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riiß für Italien eine große Enttäuschung sein. Wenn übrigens offiziell der Kvnigsbesuch als Reiseziveck proklamirt würde, dann dürften die Italiener am Nebenbesuch im Vatikan keinen Anstoß nehmen.

Tages - Neuigkeiten.

>V. 6. Stuttgart, 12. Dez. I. M. dieKönigin wird dem Vernehmen nach die Reise nach San Remo bald nach Neujahr antreten und dabei von I. kaiserl. Hoh. der Frau Herzogin Vera begleitet werden. Die Christbescheerung und die Neujahrsfeier werden von Ihrer König­lichen Majestät noch Höchstselbst hier begangen.

Schon seit zwei Tagen war gerüchtweise die erfreuliche Nachricht verbreitet von der Verhaftung des gefährlichen Raubmörders Hetzel, der bekanntlich vor mehreren Monaten in Winnenthal ausgebrochen ist. Heute nun bestätigt der Staatsanz. daß Hetzel in Hamburg verhaftet worden ist; ebenso sein Genosse Haller von Kleinwinnenden, der in Lehr in Han­nover festgenommen wurde. So hofft man auch bald der noch flüchtigen 3 Raubmörder aus der Kronprinzenstraße habhaft zu werden.

Für die Gemeinderathwahl ist bis heute nicht die zu einem ersten Wahlgang erforderliche Stimmenzahl abgegeben worden; daher Samstag Nachwahl.

(Schwurgericht.) Der Schwurgerichtshof (sowohl Geschworene als Richter) haben heute ein Beispiel höchster Strenge gegenüber den jetzt leider so häufigen Messeraffairen statuirt; wobei man wohl die gerechte Entrüstung über die neuesten Raubmorde und Attentate ganz in die persönliche Sicher­heit nachsühlt. Angeklagter war der ledige 27 I. alte Eisengießer Johann Baßmann von Königsbronn, O.-A. Heidenheim, wegen Todtschlags. Am Abend des 28. Sept. d. I. fanden sich verschiedene junge Leute in der Bäcker Wagner'schen Wirtschaft in Canstatt zusammen, wobei der Angeklagte, der als Eisengießer in der Kuhn'schen Maschinenfabrik in Berg arbeitete und nicht schlecht prädicirt ist, mit einigen Freunden gegenüber andern Handwerks­gesellen von Cannstatt in Streit gerieth. Da der Wirth in seinem Lokale keine Excesse duldete, spann sich die Sache auf der Straße fort, wo die Gegner des Angeklagten und seiner Kameraden den Kürzeren zogen, tüchtig durchgeprügelt wurden, so daß einer Namens I. Fr. Strohle, erst 19 I. alt, das Messer zog und den Angeklagten leicht damit verwundete, dann aber davonlief, und nicht wieder kam. Bald darauf sah der Angeklagte in der Dunkel­heit einen der Streiter derselben kleinen Statur auf sich zukommen, ließ ihn aber nicht heran, sondern versetzte ihm 3 Stiche in den Unterleib, woran er nach 3 Tagen starb. Der Getödtete, Namens Bär, war aber kein Gegner des Angeklagten, sondern ein Freund und Landsmann, der ihm kurz zuvor noch Hilfe geleistet hattte. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Feuerbach, plaidirte daher auf Nothwehr, eventuell auf mildernde Umstände, was aber

Staatsanwalt Degen bekämpfte. Die Geschworenen, Obmann Bank­direktor Colin, sprachen den Angeklagten nicht blos schuldig, sondern ver­neinten auch die Frage der mildernden Umstände. Der Staatsanwalt be­antragte eine Zuchthausstrafe von 6 Jahr und 9 Monaten. Der Gerichts­hof erkannte auf 7 Jahre Zuchthaus und 7 Jahre Ehrverlust.

Backnang, 12. Dez. An Blutvergiftung verstarb gestern der als Lohknecht beschäftigte 42jährige Metzger Seibold. Derselbe schlachtete ein, wie sich später zeigte, am Milzbrand erkranktes Stück Vieh, verwundete sich mit dem Messer und holte sich somit den raschen Tod. In dem Stalle, wo das Thier erkrankte, fielen noch 3 weitere Prachtexemplare dieser tückischen Seuche zum Opfer, für den Besitzer von großem Schaden.

Tuttlingen, 8. Dez. DerDeutsche Verein", dessen ruhige, be­lehrende Thätigkeit immer mehr Anklang und Anerkennung findet, hielt letzten Montag Abend im Gasthaus zumschwarzen Adler" wiederum eine Versammluug ab, die ziemlich zahlreich besucht war. Herr Collaborator Klaß hielt einen mit größtem Beifall aufgenommenen, nach Form und In­halt ausgezeichneten Vortrag über amerikanische Verhältnisse. Nach einer kurzen geschichtlichen Einleitung schilderte er auf Grund von Selbsterlebtem zunächst seine Ankunft in New -Jork, dann die Vorgänge bei Wahlen, die Thätigkeit der gewählten Beamten, das Gasthauswesen, das Schulwesen, die kirchlichen Zustände u. s. w. Die Begeisterung des Redners fürdas Land der Freiheit", sei bald merklich abgekühlt und die Liebe zu seinem deutschen Vaterlande, mit seinen wohlgeordneten Zuständen neu geweckt und gekräftigt worden. Das kleinliche Nörgeln und Schimpfen über Steuern, wie man es leider bei uns täglich hören könne, finde man freilich in Amerika nicht; der Amerikaner gebe gerne, was der Staat verlange und zu seinem Unterhalte nothwendig brauche, dabei bezahle man in Amerika höhere Steuern als bei uns, namentlich bringen die indirekten Steuern unglaubliche Summen ein. Redner kann gar nicht begreifen, warum man sich bei uns gegen letztere so sehr sträube. Mit warmen patriotischen Worten schloß Redner seinen in­teressanten Vortrag, von dem, wie wir hören, eine Wiederholung zu hoffen steht. Dem Verein traten weitere 10 Mitglieder bei, so daß in verhält­nismäßig kurzer Zeit die Zahl derselben auf 70 angewachsen ist. Schließlich wurde zur definitiven Wahl der Vorstandschaft geschritten.

