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sich nur wenige, oder hoffen wir: keiner der Kirchengenoffen ausschließen wollen, am Bau der Kirche mit seiner Gabe, mit seinem Scherflein mitzuwirken.
— Vermöge Höchster Entschließung vom 1. d. M. haben Seine Königliche Majestät die erledigte evangelische Pfarrei Deckenpfronn, Dekanats Calw, dem Helfer Rieger in Balingen gnädigst übertragen.
Nagold, 18. Jul. Unser Städtchen hat dieses Jahr zweimal die Ehre, Feste bei sich abhalten zu sehen, am 12. und 13. August wird der Nagoldgau sein Turnfest halten, auf welches Anfang September das Be- zirks-Kirchengesangfest folgen wird. Zu beiden Festen sind die Vorbereitungen bereits im Gange.
IV. 6. Stuttgart, 18. Juli. Gestern Abend sahen wir zum ersten Male nach vorangegangenen Probeversuchen die elektrische Beleuchtung in den drei Bahnhofhallen in ihrem vollen Glanze und bleibt dieselbe jetzt in regelmäßigem Betrieb.
— Die Uebertragung der Schätze der K. Oeffentlichen Bibliothek vom alten in das neue Gebäude wird in wenigen Tagen vollendet sein und dann in Bälde die Wiederabgabe von Büchern erfolgen. Ebenso wird schon Anfang August mit dem Abbruch des alten Gebäudes begonnen und dann das Portal zum neuen gebaut und der Platz zwischen Bibliothek und Justizpalast hergerichtet werden.
Schloß Friedrichshafen, 17. Juli. Ihre Königlichen Majestäten empfingen heute den Besuch des Prinzen Wilhelm und der Prinzessin Friedrich von Württemberg, des Prinzen und der Prinzessin Ludwig und der Prinzessin Therese von Bayern, welche an der Königlichen Tafel Theil nahmen und gegen Abend wieder nach Rorschach, resp. Lindau zurückkehrten.
Weingarten, 17. Juli. Der 75 Jahre alte frühere Gutsbesitzer Jos. Heilig, welcher nach Uebergabe seines Hofes an eine Adoptivtochter eine lange Reihe von Jahren in dem Dorfe Baindt lebte, begab sich am letzten Samstag Abend in den nahen Staatswald auf den Anstand. Als er nicht zur gewohnten Stunde heimkehrte, schickte seine besorgte Gattin Leute aus, ihn zu suchen. Bei Tagesgrauen fand man ihn todt auf einer Stange sitzend mit vorgebeugtem Oberkörper, sein Gewehr mit gespanntem Hahnen im Arm haltend. Eine Lungenlähmung machte seinem Leben ein Ende in dem Augenblick, als er sich schußfertig gemacht hatte.
Markgröningen, 16. Juli. In der Nacht des gestrigen Sonntags befanden sich in der St.'schen Wirthschaft, welche außerhalb der Stadt gelegen ist, meist ledige Bursche. Dieselben bekamen Streit, in den auch ein hiesiger Bürger, Vater von drei Kindern, verwickelt wurde. Dieser erhielt bei der Rauferei eine größere Anzahl von Stichen, wodurch er so bedeutend verwundet wurde, daß man für sein Leben besorgt ist. Das Gericht hat die Untersuchung begonnen und die muthmaßlichen Thäter vorläufig festgenommen.
Blaubeuren, 16. Juli. Im Hause des Spitalholzwarts Stark in Seißen, der gestern Vormittag beerdigt wurde, war große Trauerversammlung. Kurz vor dem Gange zum Kirchhof drängten sich viele Frauen in dem Oehrn des Stark'schen Hauses,- als dieser auf einmal unter der Last zusammenbrach und 8 der Frauen in den unteren Hausgang hinabstürzten: Bis auf eine, die Schwester des Verstorbenen, Frau Erb, Wwe. von Feldstetten, welche einen Bruch des rechten Fußes erlitt, kamen die Hinabgefallenen mit dem Schrecken davon.
