58. Jahrgang.
Amts- unä Intelligeazbkattsür äen Rezirfi.
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Dienstag, den 13. März L88L
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Ämtkieke «^c^anntmucklungen.
Calw.
Besetzung der Oberschanbehsrdr.
In Ausführung des Art. 13 des Gesetzes vom 11». Juni 1882, betr. die Farrenhaltung und in Gemäßheit der Vollziehungsverfügung vom 31. Oktober 1882, ist von K. Centralstelle für die Landwirthschaft sür den Zeitraum vom 1. Mai 1883 bis 30. April 1886 die Oberschaubehörde für den Bezirk des X. landwirthschaftl. Gauverbands (die Obevämter Calw, Freudenstadt, Nagold und Neuenbürg umfassend» folgendermaßen zusammengesetzt worden:
Schultheiß Ziegler in Gechingen, OA. Calw, Vorsitzender, Gutsbesitzer Jak. Adrion in Oedenwald, OA. Freudenstadt, Gutsbesitzer Link in Tröllenshos, OA. Nagold.
Als Stellvertreter sind bestellt worden: ,
Schultheiß Glaunsr in Unterniebelsbach, OA. Neuenbürg, r Mühlebesitzer Jak. Schill in Altensteig, OA. Nagold, . . ^
Gutspächter Schneider in Georgenau, OA. Calw.
Ter Vorschrift gemäß wird dieß hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht.—^ Den 9. März 1883.
"-r. ' K. Oberamt.
Flaxland.
Politische Nachrichten.
^ De«tsches Reich.
Berlin, 8. März. Nachdem von den beiden gestern früh noch auf der Kandidatenliste für das K r i e g s m in i st e r i u m befindlichen hohen Militärs der General v. Blumenthal, der die erste Anwartschaft hatte, aus Rücksicht auf sein hohes Alter abgelehnt hat, kann die Ernennung Bron- s a r t s v. Schellendorff als definitiv betrachtet werden. Was dessen bisherige Leistungen betrifft, so hat er sich namentlich durch fein Buch „der Dienst des Generalstabs" , welches bei allen Militärstaaten Europas als grundlegend zur Einführung gelangt ist, ausgezeichnet. Als aktiver Offizier ist sein Name besonders aus der Schlacht bei Sedan bekannt. Was die Ancienitätsfrage, welche der Ernennung des verhältnißmüßig jnngen v. Bron- sart Schwierigkeiten bereitete, betrifft, so hört man jetzt, das; im Kriegsministerium weitere Veränderungen bevorstehen und namentlich die beiden älteren Generale, der Direktor des Jnvalidenwesens v. Hartmann und der Remonte - Inspektor v. Rauch, demnächst verabschiedet w^xden. Hinsichtlich des dritten älteren Generals, v. Albedyll erfährt man, daß jetzt eine vor Kurzem schon in der Kreuzz. angedeutete Idee, nach welcher das Militärkabinet von dem Kriegsministerium völlig losgetrennt und zu einem selbstständigen Ressort umgestaltet werden soll, wieder in den Vorder
grund getreten ist. Ueber die künftige Verwendung v. Kamekes sind zur Zeit noch keine Bestimmungen getroffen. Man spricht davon, daß er an Stelle des in hohem Alter stehenden Generals v. Tümpling nach dessen Abgang sür das Kommando in Schlesien bestimmt sei. Näher liegt die Ver- muthung, daß ihm das Kommando in Stetin nach der in Aussicht genommenen Versetzung v. Dannenbergs bestimmt sei. Zunächst gedenkt sich der zurücktretende Minister nach seinem Gute Hohenfelde bei Treptow in Pommern zu begebe«, jedoch noch einige Wochen bis nach der Einsegnung seiner 17- jährigen Tochter in Berlin zu verweilen. Noch sei bemerkt, daß in dem kais. Handschreiben, welches dein scheidenden Minister gleichzeitig^ mit dem Entlaffungsdekret zugegangcn ist, außer der in die schmeichelhaftesten Worte gekleideten Anerkennung für die treuen und segensreichen geleisteten Dienste, gleichzeitig der Vorbehalt ausgesprochen ist, demnächst die großen Fähigkeiten des Generals v. Kameke in einer anderen Weise sür die Armee nuzbar zu machen..
Ans dem Jahresbericht der Handels- rmd Gewcrbckammer Calw.
r-, z,vcrlsetzi-ng.1
Flößerei. Die seit Jahren anhängige Bitte um Erlassung einer Floßordnung sür die Enz und Nagold mit ihren Seitenbächen wird in der nächsten Zeit ihre definitive Erledigung finden. Auf eine von uns wegen der vorliegenden -Mißstände am 8. November v. I. eingereichte wiederholte Vorstellung, wurden mir durch hohen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 18. Januar 1883 verständigt, daß, nachdem ein bezüglicher Entwurf unter angemessener Berücksichtigung der von der Handels- und Gewerbekammer Calw gemachten Vorschläge fertig gestellt worden, derselbe nunmehr dem K. Finanzministerium zu gleichsallsiger Prüfung mitgetheilt worden sei. Es ist hienach zu erwarten, daß die seit dem Jahre 1873 angestrebte Floßordnung im Laufe der allernächsten Zeit in Kraft tritt Und wenn damit auch nicht alle hieher bezüglichen Klagen verstummen, so werden hiedurch wenigstens die gegenseitigen Ansprüche der Wasserwerksbesitzer und der Flößer einer bestimmten Rechtsordnung unterstellt, welche in Zeiten von Friktionen, die bei diesem Geschäftsbetrieb nicht selten Vorkommen, von großem Werth ist.
