v o n Brauchitsch. ging die Fahrt zunächst in das südlich von Saarbrücken liegende Gelände, in dem die Befestigungsarbeiten aus Befehl des Führers im vergangenen Winter ausgenommen wurden. Ueberall sieht man jetzt schon den gewaltigen Grenzwall, der dem treuen Saarland eine sichere Wehr ist. der Fertigstellung entgegengehend. Ueber Völklingen und Mettlach ging dann die Fahrt weiter durch das herrliche Saartal. Auch für das politische Führerkorps Adolf Hitlers war der ihnen gebotene Einblick in das gewaltige Befestigungswerk ein unvergeßliches Erlebnis. Jeder Gau jeder Stamm in unserem Volke, weiß man endlich, wie unvorstellbar stark das Reich
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Italiens PanrergSrtel segen Frankreich
Der Duce besichtigt kefesbgungen an 6er ^Ipengrenre
ge. Nom, 17. Mai. Am Dienstag besichtigte Mussolini die Grenzbefestigungen der italienischen Alpengrenze g,e g en Frankreich. Zum erstenmal erfährt die italienische Oeffentlichkeit, daß hier in 2500 Meter Höhe ein Panzergürtel von ungeheurer Festigkeit die Grenze Italiens schützt. Zwischen den 3000 Meter hohen Gipfeln besichtigte Mussolini das höchstgelegene Fort Europas auf dem Massiv des Monte Chaberton, während die schweren Batterien ihren Salut durch die Bergtäler donnerten. Auf den Gipfeln waren Jnichrif- ten angebracht, die an das Wort des Duce erinnerten: „Grenzen diskutiert man nicht, man verteidigt sie."
Di: Bevölkerung und die in den Alpentälern stationierten Grenztruppen bereiteten dem lichenEmpfang. Einheiten der Forstmiliz Duce einen unbeschreiblich herz- und des ersten Armeekorps bildeten Spalier. Der Duce besichtigte die weit verzweigten Ver
teidigungsanlagen, die dieses „Tor Italiens" schützen.
Um Militärpakt Holland-Belgien
kv. Brüssel, 17. Mai. In der letzten Woche befaßte sich ein Teil der belgilschen Presse mit den lmmer wieder erörterten Plänen einer Militärkonvention zwischen Belgien und Holland zur gemeinsamen Verteidigung der Grenzen der beiden Staaten un Falle eines Angriffs. In den Niederlanden fand diese Anregung weder bei der Regierung, noch bei der öffentlichen Meinung Anklang. Im „Standard", dessen Besitzer Sap Minister im Kabinett ist, schreibt dazu der Völkerrechtslehrer Professor Van Goethen von der Universität Löwen, daß die Position Belgiens ohne Militärbündnis mit Holland weit stärker sei. als mit irgendeiner Militärvereinbarung mit dem nördlichen Nachbarstaat.
sein unüberwindliches Werk Westen ausgebaut hat.
In Mettlach. Sa-arburg. in Konz und in allen anderen festlich geschmückten Saarorten, durch die der Oberbefehlshaber des Heeres mit seinen Gästen kam, wurde ihnen von der Bevölkerung ein jubelnder Empfang zuteil. Hier grüßte das treue Saarvolk alle Gaue unseres Großdeutschen Reiches, mit denen es unter Adolf Hitler zu einer unzerreißbaren Einheit verbunden worden ist. In den Mittagsstunden wurde das im Festschmuck prangende Trier erreicht, wo der erste Teil der Besichtigungsfahrt der Reichs- und Gauleiter abgeschlossen wurde.
Es ist das erste Mal. daß der Führer dieses Gebiet durchfährt, und die Bevölkerung kann ihm nun zwiefachen Dank abstatten, den Dank an ihren Befreier und den Dank zugleich für den endlichen Schutz, den der Führer diesem Lande vor jedem feindlichen Einfall gegeben hat. das Jahrhunderte hindurch immer allen Bedrohungen offen stand. Die Fahrt des Führers führt abermals dicht an die Grenze hin. Sie wird häufig unterbrochen, weil der Führer an strategisch wichtigen Punkten das Gelände Prüft, ob auch alle Möglichkeiten einer unbedingten Verteidigung erschöpft find. Der Schutz des Saarlandes soll so vollkommen sein wie nur irgend möglich. Wo auch immer noch einzelne Verstärkungen des Westwalles möglich erscheinen, werden sie sogleich vom Führer noch zusätzlich angeordnet.
Der Führer lm Smitheater Saarpfalz
Saarbrücken, 16. Mai. Am Dienstagabend besuchte der Führer in Saarbrücken die Aufführung der Millöckerschen Operette «Die Dubarry" im Gautheater Saarpsalz. Bei dieser Gelegenheit traf der Führer mit den Reichs- und Gauleitern der NSDAP, zusammen, die sich auf Einladung des Oberbefehlshabers des Heeres. Generaloberst von Brauchitsch, seit Montag ebenfalls auf einer Besichtigungsreife im Westen befinden. In der Pause begrüßte der Führer eine A b - ordnungvonArbeiterndesWest. Walles, die der Oberbefehlshaber des Heeres. von Brauchitsch. nach Saarbrücken zur Vorstellung im Gautheater eingeladen hatte. Der Führer dankte ihnen und durch sie allen ihren Kameraden durch eine kurze Ansprache für ihre treue Arbeit an diesem gewaltigen Werk.
