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15 h i n a.
— Die Geräuschlosigkeit der T o n k i n g-F r a g e in den letzten Tagen verleitete zu der Annahme, daß die diplomatischen Verhandlungen sich doch wohl nicht so scharf zugespitzt hätten, wie die früheren Nachrichten darüber vermuthen ließen. Demgegenüber ist eine Depesche aus Shangai vom 4. d. M. bemerkenswerth, welche bestätigt, daß Li Hung Chang alle von Frankreich bezüglich Tonkings aufgestellten Bedingungen definitiv abgelehnt und Tricon ersucht hat, sich künftighin in dieser Angelegenheit an das Komitee für die auswärtigen Angelegenheiten in Peking zu wenden. Tricon habe hierauf erklärt, wie auch die Entscheidung der chinesischen Regierung ausfallen sollte, Frankreich werde sich volle Aktionsfreiheit wahren. Kein Zweifel also, daß China entschlossen ist, es auf das Aeußerste ankommen lasten will und daß demnach die Rolle des Nachgiebigen nur der französischen Regierung zufallen kann.
Tages - Neuigkeiten.
Calw, 9. Juli. Mit welchem Dank und Anerkennung die hiesigen Einwohner und auch auswärtige Freunde die großen Anstrengungen unseres Kirchen gesangvereins zu belohnen bestrebt sind, zeigte der überaus zahlreiche Besuch am gestrigen Tage bei Aufführung von Händel's Messias in hies. Kirche. Recht wirksam unterstützt von einigen Nagolder Sängem entledigte sich der Verein seiner Riesenaufgabe in nahezu 3 Stunden mit größter Präcision. Viele der zahlreichen und zum Theil sehr schwierigen Chöre waren von ergreifender Wirkung und einen überwältigenden Eindruck machte Schlußchor des dritten Theils, das große Hallelujah.
— Eingsdt. In den Nachmittagsstunden des letzten Sonntags hat die Aufführung von Häudels „Messias" durch den hiesigen Kirchengesangverein vor mehreren hundert Zuhörern stattgefunden, deren lautlose Stille und gespannte Aufmerksamkeit Zeugniß davon gab, wie mächtig dieses Meisterwerk die Gemüther ergriff. Es möge einer Stimme aus der Mitte und im Namen dieser Vielen gestattet sein , allen denen herzlich zu danken, welche uns diesen seltenen Genuß bereitet haben. Der Verein hat es offenbar an mühevoller, sorgfältiger Einübung nicht fehlen lassen, um dieses Oratorium ersten Rangs würdig vorzutragen. Dennoch wäre es nicht möglich gewesen, dieses Ziel einigermaßen zu erreichen, wenn nicht einige Herrn aus Nagold und der bewährte Musikfreund von Neuhengstett die Güte gehabt hätten, mit Klavierbegleitung, Gesang und Violine auszuhelfen. Diesen verehrten Gästen sei daher ganz besonders warm für den Beistand gedankt, den sie bei dieser Gelegenheit dem hiesigen Verein geleistet haben. Mögen alle Mitwirkenden einigen Lohn ihrer Mühe in der Sache selbst gefunden haben! Der Gegenstand, um welchen es sich hier handelt, die Erlösung der Menschheit, ist ja von den ersten Verheißungen in dem „Tröstet, tröstet Zion" bis hinaus zu dem letzten triumphirenden Amen so einzigartig groß und schön, daß die Vertiefung in ihn für Vortragende wie für Zuhörende mehr gewesen ist als ein gewöhnlicher Kunstgenuß. Es war Erbauung im besten Sinn des Wortes. Auf einzelnes einzugehen, versagen wir uns, nachdem vor einigen Tagen von kundiger Hand Andeutungen über die Tiefen und Höhen dieses gewaltigen Tonwerks in diesem Blatte gegeben worden sind, „das Hallelujahsingen war das schönste", hat nachher ein Kind gesagt. Auch von uns Erwachsenen hat mancher im Stillen sein Hallelujah mitgesungen. Noch nie ist es uns so aus eigenem Erleben zum Bewußtsein gekommen, wie herrlich es ist, wenn die Kunst sich in den Dienst der Gemeinde stellt. Möge der Verein weiter gehen auf dieser Bahn, er darf des aufrichtigsten Dankes in weiten Kreisen des Volkes gewiß sein. Wir hoffen, daß seine Stimmen nicht ermüden, unter uns noch manches „Hallelujah" erklingen zu lassen, — und namentlich, daß d i e Stimme nicht ermüde, welche auch gestern wieder, wie schon so manchesmal, im Solo und als Führerin des Chors die Palme davongetragen hat.
