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Min. v. Mittnacht ist eine Einladung an die Mitglieder der h. Kammer eingelaufen zu einer Extrafahrt nach Plochingen zur Besichtigung der Centralweichenstellung im dortigen Bahnhofe. Me Fahrt wird morgen Mittag stattfinden und ist somit morgen keine Sitzung. Die Kammer fährt in Be- rathung des Kultetats fort und zwar bei der Schülerüberbürdungsfrage, wobei zunächst der Antrag des Frhrn. v. Wöllwarth auf periodische Augenuntersuchung und auf Ueberweisung der Petition der Schwäb. Turnvereine an die Regierung zur Kenntnißnahme. Dieser Antrag wird schließlich nach längerer Debatte angenommen.
Es werden nun nacheinander die Kap. 73 bis 91, Aufwand auf Gymnasien, Realschulwesen, Alterszulagen, Gehaltsaufbesserungen, Turnwesen, Lehrerinnenseminar, h. Mädchenschule, Schullehrerseminare, Unterstützung von Privatschulamtszöglingen, Industrieschulen, Alterszulagen für Schullehrer und Beiträge an die Gemeinden, Taubstummen- und Blindenanstalten durchgegangen und die Exigenzen genehmigt. Nächste Sitzung Samstag.
Tages - Neuigkeiten.
Bietigheim, 25. April. Ein trockener, sehr kühler Wind, theils aus Ost, theils aus Nordost, weht schon mehrere Wochen über unsere Fluren. In der vergangenen Nacht hat sich endlich ein leichter, feiner, die Vegetation erquickender Regen eingestellt. Die Gräser auf den Wiesen und die Saaten auf den Feldern sprossen nur langsain, aber stetig heran; die Bäume stehen noch ganz kahl da, doch zeigen sich einzelne Baumblüthen, indem die Pflaumenbäume ihre weißen Blüthen bereits herrlich entfaltet haben. Bei den Reben findet man noch kein Leben, was der Weingärtner in dieser Zeit nicht ungern sieht, da durch die spätere Entwicklung der Knospen, die vielleicht unter günstigen Umständen rasch erfolgt, ein Frostschaden wahrscheinlich weniger zu befürchten ist. Tie Arbeiten in Feld und Weinberg gingen bei der anhaltenden trockenen Witterung rasch von statten.
Hohenheim, 26. April. In Abgeordnetenkreisen war die Idee angeregt worden, sich, bevor über den Etat von Hohenheim berathen würde, zumal es sich um größere Neubauten von Ställen handelt, an Ort und Stelle von dem Stande und der Beschaffenheit der Akademie zu überzeugen. In Folge dessen trafen gestern Nachmittag 3 Uhr etwa 60 Abgeordnete, welchen sich die Herren Minister v. Renner, v. Geßler und v. Höl - der angeschlossen hatten, in 10 Equipagen hier ein. Sofort nach der Ankunft wurden die einzelnen Theils der Akademie unter Führung der Professoren in Augenschein genommen. Die Besichtigung erstreckte sich auf den Kuhstall, Samenboden, Studentenwohnungen, Samenprüfungsanstalt, physikalisches Kabinet, die verschiedenen Sammlungen, die Maschinenschuppen, GerätHefabrik, landwirthschaftlich chemische Versuchsstation, das Versuchsfeld, Obstbaum-, Garten- und Ackerbauschule, die Pferde- und Ochsenställe, die projektirte Molkerei, die technische Fabrik, das chemische Laboratorium und den botanischen Garten. Die Herren Abgeordneten sprachen sich über das Gesehene im hohen Grade befriedigt aus. Nach beendeter Besichtigung fand im Balkonsaale eine kleine gesellige Vereinigung statt. Namens der Professoren dankte der älteste Professor vr. v. Wolfs den Herren Abgeordneten für ihr Erscheinen, sowie für das Interesse, das sich Seitens der Kammer für die Anstalt kund gebe. Präsident v. Hohl antwortete mit dem Ausdruck seiner Anerkennung für die Anstalt. Im Aufträge der Studentenschaft erschien eine Deputation von 3 Kandidaten, welche gleichfalls ihren Dank für die Fürsorge der Regierung und der Kammer aussprach. Ihnen antwortete mit Worten der Ermunterung Herr Minister v. Geßler Exz. Punkt 7 Uhr verließen uns die geehrten Gäste um nach Stuttgart zurückzukehren. Wir aber hoffen, daß der Besuch eine für uns günstige Abstimmung im Halbmondsaale zur Folge haben werde.
