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Herbeiführung einer Aussöhnung in Anwendung zu bringen. Allein der gegenwärtige Streit zwischen China und Frankreich ist kein ehrlicher, ebenso wenig als der Streit zwischen Frankreich und Madagascar es ist. Zwar hat sich bis jetzt keine europäische Macht in die französisch - anamitische Angelegenheit gemischt. Allein anders steht es mit den Beziehungen zwischen Frankreich und China, und sollte irgend eine Schwierigkeit entstehen, so wird es eine brennende Frage werden, ob Frankreich sich in der Kriegskunst auf Kosten Englands üben darf."
S tuttgart, 28. Mai.
47. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Der Ges.-Entw. über Abänderung des Gesetzes betr. das Capital-, Renten-, Dienst- und Berufseinkommen wird in der Endabstimmung mit 68 gegen 9 Stimmen angenommen. In Betreff der Art. 5 und 9 des Finanzgesetzes beantragt die Kommission, den beim Abschluß des Etats sich ergebenden Ueberschuß von 269,196 Mk. 50 Pfg. an dem zu 722,607 Mk. berechneten Zuschuß aus der Restverwaltung in Abzug zu bringen. Harten st ein beantragt den Ueberschuß zu Deckung der Tilgung der Eisenbahnschuld zu verwenden, wogegen sich Min. v. Renner ausspricht, Hartensteins Antrag wird mit 55 gegen 25 Stimmen angenommen. Die abweichenden Beschlüsse der 1 . Kammer zum Notariatssportelgesetz werden mit Ausnahme des zu Tit. 14. angenommen und so das ganze Gesetz.
Tages -> Neuigkeiten.
— Bei der vom 15. bis 25. Mai d. I. vorgenommenen zweiten Dienstprüfung im Berg-, Hütten- und Salinenwesen ist unter anderen Kandidaten, Hr. Friedrich Schüz von Calw, zur Bewerbung um die in §. 1 der Königlichen Verordnung vom 30. Dezember 1852 genannten technischen Aemter für befähigt erkannt worden.
Horb, 29. Mai. Vor einigen Tagen wollte ein Taglöhner seiner Frau ein Hackmesser auf den Kopf schlagen. Sein 6 jähriges Töchterlein legte aber in demselben Augenblick ihr kleines Händchen schützend auf das Haupt ihrer Mutter, das Hackmesser fiel mit Wucht nieder und schlug dem armen Kinde 3 Finger total ab. Der unmenschliche Vater sitzt bereits hinter Schloß und Riegel.
Weingarten, 30. Mai. Auf der Sägmühle Kehrenberg, Gemeinde Schlier, wurden gestern Nachm, buchene Stämme abgeladen. Ein 33 Jahre alter braver Knecht entfernte sich, als ein Stamm in's Rollen kommen sollte, trotz der ihm von seinem Prinzipal ertheilten Warnung zu spät, und wurde von dem Stamm getroffen.' Beider Beine wurden zerschmettert, das eine so, daß es noch gestern Abend über dem Knie amputirt werden mußte, das andere derart, daß die Knochen auch Spliter zeigen.
Giengen a. Br., 30. Mai. Dem Schullehrer Vötsch hier wurde gestem aus seiner unverschlossenen Wohnung eine goldene Damenuhr entwendet. Es gelang noch am gleichen Abend den Dieb in der Person des Joh. Ortlieb von Hürben zu ermitteln, derselbe hatte die Uhr bereits um 10 „1L 50 L an Kommissionär Hüttinger hier verkauft. Die Uhr ist 80 werth.
Vermischtes.
