von der Polizeidirektion Appenzell wegen Fälschung und Unterschlagung von über 200,000 Frcs, steckbrieflich verfolgte Carl Bänziger, Bezirksschrei­ber von Oberegg, in der Schweiz, hier festgenommen. Derselbe hat sich unter dem Namen Joh. Jakob Graf von Rebstein, Kantons St. Gallen, hier und in Cannstatt aufgehalten u. war im Begriff nach Amerika zu reisen.

Die Strafkammer des Landgerichts verurtheilte gestern einen sozial­demokratischen Agitator, den Schreiner Schwab in der Sternschen Möbel­fabrik wegen Verbreitung verbotener sozialdemokatitscher Schriften, zu 1 Mo­nat 15 Tagen Gefängnisstrafe. Derselbe hatte geglaubt, es recht schlau an­gegriffen zu haben, daß er, solang Polizeiinspektor Kern, der bei ihm Haus­suchung zu halten hatte, mit seinem Prinzipal sprach, sich davon schlich und zu Hause gieng, und die dort kaum vorher empfangenen Schriften beseitigte. Allein es lagen eben noch andere Beweise vor.

Nächsten Sonntag, 15. April, 2te Luftfahrt des Zahntechnikers und Luftschiffers Vogel. Als Paffagier soll sich eine Frau Haug, dem N. T. zufolge, angemeldet und bezahlt haben.

An der Akademie blühen trotz der jetzigen rauhen Witterung die Mandelbäume und in Gärten der Stadt die ersten Aprikosen.

Stuttgart, 10. April. Das Landgericht verurtheilte den 18 Jahre alten Karl Klenk von Steinenbronnen, welcher ohne jeden Anlaß auf der Straße von Möhringen nach Stuttgart einen Soldaten angefallen und ihm 3 Stiche in den Rücken und ins Gesicht beigebracht hatte, zu 1 Jahr und 9 Monaten Gefängniß.

Stuttgart, 12. April. Gestern Vormittag i/zll Uhr erschoß sich in seinem parterre gelegenen Zimmer der Jnfanteriekaserne der Unter­offizier der 1. Kompagnie des 7. Württ. Infanterie-Regimentes Nr. 125, Georg Go ns er von Onstmettingen, OA. Balingen, mit seinem Dienstge­wehr. Die Kugel gieng in die rechte Brust und war Gonser, welcher im 5. Jahre diente, sofort todt. Motiv zur That: Geldverlegenheiten.

Weingarten, 10. April. Der Bau der evang. Kirche schreitet in einer Weise vorwärts, daß für den Juli oder August ihre Einweihung in Aussicht genommen werden kann. Heute wurden die von Kirchdörfer in Hall gegossenen Glocken glücklich auf den Thurm gebracht, und in den näch- sten Tagen werden sie beim Probeläuten zum erstenmal erschallen. Wohl erreichen dieselben bei Weitem nicht an Größe ihre Schwestern auf den ge­waltigen Thürmen der katholischen Kirche. Aber immerhin werden wir nach dem Urtheil der Sachverständigen ein schönes, harmonisches Geläute bekom­men. Die große Glocke im Gewicht von 585 zeigt ein Kreuz und die Inschrift:Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde!" Auf der mittleren Glocke zeigt sich das Brustbild Luthers und das Wort:Ein' feste Burg ist unser Gott", während die kleine Glocke durch den Spruch 1. Joh. 5, 4 und durch das Bild des Königs Gustav Adolf au den Verein erinnert, durch besten reiche Gaben hauptsächlich der Bau des schönen Gotteshauses ermöglicht und gefördert wurde.

Hamburg, 12. April. Gestern fand man im Flusse Bille die Leiche des Reichstagsabgeordneten Julius Sandtmann. Man nimmt Selbst­mord wegen schwerer Krankheit an. Nach anderer Version wäre finanzielle Zerrüttung der Grund des Selbstmords. Sandtmann betrieb ein großes Tabak-Importgeschäft. Er war Führer des hiesigen Fortschritts.

Vermischtes.

