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Die Erfahrung der letzten 13 Jahre habe gelehrt, daß Bismark keine Kom­plotte gegen den europäischen Frieden schmiedet. Die Bedürfnisse des D. Reichs seien ein Pfand der Sicherheit gegen die Störungen des Friedens, wie solche durch Rachedurst oder dynastischen Ehrgeiz hervorgerufen werden könnten. Als friedenstörende Elemente in Europa bezeichnet das Blatt Frankreich und Rußland; die friedlichen konservativen Elemente seien Deutsch­land und Oestreich. Aus diesem Grunde begrüße England den Namen Sedan mit Befriedigung, es setze mehr Vertrauen in Deutschland, als in den sog. Bundesgenossen, der niemals rastete, selbst nicht, nachdem er die Unabhängig­keit der Nachbarstaaten zertrümmert hat.

Tages - Neuigkeiten.

Calw, 2. September. Trotzdem die Feier unseres Nationalfestes am heutigen Tag nicht durch die Gunst der Witterung unterstützt, ja ein erheblicher Theil des Programms nicht zur Ausführung gelangen konnte, weil der sonst nicht unerwünschte Regen für unser Fest etwas zu früh seinen Segen spendete, können wir doch auch Heuer wieder mit Stolz und Befrie­digung auf den Gedächtnißtag von Sedan zurücksehen. Das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit und so auch die Einwohnerschaft von Calw ist sich bewußt, daß es eines Festtages bedarf, um die erhabenen Gefühle nationaler Freude und Dankes über die glorreichen Erfolge der Jahre 1870 und 1871 gemeinsam zu feiern. Wir feiern diesen Festtag nicht aus Siegeslust oder um unsere ehemaligen Feinde zu kränken, nein wir feiern ihn im gleichen Geiste wie unsere Väter 56 Jahre den Tag von Leipzig gefeiert haben, als den Tag der Erlösung von fremder Gewalt und überdieß noch als den Tag, der den Grundstein legte zur langersehnten Vereinigung der deutschen Stämme. Daß diese Auffassung sich mehr und mehr Bahn bricht und hauptsächlich das nachwachsende Geschlecht, die jüngere Generation treue Hüter dieses Festtages und der nation. Gesinnung sind und bleiben, dafür lieferten die jüngsten Tage den erfreulichsten Beweis. Schon am 1. Sept. begannen die Festlichkeiten mit -der Aufführung eines dramat. Schauspiels Zio's Opferwahl, aus vr. Wein­landsKuning Hartfest" durch Schüler der oberen Klasse des Reallyceums, lderen Leistungen sehr anerkennenswerthe waren, Abends loderte ein mächtiges Feuer vom hohen Felsen zum Himntel empor.Lobe den Herren den mäch­tigen König der Ehren" tönte es der Stimmung der Fssttheilnehmer ent­sprechend am Sonntag Morgen vom Thurm herab, Böllerschießen und Tag­wache frischten die Erinnerung der Tage von 1870 wieder lebhaft auf. Um 9 Uhr begann der Festgottesdienst, in welchem Hc. Dekan Berg die großen Errungenschaften des Deutschen Volkes vor Augen führte und an der Hand des Predigttextes auseinandersetzte, was allein die richtigen Wege seien, um diese Errungenschaften festzuhalten. Um 11 Uhr sammelten sich in statt­lichem fröhlichem Zug die Kinder auf dem Marktplatz, wo nach einer An­sprache des Hrn. Diak. Braun und gemeinschaftlichem Gesang der Schüler die übliche Vertheilung der Kümmelküchlein stattfand. Um 2 Uhr ordnete sich der Festzug, der diesesmal größere Dimensionen als je einnahm. Der Veteranenverein, der Turnverein, der Liederkcanz, die Concordia, mit ihren Fahnen, sowie die Mannschaft des K. Landwshrkommandös schmückten als willkommene Gäste den fröhlichen Zug und obwohl es jetzt schon zu regnen begann, so vollzog sich doch der Aufmarsch auf den Festplatz in größter Ord­nung und Heiterkeit. Herr Paul Zilling hatte auch Heuer wieder die Güte, die Festrede zu halten, wofür ihm großer Dank gebührt. In schwung­vollen poetischen Worten hielt Herr Zilling eine der Bedeutung des Tages entsprechende von warmer Vaterlandsliebe getragene Rede, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch ^iuf Kaiser und Reich schloß. Hierauf fan­

den Deklamationen von Schüler und Schülerinnen statt. Die Familientische, die Tische der Wirthe waren aufgeschlagen, eine ungeheure Menge Volks war zur Theilnahme am Feste versammelt, aber leider soll dieses Mal nicht vergönnt sein, das ganze Festprogramm durchzuführen, der der Gesellig­keit und den Spielen der Kinder gewidmete Theil wurden zum größeren Theil zu Wasser. Es regnete unerbittlich weiter und obwohl sich manche Gruppe unter die schützenden Räume flüchtete und dort trotz Regenschauers in heiterer Stimmung, ihren Vorräthen sich widmend auf besseres Wetter harrte, alles Forschen nach lichten Punkten am Himmel war vergeblich, man mußte schließlich dem Regen weichen.

Abgesehen von dieser Ungunst der Witterung oder vielmehr Trotz der­selben war der Tag von Sedan wieder ein schöner, die Zahl der Teil­nehmer. die richtige Beurtheilung des Festes hat zu die Zahl der Unzu­friedenen abgenommen.

Vermischtes.

Papagei und Telephon. Aus einem amerikanischen Städt­chen erzählt man sich eine lustige Geschichte. Am Telephon sitzt ein Papagei und schreit aus Leibeskräften. Auf der andern Seite wüthst und tobt der Beamte der Centralstation und die beiden können natürlich nicht ins Reine kommen.