— (Lebensversicherungs- und Ersparniß-Bankin Stuttgart.) Bei dieser in Süddeutschland den ersten Rang einnehmenden Lebensversicherungs-Gesellschaft wurden im vorigen Jahre 3226 Personen mit clL 20,311,500 neu versichert, darunter außergewöhnlich viele mit höheren Versicherungssummen, und wurde dadurch der Versicherungsstand der Bank, nach Abrechnung der Abgänge durch Tod, Ablauf von Versicherungen rc. auf 38,201 Personen mit ^ 193,230,700. erhöht. Die Jahreseinnahme stieg von ^ 7,832,542. auf vkL 8,446,803. In Folge günstiger Sterblichkeit, welche um 591,500. hinter der Erwartung zurückblieb, sodann durch die gewohnte außerordentlich sparsame Verwaltung, welche nur 5,48o/g der Jahreseinnahme beanspruchte, wurde für die auf Todesfall Versicherten ein reiner Ueberschuß von 1,937,259. erzielt. Dem Deckungskapital der auf Todesfall Versicherten wurden «16 3,061,225. zugeschrieben und solches dadurch auf 29,586,500. erhöht. Das Gesammtdeckungscapital für Versicherungen auf Todesfall und Aussteuer belauft sich auf 32,185,348. Der Bankfonds hat eine Steigerung von -,/L 36,853,562. auf 40,737,908. erfahren; darunter ist eine Extrareserve von 7,772,325. ausschließlich für die Versicherungen auf Todesfall begriffen. Diese effektiv vorhandene Extrareserve ersetzt das bei den Aktiengesellschaften gezeichnete Aktienkapital. Die Fonds der Bank sind pupillarisch sicher angelegt. Seit dem Bestehen der Bank wurden vIL 20,346,200. für Sterbfälle und abgelaufene Lebensversicherungen und an Dividende 11,092,213 ausgezahlt. Alle Ueberschüsse fließen ungeschmälert als Dividende den Versicherten zu, und jede Prämie hat Anspruch auf Dividende. Während der 28jährigen Thätigkeit der Bank bewegten sich die Dividenden zwischen 33 und 46»/« bei den lebenslänglich Versicherten und zwischen 40 und 60°/y der lebenslänglichen Prämie bei den abgekürzt Versicherten. Die Dividende kann von vornherein im vollen Maße oder . sie kann insteigender Form bezogen werden. In letzterem Fall vermindert sich die zu zahlende Prämie, mit 15»/<> anfangend, voraussichtlich jährlich um weitere 3«/g, so daß nach 33 Versicherungsjahren bei einer Prämienleistung von 100. nur noch H. zu zahlen und von da ab eine jährlich steigende Rente zu beziehen ist.
— Hunderennen. Die Offiziere der Graudenzer Garnison haben am 17. d. M. ein „Frühjahrsrennen der Hunde der Garnison Graudenz" veranstaltet. Für das Flachrennen großer Hunde, waren acht Nenner gemeldet, die sich zum Theil sehr würdevoll benahmen, zum Theil aber auch für ergötzlicher hielten, sich unterwegs mit einander zu balgen. An der Steeple-Chase (Jungsernrennen) minderjähriger Hunde mit Wurstbarriören nahmen nur drei Renner Theil, von denen der Sieger die beiden anderen um zahlreiche Nasenlängen schlug; die Leichtsinnigen vergaßen nämlich sträflich ihre Pflicht und setzten den Ruhm erfolgreichen Wettkampfes ihrer schnöden Genußsucht nach, indem sie die schmackhaften Würste dem Schmuck der bunten Siegesbänder vorzogen. Es folgte ein Hauptrennen erwachsener Rassehunde und zum Schluß eine Concurrenz von Hund und Schwein. Die drei ersten Sieger liefen mit einem buntbebänderten jungen englischen Vollblutschwein um die Wette. Der englische Vollblutrenner entwickelte aber ein großes Phlegma und trottete behaglich hintendrein; weshalb sollte er sich auch mit einem Hunde in einen Wettstreit einlassen!
Amtkicüe Kekanntmackmngen.
Revier Calmbach.
Arennlwkz-Verkauf.