Vaihingen, 16. Juli. Der Stand unserer Felder ist im Ganzen ein günstiger. Namentlich steht der Dinkel sehr schön, dessen Kern bis jetzt gut auswachsen konnte und deßhalb sehr mehlreich wird; auch ist der Regen den dürren Lagen noch sehr zu Statten gekommen. Gerste steht ebenfalls sehr schön und'läßt auf eine ZJ-Ernte hoffen, Haber läßt sich zum Theil weniger gut an, weil in manchen Aeckern viel Flughaber sich befindet. Auch der Roggen, der den Winter hindurch etwas verdorben wurde, läßt manches zu wünschen übrig. Das Kartoffelfeld, welches durch den Regen wesentlich vorangeschritten ist, berechtigt zu den besten Hoffnungen sowohl bezüglich der Qualität wie auch der Quantität. Welschkorn, Bohnen, Kraut, Erbsen rc. sind ebenfalls schön. Obst gibt es ziemlich viel; dasselbe ist im Wachsthum früheren Jahren gegenüber um 3 Wochen voran. Unsere Weinberge ver
sprechen einen guten halben Herbst, namentlich die Berglagen stehen sehr fchön da.
Bopfingen, 17. Juli. Ueber die Entdeckung des durchgebrannten Postmeisters Kettnacker schreibt ein Landsmann aus Chicago, das K. die Kühnheit hatte, sich unter seinem rechten Namen der „Illinois Staatszeitung" als Mitarbeiter anbieten zu lasseu, da er im Falle einer derartigen Anstellung auf sein Amt in Württenberg verzichten würde, von welchem er ^ in Urlaub sei. Er erhielt jedoch den Bescheid, einige Tage warten zu wollen. Mittlerweise erhielt die Redaktion Zeitungen von Deutschland, welche über Kettnackers Vergehen und seine steckbriefliche Verfolgung berichteten.
Rüdesheim, 16. Juli. Heute Nachmittag 2 Uhr verkündeten Böllerschüsse vom Niederwalde dem Rheingau, daß der erste Haupttheil der „Germania" (Thronsessel und Kniestück der Figur) auf dem Postament glücklich zur Aufstellung gelangt sei.
Heilbronn. Pockenkrankenstand am 17. Juli: Zahl der Kranken.- 12 männl., 12 weibl., zus. 24. Abgang als genesen: 0, gest. 0, zus. 0.' Rest 24. Zuwachs an Erkrankten: 1 männl., 2 weibl., zus. 3. Stand am 18. Juli 27, davon sind im Pockenkrankenhaus 26; in der eigenen Wohnung und zwar: große Metzgergaffe Nr. 31: 1.
Berlin, 16. Juli. Gestern Vormittag haben sich die T is ch l e r- f gesellen in Sanssouci versammelt und beschlossen, die Stuttgartei, welche zur Zeit sinken, aus dem bestehenden Fonds zu unterstützen. Die Versammlung war von etwa 700 Personen besucht.
Vermischtes.
— Was Alles von der Post verlangt wird! Der Vorsteher eines Postamts hat der Redaktion der Deutschen Verkehrszeitung eine an ihn gerichtete Postkarte eingesandt, in welcher der Absender freundlich ersucht, „durch den Briefboten sofort mit Kreide recht deutlich an meine (des Absenders) Thür schreiben zu lassen: „Wenn Hund kömmt, denselben H. D. B. (Name) bringen." Dem Ersuchen ist, wie das in einem kleineren Orte sich ja machen läßt, entsprochen worden. Nach einiger Zeit erkundigte sich der inzwischen zurückgekehrte Absender nach seiner Schuldigkeit für die von ihm der Post zugemuthete Arbeit; er war höchlichst verwundert, „daß die Post dergleichen umsonst besorge," schien aber durchaus keine Zweifel zu haben, daß die Nichterfüllung seines Wunsches eine grobe Pflichtverletzung gewesen sein würde, welche mindestens durch Beschwerde bei allen Instanzen und exemplarische Bestrafung des nicht dienstfertigen Beamten hätte geahndet werden müssen.
