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Absendung von Munition und Torpedos vorbereitet. In den chinesischen Arsenalen herrsche große Thätigkeit.

Rußland.

Moskau, 30. Aug. Die Moskauer Zeitung schreibt: In Rußland wie in Deutschland wünsche Niemand Krieg. Rußland habe kein Interesse, Deutschland anzugreifen, dasselbe könne nicht beabsichtigen, das historische Polenreich wiederherzustellen, um statt eines starken sich einen schwachen Nach­bar zu schaffen; Deutschland könne in den polnischen Patrioten nur Feinde sehen, welche Zwist zwischen Deutschland und Rußland säen wollten, Rußlands Interessen könnten nur darauf gerichtet sein, die Bande historischer Freund­schaft mit Deutschland enger zu knüpfen. Der deutschen Politik gegenüber, die Oestreich aus dem deutschen Bunde ausgeschloffen und auf den Orient verwiesen habe, könne Rußland ruhig sein, Oestreich sei dadurch eher ge­schwächt als erstarkt und habe sich den Haß der Balkonvölker zugezogen, die Freundschaft mit Serbien ändere nichts daran.

Tages - Neuigkeiten.

°VV. 6. Stuttgart, 29. Aug. Der Herr Kriegsdepartementschef Generalmajor v. Steinheil hat sich gestern nach Ludwigsburg begeben und heute dort einigen Truppeninspektionen und Uebungen beigewohnt, die unter dem Höchstkommandirenden des Armeekorps General der Infanterie von Schacht meyer stattgefunden haben. Der Herr Kriegsdepartementschef sowie der Oberstkommandirende kehrten Nachmittags nach Stuttgart zurück und nahmen gegen Abend an einem Diner des Generallieutenant v. Knörzer Thell.

In Cannstatt, wo das 3. Füsilierbataillon des 1. Infanterie- Regiments Nr. 125 in Quartier liegt, während das Heilbronner Bataillon des 3. Regiments in der Umgebung einquartiert lag, hört das rege militä­rische Leben von morgen an wegen Abrückens der Truppen auf das Manö­verterrain auf. Dagegen nehmen die Vorkehrungen für das Volksfest, das diesmal ein privates ist, besonders die zu dem Rennen, der Regatta und dem Schifferstechen sehr in Anspruch. Unrichtig aber ist es, wenn behauptet wird, es sei dies die erste Regatta; eine solche war schon mit dem Volksfest von 1818 verbunden.

Die schon seit einigen Jahren angeregte, aber bis jetzt nicht günstig aufgenommene Verlegung des Pferdemarktes (von der Planie, Doro­theenplatz, Planie und Umgebung) nach der Umgebung der Gewerbehalle ist heute nach längerer Debatte vom. Gemeinderath in öffentlicher Sitz­ung mit 14 gegen 3 Stimmen in vorläufiger Weise auf Antrag der Ge­werbe-Abtheilung beschlossen worden, unterliegt aber noch einer weiteren Be- rathung und definitiven Beschlußfassung in Gemeinschaft mit dem Bürger­ausschuß. Berichterstatter war G. R. Fetz^r, der es als nothwendig darstellte, daß der Pferdemarkt wie bisher bis zu der im vorigen Jahre erfolgten Verlegung von der Gemüsehalle in die Gewerbehalle vereint mit dem Markte von Wagen- und Sattlerwaaren abgehalten werde, weil unter der Trennung Pferdemarkt und Sattlerwaarenmarkt Noth leiden. Der Raum zum Pferdemarkt sei auch in der Umgebung der Gewerbehalle vollständig und die Verkehrsstörung in der enormen Stadt, die bisher mit der Abhaltung des Pferdemarktes an der Planie verbunden war, falle weg, ebenso daß jedes Jahr erst um Ueberlassung dieses Platzes nachgesucht werden müßte. Auch in Frankfurt werde der Pferdemarkt im Innern der Stadt abgehalten, was -sich als durchaus vortheilhaft erweise. Nur G. R. Becher sprach entschieden gegen die Verlegung, drang aber mit seiner Ansicht nicht durch.

Böblingen, 29. Aug. In letzter Zeit haben in Sindelfingen und hier die Anhänger der von Pfarrer Schleyer erfundenen Weltsprache eifrige Thätigkeit entfaltet. Zu weiterer Verbreitung, Erlernung und Förder­ung hat sich eine stattliche Anzahl ausübender Jünger zusammengefunden und einen Zweigverein des ersten württ. Weltsprachvereins gegründet.

