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Herrschaft schließen dürfe, weil er nicht über Chinas Rechte verfüge; ferner daß jenes Grenzland überhaupt nicht zu Tongking gehöre, sondern zu China. Die Trauben dürften also doch am Ende sauer sein.
Stuttgart, 5. Mai.
Schluß der 31. Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 4. Mai Abends. Die Unzulänglichkeit der Einnahmen zur Verzinsung der Eisenbahnschuld betrage 2,654,000 bezw. 2,760,000 Die Preise auf unseren Bahnen seien viel billiger als in Norddeutschland, trotzdem bei uns die Baukosten höher seien. Ein Haupthinderniß höherer Einnahmen sei die große Ausdehnung der Retourbillete. Der Nachlaß an der Taxe gehe, bis zu 29°/y, da würden 10<>/<, auch genug sein oder sollte die norddeutsche Taxe eingeführt werden. Nach einer in der Kommission abgegebenen Erklärung des Hm. Ministers, daß dadurch der Verkehr Noth leiden würde, wird von einem Antrag abgestanden. Wüst macht Vorschläge, um den Durchgangsverkehr mehr durch Württemberg zu ziehen, indem er bis jetzt nur auf der Paris—Wiener Linie von Bedeutung sei, auf den andern aber gering, weil er meist die größeren Städte gar nicht berühre. Frh. v. Ow: nicht blos die Erhöhung der Einnahmen, sondern auch die Verminderung der Aus- aben sei ins Auge zu fasten, auf Nebenstrecken sollte mehr der Sekundär- etrieb eingeführt werden, der nur auf 2 Bahnen Beihingen—Ludwigsburg und Kißlegg—Wangen bestehe. Anwendung kleinerer Lokomotiven u. Wagen u. s. w. sei angezeigt. Allerdings gestalten sich die Verhältnisse allmählig bester. Lenz gegen Gehaltserhöhung der höheren Beamten von 5000 an, dagegen für Besterstellung der niederen Angestellten. Haug gegen den Einfluß des Beiraths der Verkehrsanstalten, der in manchen Fällen übergroß sei. Minister v. Mittnacht hoffe, daß der Voranschlag erreicht werde, was bei Aufstellung des Etats noch zweifelhaft gewesen. Aber hinaufgehen über denselben laste sich nicht. An dem Retourbilletsystem mit 25»/o sei nichts zu ändem, dahin haben sich auch 5 andere süddeutsche Bahnverwaltungen ausgesprochen, v. Wöllwarth, Mohl und Becher sprechen noch über die Wageneintheilung. Die Tit. 1—6 der Einnahmen werden angenommen. Tit 7 bis 32 enthalten die Ausgaben. Tit 7 wird ausgesetzt bis zu Erledigung des Art. 19". Bei Tit. 8 gibt der Gehalt eines 2ten Direktors zu Debatten Anlaß, wird aber nach der vom Minister v. Mittnacht gegebenen Erläuterung angenommen. Bei den weiteren Besoldungen finden verschiedene Erörterungen statt, denn es sind zum Theil ganz neue Kategorien geschaffen und dabei den meisten niederen Bediensteten Aufbesterungen und statt Taggeldem fixe Besoldungen zu Theil geworden. Bei den Eisenbahnsekretären soll auch eine höhere Gehaltsklasse geschaffen werden, jedoch könne, sagt Min. v. Mittnacht, nicht allen auf einmal willfahrt und geholfen werden und warum sollten diejenigen bevorzugt werden, die am meisten agitiren. — Die Dienstzeit der Weichenwärter gibt auch zu Erörterungen Anlaß und ertheilt Min. v. Mittnacht befriedigende Erklärungen.
32. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Eingelaufen eine Einladung des Gartenbauvereins zu seiner Monatsversammlung mit Blumenausstellung am 8. und eine Nachexigenz zum Flußbaufonds. Die Tag.-Ordn. führt zu Kap. 122 des Etats: Münze. Reinertrag nur je 2500 da wenig Prägungen in Aussicht stehen. Kap. 123. Verschiedene Einnahmen bei der Staatsh aup t kasse 986,166 ^ 42 H bezw. 976,657 ^.88 H. Dann Schluß der Eisenbahnen, wobei der stets steigende Zuschuß der Unter st ützungs lasse Anlaß zu Erörterungen gibt. — Kap. 121, Bodenseedampfschifffahrt. Posten und Telegraphen können wegen Erkrankung des Präs, von Hofacker nicht vorgenommen werden. Ferner sehr krank Frh. v. Varn- büler. Nächste Sitzung Mittwoch Abend 4 Uhr. T.-O.: Sportelgesetz.