Ein hübscher Spaß widerfuhr kürzlich einer Kegelgesellschaft aus Leipzig, die sich von ihren Strapatzen an den Herrlichkeiten des Sch war; a- thales erholen wollte. Bei der Besichtigung des Wildparks bei Schwarz­burg stürzte plötzlich eine wilde Sau hervor, direct auf die Gesellschaft zu. Entsetzt stoben die Herren, unter denen sich einige von bedeutendem Leibesum­fang befanden, auseinander, in der Befürchtung, mit dem Ungethüm in un­angenehme Berührung zu kommen. In dieser Noth und Bedrängniß erschien eine Bauersfrau, welche der Gesellschaft zu verstehen gab, daß die Wildsau daran gewöhnt sei, von Touristen gefüttert zu werden und daher auf die Gesellschaft in Erwartung einiger Leckerbissen zugsstürzt sei. Darauf allge­meine Heiterkeit und das gegenseitige heilige Versprechen, von dem rühmlichen Abenteuer zu Hause um Gotteswillen Niemand etwas zu erzählen. Es Huts aber doch Einer ausgeplaudert.

Calw.

EanäwirtkstHaMckee Oezie^Foeeein. Allganer Vieh -etr.

Im Ausschuß des landw. Bezirksverein ist die Frage angeregt worden, ob es sich nicht empfehle, auch in diesem Jahre wieder einen Transport von Allgäuer Kalbeln und Kühen aufzukaufen, damit ein immer größerer Stamm von weiblichen Zuchtthisren dieser vorzüglichen Race in den Bezirk komme und dadurch ihre Reinhaltung und weitere Verbreitung gesichert bleibe. Ein Beschluß hierüber müßte in der am 21. Sept. in Teinach stattfindenden Generalversammlung gesüßt werden und werden deßhalb, um einen Antrag in dieser Richtung stellen zu können, alle diejenigen, welche geneigt wären, eines oder mehrere Stücke einzustellen, aufgefordert, sich binnen

acht Tagen

bei dem Unterzeichneten Vereinssekretär mündlich oder schriftlich anzumelden.

Calw, 1. Sept. 1883. Der Vereinsvorstand:

F l a x l a n d.

E. Horlacher, Secr.

Mmtkicke Kekanntmackungen.

und ca. 470 Wellen Schlagraum aus dem Kreuzstein und Mausthurm des Distrikts Eiberg.

Revier Calmbach.

Orennkwkz - Verhaus.

Stammheim.

Schafwai-eiierPltchtrmg.

Donners­tag, den 13. Septbr., Vor­mittags 9 Uhr, .in der Jäger­hütte :

26 Rm. tan- nene Scheiter, 223 dto. Prügel und Abfallholz und 114 dto. Rinde aus der Schrann und Jägerhütte des Distrikt Kälbling.

Mittags 1 Uhr, rm Rathhaus in Calmbach:

5 Rm. eich, und buch. Abfallholz, 39 Nm. tannene Scheiter, 127 dto. Prügel und Abfallholz, 126 dto. Rinde. 58 Rm. dto. Reisig

WWW

Am Mitt­woch, den 5. September ds. I., Vor­mittags 10 Uhr, wird die hiesige 400 Stück ernährende Sommer- und Win­terwaide wieder auf 3 Jahre an den Meistbietenden verpachtet. Auswärtige Steigerer haben sich mit amtlich be­glaubigten Vermögenszeugniffen zu ver­sehen und einen tüchtigen Bürgen und Selbstzähler zu stellen.

Den 31. Aug. 1883.

Schultheißenamt.

Ernst.

Revier Liebeuzell.

Verpachtung.

Nachfolgende landwirthschaftliche Grundstücke der K. Forstverwaltung «erden am

Sanistaa, den 8. September d. 3-, Vormittags 9 Uhr,

auf den! Rathhaus dahier von Martini d. I. an auf die Dauer von 12 Jahren neu verpachten^ ^^ung Liebenzell- Don Parz. Nr. 425. 14 a Wiese am Schloßberg im Zwerneck,

607 und 611 bis 613. 34 » 47 gm Anbindstätte und

" Sicherheitsstreifen beim Nonnenwag.

2) Auf Markung Oberlengenhardt: von Parz. Nr. 73 6. 15 a 76 gm Wiese im Thäle, (bisheriger Pächter Schultheiß Rentschler.

3) Auf Markung Unter h aug st ett: von Parz. Nr. 462. 1 k 60 a 22 gm Acker in der Halden am Staats- walv Haugstetterberg (in 4 Loosen).

K. Nevieramt.

Oberamt Calw.

Gemeinde 'Dachtel.

Bau Accord.

Die bei Vornahme baulicher Einrichtungen und Verbesserungen im Innern und Aeußern des Schul- und Rathhauses in Dachtel verkommenden Bauarbeiten werden im Wege schriftlicher Submission vergeben. Es be­tragen die

Maurerarbeit ......... 339 30 L

Zimmerarbeit ......... 112 20

Gipserarbeit . 460 75

Schreinerarbeit. 257 76

Glaserarbeit.86 10

Schlosserarbeit.76

Flaschnerarbeit. 202

Anstricharbeit . . .. 269

Pflasterarbeit.90

Ueberschlag und Accordsbedingungen können auf dem Rathhaus hier eingesehen werden, fwoselbst auch die Offerte bis zum 8. September d. I. portofrei einaereicht werden wollen.

Dachtel, den 30. August. 1833.

Schultheißenamt.

- Eisenhardt.

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