durch den Flößereibetrieb entsteht, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die direkten Flößereikosten, der durch die Wafsersracht entstehenden Gesammt- aufivand nur zum kleineren Theil repräsentiren. Die Zahl der Wasserwerke an den zugleich für den Flößereibetrieb benützten Flüssen und Bächen, hat sich im Laufe dieses Jahrhunderts bedeutend vermehrt, durch Vervollkommnung der Maschinen, Verbesserung der Einrichtungen zu Ausnützung der Wasserkräfte sind große Kapitalien in den Werken angelegt, die Arbeitslöhne sind gegenüber von früher erheblich größer geworden, es wird deßhalb einleuchten, daß der Flößereibetrieb, welcher häufig auch in die Zeit des Wassermangels füllt und eine Menge Werke ganz oder theilweise und oft Stundenlang zum Stillstand bringt, einen erheblich größeren Totalaufwand veranlaßt als man sich so obenhin betrachtet vorstellt. Rechnet man noch dazu, daß die Hölzer durch das Flößen einen Qualitätsverlust erleiden, so wird nicht in Abrede gestellt werden können, daß der Flößereibetrieb, soweit er auf Wassern stattfindet, wo er nur auf Kosten der Wasserwerk- und Uferbesitzer betrieben werden kann und wo Eisenbahnen den Verkehr zu ermitteln im Stande sind, volkswirthschaftlich nachtheilig ist.
Wie wir im letzten Jahresbericht (1881 I. 40.) auseinandergesetzt haben, ist die Flößerei in Württemberg in Folge der bedeutenden Vermehrung der inländischen Sägwerke in stetigem Rückgang begriffen. Viele Lang- und Klotzhölzer, die früher ausgeführt wurden, werden zum Vortheil des Landes jetzt bei uns verarbeitet und als Jndustrieprodukte versendet, es ließe sich aber auch der Rest des Flößereibetriebs, soweit er in der obengeschilderten Weise noch besteht, auf eine ganz natürliche Weise beseitigen, wenn die Eisenbahnverwaltungen die Hand dazu bieten würden, was gleichzeitig auch in ihrem Interesse gelegen wäre. Würde für Rundhölzer, die wir in großen Massen exportiren, der gleiche billige Frachtsatz angewendet, wie für Steinkohlen, die wir importiren, so würde ohne Zweifel der Verfrachtung durch die Bahn der Vorzug gegeben, oder würde ohne Härte das Verlangen diese Frachtgelegenheit, da wo sie geboten ist, zu benützen, als gerechtfertigt erscheinen.
Wie stark die Flößerei, Dank der Verarbeitung der Hölzer auf den vielen zum Vortheil der württembergischen Waldbesitzer und der württemb. Industrie entstandenen vielen inländischen Holzschneidewerke im Abnehmen begriffen ist, geht daraus hervor, daß nach angestellter Berechnung im Jahre 1882 auf den Werken im ganzen Enzthal bis zur Landesgrenze einschließlich der beiden Seitenthäler (Kleinen; und Eiachthal) 80,000 Festm. Stammholz verarbeitet wurden, während auf diesem Flußgebiet 1882 nur 18,000 Festm. pr. Floß dem Mannheimer Markt zugeführt wurden. Allein die Holzschneidewerke in Rothenbach (Krauth und Comp, in Höfen) haben 1882 34,000 Festm. Nadelholz und 500 Festm. Eichen- und Buchenholz verarbeitet.
Tie Beseitigung der Flößerei wird eine Beeinträchtigung der Holzpreise entschieden nicht zur Folge haben, die dadurch vermehrte Leistungsfähigkeit der Wasserwerke, wird eher das Gegentheil herbeisühren, die Eisenbahnverwaltung wird vermehrte Einnahmen erzielen, der volkswirtschaftliche Nutzen einer solchen Maßregel wäre zweifellos.
Wir halten die aufgeworfene Frage sehr der Beachtung und Unter- suchung wertb._
Tages - Neuigkeiten.
Calw, 12. März. Seit Samstag befinden wir uns wieder wie mitten im Winter bei noch reicherem Schneefall als im Dezember und mußte diesen Morgen der Bahnschlitten in Funktion gebracht werden. Es ist nur zu wünschen, daß uns die große Schneemasse nicht durch rasch eintretendes Schmelzen wieder ein Hochwasser bringe. — Am letzten Mittwoch wurde ein Som- menhardter Einwohner nach längerem Suchen beim Oelünderle aus der Nagold gezogen, derselbe scheint schon am Montag auf dem Heimweg von hier an der für nicht alle Eventualitäten genügend gesicherten Stelle unter dem Viadukt hineingerathen zu sein.
