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llbergestellt zu werden. Derselbe, Fund Avlerstein, ist nämlich eines Mordes verdächtig, und da er von seinem Vater und seinem Bruder verrathen zu werden fürchtete, schoß er bei Heilbronn auf beide. Der Vater blieb tobt auf dem Platze, der Bruder schleppte sich noch nach Donaueschingen, wo er seinen Wunden erlegen ist. Die gleiche Zigeunerbande hat sich bei Biesingen des Landfriedensbruchs schuldig gewacht.

Zürich, 7. Jan. In Kappel, wo Zwingli am 1l. Okt. 1Z3l den Heldentodt starb, wurde am 6. Januar eine schöne Feier abzehalten. Pfarrer Kappler und Rsgierungsrath Grob hielten Reden, letzterer betonte namentlich, wie heute das Andenken des Reformators weit hinaus über die Gauen der reformirten Schweiz festlich begangen werde, in den Niederlanden, in England unv in den Vereinigten Staaten. Redner faßte Zwingli nicht blos als Reformator in's Auge, sondern auch als Politiker und als Patriot. Außer seinem Wirken als Mitglied des Züricher Großen Raths, seiner Thätigkeit für Schule, Armenwesen, für Aufhebung der Leibeigenschaft kommt in Betracht sein Plan mit den protestantischen Fürsten Deutschlands ein Schutz« und Trutzbündniß abzuschließen, zur Erhaltung des evangelischen Glaubens gegen Kaiser und Pabst. Den großen Reformator begeisterte bei all' feinem Thun die tlef in seinem Herzen wohnende aufopfernde Liebe zum Vaterland, deß sind Zeugen seine Predigten und Schriften gegen die Reis­läuferei und die Militärpensionen. Nach diesen Reden zog die Versammlung nach dem Zwingli st ein, dem Denkmal an der Stätte, wo Zwingli sein thatenreiches Leben ausgehaucht hatte. Hier wurde das Vaterlandslied:Das weiße Kreuz im rothen Feld" gesungen und Pfarrer Egg von Knonau hielt die Festrede, er schilderte, wie Zwingli zum Tode verwundet, an einen Birn­baum gelehnt, beim Fackelschein von seinen Feinden erkannt, gemordet und nachher geviertheilt und verbrannt wurde. Seine Asche streuten sie in die Winde, hoffend, °rnit dem verhaßten Neuerer auch seine Lehre ausgetilgt zu Haben; aber diese blühte empor groß und stark, wo ein Staubtheil seiner Asche hinfiel.

Newyork, 7. Jan. In Belleville, Illinois, ist das Nonnenkloster der unbefleckten Empfängniß abgebrannt. Mehrere Zöglinge und Lehrerinnen, welche zum Fenster hinaussprangeu, wurden getödtet oder tödt- lich verletzt; andere verbrannten. Soweit bis jetzt bekannt, sind 22 Zög­linge und 5 Nonnen umgekommen.

Vermischtes.

In H amburg ist das Testament des im vorigen Monat daselbst verstorbenen Kaufmanns Julius Nöe, Bruder des Reichstagsabg. Ree, er­öffnet worden. Ree, welcher sein Vermögen in Rio de Janeiro erworben, drüben jedoch alle seine Kinder kurz nacheinander verloren, hat seinen ganzen von ihm auf 5 Millionen geschätzten Nachlaß zur Errichtung von Freiwohn- nngen für Unbemittelte jedes Glaubens bestimmt, und zwar sollen 4 Milk, sofort nach dem seinerzeitigen Ableben der Ehefrau des Erblassers, der Rest mach dem Tode der Leibrenten beziehenden Verwandten, Diener und Freunde des Verstorbenen zu dem milden Zwecke verwandt werden.