Wien, 24. April. Der Kaiser hat für das in Wien zu errichtende Goethedenkmal einen Beitrag von 1000 fl. aus seiner Privatkaffe gespendet. — Man meldet der N. Fr. Pr. aus Pest: Spouga hat gestern und heute vor dem Untersuchungsrichter mehrstündige Verhöre bestanden, ohne daß er seine Schuld bekannt hätte. Seine Flucht erklärte er hier gleichwie in Preßburg damit, daß er an dem Einbruchsdiebstahle bei 0r. Schwarzer betheiligt gewesen und eine Verhaftung befürchtete.
Alais, Deport. Gard, am Gardon, 26. April. In der Grube ! bei Besseges fand am Dienstag Abend eine äußerst heftige Explosion fftatt. ^ Bis Mittwoch' Abend wurden 12 Tode und 26 Verwundete aufgefunden. Beim Appell' fehlten 127 Mann von den in den Gruben beschäftigten Ar« ' beitern. l
London, 26. April. Am Dienstag fand um Mitternacht im Ka- s nal eine Kollission zwischen den Segelschiffen County of Aberdeen und Bri- tish Commerce statt. Letzteres sank, wobei fünfundzwanzig Personen von der Mannschaft ertranken; nur der Kapitän und der Hochbootsmann konnten sich retten. e
Vermischtes.
— Ueber die Explosion, welche gestern Morgen im Postwagen des er- ! sten Zuges von Zweibrücken nach Pirmasens stattfand, wird mitgetheilt, daß. der Postschaffner Wächter lebensgefährlich verwundet ward und die Post, stücke sowie der Postwagen theilweise zertrümmert wurden. Das explooirte Packet kam am Vorabend von der Richtung Ludwigshafen-Homburg nach , Zweibrücken. Der Adressat sowie der Bestimmungsort sind noch nicht bekannt r — Ein ferneres Telegramm aus Zweibrücken meldet: Das in Rede stehende s Poststück war als „Feuerwerksgegenstände" aufgegeben und von Kilian in Speier an das Pfarramt Contwig adressirt. Vermuthlich sollte es bei den zur Feier des Bischofs stattfindenden Festlichkeiten zur Verwendung kommen.
— (Aus der Reichshauptstadt.) Da die Fuhrherren ihre neuen Statuten aufrecht zu erhalten Willens find, ist der drohende Droschkenkutscherstreik am 24. April in Szene gesetzt worden. Wie man der Nat.Z. meldet, sollen 2500 Droschkenkutscher 1. und 2. Klasse die Arbeit eingestellt haben. „Die streikenden Kutscher durchzogen heute die Stadt, suchten auf den Halteplätzen ihre Kollegen auf und unterhielten sich mit denselben über die Sachlage. Zu Ausschreitungen ist es, soweit uns bekannt» nirgends gekommen."
Calw.
EanäwietU<AaM<Aer AezirAgverein.
Am Dienstag, den 1. Mai, (Feiertag Phil. L Jak.) findet in Gechingen im Adler eine ^V»n«1«rv«rn!»nrinlunA des landw. Bezirksvereins statt, zu deren zahlreichem Besuche nicht blos die Vereinsmitglieder, sondern die Landwirthe der Umgegend überhaupt freund- lichst eingeladen werden. Herr Landwirthschaftsinspektor Clausnizer ! von Reutlingen wird dabei einen Vortrag halten über „die Bedeutung der Kraftfnttermittel für rationelle Fütterung
und intensive Düngung". I
Unter Umständen schließt sich hieran ein Vortrag über die Felderbearbeitung mit Maschinen mit Rücksicht auf den kleinbäuerlichen Betrieb. Außer- !
dem ist den Theilnehmern Gelegenheit gegeben, die verschiedensten landwirth- schaftlichen Fragen zur Sprache zu bringen und Aufklärung darüber herbei- s
zuführen. i
Die Verhandlungen beginnen um 2 Uhr.
Calw, 26. April 1883.
Für den Vereinsvorstand: Vereinssekretär Horlacher.
Kgl. Standesamt Calw. >
Dom 20. bis 26. April 1883. i
Geborene. >
21. April. Wilhelm, Sohn des Paul Scklotter, Zimmermanns.
Getraute. §
21. April. Johann Jakob Nnding, Korbmacher in Neustadt a./L. mit Ernstine Friedricke
Pommer, von hier.
