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.Calw.
An -ie Standesämter.
Den Standesämtern sind mit der heutigen Post die Formulare zu den Standesregistern 8. 6. (Haupt- und Nebenregister) und zu den Familienregistern zugegangen.
Dieselben sind sofort nachzuzählen, und sind, wenn kein Anstand obwaltet, die den Sendungen angeschlossenen Bescheinigungsbogen zu unterzeichnen und alsbald hierher einzusenden.
Den 23. Dez. 1883.
K. Oberamt.
_ F l a xland.
Calw. .
An die Grtsvorstrher.
Nach dem in der neuesten Nummer des Amtsblatts des K. Ministeriums des Innern (S. 329 folg.) erschienenen Erlaß des K. Ministeriums vom 4. d. Mts. betreffend den Vollzug des Reichsgesetzes vom 15. Juni 1883 betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, auf welchen Erlaß die Ortsvorsteher hiemit hingewiesen werden, sind (S. 330) durch die Gemeindebehörden sofort Erhebungen über die Zahl der in den einzelnen Gemeinden vorhandenen versicherungspflichtigen Personen angeordnet. Formulare hiezu mit angehängter Belehrung über die Ausfüllung sind bei der Kohlhammer- schen Buchdruckerei, welche für deren Richtigkeit und Zweckmäßigkeit garan- tirt, zu haben. Für jeden Arbeit g e b e r ist ein Formular erforderlich.
Behufs Vereinfachung und Portoersparniß wird die Unterzeichnete Stelle den Formularienbedarf vermitteln; die Ortsvorsteher werden daher aufgefordert, umgehend anzuzeigen, wie viele Formulare (für jeden Arbeit geber 1 Formular) sie brauchen.
Den 22. Dezbr. 1883.
K. Oberamt.
Flax l and.
Calw.
Bekanntmachung.
In der Gemeinde Altbulach ist die Maul- und Klauenseuche e r - loschen, was hiemit veröffentlicht wird.
Den 27. Dez. 1883.
K. Oberamt.
_ F l a x land.
Calw.
Bekanntmachung.
Nachdem die Schafe des Jakob Friedrich Dürr, Georg Burkhardt und Benjamin Bauer in Altburg von der Näudekrankheit wieder geheilt sind, und die unterm 11. März. d. I. angeordnete Sperre wieder aufgehoben worden ist, wird dies hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.
Den 27. Dez. 1883.
K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Politische Nachrichten.
Deutsches Reich.
— In Folge der Weihnachtstage macht sich auch im politischen Leben eine gewiffe Ruhe bemerkbar. Die Erörterungen über denBe- such unseres Kronprinzen bei dem Pabst bilden noch immer den Vordergrund der politischen Discussion. Natürlich können wir von allen aufbauschenden Redensarten keine Notiz nehmen; soweit sie indessen als möglich erscheinen, glauben wir sie registriren zu müssen, weil allmählich aus dem „zuviel" ein klares und deutliches Bild sich gestalten dürfte. So schreibt der römische Berichterstatter der „Daily News". Niemand war bei der Unterredung zwischen Leo XIII. und dem Kronprinzen zugegen und keiner der beiden dürfte sehr mittheilsam über den Gegenstand sein. Daß das Ergebniß der Zusammenkunft indeß zufriedenstellend für den Kronprinzen war, bin ich geneigt zu glauben, da ich im päbstlichen Vorzimmer anwesend war, als er in das Kabinet des Pabstes eintrat und als er dasselbe verließ. Das Gefühl der Erleichterung, welches sein Antlitz nach der Unter
redung ausdrückte, konstatirte auffallend mit der strengen Miene, die er vorher zur Schau trug.
Frankreich.