4V. 0. Die Einberufung des Landtags auf Mittwoch den 28. d. Mts. ist Vielen uni so überraschender gekommen, als eine Hanptaufgabe desselben zunächst die Berathung des Hauptfinanz-Etats pro 1883/85 ist, hievon aber bis heute noch nicht ein einziger Kommissionsbericht ini Druck erschienen ist, es muß somit nunmehr mit der Ausgabe der Berichte sehr rasch
gehen, was bei der unausgesetzten Thätigkeit der Finanzkommission allerdings möglich ist.
— Laut Bekanntmachung des Ministeriums des Innen:. haben siH u. A. durch muthvolle und aufopfernde Thätigkeit bei Brandfällen ausgezeichnet: die freiwillige Feuerwehr von Liebenzell und insbesondere die Steigerabtheilung derselben, sowie die weibliche Bevölkerung.
Stuttgart, 10. März. Die Beschickung der internationalen Ausstellung für Export in Amsterdam dürfte eine sehr zahlreiche werden'. Vielleicht bleiben wir ziemlich weit unter der richtigen Zahl, wenn wir bemerken, daß etwa 60 Finnen sich ausstellend betheiligen werden. In erster Linie nennen wir die Metallwarenfabrikanten, und zwar Edelmetall (Schmuck, Geräthe, Gefasst), Imitation (württemb. Metallwarenfabrik), Bronzen (P. Stotz u. Cie. als Spezialität): Haus- und Küchengeräthe aus Blech, Kupfer u. s. w. Ferner sind zu verzeichnen die Instrumenten- und ganz besonders die Möbelfabrikanten. Bedauerlicherweise haben die Herren nicht so zusammengewirkt, daß ein eigener Vertreter hätte ausgestellt werden können.
>v . 6. Stuttgart, 11. März. Seine Majestät der König hat das Bleibtreu'sche Schlachtgemälde „Schlacht von Wörth" der Kgl. Staats- gallerie zum Geschenk gemacht.
— Bekanntlich ist nun die Zeit herangerückt, wo Heilbronn die seit dem Jahre 1840 entbehrte Garnison wieder erhalten soll. Damals war das 8te Infanterie-Regiment in Heilbronn und zwar im Deutschordenshaus, worin sich das K. Landgericht und das Schwurgericht sich befinden. Politische Umtriebe in jener bewegten Zeit gaben den Anlaß das Regiment von dort wegzuverlegen. Es kam nach Ludwigsburg in Garnison und gehört als Theil der deutschen Besatzung in dem Neichsleben zu den Reichtruppen im Elsaß. An die Stelle des nach Heilbronn mit Regimentsstab und Musik kommenden 1. Bataillons rückt in Ludwigsburg das 2. Bataillon von der Festung Hohenasperg ein, die von da ab nicht mehr Garnisonsort ist, sondern ausschließlich Strafplatz bleibt.
Weingarten, 9. März. Ein hier lebender Privatier, der früher einen Hof hatte und jetzt noch ein schönes Vermögen besitzt, das ihm das bequemste Leben gestatten würde, arbeitete dennoch aus Freude an: Geschäft trotz seines hohen Alters im Taglohn. Heute sollte er nun in einer Scheuer seines Arbeitgebers Stroh holen. Bei dieser Gelegenheit siel er vom Heuboden herab und zerschmetterte sich dabei die Hirnschale. _
Vermischtes.
— Energische Kur. An den Briefkasten einer texanischen Zxitung, wurde jüngst die nachstehend? Frage g stF". „Ich habe ein Pferd, welches seit einiger Z .m regelmäßig ^ederkehr-mden Schwindelanfällen leidet. Ich bitte, antworten Sst mm .u oer Kor- i mdenz-Rubrik Ihrer geschätzten Zeitung, was ich mit dem Dhier thun soll. Ich bin in ernstlicher Sorge, daß es mir draufgeht, wenn nicht in Bälde etwas Energisches geschieht." , Hierauf war im nächsten Briefkasten des Blattes die folgende Antwort zu lesen: „Auch wir sind in der Meinung, daß das Pstrd Ahnen draufgA- wird, wenn nicht etwas Energisches geschieht. Wir rathen Ihnen dich dasselbe, wenn es gerade keinen seiner Anfälle hat, zur Sradt zu nehmen und es an den ersten besten Fremden zu verkaufen."
Preise auf dem Stuttgarter
1 Kilo siche Butter 1 Kilo saure Butter 1 Kilo Ninvschmalz 1 Kilo Schweineschmalz 1 Liter Milch 10 Kalk-Eier 10 frische Eier
40 2 . - 2 . 50 1. 60 - 16
Nr. 1 . -
Mebl Nr. 0 44 L
junge GauS . „-
Ente „ 1. 80
Huhn „ 1. 00
Taube . — 50
Kilo Erbsen „ 36
Kilo Linsen „ — 48
Kilo Bohnen , — 40
50 Kilo Welschksrn « 8 50
50 Kilo Wicken „ 1l —
50 Kilo Haber 6. 20 bis 6. 80
50 Kilo neue Kartoffeln 4. 50 bis 6. -
'/, Kilo Kalbfl. mit '/,» Zug. V, Kilo Mastochscnfl. m. dt».