Calw, 9. Juli. Vor einigen Tagen passirte einem Curgast, einer Dame in Hirsau, das Ungeschick, daffelbst ein Portemonaie zu verlieren, das außer Silber- und Nickelmünzen 1 Sovereing, einen Obegue (Bankanweisung) und verschiedene Coupons enthielt. Die ersten Schritte, die von der Dame sofort gethan wurden, um wieder in Besitz desselben zu kommen, war außer der Jnkenntnißsetzung der Polizei, vorsichtigerweise auch des Hr.
bensjahr zur See gegangen. Die Mutter meinte ich müsse erst stark und kräftig werden. Ich habe einige große Seereisen mitgemacht, war in Cal- cutta, Valparaiso und Buenos-Ayres. Im letzten Jahre wurde ich Jungmann, worauf ich einige Zeit im elterlichen Hause verlebte und dann wieder Heuer nahm."
Alles das klang so vollständig sicher und unbefangen, daß der zwischen seinen Vermuthungen förmlich hin- und hergehetzte junge Beamte beinahe verzweifelte.
„Apropos!" klang es jetzt gähnend von den Lippen des Jungmanns, „wollt Ihr mir nicht den Knopf lasten? Ich möchte ihn wohl an meiner Jacke festnähen. Ich Hab gern alles in der Ordnung!
„Mit Vergnügen wenn Ihr ihn brauchen könnt, so mögt Ihr ihn in Gottes Namen behalten!"
Ohne Weiteres schnellte der Matrose von seinem Sitze empor, nahm ein Nadelbüchschen und ein Knäuel dicken grauen Zwirn aus seiner Tasche zog den Faden durch das blitzende Nadelöhr und begann sein Werk mit der Gewandtheit eines professionellen Flickschneiders.
„Ihr seid wohl in Kopenhagen zu Hause?" forschte Sternberg weiter.
„Das nun gerade nicht," lautete die feste und sichere Antwort. „Meine Eltern wohnen in Putbus, wo mein Alter ein ausgebreitetes Kaufgeschäft mit Bernsteinarbeiten betreibt. Aber in Kopenhagen wohnt ein Bruder mei- Mutter, die eine geborene Dänin ist. Dieser, als mein Oheim, handelt gleichfalls mit Bernstein, Meeresperlen und allerlei Muschelwerk. Den will ich besuchen, er soll ein paar Thaler herausrücken. Der alte Bursche hat's.
E. Georgii, hier, falls Jemand das engl. Goldstück einwechseln wollte. Ein merkwürdiger und glücklicher Zufall war es, daß sich kurz darauf ein Mädchen mit dem Geldstück bei der gen. Firma einfand und auch eingestand dasselbe gefunden zu haben. Die weitere Nachforschung ergab, daß die in Hirsau wohnhaften Eltern des Mädchens von dem Funde Kenntniß hatten und deßhalb sofort eingezogen werden mußten, während das Mädchen leider Zeit gefunden habe, Okoguo und Coupons zu verbrennen.
Liebenzell. Im unteren Bade zu Liebenzell herrschte am letzten Mittwoch reges Leben. Um den verschiedenen Armen des Städtchens eine Liebesgabe zu spenden, hatten sich mehrere Curgäste vereinigt, einen musikalisch deklamatorischen, mit lebenden Bildern gewürzten Abend zu veranstalten. Das ebenso anspruchslos als mit Wärme begonnene Unternehmen wurde mit dem schönsten Erfolge gekrönt. Gediegene Kompositionen für Gesang und Klavier kamen neben ausdrucksvoll vorgetragenen Deklamationen zu feiner Ausführung, in lieblicher Abwechslung mit reizenden, ja märchenhaft schönen, lebenden Bildern aus: Dornröschen, Hermann und Dorothea und eiH Szenen aus dem schwäbischen Bauernleben. Zuletzt erschien sie selbst, iir holde Liebenzellia, die Herrin des Thales, umgeben von den Allegorien du Bäder, die Huldigung der Landleute und Genien entgegennehmend und zu. j gleich in sinnig vorgetragenen Strophen die Anwesenden auffordernd, ach ! freundlich ihrer Armen zu gedenken. Sämmtliche Bilder waren in brillanter, bengalischer Beleuchtung und ist es nur schade, daß dieselben nicht ach weiteren Kreisen zugänglich waren. Ist der Erfolg schon an und für sich ein überraschender gewesen, so war dies noch umsomehr mit dem Ertrage der Fall, denn Tags darauf konnten dem Stadtpfarramt 120 als Reinertrag übergeben werden. Jedermann, der das Vergnügen hatte, diesen Abend mitzumachen, wird denselben gewiß für immer in freundlichem Andenken bewahren. Sonst herrscht hier reges Leben, wem darum zu thun ist, ein stilles Plätzchen zu finden, wo Leib und Seel gesunden kann, dem sei das Untere Bad bestens empfohlen. Hier findet jeder Gast angenehme Unterhaltung und für aufmerksame Bedienung, gute Küche und reine Weine ist Herr Koch bestens besorgt. .nn.