Aus der Steinlach, 28. Aug. In unser Thal ist nun der Friede vollständig wiederkehrt. Seit vollen 8 Tagen hat Waffengeklirr', Gewehr­knattern u. dergl. die meisten Orte im Umkreis im Belagerungszustand ge­zeigt und täglich waren Uebungen badischer Truppen der verschiedenen Waffengattungen. Wenn beim Ansagen der heurigen Einquartierung an-

Durch einen prächtigen Park schritt ich nach dem Herrenhause und wurde von der Dienerschaft in einen eleganten Salon geführt, in welchem nach wenigen Minuten eine schöne, bleiche junge Dame eintrat, durchaus dem Bilde entsprechend, das ich in meinem Taschenbuchs bei mir trug.

Ich stellte mich auch hier als einen geheimen Kriminalbeamten vor und mußte sofort sehen, daß ich es mit einer durchaus zaghaften, ver­schüchterten Frauennatur zu thun hatte. Die junge Frau wurde noch bleicher. Sie schien einer Ohnmacht nahe und stützte sich mit der rechten Hand auf die Lehne eines Sessels. Ich fühlte, daß ich Ihr Muth zusprechen müsse.

Fürchten Sie nichts, gnädige Frau! Ich gebe Ihnen die feste und heilige Versicherung, daß ich nicht als Beamter sondern als Freund komme."

Sie schien bei diesen Worten ein wenig ruhiger zu werden. Mit beiden Händen die Lehne des Sessels umklammernd, sah sie mich aufmerksam und forschend an:Ich ahne, in welcher Angelegenheit Sie hier sind, mein Herr!" nahm sie in zitterndem Tone das Wort; aber ich bitte, ich beschwöre Sie, was auch geschehen möge, erhalten Sie mir und meiner Familie die Ehre des Namens!"

Ich gebe Ihnen mein Wort, gnädige Frau, daß weder Ihr Name, noch der Ihrer Familie in dieser unglückseligen Geschichte vor das Forum der Oeffentlichkeit dringen soll, wenn Sie nur durchaus offen gegen mich sein wollen."

Sie sah mich noch immer starr und durchdringend an, und ich sah wie ein leichtes Beben ihren schlanken Körper schüttelte. Indessen schien sie sich bald zu beruhigen, denn mit einem leise geflüsterten:ich will es ver­suchen, mein Herr!" deutete sie auf einen Sessel und nahm mir gegenüber

sanglich Bedenken laut wurden, daß die Last, im Hinblick auf den vorjährigen Hagelschlag, hätte abgenommen bleiben sollen, so hört man nun im Gegen- theil die anerkennendste Befriedigung über die Einquartierung, die muster­hafte , leutselige, bescheidene Haltung der Truppen vom Offizier bis zum Soldaten verdient das höchste Lob, so daß beim Abschied, nach mitunter 8täg. Aufenthalt, sich gegenseitig die Hände gedrückt wurden mit dem Glück­wunsch auf baldiges Wiedersehen. Eine solche Abwechslung in der Einförmig­keit des ländlichen Alltagslebens gebracht, zumal wenn die Bewohner etwas entfernt von belebteren Städten wohnen, hat auch ihre Vortheile. Auch nicht ein Fall der Unzufriedenheit zwischen Quartiergebern und -Nehmern ist bekannt worden; die badischen Krieger werden noch lange bei uns unvergessen bleiben.

Tuttlingen, 28. Aug. Nach demGr. B." sind hier bei Keller­bauarbeiten sehr interessante Funde gemacht worden. Bei dem einen Bau wurde ein irdenes Gefäß mit alten, silbernen Münzen ausgegraben. Leider ist der werthvolle Schatz durch die Arbeiter in verschiedene Hände zerstreut worden. In einem andern Bau förderte man ein Scelett zu Tage, bei dem ein großes, zweischneidiges Schwert lag.

Ulm, 29. Aug. Vorgestern wollte in Unterthalfingen ein junges Mädchen mit Hilfe von Petroleum Feuer anmachen. Die Flasche ex^ plodirte, die Kleider des Mädchens fingen Feuer und das Mädchen ward mit Brandwunden so bedeckt, daß der Tod eintrat.

