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Abonnementspreis halbjährlich 1 X 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 X 30 sonst in ganz Württemberg 2 Xi 70 «j.
Politische Nachrichten.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.
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Donnerstag, den 6. November 1884.
Deutsches Reich.
Berlin, 1. Nov. Abgesehm von 100 Stichwahlen ist heute Abend das Ergebnis der Reichstagswahlen bekannt. Der Zusammenbruch der „deutsch-freisinnigen" Partei wird von keiner Seite mehr bestritten. Sagen doch heute selbst die „Demokrat. Blätter": „So viel steht schon heute fest, daß die Wahlen einen Rückgang der deutsch-freisinnigen Partei darstellen, wie ihn in ähnlichem Umfange noch keine andere Partei erfahren hat." Die alten Fortschrittler schieben die Schuld auf die hinzugetretenen Sezessionisten und umgekehrt. In den Reihen der Partei gährt es gewaltig, und es ist zu erwarten, daß die wieder in den Reichstag gelangte Hälfte der früheren Deutschfreisinnigen hundert ernste Kämpfe in ihren eigenen Reihen durchzumachen haben wird. Die Spitze, welche der Linksliberalismus verloren hat, sind den Nationalliberalen und Konservativen zu Gute gekommen. Gegen die Schwächung der Radikalen und die Verstärkung der gemäßigten Parteien kommt die gleichzeitig erfolgte Vermehrung der Sozialdemokraten an Bedeutung gar nicht auf, so sehr sich auch die freisinnigen Organe in ihrem Aerger und ihrer Verlegenheit bemühen, auf diese übrigens mit großer Uebertreibung angegebene Verstärkung der Sozialdemokraten als auf das eigentlich bedeutungsvolle und erschreckende Ergebnis der Wahlen hinzuweifen. Was die nun sichern Ergebnisse de. letzter» anlangt, so sind sie ziffermäßig folgende: die Deutschkonservativen haben 64 Siege erfochten, die Freikonservativen 23, die Nationalliberalen 41 (die Angaben sind bei diesen Fraktionen deßhalb ver- f schieden, weil die Grenze zwischen Freikonservativen und Rationalliberalen I bei einzelnen Mandaten nicht fest steht, ebenso wie einzelne „Freikonservative" andererseits für „Deutschkonservative" ausgegeben werden), die Freisinnigen 29, das Zmtrum mit den Welfen 99, die Volkspartei 2, die Sozialdemokraten 9, die Polen 17, die Elsässer 14, die Dänen 1.. Die Nationalliberalen haben leider verloren die früheren Abg. Gneist, Blum, Hobrecht und vr. M. Weber. Sie haben noch 19 Stichwahlen mit Deutschfreisinnigen, 4 mit Konservativen, 1 mit Freikonservativen, 5 mit Welfen, 4M derVotks- partei, 5 mit Sozialdemokraten und 5 mit dem Zentrum zu erledigen. Die annähernd richtige definitive Zusammensetzung des Reichstags erhält man, wenn man einer jeden Partei die Hälfte der Stichwahlen, an denen sie sich noch zu beteiligen hat, zu ihrem schon gesicherten Besitzstände zurechnet. Danach ergeben sich folgende Ziffern: Deutsch- und Freikonservative zusammen 104 (gegen 75 im vorigen Reichstag), Zentrum 100 (wie früher), Nationalliberale 63 (gegen 45), „Freisinnige" 58 (gegen 103), Sozialdemokraten 21 (gegen 12), die übrigen kleinen Gruppen zusammen gegen 50.
— Die Zentralleitung der sozialdemokratischen Partei erläßt von Sachsen aus folgendes Zirkular:
Parteigenossen! Ein großer Teil von Euch ist diesmal wieder in der Lage, bei engeren Wahlen zwischen Gegnern von uns den Ausschlag zu geben. Dies bestimmt uns, auf die bezüglichen Kongreßbeschlüsse hinzuweisen, welche in Wyden 1880 und in Kopenhagen 1883 gefaßt wurden. Der Wydener Kongreß beschloß: „Für den Fall von Stichwahlen, bei denen nur Gegner der Partei in Frage kommen, wird den deutschen Parteigenossen im allgemeinen Wahlenthaltung empfohlen." Und der Kopenhagener Kongreß schloß sich diesem Beschlüsse an. Wir halten uns nun für verpflichtet, hier auszusprechen, daß, wo sich die Parteigenossen dennoch für Beteiligung an einer der erwähnten engeren Wahlen aussprechen, nur ein Kandidat in Frage kommen kann, der sich bestimmt und unzweideutig verpflichtet:
1) Gegen die Verlängerung des Sozialistengesetzes; 2) gegen die Verschärfung der Strafgesetze; 3) gegen die Verkümmerung oder Einschränkung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts; 4) gegen die Verlängerung der Legislaturperioden; 5) gegen die Einführung der Arbeitsbücher; 6) gegen neue Zölle und Steuern auf notwendige Lebensbedürfnisse zu stimmen.
Kandidaten, die sich auf diese Minimalforderungen nicht bestimmt verpflichten, dürfen unter keinen Umständen eine Stimme von uns erhalten. Den 30. Oktober 1884. Die Zentral-Wahlleitung: I. Auer. A. Bebel. C. Grillenberger. W. Hasenclever. W. Liebknecht.
