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58. Jahrgang

Aro. 96.

Amts- unä InteEkigenzbkatt für äen Bezirk;.

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Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.

Die EinrückungSgcbühr beträgt 9 H für die vier- fpaltige Zelle oder deren Raum.

Samstag, den 18 . August L88L

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 L, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 L, sonst in ganz

Württemberg 2 70

Amtkickre Aekaantmaälüagea.

Calw.

An die Ortsvorsteher. -

Die Ortsvorsteher werden hiemit auf den in Nr. 7 des Ministerial- amtsblattes veröffentlichten Erlaß vom 11. Mai d. I. betr. den Vollzug der Kaiserl. Verordnung vom 24. Febr. v. I. über das gewerbsmäßige Ver­kaufen und Fellhalten von Petroleum ausdrücklich hingewiesen.

Den 16. Aug. 1883.' K. Oberamt.

Flaxland.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Zur Aufnahme des Kaisers und der sich in dessen Begleitung befindenden Herrschaften werden in den Königlichen Schlössern zu Metzseburg und Homburg die eifrigsten Vorkehrungen getroffen. In letzterem Orte ist bereits in den letzten Tagen von Berlin viel Möblement für die Räume des Schlosses eingetroffen. Die Kaiserlichen Pferde werden, da die Stallungen im Königlichen Schlosse nicht ausreichen, zum großen Theil in dem unweit gelegenen Kirdorf untergebrächt. Zum Empfange des Kaisers wird auf dem Bahnhose zu Homburg ein besonderer Kaiserpavillon, erbaut, der im Rohbau bereits vollendet ist. An dem am 20. September, Abends 8>/z Uhr, statt- findeuden Monstre-Zapfenstreich werden nicht weniger als dreizehn Capellen von Jnsanterie-Regimentern Theil nehmen. Die Direktion über sämmtliche Mufikcorps ist dem Musikdtrector Adam aus Darmstadt übertragen.

Berlin. 15. Aug. Die Kaiserlicheck Majestäten sind jetzt täglich zum Diner auf Babelsberg vereint, worauf dann Abends die Kaiserin von dort nach dem Stadtschlosse zurückkehrt. Der Kaiser empfing heute den Her­zog und die Herzogin von Albany auf Babelsberg zum Besuch. Die Pathen bei der Taufe des zweiten Sohnes des Prinzen Wilhelm sind: der König von Rumänien, das Schwedische Kronprinzenpaar, das Edinburger Herzogspaar, Prinz und Prinzessin Christian von Augustenburg, Fürst Karl von Hohenzollern und Herzogin Adelheid von Schleswig-Holstein.

Zu dem im nächsten Monat stattfindenden Kaisermanöver gehört auch eine Kaiserparade, die diesmal am 14. Sept. auf dem Schlachtfelds von Roßbach, auf welchem Friedrich der Große in wenigen Stunden die Kriegsmacht der Franzosen brach, stattfinden wird. Derselben werden sich diesmal auch sämmtliche Kriegervereine des 4. Armeekorps anreihen. Die Stärke derselben beträgt etwa 12,000 Mann, die sich unter den Befehl eines Generalmajors a. D. stellen werden.

Der Prinz von Wales sollte gestern zum Curgebrauch in Hom­

burg eintreffen. Ob er nach Beendigung desselben noch einmal vor Beginn der Manöver nach England zurückkehrt, ist noch unbestimmt. Der Prinz wird bei der großen Parade über das 11. Armeecorps am 21. September in der Paradeuniform der Blücher-Husaren erscheinen und alsdann zum ersten Male das ihm vom Kaiser kürzlich zum Geschenk gemachte Sattel- und Zaumzeug benutzen.

Frankreich.

Die von Professor Dräsche angestellten Versuche, dem Grafen Chambord Nahrung zuzuführen, sind resultatlos geblieben; die Schwäche des Patienten nimmt zu. Graf Chambord verlangte nach Luft; er ließ sich auf kurze Zeit in den Garten tragen und hält sich abwechselnd bald im Lehn­stuhle, bald im Bette auf. Der Graf leidet Hunger, er erbricht alles, was er zu sich nimmt. Nachts drang aus dem Krankenzimmer der Ruf:Mon­seigneur stirbt." Nach einem Privat - Telegramm desWiener Abend­blattes" ringt Chambord mit dem Tode. Viele legitimistische Kavaliere, auch der Graf von Paris, wollen nach Frohsdorf kommen.

Asien.