— Die Einnahme von Sontay hat in der franz. Presse freudige Erregung hervorgerufen. Die Regierungsblätter dringen auf volle Ausnützung des Erfolges und erwarten, daß erst nach der Einnahme von Bacnin mit China weiter verhandelt werde. — Ueber den Angriff auf Sontay wird der Nat.Z. folgender Bericht erstattet: „Am 12. Dez. mar- schirte Admiral Courbet mit einer 7000 Mann starken Armee gegen Sontay. Letztere enthielt die verschiedenen Waffengattungen: die 3 ersten afrikanischen Bataillone, einen Theil des anamitischen Bataillons und beinahe die ganze Marine > Infanterie. Nach einem ersten Gefecht, welches jenseits des Day stattgefunden hatte (der Fluß selbst war ohne Schwierigkeiten passirt worden) traf die Armee vor den ersten feindlichen Befestigungen an. 4000 Mann Franzosen waren bei dem Ansturm auf dieselben betheiligt, während der Rest ver Armee in Reserve blieb. Den Sturmkolonnen der Franzosen gelang es denn auch, den Feind zu werfen. Was die zuerst gestürmten Außenwerke SontayS betrifft, so waren sie von den schwarzen Flaggen mit großem Geschick in der Weise hergestellt worden, daß 5 große Dörfer als Stüzpunkte dienten, welche letztere nach einer langen Kanonade der Reihe nach genommen werden mußten. Die Truppen in Sontay wurden im Ganzen auf 12,000 Mann geschätzt, darunter 3000 schwarze Flaggen und 9000 Anamiten oder irreguläre chinesische Truppen unter dem Kommando des anamitischen Prinzen Hoang-Ke-Viem und des Generals Tram-TroM. Sämmtliche feindliche Truppen waren mit Schnellladern bewaffnet und setzten den Franzosen den hartnäckigsten Widerstand entgegen, bis die Stellung unhaltbar wurde. Ihre Verluste werden in französischen Berichten, anscheinend mit Uebertreibung, auf zusammen 1400 Todte und Kampfunfähige berechnet. Das hauptsächliche Interesse richtet sich jetzt auf die Verhältnisse in Bacnin das von regulären chinesischen Truppen vertheidigt wird." _
Tages - Neuigkeiten.
— Se. Maj. der König haben durch Allerhöchste Ordre vom 3. d. Mts. das Dienstehrenzeichen an Bollstetter, Major z. D. und Bezirks- Kommandeur des ersten Bataillons (Calw) 1. Landwehrregiment Nro. 119 Allergnädigst zu verleihen geruht.
Frankfurt a. M>, 27. Dez. Ein erschütternder Unglücksfall ereignete sich gestern Abend gegen 6 Uhr. Ein junges Mädchen im Alter von 18 Jahren stürzte nämlich aus einem Fenster des dritten Stockes in dem Hause Nr. 18 der Töngesgasse auf die Straße herab. Die Unglückliche, welche am Nervenfieber erkrankt war, wurde einen Augenblick allein gelassen und sprang im Fieberwahn zum Fenster hinaus. Arme und Beine waren gebrochen und der Kopf schwer verletzt als man sie vom Pflaster aufhob. Nach 10 Minuten erlöste sie der Tod von ihren Leiden. Es fehlte nicht viel, so hätte dieses Unglück noch ein weiteres zur Folge gehabt, denn das Mädchen stürzte dicht vor einem am Hause mit seinem Kinde vorbeigehenden Manne aufs Trottoir nieder.
— In Bruchsal kam dieser Tage ein Bäckergeselle aus Bayern auf die Vereinspflege gegen Hausbettel und bat um Unterstützung mit dem Bemerken, daß er mittellos sei. Da aus seinen Papieren ersichtlich war, daß er schon längere Zeit ohne Beschäftigung umhergereist, so wurde er einer genauen Visitation unterzogen, wobei sich herausstellte, daß er im Besitz von 740 -/1L in Gold, 8c/1L in Silber, 30 Pf. in Nickel und 3 Pf. in Kupfer war. Derselbe wurde von Mainz bis nach Bruchsal von allen Bettelvereinen unterstützt.
Neues i» der Bibliothek.
1) Die Erziehung zur Arbeit, eine Forderung des Lebens an die Schule von vr. K. Biedermann.
2) Das Edison-Glühlichtund seine Bedeutung für Hygiene und Rettungswesen.
