Amts- unä Intekkigenzbkatt äen Aezirk.

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Donnerstag, den 15. März L88L

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Württemberg 2 70

Amtkieke Kekarmtmaekungen.

C a l w.

Bekanntmachung, betr. Maßregeln gegen die Schafräude.

Auf Ansuchen des Großh. Bad. Bezirks-Amts Pforzheim wird hiemit zur Kenntniß der Bezirksangehörigen gebracht, daß bis auf Weiteres Schafe in Baden nur mit Genehmigung des Bezirksamtes in eine andere Gemarkung verbracht werden dürfen, und daß was den benachbarten Amtsbezirk Pforz­heim betrifft, die Einführung von Schafen aus einer nicht zum Amtsbezirk gehörenden Gemarkung alsbald unter Vorlage der Zeugnisse über den Ge­sundheitszustand der Thiere dem Bezirksamts angezeigt werden muß.

Hiebei ist bezüglich der von auswärts eingeführten Schass bestimmt, daß wenn für solche ein Zeugniß eines beamteten Thierarzts nicht beige­bracht werden kann, die Untersuchung derselben von Seiten des Großh. Be­zirksamts Pforzheim angeordnet wird und die etwa krank befundenen Thiere entweder unter Sperre gestellt oder über die Grenze zurückgewiesen werden.

Den 13. März 1883.

K. Oberamt.

Flaxland.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Die Ernennung des Prinzen von Wales zum preuß. Feld- marschall hat sich vollkommen bestätigt. Die unrichtige Lesart, der Kaiser habe dem Prinzen nur den Feldmarfchallstab geschenkt, hat viel Heiterkeit erregt. Die Times feiert ihrerseits die Auszeichnung als einen Beweis der Vortrefflichen Beziehungen zwischen Deutschland und England. Man wird das nicht übertreiben wollen. Aber es liegt auf der Hand, daß, unbeschadet der Gründe der militärischen Etikette, die dabei maßgebend waren, die dem Prinzen verliehene Auszeichnung doch wohl unterblieben wäre, wenn das Verhältniß zu England ungünstig wäre.

Baden-Baden, 12. März. Der russische Reichskanzler Fürst Gortschakoff ist heute früh 3'/e Uhr gestorben.

Baden-Baden. 13. März. Wegen Verdachts der Phosphorvergiftung wurde die Leiche des Fürsten Gortscha - ko ff gerichtlich sezirt. Die gerichtliche Untersuchung des That- bestandes dauert fort. Morgen wird die Leiche in der hiesigen griechischen Kapelle beigefetzt und bleibt dort vorläufig; sie wird später nach Rußland transportirt.

^ England.

Den an dem Doppelmord im Phönixpark betheiligten Mitgliedern der Mordbande, soll einzeln der Prozeß gemacht werden. Bradr>, der

Mörder des Unterstaatssekretärs Burke, wird zuerst vor die Geschworenen gestellt werden. Die Schwurgerichtsverhandlungen werden am 9. April ihren Anfang nehmen.

Tages - Neuigkeiten.

* Herrenberg, 12. März. Die heutige Versammlung christ- lich-konservativer Männer war sehr zahlreich, von etwa 200 Männern der verschiedensten Stände und Berufsklassen, besucht. Vertreten waren die Oberämter Böblingen, Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Horb, Nagold, Oberndorf, Rottenburg und Sulz. Herrn Stadtfchultheiß Saut- ter von Herrenberg begrüßte die Versammlung und schlug Herrn Oberamt­mann Maier von da zum Vorsitzenden vor. Die Versammlung sprach ihre Zustimmung zu den Bestrebungen der konservativen Partei für Revision des Unterstützungswohnsitzgesetzes und für die Verbesserung der Armenpflege aus. Außer dem Berichterstatter, Herrn Eduard Elben aus Stuttgart, be­theiligten sich an der Verhandlung die Reichstagsabgeordneten v. O w und Stälin, der Landtagsabgeordnete Sch nur rer, Oberamtmann Günt- ner, Dekan Kemmler und Schnaith, Stadtschultheiß Erath, Pfarrer Kappauf und Mulot, Betriebsbauinspektor Hocheisen und andere. Folgendes ist der Wortlaut der gefaßten Beschlüsse.

1) Bei der Revision des Unter st ützungswohnsitzgesetzes ist anzustreben die Schaffung eines Heimathrechts für jeden Deutschen, vor allein aber die möglichste Beschränkung des Instituts der Landarmen und die Beseitigung der zahlreichen Heimathlosen dadurch, daß die Be­stimmung getroffen wird, daß der einmal begründete Besitz des Heimath­rechts oder des Unterstützungswohnsitzes nur durch Erwerbung eines anderen verloren gehen kann. Im Wege der Lan­desgesetzgebung erscheint jetzt schon eine Vergrößerung der Landarmen­verbände wünschwerth.