Tages - Neuigkeiten.
Stuttgart, 2. Mai. Die Genesung Seiner Majestät des Königs hat in der letzten Zeit wieder erhebliche Fortschritte gemacht; Appetit und Schlaf sind bester geworden und in entsprechender Weise hat sich der Kräftezustand so gehoben, daß heute zum ersten Male ein kurzer Gang
ins Freie möglich war. Wie schwer übrigens der Anfall war, geht ebenso aus dem langsamen Fortschreiten der Erholung, wie auch daraus hervor, daß jetzt noch nicht alle Krankheitserscheinuugen verschwunden sind. Seine Majestät werden daher noch geraume Zeit der größten Schonung bedürfen.
W. 0. Stuttgarts. Mai. S. Kais. H. der Großfürst Kon- ftautin von Rußland, Vater der Herzogin Wera, ist am Mittwoch, Z. Kais. Hoh. die Frau Herzogin Wera in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag von hier abgereist über Berlin nach Petersburg, um sodann von da mit der gesammten König!. Familie nach Moskau zur Kaiserkrönung sich l zu begeben. Se. Hoh. der Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar ^ und der Oberstlieutenant Gras v. Zeppelin treten ihre Reise nach Ruß- t land erst am 17. d. M. an. Der Prinz wird am Pfingstmontag noch die ^ Feier des Württembergischen Kriegerbundes, dessen Ehren- k Präsident er ist, in Ludwigsburg präsidiren.
— I. K. H. die Frau Prinzessin Marie von Württemberg ist dieser Tage erstmals wieder ausgefahren.
Stuttgart, 5. Mai. Gestern wurde ein 16jähriges Mädchen, Marie B. von hier, dem K. Amtsgericht (Stadt) übergeben, welches schon seit längerer Zeit viele Diebstähle in der Weise verübte, daß es Kindern, welche von ihren Eltern zu Bäckern und Metzgern geschickt wurden, um Lebensmittel zu kaufen, unter verschiedenen Vorwänden die Geldstücke aus den Händen nahm und sich davon machte. — In der verflossenen Nacht ,ist in ' einem Hause der Kronprinzstraße, in welchem gegenwärtig bauliche Veränderungen vorgenommen werden, eine 2 Fuß hohe Mauer eingestürzt; verletzt , wurde niemand. >
Leonberg, 2. Mai. Gestern hat in Ditzingen bei schönstem Wetter - und unter Theilnahme von mehr als 2000 Menschen die Uebergabe der Liederkranzfahne stattgefunden. Nach einem kurzen Willkommen der Festgäste von Seiten des Schultheißen Stähle ist durch Schulmeister Schaudt eine auf das Fest passende Rede gehalten und dann die Fahne t durch die Festjungfrauen übergeben worden. Der Schloßherr Frhr. von! Maltzan hat dem Liederkranz das schöne Geschenk von 100 übergeben, i Ditzingen war festlich geschmückt, was auf den Festtheilnehmer einen freundlichen Eindruck machte. Bei dem Fest waren 17 Vereine mit über 300 Sänger vertreten. Mit besonderer Freude wurde der Schulmeister Bürkle von Renningen empfangen, der mit seinen Sängern und der schon mehr denn 30 Jahre im Schlafe schlummernden Liederkranzfahne zu dem Fest gekommen ist. Der Liederkranz im Renningen wurde im Jahre 1840 durch den damaligen Unterlehrer Siegel gegründet und der verstorbene Kaufmann Schüle in Stuttgart, ein geb. Renninger, hatte dem Verein eine schöne Fahne gestiftet. Der Verein war bei der Versetzung des Siegel eingegangen.
Bremen, 5. Mai. Kapitän Pearce Schiff Schields, in Liver- ' pool angekommen, berichtet: Wir sprachen den Dampfer Habsburg am 28. April 902 Uhr Morgens auf 27.42 Nord, 17.5 West. Die Habsburg . steuerte Nord oft und machte ungefähr 4 Meilen unter Segel, Wind Süd- » west. Der Dampfer „Cornelia" war bei der Habsburg. Die Nachricht ist > dem nach der Habsburß ausgesandten Schleppdampfer Cruizer mitgetheilt. !
Bremen, 6. Mai. Telegr. Der Lloyd-Dampfer „Habsbürg" » hat heute früh 8 Uhr, im Schlepptau des Dampfers „Coronilla" auf dem s Wege nach Falmonth die Höhe von Lizard passirt.
