Gediegenheit der Mitwirkenden und der Vortrefflichkeit ihrer Leistungen hätte eines bessern Besuchs sich erfreuen sollen. Das Programm enthielt 7 Vorträge auf dem Klavier und der Violine von den Komponisten Rust, Schubert, Schumann, Gaff, Marum, VieuxtempS und Brahms-Joachim, sowie 5 Lieder von R. Wagner, Schwab, Herbert, Schubert und Bohm. Das Entröe war ^ quf'<1L 1.50 ü Person festgesetzt. W. Ldztg.
Wildbad, 10. Äug. Dis Beleuchtung unserer Enzpromenaden schuf gestern ein Fest, wie es die Märchendichter nicht reizender ersinnen können. In den ausgedehnten Anlagen glüten nach Einbruch der Dunkelheit unzählige Lampions als Leuchte für eine aus mehreren Tausenden bestehende Menge von Kurgästen, Einheimischen und Besuchern aus Nah und Fern, die gekommen waren, dein seltenen Schauspiel beizuwohnen. — An der oberen Enzbrücke entwickelte sich ein wahrer Feenzauber. Bengalische Flammen gossen ihren gedämpften Schein aus das Waldesdunkel, um die Baum- und Felsengruppen, daneben die in Escaden rauschende Enz in reichster Abwechslung beleuchtet erscheinen und wieder sanft in die Dämmerung zurücksinken zu lassen, während die Kurkapelle von hohem Stand aus unsichtbar ihre Weisen ertönen ließ. Ein glänzendes Feuerwerk erfreute den Beschauer. Bald schaffen mächtige Feuergarben in die Nacht, bald zitterten bunte Blumen, durchflogen leuchtende Kugeln und Sterne die Äbendluft, goß sich ein Gold- und Silberregen hernieder und schwirrten mit hundertfachem Krachen Schwärmer und Frösche störend in die Waldesruhe, um mit Donnerhall ihren Zickzackflug zu enden. — Die Waldgeister oder die Zwerge aus den Felsenhöhlen waren auch wirklich dadurch erwacht, um an dem Fest teilzunehmen. Als bärtige, kapuzenüberzogene Gesellen hatten sie sich eingefunden, tanzten in der Runde und führten beim Klang der Musik ihren Reigen treppauf, treppab, über Stiegen und Felsen, um zum Schluß ihres Werkes wieder zu verschwinden. Es gieng nun der Stadt zu. Theater und Kirchen standen von bengalischem Licht umstrahlt. Vor der Trinkhalle bot die Pyrotechnik ihr Schönstes, was Menschenaug erfreuen kann. Feurige Palmen, Räder, Bouquets erstrahlten, die Racketen schossen zum gestirnten Nachthimmel und die Lichter am Firmament schienen sich mit ihnen wieder herabzusenken aus fröhliche Menschen. Den Schluß bildete der Namenszug S. M. des Königs Karl, von einer Krone überstrahlt, deren Glanz heute kein Edelstein erreichte. — Mit einem Hoch auf Seine Majestät und mit der Nationalhymne schloß das schöne Fest, für dessen Zustandekommen Herrn Stadtschultheiß Bätzner das Hauptverdienst gebührt. — Das Feuerwerk ist von Herrn Pyrotechniker Wilhelm Weiffenbach, (pyrotechnische Fabrik in Stuttgart - Friedrichshöhe), ausgeführt. — Die Kosten der Veranstaltung, die sich auf ca. 2500 belaufen, sind durch freiwillige Beiträge und das Entree gedeckt.
Stuttgart. Der „Schw. Merk." schreibt in seiner Numer vom 13. August: In der Kolonade des Königsbaus ist nunmehr das Zentralmagazin für Gesundheits- und Krankenpflege zum roten Kreuz von vr. Lindenmeyer eingezogen und hat das sehr geeignete Lokal mit seinen großen Schaufenstern zu einer Ausstellung von diätetischen und hygienischen Hilfsmitteln benützt, welche jetzt so vielfach in der Behandlung der Krankheiten und zur Verhütung derselben an die Stelle des Arzneinehmens getreten sind. Es ist nicht zu verleugnen, daß die moderne Medizin und Chirurgie an der Stelle der Mixturen, Pflaster und Salben, wie sie früher üblich waren, nun weit lieber eine zweckmäßige Diät, einen nassen Umschlag, eine geeignete Lagerung oder Bandage u. dergl. setzt und damit sicherer und für den Patienten angenehmer zum Ziel kommt. Aber auch diese Dinge müssen ebenso wie die Desinfektionsfragen mit Verständnis und Sachkunde behandelt werden, damit der Arzt seines Erfolges sicher sein kann, und es ist daher nicht zu verwundern, daß die Entstehung und Ausbildung des Lindenmeye r'schen Geschäfts in ärztlichen Kreisen freundlicher Aufnahme begegnet ist, wozu nicht wenig die durchaus loyale Haltung des Besitzers, das Fernhalten alles Geheimmittelwesens und jeder Kurpfuscherei beigetragen haben dürfte. Die Lage des neuen Magazins, zunächst dem Bahnhof und im Zentrum des Verkehrs, dürfte die Benützung auch von auswärts wesentlich erleichtern. —
Tübingen, 13. Aug. Auf dem hiesigen Bahnhof ereignete stch heute Nachmittag bei Abfahrt des Zuges um 1 Uhr 35 Min. nach Rottenburg ein schreckliches Unglück. Der dienstlich hier anwesende Stations- kommandant von Münsingen wollte in den bereits in Bewegung befindlichen
„Du kommst doch gleich nach?"
