Tages - Neuigkeiten.
Vermischtes.
Seine Majestät der König haben durch Allerhöchste Ordre vom 2. d. Mts. dem invalidirten Landjäger 1. Klasse, Mutschler von Liebenzell für 30jährige Dienstzeit das Dienstehrenzeichen I. Klasse, dem Landjäger 1. Klasse, Buhler in Unterreichenbach, das Tienstehrenzeichen U. Klasse, allergnädigst zu verleihen geruht.
— Bei der im Mai d. I. an dem höheren Lehrerinnen-Seminar abgehalten Lehrerinnen-Staatsprüfung sind zum Unterricht an höheren weiblichen Lehranstalten u. A. für befähigt erklärt worden: Emilie Bechter und Bertha Berini aus Calw.
Stuttgart. 7. Juni. Die Vorbereitungen zur Gründung einer Arbeiterkolonie für Württemberg machen erfreuliche Fortschritte. Ein von 36 Männer erlassener Aufruf um Beiträge für das Unternehmen hat bereits schöne Erfolge gehabt, indem er eine Reihe von Zeichnungen für ein unverzinsliches Darlehen eingegangen, ebenso verschiedene größere einmalige Gaben und regelmäßige Jahresbeiträge zugesagt, zum Theil schon eingezahlt worden sind. Von Seiten der Amtskorporation Blaubeuren ist ein unverzinsliches Darlehen von 1000 zunächst auf 5 Jahre in Aussicht gestellt. Aus dem Cabinet S. M. des Königs, Höchstwelchem der Aufruf von dem prov. Ausschüsse vorgelegt worden ist, ist ein Schreiben eingegangen, nach welchem Seine Majestät dem neuen. Unternehmen, dessen gemeinnützige und wohlthätige Zwecke sich der vollen Anerkennung des Königs zu erfreuen haben, den besten Erfolg wünschen. Hand in Hand mit den Bestrebungen zur Beschaffung der erforderlichen Geldmittel gehen die Bemühungen auf Auffindung eines für die Kolonie geeigneten Grundstückes, und hoffen wir in nicht zu ferner Zeit in der Lage zu sein, hierüber Näheres mittheilen zu können. Wir wünschen diesen Bemühungen und dem neuen Unternehmen den besten Erfolg und Gottes Segen.
Biberach, 6. Juni. Der Hausknecht im Gasthof zum Biber fand heute seinen Tod. Ein eingestelltes Bauernpferd traf ihn durch einen Schlag so stark auf die Magengegend, daß er in Folge innerer Verletzungen nach einer Viertelstunde starb. Er war ein treuer, fleißiger Mann und hinterläßt eine arme Familie. — Maler Hirth du Frenes in München hat das Bild der auf der Cimbria verunglückten Sängerin Kathinka Rommer von hier gemalt. Kürzlich machte er eine Kopie der Mutter der Geschwister Rommer zum Geschenk. Das Original erwarb ein Kunstfreund in München zu hohem Preise.
Heilbronn, 6. Juni. Die schon längst geplante Zusammenkunft der früheren Württ. Jäger, findet nun definitiv am Sonntag den 8. Juli hier statt. Das Comitv, welches sich alle Mühe gibt, daß die Sache gelingt, ladet zur Theilnahme sämmtliche früheren Angehörige der drei Jägerbataillone freundlichst ein, man hofft um so mehr auf zahlreichen Besuch als die Festkosten für den Einzelnen kaum 50 Pfennige betragen werden. Wünschen wir dem Unternehmen guten Fortgang, gemüthliche Ausführung und fröhlichen Schluß. Bis zum 15. Juni werden die Anmeldungen erwartet.
Mähringen, 4. Juni. Im Chor der hies. Kirche wurden kürzlich unter einer mehrfachen Kalkdecke verborgene Wandmalereien entdeckt, welche in vor. Woche durch den Landeskonservator besichtigt wurden. Auf der einen Wandseite des Chors ist die Darstellung des Paradieses mit vielerlei Gethier und dem ersten Menschenpaare, auf der andern Seite die Austreibung des letzteren aus dem Pakadies. Nach Ausspruch Prof. Paulus kann die Malerei, trotz des historischen Werthes derselben, einer Renovirung nicht unterzogen werden, weil sie durch bedeutende Wandrisse und abgeschlagene Stellen stark beschädigt ist.
Kissingen, 6. Juni. Die Familie v. Rothschild aus Frankfurt a. M. ist hier zum Kurgebrauch eingetroffen und hat die Villa Monbijon bezogen, für welche sie wöchentlich 840 bezahlt. — Die Zahl der Kurgäste ist bereits auf 2560 gestiegen.