— 6 »
- 70
- 70
- 60 — 68 - 28 — 26 - 20
Kilo Schweinefl. m. dto.
V 2 Kilo Rindfleisch mit dto.
'/, Kilo Hammels!, mit dto.
1 Kilo weißes Brod 1 Kilo Halbweiß 1 Kilo Schwarzdrod 1 Paar Wecken wiegen 80 Gr.
50 Kilo Heu ' -H. 3. 20 bis 3. 6G
50 Kilo Stroh „ 1. 50 — 1. 7V
1 Raummeter Buchenholz »S 11. 50
1 Raummeter Birkenholz , 10. —
1 Raummeter Tannenholz „ 8. 50
Preise in der Markthalle':
Kilo Rindfleisch „ — 58
Hz, Kilo Schweinefleisch „ — 64-
Vr Kilo Kalbfleisch » — 5L
fl, Kilo Hammelfleisch „ — 68
„Adviga," sagte diese, nachdem sie Kalapka und Neisemantel abgelegt, „ich fühle mich in diesen Kleidern nicht sicher; es könnte mich doch ein unberufener Blick treffen und dann wäre ich verrathen. In Deinen schlichten Kleidern wird ein Gast des Hauses weniger auffallen. Willst Du mir ein Kleid von Dir leihen?"
„O, welche Ehre, gnädige Gräfin!" rief die ehemalige Dienerin vor Freude und Glück erröthend, „daß Sie mein armes Kleid anlegen wollen. Aber ja, Sie haben recht; ich will mein Sonntagskleid herüber holen und —"
„Nein, Adviga, das würde die Sache kaum bessern — Du sollst mir im Gegentheil eines Deiner geringsten Kleider geben. Ich dächte, ich hätte drüben eines hängen sehen. Bitte, bringe mir's. Ich schenke Dir mein seidenes Kleid dafür."
Adviga, der die Gefahr der jungen Dame wohl noch immer nicht so ernstlich erscheinen mochte, klatschte vor Freude in die Hände und eilte hinaus, um im nächsten Augenblick mit einem einfachen, schlichten, hellbraunen Oberrock wiederzukehren, bei dessen Anlegen sie der jungen Dame behülflich war. Das Kleid mar allerdings für Irmas volle Gestalt etwas zu eng, allein sie war durch dasselbe so völlig verändert, daß die blühende Gestalt eher einem jungen, drallen Bauernmädchen anzugehören schien und ein scharfes Auge dazu gehören mußte, in dieser Verkleidung die junge Gräfin Pokolkö zu entdecken. Adviga hüpfte vor Freude um die einstige Herrin herum, bis diese ihr gebot, nunmehr die versprochene Erquickung zu bringen, woraus jene sich entfernte, um eiligst das Gewünschte zu besorgen.
Wenige Stunden spater hielt auf dampfendem Rosse Graf Pokolkö
vor der armseligen Schenke. Schnell genug hatte sein spähendes Auge die zarten Spuren eines eleganten Damenfußes in dem halbvertrockneten, zähen Erdreich des Fahrwegs entdeckt, hatte die Stelle gefunden, wo Irma den tiefen Geleise ziehenden Wagen bestiegen hatte, und obwohl seit ihrer Ankunft mehr Leute in dem Hause ein- und ausgegangen waren, so vermochte er doch auch noch die Eindrücke der Füße zu erkennen, welche tiefer als die übrigen durch das Herabspringen von dem Wagen entstanden waren. Die Spur des Fußes führte in das Haus, aber keine zurück: Hier mußte er sie finden.
Der Wirth war bei den schnellen Hufschlägen an die Thür geeilt und empfing den riesigen, finster blickenden Mann mit der devoten Unterthänig- keit des ungarischen Bauern gegenüber dem vornehmen, reichen Mann; denn obwohl Graf Pokolkö lehr einfach gekleidet war, zeugte doch seine ganze Haltung und sein Benehmen von der Vornehmheit seines Standes. Der Wirth schien den auf ihm ruhenden strengen Blick des gewaltigen Mannes zu fühlen, denn tiefer und tiefer beugte er sich, er wagte den Mann nicht anzuschauen, dessen Namen, und Stand er errathen zu können glaubte und wünschte im Herzen seine Frau herbei, daß diese mit ihrer größeren Zungengewandtheit ihm beistehen könne. Das Pferd, welches froh war, den schweren Reiter los zu sein, schritt, offenbar bekannt mit der Oertlichkeit, auf die offene Stallthür des Hofes zu. Der Wirth, der sich verstohlen nach seiner Frau umsah, ob sie denn noch nicht komme, geleitete unter zahlreichen Bücklingen seinen vornehmen Gast in die Wirthsstube.
(Fortsetzung folgt.)