— Ueber die Angelegenheit Schwenniuger-Dubois meldet die Post: Prof. Schwenninger hatte, nachdem er zu seiner hiesigen amtlichere Stellung berufen morden, in Erfüllung einer allgemein gesellsHrMchen An-- standspflicht allen Professoren der medizinischen Fakultät, darunter auch Geh.- Rat Dubois, einen Besuch gemacht. Dubais hatte darauf die Karte des Prof. Schwenninger demselben mit dem auf derselben gemachten Vermerk: „zurück von Geh.R. Dubois" zurückgeschickt. Prof. Schwenninger schickte in Folge dieser ihm angethanen grundlosen Beleidigung einen Bekannten zu Dubois, welcher an den Letzteren Namens Schwenningers zunächst folgendes 2fache Ersuchen stellte: 1) Den Besuch des Prof. Schwenninger zu erwidern, 2) ihm eine schriftliche Erklärung zu geben, worin Geh.R. Dubois sein Vorgehen bedauert, mit dem Hinzufügen, daß ihm eine Absicht, Schwenninger zu beleidigen, fern gelegen. Nachdem Dubois abgelehnt, diesem Lfachen Ersuchen zu entsprechen, wurde ihm seitens des Beauftragten des Prof. Schwenninger die Frage gestellt, ob er Genugthuung auf dem in solchen Fällen üblichen Wege zu geben bereit sei. Auch dies lehnte Dubois ab. Auf die Frage, welche Gründe ihn dazu bewegen, bemerkte er, daß er sich in seinem
JeirrLketon.
Der Holderhof.
Eine Geschichte aus dem Volksleben von August Butscher.
(Unbefugter Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.)
(Fortsetzung.)
Der Wind erwachte jetzt draußen und flüsterte in den Hollunderbüschen und klopfte an die kleinen Scheiben der großen warmen Stube, als ob er Einlaß wolle in den traulichen Raum. Aber niemand achtete seiner, denn Jedes hing seinen Gedanken nach. Es ist so schön zu träumen im halben Licht und in der freundlichen Wärme, in welcher die Gedanken so rasch wachsen, wie die ersten Blumen draußen auf der Wiese. ' v
Freilich mochten die Gedanken, die da innen sich spannen, gar verschiedene sein; aber lange redete Niemand, bis endlich der Holderbauer die Hornbrille weglegte,.die Pfeife aus dem Munde nahm und sagte:
„Die Zeiten werden doch so allgemach besser, und das Geles gefällt mir jetzt viel eher als früher. Im deutschen Land regt sich wieder Handel und Wandel, und die unruhigen fahrenden Leute und das wüste Raubgesindel verkriechen sich allmählig ein wenig. Der Bauer kann wieder ruhiger dem Pfluge nachgehen, und Recht und Gesetz hat wieder seinen Weg gefunden."
„Aber einen recht langsamen und recht krummen, Andres", fiel hier die Bäuerin mit etwas harter Stimme ein. „Es ist noch Vieles nicht, wie es sein sollte, und die Herren sind eben die Herren."
„Da hast Du freilich wieder Recht, Alte", stimmte der alte Holderhofer gehorsam ein. „Ich meine eben die Zeitung, daß es mit der Zeit wieder Heller wird allum. Da Hab' ich eben zum Exempel wieder gelesen, daß ein neuer Landtag gemacht wird, der raten und thaten soll für unser Land, die Herren und gemeinen Le"te miteinander, und das ist doch ein Stück vorwärts gegen früher, wo nur der Adel die Herrschaft hatte und das wilde' Kriegsvolk unter dem Bonaparte, der jetzt freilich auch Erde auf
den Augen hat, wie so mancher Bauer, dessen Kinder aber doch noch das eigene Land haben."
„Geschieht ihm ganz recht", eiferte die Holderhoferin. „Es ist lang genug angestanden, bis es so weit gewesen ist. Und was Du von dem Landtag sagst, ist eben auch nur so ein schönes Vorleben." — Sie stemmte die Spindel wie einen Zepter auf das Knie. — „Die Mannen wählen eben wieder die Herrenleute und wenn auch einige von den Kleinen hineinkommen in den Landtag, so sagen sie so lange Ja und Amen, bis sie ganz bucklig werden vor Unterthänigkeit."
Der Bauer lachte und schlug auf die Lederhose, auch Bertha lachte hell, daß es klang wie eine Silberglocke, und sogar das Nesthäckchen lachte mit, obwohl es von dem Gesagten nichts verstand. Aber es war doch eine freudige Unterbrechung der Stille.
„Du kanzelst die Leute ja ordentlich herunter", meinte der Hofbauer schmunzelnd, „und hast Recht vielleicht. Freilich, wenn man Dich hinei»- wählen könnte, würden sich die Herren vor Deiner Zunge bücken, wie die Binsen im Sturm."
Jetzt lachte auch die Bäuerin. Dann wandte sie sich an Bertha, die ihren Stuhl ganz in's Licht gezogen hatte und mit der kleinen Pauline tändelte, und sagte, indem sie die Tochter mit einem wohlgefälligen Blick maß:
„Du würdest schon eher für das herrische Leben passen, denn Du bist lang genug in der Hauptstadt gewesen. Hast Du den Landtag auch schon gesehen?"
„Jawohl, erwiderte die Tochter lebhaft. „Ich habe schon zugehört, wie sie mit einander beraten und streiten; man darf zusehen, wenn man will. Da sitzen alte und junge Herren, vornehme Leute und Bauern in Lederhosen bunt durch einander, und Jeder macht seine Sache so gut, als er eben kann. Freilich hast Du Recht, Mutter, daß die, welche keine hohe Schule genossen haben, meistens schweigen oder Ja sagen am Schluß."