Der Schriftsteller Maupassant in Paris hat das Geheimniß entdeckt, wodurch allein eine Regierung in Frankreich sich populär machen

und halten kann. Dies Geheimniß besteht in einem überraschenden, witzige» oder geistvollen Wort oder Wortspiel.Um in Frankreich zu regieren, muß man geistreich sein, auf das Uebrige kommt es gar nicht an." König Franz I., der große Hansnarr, der Schürzenjäger, der unglückliche Feldherr, hat sein Andenken gerettet und glanzvoll gemacht, indem er nach der Nieder­lage von Pavia an seine Mutter schrieb:Alles ist verloren, Madame, nur nicht die Ehre." Heinrich IV., verschlagen, ein falscher Biedermann, ver­legen, ausschweifend, hat sich durch ein paar glückliche Worte den Ruf eines ritterlichen, edeln und rechtschaffenen Königs erworben. Wer kennt nicht seine Anforderung an die Soldaten vor der Schlacht von Jory,seinem weißen Federbusche zu folgen;" wer nicht sein:Paris ist ^ine Messe werth;" wer nicht seinen Vorsatz, so zu regieren, daß jeder Bauer des Sonntags sein Huhn im Topfe habe? Von Louis XIV. kennt man das Wort:Der Staat das bin ich", sein herrisches:Beinahe hätte ich warte» müssen" und endlich,Es gibt keine Pyrenäen mehr." Der gewissenlose Louis XV. sagte:Nach mir die Sündflut." Louis XVI. hätte durch einen Witz der Guillotine entgehen können. Napoleon I. verstand wie Keiner zu seinen Soldaten zu sprechen; er sagte:Vom Erhabenen zum Lächerliche» ist nur ein Schritt." Napoleon III. wurde trotz der Kriege mit China, Mexiko, Rußland, Oesterreich und aller Welt von Vielen als der Mann verehrt, der gesagt hat:Das Kaiserreich ist der Frieds." Sogar der Marschall Mac Mrhon hat ein gesprochenes Andenken hinterlaffen. Er sagte als Präsident der Republik:Hier bin ich, hier bleibe ich." Und er wurde gestürzt durch ein Wort Gambettas:Sich unterwerfen oder ab­danken" und Gambetta hob sich durch dieses Schlagwort in den Sattel. Dem Präsidenten Gcevy und den Ministern ruft Maupassant zu:Wir müssen durchaus witzige Worte haben. Ein Staatsoberhaupt, das nicht witzig ist, vermag uns nicht zu regieren."

Welcher Ort auf Erden hat zuerst Neujahr? Beginnt i» Berlin das neue Jahr 1884 mit Dienstag, den 1. Januar Nachts 12 Uhr, so zählt man in Philadelphia erst den 31. Dez. 1883 Abends 6 Uhr und in San Franzisko sogar erst 3 Uhr Nachmittags. Wenden wir uns da­gegen nach Osten, nach Asien hin, so finden wir, daß um dieselbe Zeit, wenn in Berlin Prosit Neujahr gerufen wird, in Calcutta in Ostindien, es bereits 5 Uhr, in Sidney in Australien 9 Uhr, auf Neuseeland sogar 11 Uhr am Morgen des Neujahrtags ist. Zuerst feiert man das Neujahr i» Neuseeland, insbesondere kann man die zu Neuseeland gehörige Insel Chatam die Neujahrsinsel, als diejenige bezeichnen, wo zuerst auf der ganzen Erde die Mitternachtsstunde des neuen Jahres eintritt.

Neue Eigenschaft des Geld e s.Während das Bahn­reglement vorschreibt, daß nur leicht verderbliche Gegenstände dem Finder verbleiben dürfen, haben Sie die neulich von Ihnen im Dienst gefundene Geldsumme nicht abgeliefert, sondern für sich behalten!"Ganz richtig, Herr Direktor, Ich glaube eben, daß das Geld sehr leicht verderblich werden kann."

Der beste Fisch soll der russische Sterlet sein, er kann aber nur von Königen und Kaisern, von Rothschilds, Bleichröders und englische» Lords genossen werden; denn ausgewählte Exemplare, wie sie der Kaiser i» Petersburg dem Kaiser in Berlin manchmal schickt, kommen auf 120 Thaler zu stehen. Sterlet und Sterling, nämlich Pfunde, gehören zusammen.

Amtkieke Mekunntmueünngen.

Calw.

Aufforderung zur Anmeldung der Militärpflichtigen behufs der Aufnahme iu die Stammrollen.