Baden-Baden, 27. Aug. Der gestrige Sonntag schien sich um 24 Stunden verlängert zu haben, ein so reges und festliches Treiben herrschte in ganz Baden-Baden. Gegen 1 Uhr Mittags begann die Hinausfahrt nach dem Rennplätze, der diesmal von einem noch weit zahlreicheren und auch eleganteren Publikum gefüllt war, als am ersten Renntage. Vor allen Dingen trug dazu die Anwesenheit des Großherzogs von Baden bei, der in einem eleganten Viererzuge mit zwei rothbesrackten Vorreitern in Iffezheim erschienen war. Die anerkannten Favoritäten waren auch heute wieder vom Unglück verfolgt, nur in dem 1. Rennen (Jugendpreis 4000 ^L) siegte der Graditzer HengstGernot" nach aller Erwartung. Beim zweiten Rennen (Damenpreis) erschienen 4 Pferde am Start, von denenOccident" den Sieg davontrug. Als drittes Rennen folgte das Jubiläumsrennen, das mit seinem Preise von 40,000 und dem prächtig gearbeiteten Goldpokal des Großherzogs von Baden den bedeutendsten Preis repräsentirte, um den bisher auf deutschen Boden gestritten worden ist. Von 15 angemeldeten Pferden starteten 10, der Erfolg war der glänzende Sieg des einem deutschen Stalle entsprossenenBrocken" über das englische FavoritpferdCity Arab." Die Wetten ausBrocken" standen 20: 1. Lieutenant Frerichs, der glückliche Besitzer des Pferdes, wurde von allen Seiten beglückwünscht. Nach dem dritten Nennen, in welchem Kapitän Violet'sOlivette" siegte, nahm dieHandicap-Steeple-Chase" (Preis 10,000 ^L) einen tragischen Verlauf. DerCitizen" stürzte mit seinem Reiter; das Pferd brach ein Bein und mußte erschossen werden; an dem Aufkommen des Jockeys Planne wird ge- zweifelt. Den Schluß des Abends bildete eine glänzende Illumination der Stadt, welche von den Theilnehmern an dem Diner des Großherzogs aus dem neuen Schlosse in längerer Rundfahrt in Augenschein genommen wurde. Diese Beleuchtung war wundervoll. Blendendere Illumination kann man in großen Städten veranstalten, aber etwas so Geschmackvolles läßt sich nur hier durchführen, wo die ganze Lage der Stadt das Ihrige beiträgt. Bis gegen Mitternacht strömte es' in allen Straßen lebhaft auf und nieder und der eigentliche Jubiläumstag erhielt so einen glänzenden Abschluß.

Vermischtes.

Ueber die Ereignisse inZala-Egerszeg geht dem Pester Lloyd der folgende Bericht zu:Von langer Hand vorbereitet, hat auch der offene Kampf gegen die jüdische Bevölkerung begonnen, und zwar mit solcher Wuth und Erbitterung, daß einer der hochgestellten Beamten hier ohne Uebertreibung ausrufen konnte:In 30 Schlachten habe ich die Kugeln um mich sausen gehört, doch ein Gefühl wie in der Nacht vom 25. d. hatte sich meiner noch nie bemächtigt!" Schon am Mittwoch zog ein Rudel ziem­lich anständig gekleideter Menschen ohne jedweden Anstand durch die Stadt,

Platz.Fragen Sie mich, ich werde antworten," fügte sie darauf in dem vorigen Tone hinzu.

Der Doktor Berklitz hat eingeräumt, die entsetzliche That begangen zu haben," begann ich vorsichtig,Sie werden davon gehört haben?"

Aber er ist unschuldig, mein Herr!"" unterbrach sie mich lebhaft, während ein glühendes Roth in ihre Wangen schoß,er ist unschuldig, so wahr ich selig zu werden hoffe!"

Das leichte Lächeln, mit dem ich diesen Erguß begleitete, machte sie verstummen. Ich wollte damit nur sagen: Das wissen wir ja und darum handelt es sich nicht. Aber sie brach hastig ab, schien sich zu besinnen und fuhr dann mit allen Anzeichen der Verwirrung fort:Ja er hat ein offenes Geständniß abgelegt . . . mir, nur mir zu Liebe. Er weiß, daß ich das unnennbar schwere Opfer nicht annehmen würde. Er weiß zu gut, daß ich in der letzten Stunde den Schrei in die Welt hinaus stoßen würde: Berklitz ist unschuldig! Die Nacht, welche eine ewige Kluft zwischen ihm und seinem nächsten Blutsverwandten legte, war zugleich diejenige, welche ihn von dem einzigen Herzen riß, das in unbegrenzter Liebe für ihn schlägt. Nicht den Vater, nein, seine Liebe hat er in jener Nacht in's Grab gesenkt. Von seiner Liebe hat er Abschied genommen mit jenem glühenden Kuß, der das Herz zugleich beseligt und in Stücke reißt. Das durfte doch die Welt nicht er­fahren. Das lieblose, herzlose, kaltsinnige, auf Skandal erpichte Scheusal, welches man Publikum nennt, hätte uns ja zerrissen, noch ehe Julius das Haupt auf den Block gelegt, noch ehe die schäumenden Wasser des Mühl­stroms meinen Fuß berührt hätten.

(Fortsetzung folgt.)