Kgl. Standesamt Calw.

Vom 4. bis 12. Dez. 1883.

Geborene.

4. Dez. Georg Ädam, Sohn des Michael Hennefahrt, Taglbhners.

4 , Wilhelm. Sohn des Heinrich Bauer, Kaufmanns.

10. , Otto, Sohn des Gustav Schlatterer, Scifenfabrikanten.

12. , Franz Kuno Konrad, Sohn des Konrad Müller, Bierbrauereibesitzers.

Gestorbene.

6. . Felix, Sohn des Jeremias Depretto, Steinhauers, 3'/« Jahre alt.

Amtkieke Aekarmtmaekungea.

Revier Hirsau.

Holz-Berkanfe.

1) Freitag, den 28. Dezbr., Vorm. 10 Uhr, in der Sonne in Hirsan aus Ottenbronner- berg, Abth. 3, Mönchsloch und Alt­burgerberg, Abth. 6, Wandelgrund:

415 St. Nadelh.-Derbstangen, über 13 m, 110 dto. 1113 m lang, 690 Stck. Hopfenstangen I., 430 II, 80 IH., 120IV. El.

2) Samstag, den 29. Dezbr, Vorm. 10 Uhr, im Anker in Ernstmühl:

150 Rm. buch. Scheiter, 157 Rm. dto. Prügel und Anbruch, 17 Rm. Nadelh.-Scheiter, 45 Rm. dto. Prügel und Anbruch, 670 Stck. geb. buchene Wellen und Nadelreis in Flächenloosen tax. zu 650 St.

Revier Calmbach.

Krennüokz-VerAau^.

Donnerstag, den 20. Dezember, Vorm. 9 Uhr, in der Jägerhütte in Kälbling:

5 Rm. tannene Scheiter, 14 Rm. dto. Prügel, 1 Rm. buch, und 162 Rm. tann. Abfallholz, sowie 350 Wellen Schlagraum aus dem Distrikt Kälbling.

Revier Liebenzell.

Akkord

über Lieferung und Kleiuschlagen

von 450 Roßlasten Kalksteinen und 280 Roßlasten Sandsteinen zur Unter­haltung verschiedener Wege in Staats­waldungen am Montag, den 17. ds. Mts., Morgens 9 >/s Uhr, auf dem Rathhaus in Liebenzell. _K. Revieramt.

Bekanntmachung.

Unter dem Vorwand den St. Niko­laus und das Christkindle darzustellen, ziehen in der Zeit vor und während der Weihnachten mit weißen Kleidungs­stücken rc. umhüllte Kinder zur Nacht­zeit umher, um zu betteln. Dieß ist unstatthaft und umsomehr zu bekäm­pfen, als viele der Kinder das er- sammelte Geld nutzlos vergeuden und derartiges nächtliches Umherziehen nicht nur einen nachtheiligen Einfluß auf die Kinder ausübt, sondern auch zu manchfachen Störungen der Ordnung Anlaß gibt.

Die Polizei-Ossizianten sind ange­wiesen, die zu diesem Zweck herum­ziehenden Kinder heimzuweisen un^-fie, bezw. ihre Eltern, zur Bestrafung wegen Bettels zur Anzeige zu bringen.

Die Einwohner werden ersucht, diesen Kindern den Eintritt in ihre Wohnungen zu verbieten und keine Gaben zu verabreichen.

Calw, 13. Dezbr. 1883.

Stadtschultheißenamt.

Schuldt.

Ziegelei-Werkauf.

Das Anwesen des Zieglers Gustav Strien; in der Eiselstet sammt

,1

Feldgütern und der gesummten Ziegelei- Einrichtung ist zu 12,000 ange­kauft und findet die letzte Verstei­gerung am

Samstag, den 22. Dezember 1883, Vormittags 9 Uhr, statt, wozu Liebhaber eingeladen wer­den.

Rathsschreiberei. Haffner.

Holzbronn.

Langholzverkailf.

83 Stck. schö- knes forch. Lang- Iholz mit 83 Fm., »4 Stck. Eichen i mit 1,70 Fstm.

_ 2 Stck. rauhb.,

1 Stck. glattbuch. Klötze mit 1,60 Festm., kommen am Mittwoch, den 19. d. Mts., Vorm. 10 Uhr,

ruf dem Rathhaus zur Versteigerung. Abfuhr günstig.

Gemeinderath. Vorstand Dreher.

C a l

w.

Kitte «m Beiträge M Hoh fiir Kranke «nd Arme.

Der ein getretene kalte Winter ver­anlaßt uns, um milde Gaben für unsere Kranken und Armen zu bitten, um für ihre oringensten Holzbedürf­nisse sorgen zu können. Die früheren gesammelt« Mittel sind erschöpft, da im vorigen Winter kein Aufruf er­lassen würde.

Die Unterzeichneten sind bereit die Gaben zur Verwendung für den

bezeichnet« Zweck in Empfang zu nehmen und darüber Rechnung abzu­legen.

Den 11. Dezember 1883. Mitglieder des Kirchenconvents Berg, Schuldt, Braun, Kopp.

Privatameigeir.

Altburg.

2«« Mk.

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Pfleger Jacob Jrion.

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