Stuttgart, 7. Juli. Die Vorräthe, die dem Lebensmittelmarkte dermalen zugeführt werden, sind von einem Umfange, wie es früher wohl ar nie der Fall gewesen. Heuer ist Alles gerathen; der Duft der Him- eere reicht meterweit. Neben der rothen Johannisbeere erscheint die weiße und die schwarze. Herrscherin ist aber heute und wohl noch für Wochen, die Kirsche. In Körben wird sie je nach Qualität zu 10—16 Pfg. verkauft. Im pfundweisen Verkauf wird für schönste Waare selten über 20 Pfg. bezahlt. Nicht bloß die Süß-, sondern auch die Sauerkirsche (sog. Weichsel) wird Heuer in ausgezeichnet schöner Waare verkauft. Daß diese riesigen Lasten im Verlauf von wenigen Stunden Absatz finden, läßt sich wohl nur dadurch erklären, daß nicht bloß für den täglichen Mundbedarf gesorgt wird, sondern daß große Quantitäten für den Winterbedarf vom Markte genow- men werden. Die früher fast werthlosen Früchte des Waldes und Gartens werden immer größere Nachfrage erfahren, seitdem man ein ganz einfaches Verfahren kennen gelernt, um die Beeren, z. B. Heidelbeeren, in ihrem natürlichen Duft und zwar ohne allen Zusatz zu erhalten und im Winter nach Belieben, ganz frisch oder gekocht, zu verwenden. Seit einigen Tagen erscheinen auch Birnen, sog. Glasbirnen, aus der Pfalz zugeführt; es ist eine grüne saftreiche Birne. Schon gefärbt ist die duftige Magdalenenbirne, aus Südtirol stammend. Pfirsiche, ebenfalls importirt, kommen schon in ziemlich großer Menge zum Verkauf. Auf dem Gemüsemarkt erregen späte Spargel einige Aufmerksamkeit. Unter den Bohnen beginnt der Frtthjahrsflor der Rosen auf die Neige zu gehen.
Cannstatt, 4. Juli. Gestern Abend entluden sich mehrere Gewitter, von denen eines aus Westen, eines aus Osten und eines aus Südosten kam, über unsere Stadt. Mehrmals schlug der Blitz ein; beim letzten Mal den schönsten Birnbaum an der Waiblinger Straße mit einem Durchmesser von etwa 2 Fuß in der Mitte spaltend und Neste von Mannsdicke in die Straße schleudernd. In Schmiden ging ein Wolkenbruch nieder, mit 10 Min. langem Hagel vermischt, daß kein Halm und kein Gräs- lein mehr stehen; das Vieh mußte aus den 3—4 Fuß mit Wasser gefüllten Ställen geflüchtet werden. In Obertürkheim wurde von herabgeflößter
So um fünfzig Thälerchen barbiere ich Ihn, ohne daß er das Messer fühlt." ^
Ein Zug von treuherziger Offenheit lag jetzt über dem Wesen des jungen Mannes, wie er so ruhig auf der Bank saß, niit gewissenhafter Sorgfalt Stich auf Stich durch Tuch und Knopföhr jagte und sein Augen hoffnungsvoll strahlten, während sein Gegner das Gefühl hatte, als befinde er sich auf der Folter.
„Seid Ihr denn so ganz ohne Mittel, daß Ihr den Oheim brandschatzen wollt?" fragte er.
„Das ist's ja eben!" rief der Andere und riß mit rascher Bewegung den Faden ab. „Ein paar Schillinge nenne ich noch mein, aber im Nebligen bin ich ohne alle Mittel!"
Er starrte nachdenklich vor sich hin, wie einer, der alle möglichen Folgen eines unüberlegten Schrittes in Erwägung zieht. Seine Züge hatten mit einem Male den heiteren Ausdruck gänzlich verloren. Sternberg beobachtete ihn mit ängstlicher Spannung.
„Was werdet Ihr denn aber machen, wenn nun der Steuermann kommt und das Fahrgeld einkassirt?"
Der Gefragte zuckte die Schultern. „Ich muß es eben darauf ankommen lassen," meinte er kaltblütig, „ich rechne just darauf, daß der Kapitän es mit einem Seemann nicht so genau nehmen wird. Ich verlaß mich ein wenig auf die gute Kameradschaft, die wir Theerjacken unter einander halten."
(Fortsetzung folgt.)
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