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Vou unserer berliner Sevriktleitoog
Lr. Or. Berlin, 17. Mai.
Man nehme nach Belieben das „Oeuvre", den „Temps", „Paris Soir", ja selbst die kommunistische „Humanste" zur Hand: ohne Aus» nähme wenden diese Blätter und mit ihnen die gesamte Pariser Presse ihre» ungeteilte Aufmerksamkeit der Besichtigungsreise desFührers »n den We st wall zu. Bor dresem Ereignis treten sogar die eigenen diplomatischen Bemühungen in den Hintergrund. Weit mehr interessiert sich heute die französische Oeffentlichkeit für die Frage, was dieser ausgedehnte Besuch des Führers im Westen zu bedeuten habe. Die Kriegshetzer sind natürlich um eine schnelle Antwort nicht verlegen und streuen die frivole Behauptung aus, Hitler werde sich der Unangreifbarkeit Deutschlands versichern, um dann „loszuichla- aen" und seine Pläne im Osten zu verwirklichen. Die gemäßigtere Richtung entscheidet sich für die Annahme, der Führer setze damit die Politik der systematischen Einschüchterung seiner Gegner fort. Beiden Auffassungen gemeinsam ist der schlecht verhehlte Aerger über das Bestehen des Westwalles.
Bei nüchterner Betrachtung ergibt sich jedoch kaum ein triftiger Grund, der die Verärgerung, und das Mißtrauen auf der Gegenseite recht- fertigen könnte. Dem ewig um seme Sicherheit besorgten Frankreich müßte doch die deutsche Panzerabwehr im Westen ein Garant des absoluten deutschen Friedenswillens sein. Ein Feind, der Angrisfsabsichten hegt, umgibt sich nicht mit Festungen und gräbt sich in die Erd« ein. Das müßte auch den Pariser Gespenstersehern einleuchten.
Gewiß, der selige Barthou unp mit ihm Clemenceau und Poincarä würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie mitansehen müßten. daß das ohnmächtige Deutschland von Versailles dem gepanzerten Reiche Adolf Hitlers gewichen. Sie könnten es nimmer verwinden, daß deutsches Land nicht mehr länger schutzlos dem mutwilligen Zugriff und fremden Herrschaftsgelüsten ausgelrefert ist. Denn sie sahen ja ihr Lebenswerk darin, das gehaßte Deutschland auf ewig niederzuhalten und jede Regung seines nationalen Lebenswillens durch Gewaltmaßnahmen zu ersticken. Aber unseres Wissens hat sich die derzeitige Staatsführung Frankreichs andere Ziele gesteckt und ihre führenden Persönlichkeiten haben wiederholt das deutsche Lebensrecht anerkannt. Der laute Pariser Aerger will uns fast als Rückfall in längst verflossene Zeiten erscheinen und liest man die Betrachtungen zur Besichtigungsreise des Führers, dann hört man deutlich daraus das Wehklagen um unerreichbar entrückte Sehnsüchte.
Ja. den Kriegstreibern ist daS Konzept aufs gründlichste verdorben. Sie können heute wühlen und Hetzen wie sie wollen. können Bündnisse schließen und Garantien nach Belieben verteilen — um die Existenz des deutschen Westwalls kommen sie nicht herum. Die feingeschlungensten Ein- kreisungSnetze reißen an dieser Stelle.
Alle Ermahnungen an die polnische Adresse . vermochten die chauvinistischen Amokläufer nicht auf die Bahn des gesunden Denkens zurückzusühren. Die Besichtigungsreise deS Führers jedoch hat eine überraschende momentane Ernüchterung in Warschau bewirkt. Man stellte erstmals schüchterne Betrachtungen über die für ein kriegslüsternes Polen entscheidende Frage an. in welcher Form sich denn das Hilfeleistungs- Versprechen Englands und Frankreichs auswirken werde. Selbst dem himmelstürmenden Größenwahn der polnischen Militärs setzte die unübersteigbare Mauer des Westwalls ein jähes Ende. Tie Nachricht von der Besichtigungsfahrt Mussolinis an die italienischen Grenzbefestigungen ist ein weiterer kühlender Tropfen aus die hitzigen Köpfe, ob sie nun in London. Paris oder Warschau ihre Prävenlivpläne ausbrüten.
Bei der augenblicklichen polnischen Geistesverfassung ist kaum damit zu rechnen, daß die Ernüchterung von dauerhaftem Bestand sein wird. Vor dem aufreizenden Klang der gellenden Haßtrompeten bersten die Mauern der Vernunft. Schon wieder liegen Meldungen über neue Exzesse vor. Der in den Zeitungsspalten entfesselte Haß gegen alle»