2) In unserer Armenpflege ist ein Hauptübel das Vagabunden- wesen. Das bisher vorzugsweise angewendete Mittel im Kampfe gegen dasselbe, die Naturalverpflegung hat zwar sehr schätzenswerthe Erfolge gehabt, und werden solche auch künftig namentlich bei gehöriger Kontrolle der Wirthschaften, bei entsprechender Verköstigung, und bei Einhaltung des Grundsatzes von Seiten der Einzelnen, keine Geldunter­stützung zu verabreichen, sowie bei einheitlicher Regelung unter Beihilfe der Negierung, erzielt werden. Dieselbe sollte Hand in Hand mit der angestrebten Gründung von Arbeiterkolonien, nach dem Vorgänge von Wilhelmsdorf durch Pastor von Bodelschwingh, weiter ausgedehnt und vervollkommnet werden. In die Länge dürfte dasselbe jedoch allein nicht ausreichen.

3) Eine Hauptaufgabe ist es daher, die Zahl der vorhandenen Vagabun­den, im schlimmen Sinn des Wortes, zu vermindern, und das Hinzu­kommen neuer nach Kräften zu verhindern. Die Voraussetzung hiefür

Feuilleton

(Nachdruck verboten.)

Irma.

Erzählung aus Ungarn von Wilhelm Braunau.

(Fortsetzung.)

Graf Pokolkö warf die Reithandschuhe auf den Tisch und unterbrach die Rede des Wirthes nach den Wünschen seines Gastes mit den barschen Worten:

»Ich wünsche die Wahrheit, Mann! In diesem Hause logirt eine junge Dame." > - > v

Der Wirth begann seine Bücklinge von neuem.

O, gnädigster Herr, wie sollte eine junge, vornehme Dame diesem armen Hause die Ehre geben. Lassen Sie dasselbe durchsuchen, Sie werden nichts finden."

Gras Pokolkö wußte genug; der Mann konnte ihn nicht ansehen.

Wenn Ihr läugnet. Mann, macht Ihr Eure Sache nur noch schlimmer, Ihr thut am besten, mich sofort zu der jungen Dame zu führen, die in Schutz zu nehmen ich allein das Recht habe. Also schnell!" stieß er herrisch hervor da der Wirth sich nicht zu regen wagte.

Der Letztere war in Todesangst.O, gnädigster Herr," stammelte er, was in meinen Kräften steht, das soll geschehen, um allen Ihren Wünschen

zu entsprechen, aber von einer jungen, schönen Dame ich weiß wirklich nicht ich will einmal meine Frau "

Halt! Bursche," rief der Graf und faßte mit seiner kräftigen Faust den zum plötzlichen Rückzug bereiten so derb, daß dieser sich unter dem eisernen Griff krümmte.Ihr geht mir nicht von der Stelle, ohne daß Ihr mich zu der jungen Daine führt. Wollt Ihr gehorchen?"

O, gnädiger Herr," stieß der gemaßregelte hervor und rieb sich die von dem Griff des Grafen wieder befreite Schulter,thun Sie einem sre- Sen^einber nicht noch weh, der"

Der Gras blickte bei dem vielleicht absichtslos betonten Worte lebhaft auf.Ihr seid arm?" sagte er so weich, als es seine strenge Stimme ver­mochte;nun, so will ich Euch entschädigen, aber Ihr müßt mich zu der jungen Dame führen."

Gpurka blickte verstohlen auf, eine reiche Börse glänzte in der Hand des Grasen; seine Augen begannen zu leuchten.

Sie haben mich sehr hart angefaßt, gnädigster Herr, es that sehr weh," sagte der Wirth und begann die Schulter von neuem zu reiben.

Nun, ich sagte ja, ich will Euch Schmerzensgeld zahlen und den ganzen Beutel da und das Pferd draußen schenke ich Euch dazu, wenn Ihr mich führt. Ist es nun genug?"

Der Wirth fuhr empor. Ter Beutel voll Gold war größer, als die zierliche Börse der jungen Dame; und ein Pferd dazu. Es war nur ein Gaul den der Graf zum schnelleren Fortkommen gemiethet hatte, aber immer­hin ein Pferd zu besitzen, war der schon lange gehegte Wunsch des armen Tchenkwirlhs gewesen. Sein Auge sah glückstrahlend zu dem Grafen aus: