iWntag, den 24. April 1939

-Xus Stadt und Kreis Calw

Schwarzwakb-Wächt Teile' 5

Kommt morgen z«m Gemeinschastssingenl

Der Ortsgruppenleiter der Ortsgruppe Calw der NSDAP, erläßt folgende Aufforderung:

Die K.d.F.-Singgemeinschaft probt morgen abend 8 Uhr im Saalbau Weiß. Es ist geplant, bei der I.-Mai-Feier zwei Lieder ge­meinsam zu singen. Um diesen Gesang wir­kungsvoll zu gestalten, ist es erwünscht, daß mög­lichst viele sangesfrohe Volksgenossen und -ge- nossinnen an dem Probcabend teilnehmen. Es ergeht daher an die Einwohner­schaft von Calw die Aufforderung, amDienstagabendsichzahlreichim Saalbau Weiß einzufinden.

Die erste Probe zun: Gemeinschaftssingen vor einer Woche hätte aus einzelnen Kreisen stärker besucht sein dürfen. Wer indessen gekommen war, ist begeistert gewesen. Kreiswart Pg. Weiß, der die erste Singstunde der KdF.-Sing- gemeinschaft mit einer kurzen Ansprache, in der er Sinn und Zweck des Gemeinschaftssingens darlegte, eröffnet«, hat den richtigen Zeitpunkt sär die Gemeinschaftsarbeit auf dem Gebiete des Singens erfaßt. Wenn nun gerade die bis jetzt noch Vermißten kommen, welche das Zustande­kommen einer großen Singgemeinschaft schon lange Zeit auf den Lippen tragen, wird der heutige Ruf nicht unnütz Verhallen.

Wenn der deutsche Arbeiter, der Beamte und Angestellte, der Gewerbetreibende und Hand­werker heute wieder froh in die Zukunft sehen kann, hat er auch die Pflicht, sich im kulturellen Leben dankbar zu erweisen. Gibt es eine schönere Gelegenheit, als im deutschen Liede, dem Ur­quell der Kraft und Freude seinen Dank zum Ausdruck zu bringen? Männer und Frauen, die chr derzeit in Vereinen singt, oder früher einer Sinagruppe angehört habt, die NSG.Kraft durch Freude" ruft euch alle zur Mitwirkung in der KdF.-Singgemeinschaft. Es heißt auch hier: Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit."

Ein echter April-Sonntag

liegt hinter uns, ein Tag der Wetterlaunen, an dem Sturm uird Regenschauer einander abwelst- selten. Wenn aber die Sonne einmal für ein paar Augenblicke durchbrach, lachte die Welt in der Pracht der blühenden Obstbäume. Im fern­sten Winkel ist jetzt der Frühling ausgebrochen! Das April-Wetter der letzten Tage hat trotz der merklichen Abkühlung wahre Wunder gewirkt. Die Wiesen stehen dank der häufigen Nieder­schläge prächtig im Wuchs; Straucher und Bäume beginnen sich zu belauben oder tragen vollen Blütenschmuck. Kurz, der zur Neige gehende April, der uns Heuer so viele freund­liche Tage gebracht hat, verdient das Lob, den Hochzeitsmonat des Frühlings nach besten Kräf­ten vorbereitet zu haben. Noch eine Woche, und wir dürfen den Mai willkommen heißen.

Kinderfreudigkeit sichert die Zukunst unseres Volke«

Der Kreiswart des Reichsbundes der Kinder­reichen, Pg. Oelschläger, hatte kürzlich die Kreisabschnittswarte zu einer Schulungstagung nach Brötzingen berufen. Nach Erledigung der verwaltungstechnischen Arbeiten sprach der Kreispropaganoawart des RdK., Dr. Kern- Neuenbürg, über die Ziele und Aufgaben des RdK. Sein Ziel ist, die Kinderreichen zu sam­meln und Propaganda dafür zu treiben, daß die andern auch kinderreich werden. Die Tüch­tigsten müssen herausgesucht werden und Bei­

spiel für die andern sein. Der RdK. ist keine Unterstützungsorganisation, aber er muß dafür sorgen, daß seine Mitglieder nicht schlechter ge­stellt sind als die andern, allerdings ist das nicht der Kernpunkt, Hauptsache bleiben Idealismus und Beispiel!