Mannheim, 7. Juni. Eine in Plankstadt stattgehabte zahlreich besuchte Versammlung von Tabakpflanzern beschloß, an die Steuerbehörde das Ersuchen zu richten, auch in diesem Jahre die Abschätzung des Tabaks auf dem Felde nach dem Gewichte vorzunehmen und das Blattzählen wegfallen zu lassen.
zerstreuten Kräuselhärchen zeigte, „es fehlt allerdings noch manche Locke. Aber wir haben es hier mit einem äußerst geriebenen Burschen zu thun, der es für eine Hauptbedingung hielt, keine Spuren zurückzulassen."
Martin stand mit offenem Munde da. Der Ausdruck seines Gesichtes grenzte jetzt nahe an Ehrfurcht. Er verschlang jede Bewegung des „klugen Mannes" mit den Augen und nickte verständnißinnig mit dem Kopfe, als dieser noch einmal eine sorgfältige Untersuchung des Waschnapfes vornahm.
„Er hat sich rasirt!" lautete das kurze Ergebniß derselben.
„Er hat sich rasirtwiederholte Martin mechanisch.
Sternberg fuhr fort, das Zimmer zu durchsuchen. Er besichtigte das Bett, in welchem der Gast eine kurze Rast gehalten zu haben schien. Er prüfte den Wein, von dem sich noch ein ganz kleiner Rest in der Flasche befand. Dann faßte er den Teppich, welcher vor dem Sopha lag, bei den Fransen, und schüttelte ihn ab. Die schmale dünne Spitze eines künstlichen Grashalmes flatterte auf die Diele nieder.
Sternberg ergriff den unscheinbaren Gegenstand und betrachtete ihn einige Secunden lang mit lebhaftem Interesse Ein tief nachdenklicher Zug glitt über das blasse Gesicht.
„Entschuldigen Sie, Herr Kriminalkommissarius was ist jetzt?" platzte der Knecht heraus, der sich vor Neugier schier nicht zu lassen wußte.
Allein die Untersuchung mußte plötzlich eine Wendung zum Geheimniß- vollen genommen haben. Sternberg schüttelte den Kopf und fragte nur leichthin: „Wann ist das Zimmer zum letzten Male von einer Dame betreten worden?"
„Die Zeit weiß ich gar nicht, in der das geschehen sein könnt'", er-
— Ueber das traurige Ende eines Komikers schreibt man aus Paris: Der Schauspieler Williams, welcher mit köstlicher Laune das Pariser Publikum so oft erheitert hat, ist bejahrt dieser Tage, von aller Welt verlassen, in Kummer und Elend gestorben. Am Tage seiner Beerdigung versammelte sich nur ein kleines Häuflein von College» und Colleginnen — sämmtlich Künstler dritten und vierten Ranges — um den schmucklosen Sarg des Dahingeschiedenen. In dem Augenblick, wo die Leichenträger bereits den Sarg ergriffen hatten und der Leichenkondukt sich in Bewegung setzte, erschien ein Beamter der pompös kunöbros und theilte der Trauerversammlung trocken mit, daß man den Künstler in das Massengrab der Armen versenken müsse, da sich in seinem Nachlasse nicht einmal die für die Concesfion eines Grabterrains auf fünf Jahre nothwendigen fünfzig Francs vorgefunden hätten. Obwohl die Leidtragenden wahrlich keine Crösusse waren, so bekundete sich das den Künstlern eige«e Solidaritätsgefühl hier wieder einmal auf das Glänzendste. Man machte sofort eine Collekte und brachte denn endlich glücklich die geforderten fünfzig Francs zusammen ... Trauriges Loos eines Schauspielers, der durch seine Kunst Jahre lang das Publikum ergötzt und dessen Kameraden auf seinem Sargdeckel ihr Geld zusammenschießen müssen um den Todten nicht in die losso communo werfen zu lassen!
— Schluß folgt. In einer Berliner Zeitung endete das Roman- Feuilleton vom 27. Mai d. I. mit folgenden Sätzen: Jetzt eilte er hastig an den Wagen, aus dessen Innern sich unterdessen eine dunkeläugig, liebliche junge Frau und mit ihr ein kleiner runder, etwa vierjähriger Knabe herausgefunden hatten. Der Herr umarmte zuerst die Dame, dann das Kind, küßte beide und dann sprach er in fa st feierlichem Tone: (Schluß folgt.)
Gemeinnütziges.
