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59. Jahrgang.
Amtg- unä Intelkigenz^katt ^ür äen Kezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H für die vier- spaltige Zeile oder deren Raum.
Samstag, den 19. Januar L88L.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 L, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz
Württemberg 2 70 L.
Amtkicke Kekaantmackungen.
Calw.
An die Ortsvorsteher.
Die Ortsvorsteher werden auf die in Nro. 11 des Staatsanzeigers veröffentlichten Vorschriften über die Behandlung von Gesuchen uin Aufnahme in das Armenbad (Catharinenstift) in Wildbad zur genauen Nachachtung hiemit hingewiesen.
Etwaige Gesuche sind vor dem 9. März d. I. hier einzureichen.
Den 17. Januar 1884.
K. Oberamt.
Flaxland.
Calw.
Bekanntmachung, Lretr. die Ergänzungsmahl znr Handels- «nd Gemerbekammer in Calm.
Die Wahlberechtigten werden unter Hinweisung auf die Bekanntmachung vom 31. v. M. (Nro. 1 des Wochenblatts) darauf aufmerksam gemacht, daß die Ergänzungswahl zur Handels- und Gewerbekammer in Calw am
Mittrvock, «len 23. äs. Mts., Nm von 3 bis Z Mr,
vorgenommen wird.
Den 18. Januar 1884.
K. Oberamt.
__ Flaxland. _
Calw.
.ALZie Grtsvorsteher.
Der auf 15. d. Mts. verfallene Bericht über die Aufforderung der Militärpflichtigen zur Anmeldung in die Stammrollen steht noch von einigen Gemeinden aus und ist bei Wartboten-Vermeidung spätestens bis Montag, -e« 21. d. Mts., zu erstatten.
Den 18. Januar 1884.
K. Oberamt.
F l ax land.
Bekanntmachung -er K. Lau-gestütskommission, betreffend die
Patentirung -er Privatbeschiilhengste für -ie Tcckperiode 1884.
In Gemäßheit der Beschälordnung vom 25. Dezember 1875 12 ff.
findet die Patentirung derjenigen im Besitze von Privaten befindlichen Hengste, welche von ihren Besitzern während der Deckperiode 1884 zum Beschälbetrieb verwendet werden wollen, zur nachbezeichneten Zeit in folgenden Orten statt:
in Crailsheim am Dienstag, den 5. Februar, Vormittags 9 Uhr,
in Aulendorf am Mittwoch, den 6. Februar, Vormittags 9 Uhr, in Laupheimam Mittwoch, den 6. Februar, Nachmittags 2 Uhr, in Geislingen am Donnerstag, den 7. Februar, Vormittags 11 Uhr,
in Horb am Freitag, den 8. Februar, Vormittags 11 Uhr. Diejenigen Hengstbesitzer, welche Patente für die Deckperiode 1884 zu erlangen wünschen, werden aufgefordert, ihre Hengste in einen der oben genannten Orte zu der bezeichnten Zeit der Patentirungskommifsion vorzuführen.
Die Ertheilung des Patents setzt voraus, daß der Hengst, für welchen das Patent gelten soll, nicht unter drei Jahren alt, vollkommen entwickelt ist, keine erblichen Gebrechen und Formfehler hat und vermöge seines Körperbaus, seiner Knochenstärke und seines Ganges zur Erzeugung brauchbarer Pferde als geeignet erscheint, sowie daß der um das Patent Nachsuchende in den Orten, wo er das Beschälgewerbe betreiben will, ein Beschällokal mit einer den Anblick des Beschälbetriebes abwehrenden Umfassung besitzt.
Der Patentbewerber hat der Patentirungskommifsion ein obrigkeitliches Zeugniß über das Zutreffcn der in Betreff des Beschällokals gemachten Voraussetzung, sowie, wenn der Hengst schon im Jahre 1883 patentirt war die Patenturkunde des Jahres 1883 vorzulegen.
Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß die für ausgezeichnete Privatzuchthengste bestimmten Staatsprämien nur solchen Hengstbesitzern zuerkannt werden können, welche ihre Hengste der Patentirungskommifsion an den oben bezeichnten Zeiten und Orten behufs einer vorläufigen Auswahl vorführen werden.
Stuttgart, den 11. Januar 1884.