„Gewiß, ich lauf' durch die Felder, Du kannst den Weg neben dem Waldrain einschlagen!" ^
Er herzte sie, als ob er für immer Abschied von ihr nehmen solle, wandte sich noch einmal nach ihr um und verschwandt dann schnell hinter dem nahen
Buschwerk. . ^ ^ .
So lange sie seinen Schritt aus der Ferne vernehmen konnte, stand Lenetraud wie gebannt da, als aber das Geräusch immer mehr verhallte, legte sie sich beide Hände vor's Gesicht und seufzte tief auf. „Herrgott", sprach sie in fieberhafter Erregung, „wie soll ich nur das vulkanisch' Mannsbild auf gute Art wieder los werden? I" — Sie machte eine Pause, in welcher sie mehrmals mit verschränkten Armen vor der Bank auf und ab schritt dann setzte sie mit boshaftem Lächeln noch hinzu: „Er meint', er braucht' auf dem Hanjust seine Lieb' nit jaloux zu sein! — Ich werd' ihm beweisen, daß ich die Brandstifterbrut leicht aus 'nem Herzen drücken kann, daß er sich heut gewaltig geirrt hat!" - . ^
Sie lehnte sich an einen Tannenbaum und bückte erne Welle m die blaue Luft, als sinne sie schon jetzt darüber nach, wie sie ihren Zweck am schnellsten erreichen könne. Plötzlich fiel ihr Blick auf einen schlanken, etwas schmächtigen jungen Mann, der gedankenvoll den nach Wambach führenden Weg herauskam, und sie huschle, wie ein verscheuchtes Huhn, schnell nach der Bank zurück. „Der kommt mir gerade recht, um die trüben Gedanken wieder flink zu vertreiben!" sprach sie, ihre Haare ordnend und ihren etwas verknitterten Anzug schnell wieder zurecht streichend. Dann nahm sie wieder ihre unschuldige Miene an, setzte sich nieder und blickte so träumerisch in die
Zug noch einsteigen, wurde jedoch dabei von den Rädern erfaßt und überfahren. Der Kopf des Unglücklichen wurde völlig vom Rumpfe getrennt und letzterer auch sonst noch verstümmelt. Dem Verunglückten war, wie wir hören, seitens des hiesigen Stationskommandanten, der ihn begleitete, das Besteigen des bereits im Gange befindlichen Zuges entschieden abgeraten worden, leider ohne Erfolg. Möchten sich doch alle Eisenbahnreisende derartige so oft vorkommende Unglücksfälle endlich zur Warnung dienen lassen.
Aus der Steinlach, 13. August. Vorgestern ereignete sich in Hinterweiler (Parrelle von Gomaringen) ein gewiß seltener Fall: Eine Magd sollte auf der Bühne einen Fensterladen schließen, weil ein orkanartiger Sturm denselben hin- und herschlug. Während sie nun im Begriff stand, denselben- zu schließen, zuckte ein Blitzstrahl durch's Fenster und zugleich wirbelte der Sturm eine Staubwolke auf-. Das Mädchen erschrack und schrie in ihrer Herzensangst: Feurio! Ohne die Sache zu untersuchen, wurde auf dies hin alsbald im Weiler Feuerlärm gemacht und auf dem Schulhaus Sturm geläutet. Auch nach Gomaringen drang der wimmernde Ton des Glöckleins. Hier saß die neugegründete Feuerwehr beieinander beim kameradschaftlichen Schoppen. Dieselbe, voll neuen Mutes, glaubte, als auch in Gomaringen die Sturmglocken ertönten, nun gleich die erste Feuerprobe bestehen zu dürfen. In wenigen Minuten war nun alles zum Abmarsch parat. Im Sturmschritt gieng's Hinterweiler zu, doch — blinder Eifer schadet nur — halbwegs erfuhr die tapfere Feuerwehr, daß es im Hinterweiler aar nicht brenne. Sie mußte sich „wohl oder übel" zur Umkehr bequemen, und ver Rückmarsch erfolgte nicht so schnell als der Hinmarsch. — Am Montag Abens um 9 Uhr schlug der Blitz in Nehren in ein Haus ohne zu zünden, tötete aber einen einzeln stehenden Stier im Stall. Eine Stunde nachher schlug der Blitz abermals ein und zwar auf dem Eckhof bei Dußlingen. Auch dies war ein sogenannter kalter Streich, nur einige Balken wurden zersplittert. An demselben Abend hagelte es im Gomaringer Sommerfeld (bestockt mit Waizen und Haber) und zwar ziemlich bedeutend; im Ort selbst, etwa eine Viertelstunde davon entfernt, fiel nur ein kleiner Regen, der kaum den Staub legte. — In Dußlingen mußten in der vergangenen Woche mehrere Stücke Vieh, welche am Milzbrand gefallen waren, vergraben werden.
