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.an Amonn, ein Meisterwerk genannt werden. Nach seinem Er- ,und ist nur oormgliches Material verwendet. Die Windladen, das Regierwerk, samt dem Gebläs sind äußerst pünktlich und mit den neuesten Einrichtungen versehen; tadellos hergestellt worden. Die Disposition der Register ist vorschriftsmäßig, und ihre Intonation und Tonfarbenmischung mit der der Firma eigentümlichen künstlerischen Sicherheit und Feinheit sowohl in den starken, als in den sanften Stimmen ausgeführt worden. Dieses Urteil des Orgelrevidenten fanden letzten Sonntag der Kirchengesangverein aus Calw und am Mittwoch, den 5. Nov., die Lehrerkonferenz, welche beide in der Kirche Ausführungen veranstalteten, in denen die Orgel teils stelbstständig auftrat, teils die Gesänge begleitete, vollkommen bestätigt. Wir gratulieren daher nicht nur der Gemeinde Zavelstein zu ihrem herrlichen Orgelwerk, sondern empfehlen auch unfern Orgelbaumeister Weigle andern Gemeinden, die ihre Kirche durch eine schöne Orgel zu bereichern gedenken, aufs wärmste.
* In Stammheim hat sich dieser Tage eine ältere, zeitweise geistesgestörte Frauensperson vom Waschhaus, wo sie beschäftigt war, entfernt, ohne wiederzukehren. Jbre Angehörigen vermuteten Schlimmes und veran- laßten ein Suchen im Walde, das jedoch erfolglos war. Die Besorgnisse steigerten sich und bereits glaubte man die Vermißte irgendwo tot aufzufinden. Fünf Tage später jedoch entdeckte man die Flüchtige in einer Nachbarsscheuns, in der sie sich, und zum Teil auch im Walde, verborgen gehalten hatte.
Altensteig, 3. Nov. Die Feuerwehrbezirksprobe fand gestern Nachmittag in hiesiger Stadt in Gegenwart des Oberamtmanns und des Bezirks- seuerlöschinspektors unter dem Zulaufe einer großen Zuschauermenge statt. Hiebei beteiligten sich die Feuerwehren von hier, Nagold, Haiterbach, Wildberg und Ebhausen, sowie die Steiger- und Spritzenmanchschaften von Walddorf und Spielberg. Die sehr gut durchgeführle Probe fand allseitige Befriedigung und machte der hierauf gefolgte Parademarsch, der 400 Mann im Gefolge der sämtlichen Feuerlöschgerätschaften, durch die Stadt namentlich den vielen anwesenden Landbewohnern und der Kinderschaar große Freude. Die Chargirten obiger Mannschaften tagten vormittags von 10—12 Uhr; das Mittagsmahl wurde gemeinschaftlich im Gasthof zur Traube eingenommen. Mit eingebrochener Dunkelheit entfernten sich am Abende die gern gesehenen auswärtigen Feuerwehren und die übrigen Gäste.
Heilbronn. Die Witwe Katharine Stapf in Lautern, Gemeinde Sulzbach, Oberamts Backnang, ist eine arme Frau und hat vier Kinder zu ernähren. Im August d. I. fehlte es ihr einmal ganz an Nahrungsmitteln und in ihrer Not wandte sie sich an einen Nachbarn um Rat. Dieser teilte ihr mit, daß ein Apotheker in Backnang Tollkirschen kaufe und bot sich zugleich an, für sie solche im Walde zu sammeln. Die Witwe Stapf nahm das Anerbieten an, erhielt von dem Nachbarn eine Quantität von diesem gesammelten Tollkirschen und übergab diese, da sie selbst wegen eines kranken Kindes das Haus nicht verlassen konnte, ihrer beinahe 12 Jahre alten Tochter Rosine mit dem Aufträge, dieselben näch Backnang zu tragen, dort in der Apotheke zu verkaufen und ihr den Erlös zurückzubringen. Die Kirschen hatte sie in einen kleinen Korb verpackt und, da ihr ein Deckel zu demselben fehlte, ein Tuch darüber gebreitet, auch ihre Tochter auf die giftige Eigenschaft der Früchte hingewiesen und sie