Elberfeld, 2. Mai. Gestern Abend um 10 Uhr erfolgte auf der Strecke Ratingen-Höfel in einem Coupö dritter Klaffe eine Explosion. Sieben Personen sind theils durch Brandwunden, theils durch Herausspringen während der Fahrt mehr oder minder schwer verletzt. Die Ursache waren l vermuthlich Feuerwerkskörper im Besitze von Passagieren. Untersuchung ist > eingeleitet.
Vermischtes.
— Ein heiteres Geschichtchen machte die Runde durch die österreichische I Presse und wird überall herzlich belacht — nur nicht in der Redaktion des » zu Temesvar erscheinenden Südungarischen Lloyd, denn der ist dabei herein- ' gefallen. Die Sache liegt folgendermaßen: Die Neue Temesvarer Zeitung i glaubte zu bemerken, daß der Lloyd ihre Depeschen und Berichte stehle, mit einem Worte nicht die nöthige Achtung vor dem Eigenthumsrechte habe und !
bis spät in die Nacht hinein über die Bücher brütete. Es schadete nicht, „wenn der Junge etwas lernte", und jedenfalls war es von Vortheil, wenn er die geheimen Kräfte der Waldkräuter kennen lernte. Die Erfahrung lehrte ja, daß hin und wieder so ein Kräuterliqueur in der Welt durchgriff und den Erfinder zum reichen Mann machte. Warum sollte der Julius nicht nach dieser Richtung hin sein Glück machen? Jedenfalls wurde alsdann die Eberschänke weit und breit berühmt. „Berklitz'scher Eberliqueur!" wie hübsch das klang! Der alte Joachim wiegte sich in den kühnsten Träumen von Glanz und Größe.
Aus diesen erwachte er erst, als der Kantor jener Dorfschule, welche Julius besuchte, sich bei ihm zum Frühstück einlud und im Verlcu.s der Unterhaltung die Worte fallen ließ:
„An Euren Jungen, den Julius, müßt Ihr etwas wenden, Eberwirth! der hat Fähigkeiten Professor zu werden und kann einmal ein Licht der Wissenschaft werden. Ueberlegt Euch das, Eberwirth! gebt den Jungen nach der Stadt in die Pension und laßt ihn das Gymnasium besuchen!"
Joachim Berklitz hatte erst eine Sekunde lang wie verdutzt dagesesten. Es war, als sei ein Funke in sein Gemüth gefallen, der seine Zeit brauche um sich zu entwickeln und zur lichten Flamme emporzuschlagen. Langsam war die Zornröthe ihm in sein Gesicht gestiegen und endlich brach die Entrüstung sich mit den Worten Bahn:
„Unsinn! bodenloser Unsinn! ein Bücherwurm soll der Julius mir nicht werden! um keinen Preis! ich leid's nun und nimmermehr! . . Alles in der Welt nur keinen Schulfuchser, der den vernünftigen Leuten die Köpfe verdreht."
Da hatte der Kantor sich still und achselzuckend von seinem Platze er- k
hoben und war, ohne die Neige in dem Bierglase auszutrinken, zur Thür hinausgeeilt. Am andern Morgen war das ganze Dorf darüber einig ge- wesen, daß der alte Eberwirth unbeschadet seiner rechtschaffenen Gesinnung der einfältigste und beschränkteste Tropf sei, den man auf zehn Meilen in der Runde finden könne.
Die Mutter hatte zu jener Zeit noch gelebt und sie war es, welche die Sache mit ihrem milden verständigen Sinn wieder in's Gleichgewicht gebracht hatte. „Was schadet es," hatte sie in ihrer gewohnten ruhigen Weise zu dem Gatten gesagt, „wenn der Julius das Gymnasium besucht? Deswegen braucht er noch lange kein hochgelehrter Professor zu werden. Wohl aber ist's nöthig heutzutage, daß ein Mann so viel lernt, als er nur in seinem Kopfe fasten kann, und dazu ist eben die Jugend die richtige Zeit!... um zu lernen, muß man Hänschen fein. Und Schulkenntniffe muß heutzutage ein Mann haben, selbst wenn er ein Gastwirth ist!"
Der Eberwirth hatte das eingesehen. Er dachte sich, es sei zu gewissen Zeiten gut, wenn man im Stande sei, den Gästen durch Kenntnisse zu imponiren. Joachim Berklitz hatte durch sein ernstes mannhaftes Wesen, im schlimmsten Falle durch seine Grobheit imponirt. Niemals hatte er durch sein Wissen Respekt eingeflößt. Er dachte sich seinen gelehrten Sohn in siegreicher Debatte mit einem windigen Oommis voysZeur, der die Weisheit mit Löffeln geschöpft zu haben glaubte, und — die Gymnasialbilduagsfrage war entschieden.
(Fortsetzung folgt.)
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