— Entfernung der Fettflecke aus Papier durch Benzol-Magnesia. Nichts ist unangenehmer und störender als in kostbaren Büchern Fettflecke zu haben, und dürfte es manchem unserer Leser nicht unlieb sein, ein Mittel kennen zu lernen, welches selbst veraltete Fettflecke aus Papier entfernt. Es ist dies die Benzol-Magnesia. Ich bereite mir selbige wie folgt: Gebrannte Magnesia (UgAnesia usla) wische ich mit soviel reinem Benzol, bis eine Masse entsteht, welche nach einer Zeit krümlich wird. Will man nun einen Fettfleck aus dem Papier entfernen, so reibt man mit ein wenig dieser Substanz den betreffenden Fleck behutsam mit dem Finger ein und klopft die kleinen Magnesiakrümelchen dann ab. Frische Flecke verschwinden gewöhnlich sofort, veraltete nach kurzer Zeit, zumal wenn man zwei oder dreimal Benzol-Magnesia daraus schüttet und dann abklopft. Ein Hauptvortheil dieser, von Hirzel eingeführten Benzol-Magnesia ist der, daß selbst die feinsten Papiere dadurch nicht in ihrer Beschaffenheit und Güte beeinträchtigt werden und daß selbst bedrucktes Papier nicht Nachtheile erleidet, höchstens tritt der Fall ein, daß der Druck ein meng lichter wird.
Bei den mannigfachen Versuchen, die ich nach dieser Richtung hin unternommen habe, hat sich von allen vorgeschlagenen Mitteln zur Entfernung der Fettflecke aus Papier keines so vortrefflich bewährt, als die Benzol- Magnesia.
Zu bemerken habe ich noch, daß das Präparat nichts an Güte verliert, wenn man es in Glasbüchsen mit gut eingeriebenen Glasstopfen aufbewahrt.
Kgl. Standesamt Calw.
Born 18. Mai bis 7. Juni 1883.
Geborene.
18. Mai. Siegfried Hennann Wilhelm, Sohn des Wilhelm Julius Otto Schmidt, Präceptors.
3. Juni. Anna Emilie, Tochter des Wilhelm Balz, WeißgerberS.
3. , Marie Louise, Tochter des Wilhelm Köhler, Kaufmanns.
Getraute.
7. „ Carl Wilhelm Maier, Bäckermeister hier, mit Caroline Wilhclminc Kümmerle
von AltheNgstett.
Gestorbene.
3!. Mai. Ernst Heinrich Schall, Pens. Pfarrer, 83 Jahre alt.
widerte Martin. „Als Logis ist das Zimmer sonst nie benutzt worden und so lang ich in der Eberschänke bin, ist nichts Weibliches hineingekommen, als die Magd, welche zuweilen die Möbel abgestäubt hat!"
Den Eindruck zu beobachten, welchen diese Worte auf den jungen Beamten machten, war dem Hausknecht nicht vergönnt, denn jener hatte sich plötzlich von Neuem zur Erde gebeugt und einen zweiten ebenso unscheinbaren Gegenstand ausgenommen. Es war ein Stückchen Schnur, kaum zwei Zoll lang. Der Finder warf einen kurzen prüfenden Blick darauf und barg es dann rasch zu dem Uebrigen.
Martin fühlte einen wahrhaft fieberhaften Drang, einen klaren Blick in diese sonderbare Geschichte zu thun. Allein er wußte nicht, wie er dem plötzlich so schweigsam gewordenen Polizeibeamten beikommen sollte, um irgend etwas Neues zu erfahren. Nach langem Besinnen schien ihm ein Einfall zu kommen, von dem er sich einigen Erfolg versprach:
„Müssen Sie das Protokoll vielleicht noch einmal ändern, Herr Kriminalkommissarius ?" fragte er mit schlau geheuchelter Absichtslosigkeit. Allein er wartete vergebens auf eine Entgegnung. Ein ganz anderer Geist schien plötzlich über den jungen Beamten gekommen zu sein. Er nahm hastig seinen Hut, fühlte nach seinen Papieren in der Tasche und schritt, ohne den Knecht eines Blickes zu würdigen zum Zimmer hinaus.
Der Schwarm der Neugierigen vor dem Hause hatte sich vergrößert. Die gesummten Dörfler der Umgegend waren auf den Beinen und Aller Augen richteten sich mit dem Ausdruck der gespanntesten Aufmerksamkeit auf den Kommissarius, als derselbe nunmehr aus dem Hause trat und auf den Wagen zuschritt. (Fortsetzung folgt.)