ermahnt, dafür besorgt zu sein, daß niemand, insbesondere keine Kinder, Zugang zu derselben erhalten. Das Mädchen begab sich mit den Kirschen auf den Weg nach Backnang, traf aber in Oppenweiler mit einer Schulgenossin zusammen und wurde von dieser auf der Straße daselbst herumgezecrt, wobei einige der Tollkirschen aus dem Korbe auf die Straße fielen und hier im Staube liegen blieben. Den Rest verbrachte das Mädchen nach Backnang, konnte denselben aber nicht verkaufen und kam unverrichteter Sache wieder nach Hause. Kurz nach ihrer Anwesenheit in Oppenweiler hatten einige Kinder, der 2 Jahre alte Reinhold Heck und dessen 3 Jahre alter Bruder Friedrich, sowie zwei Kinder eines Schneider Ortwein die Kirschen auf dem Wege liegen sehen und sämtlich von denselben gegessen. Dieselben erkrankten alsbald unter so schweren Erscheinungen daß der am gleichen Abend noch herbeigerufene Oberamtsarzt Dr. Köstlin von Backnang bei den beiden erstgenannten Kindern die Hoffnungslosigkeit ihres Zustandes sofort erkannte, wie denn auch dieselben trotz der angewandten Mittel am 26. und 27. August verstürben. Die beiden anderen Kinder wurden gerettet. Der Tod der verstorbenen Kinder war
Amtkicke Kekaantmackmagea.
Sommenhardt.
Gerichtsbezirks Calw.
Liegevschafts-Berkauf.
In der Verlassenschaftssache der Magdalene, geb. Erhardt, gew. Ehefrau des Adam Friedrich Kalmbacher von Lützenhardt, kommt die sämtlich vorhandene Liegenschaft, nervlich:
auf Markung Lützenhardt:
Hs. Nr. 17 1 » 67 qm ein zweistockigtes Wohnhaus mit Backofen,
Stallung, gewölbtem Keller und Scheuer oben im Dorf,
84 gm Hofraum dabei,
2 s 51 gm Anschlag 3000 ^
26 gm ein Streuschopf beim Haus.
Anschlag IM ^
P. Nr. 223 2. 3
P. Nr. 226/1.
P. Nr. 51 P. Nr. 226/3.
Güter:
bs 59 a 2 qm gebautes Wechselfeld, Gras und Baumgarten, sowie Wiese in Klingenäckern, Anschlag 5000
57 a 10 gm gebautes Wechselfeld und Wiese in Hofstett,
Anschlag 800 04
19 a 37 gm Wiese in Stutwiesen, Anschl. 225 ^
22 s 35 gm Wiese in Hofstett, Anschl. 275 ^
nach dem ärztlichen Gutachten eine unmittelbare Folge der durch den Genuß der Tollkirschen bewirkten Vergiftung derselben. Die Witwe Stapf wurde der fahrlässigen Tötung der beiden Kinder durch Vernachlässigung der ihr obliegenden Aufmerksamkeit in der Behandlung und Versendung der ihr als giftig bekannten Tollkirschen angeklagt, von der Strafkammer des K. Landgerichts aber in ihrer Sitzung vom 3. November freigesprochen, weil das Gericht sich nicht davon überzeugen konnte, daß die Angeklagte bei dem von ihr eingehaltenen Verfahren die ihr obliegende Sorgfalt und Vorsicht in einer Weise verletzt habe, daß der eingetretene Tod der beiden Kinder ihr zur Schuld zugerechnet werden könnte/
Ulm, 31. Okt. Die Urheber des Diebstahls von zwei goldenen Uhren goldenen Uhrketten, Armbändern u. s. w. sind noch gestern Abend von der Polizei in der Person zweier Handwerksburschen aus Norddeutschland aufg - griffen worden. Eine der gestohlenen Uhren hatten die Diebe in der Mütze, die andere in das Hosenfutter am Bunv eingenäht und nachdem man diese gefunden hatte, bequemten sie sich zu dem Geständnis, daß die weiter gestohlenen wertvollen Gegenstände in einem Hag auf einer Wiese bei Offenhausen versteckt seien. Dort wurden solche auch heute früh gesucht und mit Unrat zugedeckt aufgefunden, so daß sie der Bestohlenen, welche das Abhandenkommen neben dem materiellen Wert noch besonders wegen des Wertes als teurer Familien-Erbstücke beklagte, zugestellt werden konnten.