Wenn wir Beispiel sein wollen, müssen die eigenen Reihen blitzblank sein! Es genügt nicht nur, kinderreich zu sein der Zahl nach, sondern dazu gehört auch, daß die Familien erbtüchtig und erbgesund sind! Das ist heute die große Auf­gabe: die Erbtüchtigen und Erbgesunden aus­zulesen! Die Familie muß besonders was die Erziehung anbetrifft vorbildlich sein. Das kommt vor allem auch in der Achtung der Frau gegenüber zunr Ausdruck. Das Zusammenleben der Geschlechter hat den Zweck, den Nachwuchs des Volkes zu sichen '

Anschließend sprach Frau Dr. Kern - Neuen­bürg überDie Frau als Familienwartin". Sie sollte der Frauenschaft angehören. Dis Familie soll nicht nur nach außen in Ordnung sein, son­dern auch nach der Seite der Erziehung hin. Wenn es hier nicht stimmt, heißt es sofort: Die Familie taugt nichts! Weiter sprach sie noch über die Entwicklung des Problems der Geburten­beschränkung, das seinen Grund in der Entwur­zelung des Arbeiters und in den Irrlehren des Liberalismus hatte.

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts zeigte es sich, daß die Kreise, welche die Mittel hatten, am wenigsten Kinder besaßen. Von die­sen übernahm es der Arbeiter, weil er merkte, daß das Leben ohne Kinder bequemer war. Vor allem nach dem Krieg und der Inflation wurde es in unserem Volke damit besonders schlimm.

Haben wir 1S38 gehungert?

^eäer ikl ZurctisciinitlliLli 9 kg mekr ?1ei8cli sl8 1932 in OeutsLkIanä

Ein beliebtes Thema der deutschfeindlichen Agitation im Ausland ist die deutsche Ernah- rungslage. Immer wieder werden Greuelnach­richten schlimmster Art über angeblich schlecht« Ernährungsverhältnisse in Deunchland erfun­den und verbreitet. Tatsächlich ist das deutsche Volk noch immer satt geworden. Niemand hat in Deutschland hungern müs­sen. Das deutsche Volk lebt sogar heute wesent- lich besser und hatmehrzuessenalsvor derMachtübernahme durch den Natio­nalsozialismus. Dies bestätigen entgegen allen ausländischen Falschmeldungen erneut die jetzt bekannt werdenden Zahlen über den Verbrauch von Nahrungsmitteln im Jahre 1938, wie die folgende Aufstellung im einzelten zeigt.

I« Kopf betrug der Verbrauch tm Altreich:

Fleisch

Zucker

Seefisch«

Butter

Trinkmilch

Weizenmehl

Bier

1932

48,90 Kg. 20,29 Kg. 8L0 Kg. 7,80 Kg. 108,00 Kg. 44,60 Kg. 81.40 Kg.

1938

87,70 Kg. 24.30 Kg. 12,40 Kg. 8,80 Kg.. 112,00 Kg. 6S.00 Kg. 69.00 Kg.

Der Nahrungsmittelverbrauch ist also in Deutschland seit 1932 je Kopf der Bevölkerung bei allen wichtigen Lebensmitteln stark gestiegen. Die für 1938 genannten Verbrauchszahlen sind fast durchtveg in Deutschland bisher nicht erreichte Rekordzis- fern. Dabei ist besonders zu beachten, daß Sie vorstehende Statistik den Verbrauch je Kopf der Bevölkerung berechnet. Würde men di« insgesamt im Reich 1932 und 1938 verzehrten Nahrungsmittelmengen einander gegenüber- stellen, so würde sich eine noch viel stärkere Äerbrauchssteigerung ergeben, weil das deut­sche Volk seit 1932 nicht nur durch die Einglie­derung der Ostmark, des Saarlandes, der sudetendeutschen Gebiete und des Memellan­des, sondern auch in dem alten Reichsgebiet durch die Zunahme der Volkszahl um etwa 2l4 Millionen gewachsen ist. Trotz stei­gender Volkszahl war es also möglich, dem einzelnen Volksgenossen 1938 mehr Lebensmittel zur Verfügung zu stellen als 1932.