In den letzten Tagen ist in Frankfurt a. M. ein Bierliefe­rant in empfindliche Strafe genommen worden. Der Besitzer einer Engros­bierhandlung in Frankfurt, Paul Stein, hatte, wie die Fr. Ztg. berichtet, an 4 dortige Bierwirthe wiederholt statt Pilsener Bier Radeberger Bier Verkauft, nachdem er sich mit dem Agenten der Pilsener Brauerei überworfen und diese ihm kein Bier mehr hatte liefern wollen. Obwohl einer der als Zeugen geladenen Wirthe aussagte, das Radeberger Bier sei nicht schlechter gewesen als das Pilsener, sei auch immer für echtes Pilsener gehalten wor­den, und obwohl im Laufe der Verhandlungen konstatirt wurde, daß es ein weitverbreiteter Brauch unter den Wirthen fei, billigere Biere unter fremder Marke, so z. B. Hanauer Bier unter dem Namen Erlanger den Gästen vor­zusetzen, wurde Stein zu 1500 Strafe, resp. 150 Tagen Gefängniß ver-

Amtkieke Mekanntmarkungen.

Forstamt Alteustaig.

Radfelgenbreite der Holzfuhrwerke.

Behufs besserer Schonung der Holzabfuhrwege der Forstverwaltung haben die Holz- und Steinfuhrleute mit dem 1. Januar 1885 an sämmt- lichen zur Abfuhr von Staatswalderzeugnisten dienenden Fuhrwerken, welche mit mehr als 4 Cbm. ( 6 Rm.) Nadel-, oder 3 Cbm. ( 4 Rm.) Hart- Holz, beziehungsweise mit 1 Cbm. ( 1,5 Rm.) Steinen belastet werden, die Vorderräder mit mindestens 8, die Hinterräder mit mindestens 9 om breiten Felgen zu versehen.

Zuwiderhandlungen gegen diese unter die Holzverkaufsbedingungen auf­zunehmende .Vorschrift, werden mit Conventionalgeldstrafen von 120 ^ belegt werden.

Aufforderung

zur Einkommens-Fatiruna behufs der Besteuerung 1. April 1883/84.

Unter Beziehung auf die Aufforderung der K. Kameralämter Hirsau, Altenstaig und Reuthin zur Fatirung des Kapital- rc. Einkommens im Wo-

urtheilt. Der Antrag der Staatsanwaltschaft hatte auf '/, Jahr Gefäna- niß gelautet.

Der ehemalige socialdemokratische Reichstagsabg. Hafselmann lebt i wie die Amerik. Korresp. meldet, in New-Aork fern von allem politischen ' Treiben in stiller Zurückgezogenheit und soll alle Aussicht haben, bald ein - reicher Mann zu werden. Es sei dein tüchtigen Chemiker gelungen, wichtige , Erfindungen zu machen. t

Der afrikanische Elephant des zoologischen Gartens in ' Schönbrunn ist am letzten Montag getödtet worden, weil er bösartig wurde und man befürchtete, er werde eines Tags eine ähnliche Katastrophe herbei. ! führen, wie der Elephant im Berliner Thiergarten, der bekanntlich seinen / Wärter erdrückte. Die Todesart, die man für ihn wählte, war Vergiftung. , Man mischte unter sein Nachmittagsfutter fünfzig Gramm Cyankaly ge­rade genug, um hundert Menschen zu tödten. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Sieben Minuten und 45 Sekunden nach Verabreichung - des Giftes war der Todeskampf des gewaltigen Thieres zu Ende. Der Ele- phant stürzte wie vom Blitz getroffen zu Boden. Das Thier erreichte ei« ! Alter von 16 Jahren. '

Handel «ndBerkehr.