Freitag, den 8 . Juni,
'V Vormittags 9 Uhr der Jägerhütt« imKälbling:
5 10 Rm. buchen« Scheiter und Abfallholz, 1 Rm tann. Spaltholz, 47 Rm. tann Scheiter, 231 Rm. dto. Prüge und Abfallholz und 4550 (un gebundene) Reisigwellen aus den Thann und Jägerhütte.
Mittags 12 Uhr, auf dem Rathhaus in Calmbach: 63 Rm. buch, und 32 Rm. tann Scheiter, 94 Rm. buch, und 201 Rm. tann. Prügel, 295 Rm eich., buch., erlenes und tann Abfallholz, 143 Rm. buch. Reis prügel und 590 (ungebundenes Reisigwellen aus der Schönklinge Gemeingrund, Köpfle und Sel lach, sowie verschiedene Abtheil des Distrikts Meistern und Hei menhardt.
Calw.
Haus-Verkauf.
Aus der Verlaffenschafts- lü.' ckflfl masse der Andreas Henne- fahrt, Fuhrmanns Wtw. hier, kommt das vorhandene 2 stockigte Wohnhaus in der Metzgergasie, B.-
V.-A. 1120 -^k., am
Montag, den 4. Juni 1883, Vormittags 11 Uhr, zum Verkauf. Bezahlung 1/4 baar und der Rest in 3 Jahreszielern.
Rathsschreiberei.
Haffner.
Weil der Stadt.
Lang- nnd
, den 8 . Juni ds. -Ev ^-> im Stadtwald W? Forchenhau auf
Markung Möttlin-
Sägholz:
Zusammenkunft Morgens 9 Uhr im Schlag.
Stadtpflege.
Calw.
Haus-Verkauf.
Aus der Verlassenschaftsmasse des Christian Wochele, Tuchmachers, kommt dessen 3stockigtes Wohnhaus mit Nebengebäude und 11 » 73 qm Garten vor und hinter dem Haus am
Montag, den 4. Juni 1883, Vormittags 11 Uhr, auf dem Rathhaus zum zweiten und letzten Mal zur Versteigerung.
Das Hauptgebäude ,;enthält 4 Familienwoh- nungen, das Nebengebäude enthält ebenfalls
eine vollständige Wohnung und kann auch abgesondert verkauft werden. Das Verkaufs-Resultat wird nach Umständen sofort genehmigt. Nähere Auskunft ertheilt Herr Christian Schnauffer d. ält., Rothgerberei- besitzer, hier.
Rathsschreiber Haffner.
Unterreichenbach.
Liegenschafts - Verkauf.
Das Kgl. Amtsgericht Calw hat am 2. ds. Mts. die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen der Barbara Bohnenberger, Wittwe von hier, verfügt und demgemäß der Vollstreckungsbehörde hier am 5. ds. Mts. zum Zwangsverkauf
Gebäude Nr. 55, die Hälfte an
70 qm einem zweistöckigen Wohnhaus im obern Dorf mit gewölbtem Keller; ganz:
11 qm Küche,
12 qm Stallanbau,
die Hälfte an
59 qm Hofraum dabei, B.V.A. 992 St.A. 900
Garten, P.N. 151/243.
25 qm Gemüsegarten,
12 qm Oedu ng,
37 qm bei obigem Hause, St.A. 4 kr. Anschlag 500
Acker P.N. 325.
12 a 73 qm Acker, Oede und Steinriegel in der Hölle,
St.A. 1 fl. 4 kr. Anschlag 200 bestimmt, auch zum I. Verkauf Termin auf
Montag, den 11. Juni d. I., Nachmittags 5 Nhr, auf hiesigem Rathhause anberaumt und zum Verwalter den Gemeinderath Bohnenberger hier, und als Verkaufs-Commission den Unterzeichneten und Gemeinderath Düttling I. hier und in deren Verhinderung den Gemeinderath Rittmann hier bestellt.
Den 22. Mai 1883.
Schultheiß Scholl.