Heilbronn, 11. Äug. Von einem Ausflugs per Velociped ins Weinsberger Thal rc. zurückkehrend, stürzte gestern Abend der Buchbinder Fr. Rau von hier beim Herabfuhren vom Galgenberg so unglücklich von seinem Dreirad., das sich überschlug, daß er noch im Laufe der Nacht den Geist aufgab. Der Verunglückte hinterläßt eine Witwe mit 5 Kindern.
^ - Ulm, 13. Aug. Gestern Nachmittag gieng ein Fremder durch He Neustadt. In der Wilhelmsstraße sah er ein lOjähriges Mädchen vor einm Hause stehen. Er sprach dasselbe an und lockte es in die Wohnung, nachdem er erfahren hatte, daß die Eltern des Kindes abwesend seien. Der vewegem Eindringling that bekannt, ließ Bier holen und schenkte dem Mädchen ein wertloses Ohrgehänge. Nach und nach wurde er zudringlich uns gewali- thätig, so daß die Bedrohte aus Leibeskräften zu schreien anfieng. Der Bursche ergriff die Flucht, wurde aber durch den von dem Vorfall unterrichteten Vater des Mädchens und durch einen Polizeisoldaten verfolgt und eingefangen. Zur Haft gebracht, ist in dem gefährlichen Menschen ein viel bestrafter Gauner erkannt worden.
Paris, 10. Aug. Am vergangenen Montag ist ein junger deutscher Kaufmann Leonhard das Opfer eines Verbrechen geworden, dessen Thäter noch nicht entdeckt sind. Vormittags war der junge Mann aus Paris zu einem Freunde in Bougival gefahren und hatte mit diesem gemeinsam gefrühstückt. Als hierauf der Freund nach Paris fuhr, machte Leonhard durch die Le Pacq genannte Seineinsel einen Spaziergang nach der Gre- nouillöre, einer vielbesuchten, mit Restauration verbundenen Badeanstalt. Auf dem Rückwege von da muß er überfallen worden sein, denn um 4 Uhr nachmittags fand man ihn im Schilfe halb im Wasser liegend mit 3 Schußwunden vor. Er lebte zwar noch, konnte aber nicht sprechen und starb in der darauf folgenden Nacht, ohne irgend welche Aussage machen zu können. Das Fehlen von Uhr und Portemonnaie beweist, daß hier ein Raubmord vorliegt, dessen Urheber wahrscheinlich zu dem arbeitsscheuen Gesindel gehören, das die Vororte von Paris seit geraumer Zeit unsicher macht. Es ist fast unbegreiflich, daß eine solche That am Hellen lichten Tage an einer so vielbesuchten Stelle unbemerkt ausgeführt werden konnte.
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erne, als sei sie in Bewunderung der sich vor ihr ausbreitenden WM Landschaft versunken.
Als der junge Mann in die Lichtung des Weges trat und Lenetraud plötzlich bemerkte, fuhr er heftig zusammen und stieß einen leisen Schrei aus. In demselben Augenblick wandte sie ihm ihr Antlitz zu, dessen Züge eine freudige Ueberraschung wiederspiegelten, und sagte, indem sie aufstand und einen zierlichen Knix machte:
„Ah, der Herr Lehrer! Doch wie ich erschau', Hab ich ihn recht zur Unzeit durch mein Hiersein erschreckt."
„O bitte, durchaus nicht, Fräulein Lenetraud!" entgegnete der Angeredete verlegen. „Es war nur eine so seltsame Fügung, ich dachte nämlich gerade"-
Er stockte und sie fügte schelmisch noch hinzu: „Sie dachten gewiß grade an ein fürnehm Stadtfräulein, mit dem sich unsereins gar nit messen kann!" —
„Doch nicht!" erwiderte er mit merklichem Entzücken über ihr anmutiges Wesen. „Warum sollten meine Gedanken auch in die Ferne schweifen, wo das Gute und das Schöne so nahe ist! — Wenn Sie es mir nicht übel nehmen, dann will ich Ihnen offen gestehen, daß ich vorhin gerade an Sie gedacht habe!"
„Ach nit möglich?!" rief sie erstaunt und schlug die Hände zusammen. „Doch ich begreif gar nit, daß ein so gescheidter Mensch, wie der Herr Lehrer, seine Gedanken auf ein so dumm' Ding, wie ich bin, lenken kann!"
(Fortsetzung folgt.)