Ueber die Lage der Dinge in Tonking geht dem Standard aus Hanoi unterm 5. Aug. die folgende Meldung zu: Dieschwarze Flagge" dringt beständig weiter vorwärts, und ihre Vorposten sind jetzt von der Zitadelle aus sichtbar. In Nam-Dinh hat der Gegner gleichfalls die Feindseligkeiten wieder ausgenommen, und zwischen der kleinen französischen Besatzung und der schwarzen Flagge werdm täglich Schüsse gewechselt. Ver­stärkungen werden dahin von Hanoi gesandt, und man hofft, daß der Kom­mandant mit Hilfe derselben im Stande sein werde, seine Angreifer entspre­chend abzuweisen. Die 6 Flußkanonenboote, welche hier vor Anker liegen, werden mit Eisenplatten beschlagen, um die Kessel zu sichern. Alles weist darauf hin, daß man einen harten Kampf erwartet, und die französischen Offiziere scheinen sich der Schwierigkeiten des Feldzugs vollkommen bewußt zu sein. Einige schwere Feldgeschütze sind von Frankreich angekommen, die­selben sind jedoch so gut wie nutzlos, da hier weder Pferde noch Maulesel zur Bespannung zu haben sind. Die Franzosen sind dadurch in ihren Vor­kehrungen zur Vertheidigung sehr behindert. Die Stadt Hanoi liegt beinahe ganz in Ruinen und ist von der Bevölkerung verlassen worden. Kleine Gruppen der Eingeborenen kehren jedoch täglich zurück. Die schnmrze Flagge verhindert jede Zufuhr von Lebensmitteln, und hat den Verkehr zwischen der Stadt und der Zitadelle mit dem flachen Lande ganz abgeschnitten. Es heißt hier, daß in Sontay viele Chinesen angekommen seien; es beruht dies jedoch, gleich allen Schätzungen der Stärke des Feindes, auf bloßen Vermuthungen. Die Regierung in Peking hat beschlossen, demnächst einen Spezial-Botschafter an Bord eines chinesischen Kriegsschiffes nach Hue zu entsenden, um Namens des chinesischen Kaisers die Einsetzung des Königs von Anam auf den Thron vorzunehmen. Die französ. Regierung wird den Vollzug dieser Formalität ohne alle Einsprache geschehen lassen.

^ (Nachdruck verboten.)

Der Sohn des Kverwirths.

Kriminal-Novelle von Karl Zastkow.

(Fortsetzung.)

Taubenkopf entfernte sich und der alte Herr klopfte beruhigt seine Pfeife aus, um sie aufs Neue zu stopfen. ^ ^

Der Bürgermeister Gröning war in seiner Art ein biederer Mann, aber ein großer Philister. Anfangs hatte er Sternberg gern in seinem Hause gesehen wohl auch ganz im Geheimen die Neigung begünstigt, welche Ade­laide ihm mit voller Wahrung der weiblichen Würde entgegentrug. Seit dem Fiasko des jungen Mannes in der Berklitz'schen Untersuchungssache war er sehr gegen ihn eingenommen und sein ganzes Trachten ging dahin, das Andenken an ihn in der Seele seiner Nichte zu tödten.

Er liebte Adelaide, die Tochter seines verstorbenen Bruders, mit der Zärtlichkeit eines Vaters ünd darum war er für ihr wahres Wohl besorgt. Daß sie dasselbe an der Seite eines Mannes, wie Sternberg war, nimmer finden würde, schien ihm nur zu gewiß und UM so vollkommener war ihm die offene Bewerbung des Sohnes seines alten Fröundes Taübenkopf« m welchem er das Muster eines gediegenen, begabten und pflichttreuen Beam­ten sah.

Fritz Taubenkopf bezog als Assessor bereits ein recht anständiges Ge­

halt. Er konnte einmal Kreisrichter, Rath, Direktor werden. Was hatte Adelaide an der Seite eines solchen Mannes zu fürchten? Daß die junge Dame für den Assessor nicht die geringste Sympathie fühlte, kümmerte ihn wenig. Gröning war durch und durch Materialist. Auf Sternbergs Rück­kehr konnte Adelaide offenbar nicht warten, der war so gut wie verschollen. Wenigstens konnten Jahrzehnte vergehen, bis er eine gesicherte Lebensstellung erreicht haben würde.

Alle diese Gedanken beschäftigten ihn noch, als er nach dem Hinaus- komplimentiren des letzten Gastes sein Studierstübchen aufsuchte, um beim Schimmer der Lampe die Abendzeitung zu lesen. Behaglich in der Sopha- ecke zurückgelehnt, rückte er die Brille zurecht jund wollte eben die neuesten Amtsernennungen und Ordensverleihungen studieren, als die Thüre sich leise eröffnete und Adelaide eintrat.

Sie kam um ihrer Gewohnheit gemäß dem Oheim gute Nacht zu sagen, allein das blaffe, erschütterte Aussehen seines Lieblings fiel Sem alten Herrn unangenehm auf. Er rückte ungeduldig auf seinem Sitze hin und her und stieß endlich die Frage heraus:

Adelaide, mein liebes Kind, fehlt Dir Etwas?"

Lieber Oheim," erwiederte die schöne Nichte, indem sie schmeichelnd die Rechte des Bürgermeisters ergriff und sich an seiner Seite niederließ, ich möchte Dich um Etwas fragen, aber Du darfst mir nicht böse sein."

Sprich mein Kind," mahnte der alte Herr.

Lieber Oheim, ist's wahr, was ich mir nur widerstrebend eingestehen will? Du nimmst gegen Sternberg Partei, Du theilst die Vorurtheile, welche über ihn im Umlauf sind?"