BeimFleisch haben wir im Jahre 1938 einen Rekordverbrauch erreicht, der sogar um etwa 7 Kg. je Kopf der Bevölkerung über dem Fleischverbrauch der Vorkriegszeit liegt. An dieser Tatsache ändert sich auch nichts, wenn man den veränderten Altersaufbau des Volkes berücksichtigt und den Fleischverbrauch auf Vollverbraucher umreckmet. Dann ergibt

sich nämlich, daß je Vollverbraucher im Jahre 1938 78,80 Kg. Fleisch verbraucht wurden, gegen nur 74,55 Kg. vor dem Krieg. Beson­ders bemerkenswert ist, daß nicht nur der Fleischverbrauch in den letzten Jahren stark gestiegen ist, sondern gleichzeitig auch der V e r. zehr von Seefischen von 8,5 auf 12,4 Kilogramm je Kopf der Bevölkerung stieg. Allen Zweiflern sei außerdem entgeaengehal- ten, daß der Fleisch- undFischver- brauch im Jahre 1938 auch noch höher lag als im Iahre 19 3 7. Der Flerschver- brauch belief sich 1937 auf 56 Kg. je Kopf der Bevölkerung gegen 57,7 Kg. im Jahre 1938. Bei den Seefischen sind die entsprechenden Zah. len 12,2 und 12,4 Kg.

Beträchtlich ist auch die Verbrauchs­steigerung beim Zucker. Seit 1932 ist hier der Verbrauch um 4,1 Kg. je Kopf der Bevölkerung gestiegen. Im Vergleich zur Vor­kriegszeit haben wir -jetzt einen um 5,2 Kg. höheren Zuckerverbrauch als 1913. Ueber- raschend wird für manche auch die Tatsache sein, daß der Butterverbrauch im Jahre 1938 mit 8,8 Kg. je Kopf der Bevölke­rung um 1,3 Kg. höher war als im Jahre 1932. Bei der Tri nk mi l ch ist der Verbrauch von 1932 bis 1938 um rund 7 Kg. je Kops der Bevölkerung gestiegen. Außeroü^aitich groß ist die Steigerung des Verbrauchs beim Weizenmehl. Der Verbrauch erhöhte sich tzgn 44-6 aus 55 Kg. oder um 10,4 Kg.

Gewiß geben die genannt Zahlen über den Lebensmittelverbrauch im Jahre 1938 noch keinen vollständigen Ueberblick. Jedoch geben sie Klarheit über die Lage bei den wichtigsten Nahrungsmitteln. Jedenfalls sollten angesichts dieser Tatsachen die Erfinder der Greuelnach­richten über die deutsche Ernährungslage in Zukunft etwas vorsichtiger werden.

Wie es in den Demokratien aussieht, zeigte eine Meldung aus den Vereinigten Staaten, wonach dort der Verbrauch an Hundekuchen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist, weil 10 Millionen Arbeitslose und deren Familien immer weni­ger in der Lage sind, sich Nahrungsmittel zu kaufen und statt dessen mehr und mehr ihr Leben mit Hundekuchen fristen müssen. Auch in England ist zwar in den Lebensmittel­geschäften alles reichlich vorhanden, aber zwei Millionen Arbeitslose haben nicht die Mittel, das an Nahrungsmitteln zu kaufen, was sie zum Lebensunterhalt benötigen.