Dafür, daß die Klagen gegen, die Flößerei, trotz Floßordnung nicht verstummen, liegen Anzeichen genug vor. Mehr und mehr macht sich die Ansicht geltend, baß die Flößerei eine drückende Feudallast sei, die sich überlebt und wenigstens da keine Existenzberechtigung mehr habe, wo sie nur auf Kosten der Wasserwerk- und Uferbesitzer betrieben werden kann und wo Eisenbahnen den Verkehr zu vermitteln in der Lage sind. In diesen Fällen ist auch die Annahme, daß die Wassersrachten billiger seien, als die Bahnfrachten, eine irrige, beziehungsweise wird die Billigkeit nur dadurch herbei- geführt, daß ein erheblicher Theil der Kosten, welche diese Speditionsweise mit »ich bringt, nicht vom Versender getragen, sondern auf die Schultern Anderer überwälzt werden. Bedenkt man, welche große Summen alljährlich für die Unterhaltung der Wasserstraßen, sowohl vom Staat als den Privaten aufzuwenden sind, welch' großer Verlust den Wasserwerk- und Uferbesitzern
Feuilleton.
(Nachdruck vcrdoten.)
Irma.
Erzählung aus Ungarn von Wilhelm Braunau. (Fortsetzung.)
„Ob ich will, gnädige Gräfin ? Daran können sie nicht zweifeln; alles was ich besitze, steht zu ihrer Verfügung, aber vor meinem Mann darf ich keine Heimlichkeit haben und wenn ich es auch über mein Gewissen bringen könnte, so würde es doch nicht gehen, denn unser Haus ist klein und mein Mann würde sie ohnehin bald gefunden haben. Er muß darum wissen, wenn Sie wollen sicher sein."
Gräfin Irma senkte jetzt ihrerseits das schöne Haupt. Lieber wäre es ihr gewesen, wenn die treue Dienerin allein um ihr Geheimniß gewußt; wenn es aber einmal nicht anders ging, nun, so war ein langes Zaudern auch nutzlos.
„Und wird Dein Mann auch schweigen können ?"
Die Wirthin blickte treuherzig auf. „Er wird es wohl, gnädigste Gräfin," versicherte sie; „wer sollte einer so schönen Dame gegenüber nicht Mitleid haben und alles gern thun wollen, um Sie vor einem so schrecklichen Schicksal zu bewahren. Aber da kommt er selbst."
Die Thür hatte sich geöffnet und der genannte trat in die kleine
Stube, das erstaunte Auge auf seine Frau und die vor ihm stehende vornehme Dame gerichtet. Es war ein ächtes Magyarengesicht mit regelmäßig geschnittenen, fast hübschen Zügen, welche aber ziemlich nichtssagend waren und von keiner großen Verstandessähigkeit zeugten. Ehe er noch ein Wort gesprochen, hatte ihn die geschwätzige Frau herbeigezogen und mit beredten Worten ihm die junge Dame und ihre unglückliche Lage vorgestellt, wobei sie. natürlich nicht verfehlte, auf das eindringlichste ihm zuzureden, daß es ihre Pflicht sei, der armen, gnädigen Gräfin beizustehen und sie vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Der Mann hatte ruhig zugehört und nur mehrmals mit seinen Blicken die junge Dame gemustert.
Irma glaubte in dessen Augen zu lesen, was in dem Manne Vorgehen möge, denn mit einer unbemerkten Handbewegung hatte sie eine schwere, wohlgefüllte Börse aus den Falten ihres Kleides geholt und hielt dieselbe dem plötzlich lebhafter Blickenden unter die Augen.
„Die Börse ist Euer, Emmlv, wenn Ihr mich nur wenige Tage verbergt."
Der Mann nickte befriedigt, während seine Augen die Börse verschlingen zu wollen schienen.
„Sie sind in meinem Hause, gnädige Gräfin," versetzte er in selbstbewußt feierlichem Ton, „es wird Ihnen nichts Uebels geschehen."
^*"ga lohnte ihren Mann mit einem herzhaften Kuß und führte ihren. Schützling hinüber in das kleine Fremdenzimmer, das einzige, welches das. Haus auszuweisen hatte. Um alle neugierigen Blicke abzuhalten, zog sie. vor den unteren Theil des Fensters die armseligen Gardinen und war dann, der jungen Dame behülflich, es sich bequem zu machen.