Gestorbene.
19. April. Marie Frida, Tochter des Christian Wanncr, Strumpfwcbers, 3 Jahr 5 Monat alt. ,
22. April. Ich. Martin Schill, Bäckers und Bierbrauers Wittwe, Caroline geb.Jäger
85 Jahre alt.
sie senkte mit einem Seufzer das Haupt und ihre Stimme klang todt und erloschen, als sie antwortete:
„Mein Herz kennt keinen Wunsch mehr. — Gehen wir, nsps," fügte sie dann, die ausbrechenden Thränen mit äußerster Gewalt zurückhaltend hinzu und faßte die Hand der Gräfin; „man erwartet uns" und mit einer verächtlich stolzen Geberde hob sie, ohne den einstigen Geliebten eines Blickes zu würdigen, das reichgeschmückte Haupt, um das Zimmer zu verlassen.
Irmas Vater vertrat ihr mit einem Schritt den Weg.
„Noch ein Wort, meine Tochter Du wird dem, der Dich als seine Braut jetzt da drüben erwartet, nicht zum Altäre folgen. — Ja, so ist es", fuhr er langsam, gewichtig fort, als Irma halb freudig erschrocken, halb ungläubig zurückfuhr. Jener Mann ist durch ein Mißverständniß als der Sohn des Grafen Jrtvany auferzogen, während er es doch nicht war. Frage hier die Mutter, wer ihr Sohn sei." Er deutete auf die Gräfin, welche jetzt statt aller Worte mit dem liebevollsten Blick zu ihrem Sohn em- porsah und denselben von Neuem an ihr Herz schloß. „Wenn Du diesen Mann wirklich liebst, wie Du mir gestanden, so will ich noch in dieser Stunde meine Härte gegen Dich gut machen und meine Einwilligung zu Deiner Vereinigung mit ihm geben. — Nun, mein Kind?" fuhr er verwundert fort, als er in das erstarrte Gesicht der Tochter blickte, „daß Du überrascht bist, will ich glauben, wir sind es ja selbst auch gewesen, allein ich hoffe, diese Ueberraschung sollte für Dich eine freudige sein. — Was hast Du, Irma — liebst Du diesen Mann nicht mehr?"
Die letzten Worte waren in zunehmend ängstlichem Ton gesprochen und das Aussehen der jungen Gräfin gab allen Grund zur Besorgniß.
Starr wie eine Bildsäule, mit verglasten, hervorquellenden Augen, unfähig ein Glied zu rühren, stand Irma da, den leeren Blick groß, wie ihm Wahnsinn auf den einstigen Geliebten gerichtet. Daß der Vater die Wahrheit sprach das bezweifelte sie nicht; wie dieselbe an den Tag gekommen, das kümmerte sie nicht; nur das Eine stand ihr bis zur Verzweiflung gewiß vor Augen: Er war für sie verloren; jetzt wo sie vom tiefsten Elend zum reinsten Glück sich hätte emporschwingen können, mußte sie es mit eigener Hand zurückstoßen. Er war ihr ja untreu geworden, er hatte eine andere geliebt.
Gyula hatte bei des Grafen herzlichen Worten die schon von der Mutter gelösten Arme erhoben und hatte eine Bewegung gemacht, als wolle er. wenn nur das erste Wort der Liebe über die Lippen des schönen Mädchens komme, auf sie zueilen und sie umschlingen. Er wußte, er ahnte ja nicht, daß sie eifersüchtig sei und hielt ihre Zurückhaltung für eine Folge des plötzlichen Wechsels ihres Geschickes, sowie für eine Aeußerung des Anstandes und der Selbstbeherrschung.
Eine abwehrende Geberde Jrma's warf ihn zurück. Diese hatte die Hand schlaff und doch mit unverkennbarer Zurückweisung gegen den jungen Mann erhoben und mit dumpfer, zitternder, von Thränen erstickter Stimme stieß sie hervor:
„Ja, ich warf — meine — Liebe weg an diesen —"
Die Worte versagten ihr; überwältigt von der Macht ihrer Gefühle warf sie sich ihrem Vater an die Brust, der sie sanft, wie noch nie in seine Arme schloß. Eine Ahnung von dem Schmerz unglücklicher Liebe mochte wohl beim Blick in das schmerzverzerrte Gesicht seiner Tochter in der Brust des unerschütterlichen Mannes aufsteigen. ^Fortsetzung folgt.)
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Ueber Samuel! Konkurse
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