Wir waren soweit, daß in 85 Prozent aller Ehen noch nicht einmal die Hälfte der deutschen Kin­der großgezogen wurde, die andere Hälfte er­zogen die restlichen 15 Prozent kinderreichen Familien, d. h. jene, die 8 Klüver Hai?

ten. Auch hier hat die Frau eine ganz gewaltige Aufgabe zu erfüllen, indem sie Beispiel für die andern Volksgenossen ist, und mit daran arbei­tet, daß die Zukunft unseres Volkes nur von einem abhängt: der Kinderfreudigkeit!

Gemeinschaftslager

von NS.-Lehrerbund und Reichsnährstand

Vom 12. bis 16. April fand in der Gauschule Jungborn bei Nürtingen ein Gemeinschasts- lager des Reichsnährstandes und NS.-Lehrer- bundes statt. Unter Leitung von Gausachbenrbei- ter für Landschulen, Pg. Schwenk- Zweren­berg, standen Dorflehrer und Ortsbauernführer zusammen, um die Fragen deutschen Bauern­tums, nationalsozialistischer Gemeinschaftspflege und Gemeinschaftserziehung auf dem Dorfe durchzuarbeiten. Trotz der jetzt dringenden Feld­arbeiten hatte sich eine stattliche Anzahl von Ortsbauernsührern zum Lehrgang eingefunden. Höhepunkte im Gemeinschaftserlebnis waren die Stunden, in denen Gauamtsleiter Huber vom NSLB. und Landesbauernführer Arnold unter den Teilnehmern weilten. Kreisleiter Wurster beschloß die Reihe der Redner. In kernigen, aus dem Herzen kommenden Worten sprach er über die politische Arbeit auf dem Dorf. Durch begeisterten Beifall dankten ihm die mitgerissenen Lehrgangsteilnehmer, unter denen sich auch eine größere Anzahl aus dem Kreis Calw befand.

Wehrversammlungen in Calw und Bad Liebenzell. In der Städt. Turnhalle am Brühl ist heute vor- und nachmittag Wehrversamm­lung für alle Jahrgänge aus der Stadt Calw; nachmittags 14.30 Uhr sind die Jahrgänge mit den Anfangsbuchstaben NZ zur Stelle. Es haben zu erscheinen alle gedienten Wehrpflichti­gen des Beurlaubtenstandes der Geburtsjahr­gänge 1894 bis 1905 und 19081917; außer­dem alle Angehörigen älterer Jahrgänge, die sich freiwillig siir den Wehrdienst weiterverpflichtet haben.

morgigen Dienstag ist Wehrversamm­lung im Kursaal Bad Lieben zell um 8 Uhr für alle Jahrgänge der Gemeinden Bao Liebenzell, Unterreichenbach, Salmbach, Grun- bach, Beinberg, Maisenbach, Unterlengenhardt. Um 14.30 Uhr für alle Jahrgänge der Gemein­den Bieselsberg, Kapfenhardt, Unterhaugstett, MonamB,- Schömberg, Oberlengenhardt, Lan-

genbrand,Schwarz«überg.

In der Liste der in den JMB. üLsZe-om«,» nen Jungmädel muß cs unter Calw Kast­le r, Inge (nicht Katlcr) heißen.

ivirck c/as Witter?

Wetterbericht SeS RcichSwellcrdicnite»

. ArrSaabeort Smttaart

Ausgeaeben am 23. April. 21.30 Ubr

Die am Samstagnachmittag über Süd­deutschland hinweggezogene Störung be­dingte Zufuhr kühlerer Luftmassen, die in mehreren Staffeln unter verbreiteter Schauertätigkeit von Westen heranziehen. Das Westwetter hält vorläufig an.

Voraussichtliche Witterung: Bei frischen Winden um Svdwest bis West wechselnd meist starke Bewölkung und einzelne Schaue*.

Dienstag: Fortdauer des WestwetterS.

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SO. Fortsetzung.

Jetzt, im grauen Licht des Herbstmorgens, erschienen ihr der vergangene Abend und die Begegnung mit Peter Storkow wie ein Traum. Sie hatte sich wiedergefunden, ein paar Stunden Schlaf hatte genügt, um alles klarer und nüchterner zu sehen.