* Bremen, 1. Nov. Die Dampfer des „Norddeutschen Lloyd in Bremen" haben in jüngster Zeit zweimal Gelegenheit gehabt, sich hülfreich zu erweisen. Der am 6. Sept. von Bremen abgegangene Dampfer „Weser" traf an der Küste von Florida den daselbst gestrandeten Dampfer „Marseille" von der „Oompag-nia Oommsrcisl« in llüvro" und übernahm von demselben 12 Kajüts- und 61 Zwischendeckspaffagiere, die bei ihrer Landung in Claveston nicht genug die ihnen an Bord der „Weser" bewiesene Menschenfreundlichkeit rühmen konnten. Heute bringt der Telegraph die Nachricht aus Newyork, daß der Lloyddampfer „Rhein" gestern in Newyork angekommen ist mit 186 Personen, Passagiere und Mannschaft aus dem am 24. Oktober brennend auf See angetroffenen Dampfer „Maasdam" von der Rotterdamer Linie. Die „Maasdam" war am 25. Okt. von dem Lloyddampfer „Oder" vollständig ausgebrannt gesehen, und es ist erfreulich, daß die Besorgnisse, die man um das Schicksal der Menschen auf der „Maasdam" haben mußte, verhältnismäßig rasch gehoben sind.
Vermischtes.
— Ein Gutspächter bei Ronneburg (Gera) hatte, um die Wähler der Arbeiterpartei für den Kandidaten der eigenen Partei zu gewinnen, mehrere Hektol. Freibier auflegen lassen. Die Arbeiter lohnten dem freigebigen Spender jedoch mit schnödem Undank, sie ließen dem edlen Gerstensäfte zwar alle Ehre wiederfahren, gingen dann jedoch in das Wahllokal, um ihrem Kandidaten ihre Stimme zu geben. Als der Pächter nach Feststellung der Wahl davon Kenntnis erhielt, machte er den Arbeitern Vorwürfe. Da kam er aber übel an. Er mußte schleunigst die Flucht ergreifen, seinen Sohn schlugen sie mit einem Bierseidel nieder.
— Praktisches Verständnis. Hausherr: „Ich bitte, Herr Studiosus, heute einen Teller Suppe bei uns zu essen!" — Student: „Ich bin Ihnen sehr verbunden, jedoch kann ich Ihre Einladung erst morgen annehmen, da Ihre Frau Gemahlin bereits die Güte hatte, mich für heute Mittag einzuladen." _.__
Rg l. Standesamt Tatw.
Vom 94. Okt. bis 1. Nov. 1884.
Geborene.
28. Okt. Robert, S. d. Georg Wilhelm Wiedmann. Fabrikanten.
3!. . Pauline, T. d. Wilhelm Scknanfer. Bahnhoftaglöhners,
t. Nov. Rosa Clara, T. d. Johann Georg Dingler, Taglöhners.
Getraute.
30. Okt. Wilhelm Heinrich Gicbenralh, Bäcker von hier mit Regine Luise Bausch von Sindclfingcn.
Gestorbene.
24. Okt. Wilhclmine Magdalene Rosine Binder, ledig von hier, 75 Jahre alt.
P. Nr. 410, 2 P. Nr. 412 P. Nr. 419
P. Nr. 421/1 P. Nr. 161
P. Nr. 224
10 a 6 qm Laubwald,
15 a 58 gm „
48 a 53 qm „
74 r, 17 qm im Scheurenüerg Anschl. 300 OL
63 a 3 qm Laubwald daselbst Anschl. 400
auf Markung Röthenbach:
30 » 30 qm Nadelwald im Frohnwald,
Anschlag 100 04
Markung Agenbach:
17 s 62 qm Nadelwald und unbest. Weg im alten Hau,
Anschlag 90 OL
auf den Antrag der Erben am
Freitag, äea 14. ä. M, vormittag« 9 Wr,
erstmals auf dem Rathaus in Sommenhardt im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf.
Das ganze bildet ein Bauerngut. An dem Kaufschilling ist 4z baar, der Rest in 3 gleichen Jahreszielern pr. Martini 18?5:87 zu bezahlen und vom Tag der Genehmigung an zu 5v/g zu verzinsen.
Käufer werden eingeladen.
Den 6. November 1884.
Amtsnotar Dip per.