Unter Bezugnahme auf die dießfalsige oberamtliche Bekanntmachung im Wochenblatt von Heute, Nr. 3, werden alle im Jahr 1864 geborenen jungen Männer, welche hier ihr en dauernden Aufenth a lt haben, auf- gefordert, sich in der Zeit

vom 15. bis 1. Februar ds. I.

zur Eintragung in die Stammrolle bei der Unterzeichneten Stelle anzu­melden.

Solche, die nicht hier geboren sind, haben ihre Geburtsscheine vor­zulegen.

Die Pflicht zur Anmeldung erstreckt sich nicht blos auf Württemberger, sondern auch auf die Angehörigen aller zum deutschen Reich gehörigen Staaten. Dieser Anzeigepflicht unterliegen aber auch diejenigen Altersklassen, über bereu Militärpflicht noch nicht entschieden ist, es haben sich also zu melden: Alle im Jahr 1864 geborenen Pflichtigen.

-2) Alle diejenigen Militärpflichtigen der Altersklassen 1862 und 1863, welche weder ausgehoben noch vom Dienst ausgeschlossen oder aus­gemustert, noch der Ersatz-Reserve überwiesen worden sind, wobei es keinen Unterschied begründet, ob dieselben früher am gleichen oder an einem andern Ort gestellungsflichtig waren.

3) Alle diejenigen Angehörigen früherer Altersklassen, welche aus irgend einem Grunde noch keine definitive Entscheidung erlangt haben, z. B. wegen Krankheit, Abwesenheit, Haft rc.

Neu anmeldende Pflichtige der Altersklassen 1862 und 1863 haben zugleich ihre Loosungsscheine abzugeben.

Wer diese Anzeige unterläßt wird mit Geldstrafe bis zu 30 ^ oder Mit Haft bis zu 3 Tagen gestraft.

Den 8. Januar 1884.

Stadtschulthcifzcnamt.

S ch u l d t.

Revier Calmbach.

Stangen-Ferkauf.

Montag, den 14. Januar, Vormittags 11 Uhr, auf dem Rath­haus in Calmbach:

381 Gerüst-, 5715 Hopfen- und 3350 Flößerstangen, Baumpfähle und Floßwieden aus der Abth. Buchbusch des Distrikts Kälbling.

Calw.

Aus der Verlassenschafts- A-WU inafle der verst. Samuel -ZNM--Friedrich Faaß, Kannen- ^ wirths Wittwe hier, kommt am

Montag, den 14. Januar 1884, Vormittags 11 Uhr,

deren

Moünkausantkeik

an der unteren Marktstraße, bestehend in 2 /g an einem 3ftockiqten Wohnhaus, St.-A. 7,700 Br.-V.-A. 6867 ^l,

angekauft zu 5,500 zum zweiten und letzten Mal auf hiesigem Rath- haus zur Versteigerung.

Rathsschreiberei.

_ Haffner.

Calw.

Coiu-ostverkauf.

Nächsten Samstag, den 12. ds. Mts., Nachmittags l'/r Uhr, werden am Walkmühleweg beim Eiskeller 8 Composthaufen gegen Baarzahlung im Aufstreich verkauft.

Stadtpfleqe. Hay d.

Calw.

Tchafweiöe- Verpachtung.

Die hiesige Schafweide wird kommen­den Diens­tag, den 15.ds.; Vor­mittags 11 Uhr, auf dem Rathhaus vom 1. Ap­ril 1884 an auf 3 Jahre, meistbietend verpachtet.

Stadtpflege.

Hayd.

Beider Gemeindepflege Berg orte sind

lOOO Mark

gegen gesetzliche Sicherheit auszuleihen. Aichelberg den 7. Januar.

Gemeindepfleger

Roller.

Weilderstadt.

Langholzverkauf.

Am Dienstag, den 15. ds. Mt., Vormittags 10 Uhr, werden im Stadt­wald Hönig verkauft forchenes Lang­holz:

2 Stück II. Cl., mit 2.5 Fm., 74 St. III. Ct., mit 60 Fm., 13L St. IV. Cl. mit 64 Fm. Zusammenkunft im Schlag.

Stadtpflege.