»Ich weiß es nicht, Fräulein Lenz, wie ich dazu kam. Es war meine letzte Hoffnung. Nachdem Percy Ihr Bild gesehen und zu mir gesprochen hatte, kannte ich nur den einen Ge­danken, Sie in dies Haus zu bringen! Natür­lich wollte ich es auf die bestmöglichste Art versuchen, aber ich glaube, ich hätte auch nicht vor Gewalt zurückgescheut. Denken Sie, es ging um das Letzte, was ich für meinen Bru­der tun konnte . . ."

»Ich habe keinen Bruder, Miß Gloster, vielleicht würde ich Sie dann verstehen ..

Dabei dachte ich an nichts, was Sie ver­letzen könnte, Fräulein Lenz. Es sollte doch nur eine Rolle sein, ich wußte ja, daß Sie Mr. Storkows Verlobte sind . . ."

Was bin ich?" Charlotte lachte auf.Oh, sagen Sie das noch einmal!"

Sind Sie es nicht?"

O doch, wenn er es sagte, muß es ja stim­men!"

War auch die Vollmacht, die er mir von Ihnen zeigte, nicht echt, Miß Lenz?"

Charlotte wußte von keiner Vollmacht, dann aber entsann sie sich in der Tat, vor zwei Jahren Peter Storkow «rmäckttat »>-

haben, für sie zu verhandeln und abzuschlie- tzen. Das war damals gewesen, als er FloriS Reuter in Frankfurt ausgesucht hatte. Der Vollmacht hatte es nicht bedurft. Floris Reutter war selbst gekommen. Immerhin, Peter mußte den Zettel gut verwahrt haben. Besser jedenfalls als das Bild, das er von ihr gemacht, das ihm für einen Wettbewerb dienlich war und das er bann mit einem Stoß anderer Photographien den armen Teufeln gab, die es für einige Schillinge den Arbeits­losen aufs Straßenpflaster kopierten. Pit hatte das glänzend organisiert gehabt, und als man eben begann, ihm auf die Spur zu kom­men, hatte er sie bereits verwischt. Die Ware, die er jetzt verhandelte, hieß Charlotte Lenz und er hatte einen sehr anständigen Preis da­für gefordert.

Wie hatten Sie eigentlich das Vergnügen, Miß Gloster, Mr. Storkow kennenzulernen?"

»Lich ging am Tage, nachdem mein Bruder Ihr Bild gesehen hatte, noch einmal zum Waterlooplatz. Allein. Ich sprach mit dem jungen Menschen, aber es war wenig von ihm zu erfahren. Er meinte, ich müsse mich an die Maler wenden. Am folgenden Tage war ich beim Morgengrauen da. Niemand kam, ich habe Stunden gewartet. Endlich, als die Sonne durchbrach, schleuderte der junge Bur­sche herbei. Ich versprach ihm ein Pfund, wenn er mir helfen würbe. Er zuckte die Achseln. Er sagte, das Ganze wäre zu Ende, es kämen keine Maler mehr, und auch der Gentleman, der stets in einem Wagen vorge­fahren wäre, um die Gebühren zu kassieren, habe sich seit Tagen nicht blicken lassen. Plötz­lich aber packte er mich am Arm und rief: Da ist er!" Ich sah keinen Menschen, nur eine graue Limousine fuhr in Richtung Pall Mall vorüber. Aber ich konnte die Nummer erkennen, Miß Lenz. Ich erfuhr Mr. Stor­kows Adresse und ..." Phöbe Gloster schwieg einen Augenblick,es war «in sehr schwer«

Gang", schloß sie und Charlotte sich, - in ihren Augen Tränen standen.

Mein Gott, Miß Lenz, tun Sie eSl" be- gann sie nochmals.Ein paar Wochen nur, ein paar Tage, wenn es nicht anders möglich ist!"