— Die Franzosen haben Angst, daß sie aussterben. Mehrere Nationalökonomen schlagen allen Ernstes vor, jeden Hagestolz mit einer jährlichen Steuer von 1500 Franks zu belegen und ein Gefetz zu erlassen, daß jeder Bürger zwischen 25 und 40 Jahren, der nach 5jähriger Ehe keim Kinder besitzt, einen Knaben oder ein Mädchen im Findelhaus aussuchen und an Kindesstatt erziehen soll.
Handel L: Verkehr.
Backnang, 17. Juli. Viehmarkt stark befahren, besonders in Ochsen aller Gattungen, der Handel ging aber sehr flau, indem größere Handelsleute fehlten. Nach ganz schweren fetten Ochsen war gar keine Nachfrage, auch war anderes Fettvieh nicht mehr gesucht wie bisher. Die Preise gingen merklich zurück, bei mittleren Ochsen fand ein Abschlag bis zu zwei Karolin statt. Der Ztr. lebend Gewicht stellte sich bei fetten Ochsen je nach Qualität auf 33—35 Der Schweinemarkt war nur mittelmäßig befah
ren, das Paar Milchschweine wurde von 26—38 bezahlt.
Kgl. Standesamt Calw.
Vem 14. bis 20. Juli 18W.
Geborene.
12. Juli. Ulrich Friedrich, Sohn des Martin Kirchherr, Bureaudienets.
15. „ Christine Pauline, Tochter des Karl Haarer, Gypsero.
Gestorbene.
20. „ Christiane geb. Kaißer, Wittwe des -j- Johannes Stell, aewes. Fuhrmanns,
71 Jahre alt. '
Amtkicke Kekanatmackungen.
Calw.
Mirckenöausucke.
Ls gereicht uns zur großen Freude, der Gemeinde vorläufig die Mittheilung machen zu können, daß der Stiftungsrath und Bürgerausschuß gestern den Neubau des Schiffs der Kirche, die Restauration des Chors, des Thurmes und die Herstellung der Kirchenstaffeln einstimmig beschlossen haben mit einem Kostenvoranschlag von 176,000 Mark.
Die Einleitungen zum Neubau, Veraccordirung rc., werden alsbald getroffen werden.
Später Näheres.
Am 20. Juli 1883.
Gemeinschaft!. Amt.
Berg. Schuld t.
Qeffentliche Ladung.
1) Der Reservist der Feldartillerie Johann Andreas Forst bau er von Liebenzell, zuletzt wohnhaft daselbst,
2) der Wehrmann der Infanterie Johannes Epple von Hürben O.A. Heidenheim, zuletzt wohnhaft in Dennjächt,
werden beschuldigt: Zf. 1) als beurlaubter Reservist, Zf. 2) als Wehrmann
der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein. Uebertretung gegen § 360 No. 3 des Strafgesetzbuchs.
Dieselben werden auf Anordnung des Kgl. Amtsgerichts Hierselbst auf
Mittwoch, den 29. August 1883, Bormittags 9 W,
vor das Königliche Schöffengericht Calw zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach ^ 472 der Strafprozeßordnung von dem König!. Landwehrbezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurtheilt werden..
Calw, den 13. 'Juli 1883.
W idma n n,
Gerichtsschreiber des König!. Amtsgerichts.
Bad Teinach.
Das Jakobifest
wird am nächsten Mittwoch, den 25. Juli, von Nachmittags 3 Uhr an mit Esel ren n en, Wettlauf, Hahnentanz, Sackhüpfen, Klettern und Wassertragen in herkömmlicher Weise hier abgehalten.
Solche, welche sich an Vorstehendem betheiligen wollen, haben sich zeitig, ^spätestens bis nächsten Montag zu melden.
Diejenigen, welche als Hahnentänzer und Tänzerin auftreten wollen, müssen in Bauerntracht gekleidet sein.
Den 19. Juli 1883.
Schultheißenamt.
Holzäpfel.