K. Landgestütskommission.
Baetzner.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
VV. 6. Die von verschiedenen Blättern gegebenen Mittheilungen über die Zeit des Wiederbeginns des württ. Landtags — nach dem Einen im Februar, nach Andern im März oder gar erst im April, beruhen, wie uns von glaubhafter Seite mitgetheilt wird, alle auf bloßen Vermuthungen oder Erfindungen der betreffenden Korrespondenten, da an maßgebender Stelle ein Beschluß überhaupt noch nicht gefaßt sein soll.
— Der ältesteSohn des Fürsten Bismarck, Graf Herbert Bismarck, ist von London an die deutsche Botschaft in Petersburg versetzt worden. Diese Versetzung entspricht den persönlichen Wünschen des Fürsten Bismarck, der es nach seinen Erfahrungen für unerläßlich hält, daß ein Diplomat längereZeit in der russischen Haupt st adt lebt und sich dort mit den Verhältnissen und den leitenden Persönlichkeiten ver.
R. (Nachdruck »erbaten.)
Leidenschaftliche Kerzen.
Roman von Karl Zastrow.
(Fortsetzung.)
Langsam schritt er seiner Wdhnung entgegen. Er glaubte, in jedem vorübergehenden Schatten ihre schlanke, zierliche Gestalt zu erkennen, und als nach den qualvollen Aufregungen des Tages sich endlich sein Auge zu einem kurzen Schlummer schloß, zauberte die immer geschäftige Phantasie ihm ihr Bild nur noch lieblicher und reizvoller vor die Seele.
Seine Unruhe verminderte sich auch während der folgenden Tage nicht. Mit größerer Ungeduld als je sehnte er den Abend herbei, und bereits eine Stunde vor dem Beginn des Konzerts war er an seinem Platze. Der Donnerstag-Abend, an welchem nach der Ankündigung in den Blättern die Musikgesellschast zum letzten Male auftreten wollte, entschied über sein Schicksal. Nie hatte er Anna so strahlend im Glanze ihrer Schönheit gesehen, als an diesem Abend. Ganz im Gegensätze zu ihrer früheren unscheinbaren Toilette erschien sie heute in einem zwar einfachen, aber in geschmackvollem Schnitt gearbeiteten Mullkleide, das ihren prächtigen Wuchs auf's Vortheil- hasteste hervorhob. Ihre üppigen, schwarzen Locken wurden durch ein einfaches Band zurückgehalten, und als nun ihre weißen, zarten Finger, frei und fessellos, keinem Zwange mehr gehorchend, ihr stürmisches Spiel in die klangvollen Saiten hauchten, röthete sich ihre Wange allmählich und ihre
Augen leuchteten wie im Triumpfe eines erreichten großen Sieges. Mit Spannung lauschte jedes Ohr dem seelenvollen Vortrage der Künstlerin. Die wilden, klagenden Melodien, welche sich durch reine, wohlklingende Ac- cordenfolgen, hinzogen, bald in ihrer rührenden Zartheit das Herz geisterhaft bewegten, bald es mit dämonischer Gewalt erschütterten, verfehlten ihre Wirkung nicht. Der lebhafteste Beifall wurde der Virtuosin zu Theil, als sie geendet, und reichlicher als je, fiel heute die Ernte aus, wie dies auch die strahlenden Züge der Violinistin bekundeten.
Die Phantasiecn auf der Harfe hatten die Schlußpiece des heutigen Konzertes gebildet. Anna hatte sich sogleich, nachdem sie mit einer an- muthigcn Verbeugung dem Publikum gedankt hatte, den ferneren stürmischen Beifallsbezeugungcn durch das Verlassen der Tribüne entzogen. Die Mehrzahl der Gäste strebte den Ausgängen zu. Unter ihnen befand sich auch Werner, der nunmehr vollständig mit sich über seine nächsten Schritte im Klaren
war. Langsam und nachdenklich schlug er den Weg nach seiner Wohnung ein. „Sie ist doch wunderbar hübsch! wer hätte das gedacht?" hörte er zwei Männer sagen, die hinter ihm her kamen und eilig vorüber schritten.
Wie in der Ahnung, daß eine längere Zögerung nur unheilbringend auf seine Liebe einwirkcn könne, beschleunigte Werner unwillkürlich seine Schritte und erreichte in kürzester Frist seine Wohnungwo es sein Erstes
was, sich an den Schreibtisch zu setzen und die nachstehenden Zeilen auf einen rosafarbenen Briefbogen zu werfen:
„Anna!
Dem Zuge meines Herzens nachgebend, benachrichtige ich Sie, daß ich mich der Bedingung unterwerfen will, welche Sie an Denjenigen