Es ist nicht möglich", sagte Charlotte und sie griff wieder nach demVertrag", der sie verpflichten sollte, drei Monate als Gast Phöbe Glosters in diesem Hause zu verwei- len, sofern nicht durch den Tob Percy Glo­sters die Abmachungen null und nichtig wür­den. Ihre Aufgabe sollte darin bestehen, ihm eine heitere und liebenswürdige Gesellschafte­rin zu sein, Schach zu spielen und ihn im Auto ober auf Spaziergängen zu begleiten. Sie sollte als entfernte Verwandte im Hause sein und sich auf eine etwaige Frage Sir Glosters selbst nicht erklären können, wie es möglich war, daß er ihr Bild bei jener Photo-AuSstel- lung und später auf den Steinen -eS Water- looplatzeS entdecken konnte. Der Vertrag sicherte ein Honorar von tausend Pfund zu, von denen die Hälfte beim Eintreffen Char- lottes in London zu zahlen waren. Phöbe Gloster und Peter Storkow hatten ihn unter­zeichnet, wobei Pit sich alsBevollmächtigter der Schauspielerin Charlotte Lenz" bezeichnet hatte.

Haben Sie di« fünfhundert Pfund bereits gezahlt. Miß Gloster?" fragte Charlotte, in­dem sie das Papier beiseite legte.

Natürlich. Gestern abend an Mr. Stor­kow."

,Hch verstehe nicht, wie Sie sich mit diesem Menschen einlassen konnten, Miß Gloster."

Gerade Die sollten es verstehen, Fräulein Lenz."

Phöbe Gloster hatte recht. O wie recht st« hatte, dachte Charlotte und eS erschien ihr al­les begreiflich.Ich sterbe ohne Dich!" War es möglich, sich mit diesen vier Worten nach London rufen ,«lasses?Ich sterh« yh«

Dich", wer war Ser, Ser das sagen durfte? Peter Storkow war es nicht und Karl Wag­ner hatte bewiesen, daß man ohne Charlotte Lenz leben konnte. Ohne sich umzublicken, war er gegangen... Hier an der Wand aber hing ein Bild ... Sie hatte es nicht verges­sen. Sie entsann sich der Hellen gemeißelten Stirn; sie wußte, baß sich durch bas Haar eine silberne Strähne zog und diese Augen schienen nach einem fernen Ziel zu suchen. Dieses Ziel war -er Tod.

Ohne aufzublicken, ging sie an dem Bild vorüber, sie trat an das Fenster, an dem Phöbe Gloster lehnte und auf die Straße blickte.

Warum wollen Sie es nicht tun?" begann Phöbe von neuem, sie versuchte sich in Har­tung und Stimme zu beherrschen, aber man sah. wie die ganz zarte, dunkle Gestalt zit­terte.Gibt es denn keinen Preis, den Sie verlangen könnten? ich bin nicht vermögend,' aber ich habe noch Schmuck, den ich Verkaufes könnte.. Percy merkte es doch nicht, ob ich ihn trage oder nicht."

Sie dürften wissen. Miß Gloster, daß ich nicht käuflich.bin."

Phöbe nickte. Ja, sie wußte es. Gestern hatte sie es noch nicht gewußt. Sie war ent­setzt gewesen über die kühlen Forderungen- die ihr Peter Storkow im Aufträge feinet Verlobten zukommen ließ. Erst als sie in al­les gewilligt hatte, in die Höhe des Hono­rars und in die sofortige Auszahlung der Hälfte, hatte Mr. Storkow geruht, das, was er eine*Vertrag" nannte, zu unterzeichnen. Ein baulicher Vertrag, von dem Charlotte Len- nichts wußte und wissen konnte! Einem plumpen Schwindel war sie zum Opfer ge­fallen und blind und ahnungslos gewesen, bis gestern. Dennoch war es wundervoll, daß dieses Mädchen gekommen war, und es war wunde rvoll, daß es sich sicht kaufen ließ...

Fortsetzung folgt.

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