3) Her m anfried und Amalberga von C. Seydel.
4) Vom schwarzen Continente von vr. G. Plieninger.
5) Schloß Heimbur g von I. Ludwig.
6) Jenseits des Oceans von R. Scipio.
— Berichtigung. Das Concert des Kirchengesangvereins findet nicht am Samstag, sondern am Sonntag, den 30. Dezbr., Nachmittags 5 Uhr, statt. S. Annoncentheil.
trauernd neben der Leiche. Die schottischen Matrosen traten zurück, denn sie hielten sie für die Gattin des Gefallenen. Erst Admiral Wood erkannte zu seinem größten Erstaunen, in ihr Margarethe Drummond. Während noch der wilde Kampf über ihr tobte, war es ihr in dem unteren Schiffsräume bange geworden und als sie erfahren, daß die Schiffe geentert waren, hatte sie einen Versuch machen wollen, zu ihren Landsleuten zu gelangen. Der Anblick, den die Schiffe nach diesem blutigen Gemetzel darboten, war trostlos. Die Verdecke waren mit dem Blute der Todten und Verwundeten bespritzt, welche in großer Anzahl umherlagen. Boote, Masten und Spieren waren zersplittert; lose Taue und Segelfetzen flatterten im Winde. Hoch über Allem aber wehete noch die blaue Flagge Schottlands. Admiral Wood sorgte für die Verwundeten und ließ die Todten an's Land befördern, wo sie auf dem Kirchhofe zu Dunbar in zwei langen Gräbem beerdigt wurden. Dann steuerte er mit seinen Prisen nach Leith, als Sieger empfangen und begrüßt von dem Glockengeläute der ganzen Umgegend und von den flatternden Wimpeln und Flaggen aller im Hafen liegenden Schiffe.
Margarethe war ihrem königlichen Gatten zurückgegeben und auch der Bischof von Dunblane mit der päpstlichen Dispensation traf ein, denn König Heinrich hatte ihn freigegeben. Er wollte es nicht bis zum Aeußersten kommen lassen, da ein vollständiger Bruch mit Jakob gefährlich werden mußte. Dieser dagegen traf Anstalten zu seiner Vermählung mit Margarethe. Er ließ sie nach Dunblane in den bischöflichen Palast bringen, der von Pagen,
königlichen Dienern, Bogenschützen, Knappen und Priestern wimmelte. Aber das Loos jener unglücklichen schottischen Königinnen, von denen Euphemie der jüngeren Schwester Sybilla erzählt hatte, sollte auch Margarethen beschieden sein. Noch vor der Staatstrauung starb sie eines plötzlichen und geheimniß' vollen Todes. Trotz der sorgfältigen Bewachung im Palaste des Bischofs war es einem Meuchelmörder gelungen, sich einzuschleichen und den Weihwasserkessel zu vergiften, welcher in Margarethe's Schlafzimmer hing, Man wollte unter'den ein- und ausgehenden Priestern ein Gesicht wie dasßir David Zuill's gesehen haben, der nach Margarethen's Tode spurlos verschwand. Ob er abermals im Aufträge Heinrichs VII. handelte oder ob er diesmal von einem der schottischen Großen erkauft war, die sich in ihrem Ehrgeize gekränkt fühlten, aus dem Geschlechte Drummond's zum zweiteu Male eine schottische Königin erstehen zu sehen, — das ist in der Geschichte Schottlands, welcher die unglückliche Margarethe angehört, ein unenträthseltes Geheimniß geblieben.
Politische Verhältnisse bewogen Jakob IV. endlich doch noch, sich mit der ihm längst zugedachten englischen Prinzessin Margarethe Tüder im Jahre 1503 zu vermählen. Die Ehe jedoch war keine glückliche, denn mit dem schmerzlichen Verluste Margarethe Drummond'-S war auch Treue und Beständigkeit aus Jakob's Herzen gewichen. Aus seiner Verschwägerung mit dem englischen Königshause ging im Laufe der Jahrhunderte die Vereinigung der beiden Reiche Schottland und England hervor.