Stuttgart, 12. April. Die Ledermesse erfreut sich heute ^ eines lebhaften Besuches und Verkehres. Eine Uebersicht der angefahrenen Maaren ist nicht ermöglicht; noch lange ehe die letzten Lederballen angelangt, f sind die erstangekommenen Ballen abgefahren. Wie bisher, so finden sich als j Nebenartikel Werkzeuge für Gerber und Schuster ein. Auch dießmal wieder f ist eine kleine Parthie roher Felle da; eine neue Erscheinung dürften Schäfte ^ für hohe Stiefel sein. Der Verkauf scheint ein sehr lebhafter zu sein. f

Rottenburg, 9. April. Das anhaltende trockene Wetter ist un- ö fern Hopfenbauern zum Ausschneiden sehr willkommen und fördert k diese Arbeit ungemein, so daß in stark 8 Tagen der Schnitt zu Ende sein s' wird. Im großen Ganzen haben die Stöcke trotz der Nässe ziemlich gut >

überwintert, wenn auch da und dort der Schnitt nicht ist wie er sein soll.

Der Versandt von Fexern erreicht dieses Frühjahr einen außerordentlichen Umfang, indem viele Hunderttausende nach allen Himmelsgegenden versandt h werden. Die Nachfrage nach Setzlingen war daher zu Ende letzter Woche ' eine ungemein lebhafte und wurden dafür schöne Preise erlöst. Nach Aus- ;

wärts wird in der Regel per 100 Stück 5080 H je nach Waare berech- !

net. Die Güterexpedition konnte letzter Tage den Andrang kaum bewältigen. ! Was wird wohl werden, wenn diese Unmasse von Sezlingen einstens reichliche ! Frucht bringen wird?

Calw. t

LanärvieMckluMcker KezirliKverem. ^

Da der Unterricht in Mayer's wegen der Un­

gunst der Witterung am 1. April nicht beginnen konnte, wird der Beginn desselben auf den 16. April verlegt, was mit dem Bemerken bekannt ge­macht wird, daß noch einige Mädchen vom Lande unter den früher bekannt gemachten Bestimmungen daran Theil nehmen können.

Calw, 12. April 1883.

Der Vereinsvorstand:

F l a x l a n d.

E. Horlacher, Secr.

Kgl. Standesamt Calw.

Vom 6. bis 12. April 1883.

Gestorbene.

6. April. Johann Gottlieb Deckinger, Pfarrers Wittwe, Mathilde gcb. Zimmermann, 6b Jahre alt.

6. , Andreas Hennefarth, Fuhrmanns Wittwe, Elisabeths geb. Stüber, 81

Jahre alt.

8. , Gottlieb Hammer, Bäcker, b3 Jahre alt.

10. Christiane Aichele, ledig, 83 Jahre alt.

11. » Sofie Deckinger, b9 Jahre alt.

chenblatt vom 10. ds. (Nr. 41) werden die hiesigen Einkommenssteuerpflich­tigen auf dieselbe hingewiesen und aufgefordert, am

Freitag, äen 20., Aamftag, äen 21. unä Montag, äen 23. April,

je von Vormittags 812 Ukr unä Na^mittags 25 Mr, !

ihre Fassionen der Ortssteuerkommission auf dem Rathhause abzugeben. t Zur Nachachtung wird weiter bemerkt:

1) Die Erklärungen (Fassionen) über das Kapital- und Renten-Einkom- . men können entweder mündlich oder schriftlich nach den vorgeschriebenen Formularien abgegeben werden, welche auf Verlangen jedem Steuer- pflichtigen zugestellt werden.

Die Fassionen über das Dienst- und Berufs - Einkommen sind in der Regel schriftlich nach dem vorgeschriebenen Formular zu übergeben.

2) Abgabepflichtige des Vorjahrs, welche kein der Einkommens­steuer unterworfenes Einkommen mehr beziehen, sind gleichwohl verpflichtet, hievon Anzeige zu machen. Wird gewöhnlich übersehen.

3) Diejenigen Fassionspflichtigen, welche im Laufe des letzten Etatsjahrs hieher gezogen sind, haben in ihren Fassionen ausdrücklich zu be­merken, wo und in welchem Betragsie im Vorjahre fatirt haben.

Es wird dieß gewöhnlich unterlassen, was eine unnöthige Geschäfts­vermehrung zur Folge hat.

4) Die früher zur Dienst- und Berufs-Einkommenssteuer beigezogenen