sein; er arbeitet bei der schlechtesten Nahrung, unter brennender Sonnenhitze, beider ungesundesten Wohnung und bei schlechter Behandlung, mit dem Schreck­bild der Pellagra vor Augen, ohne Hoffnung, je auf einen grünen Zweig zu kommen, mit der Gewißheit vielmehr, zeitlebens Schuldner seines Gutsherrn zu bleiben. Mag nun die Zukunft in Amerika noch so zweifelhaft sein, so denkt er: schlimmer als hier kann es nun nirgends gehen, er ruft seine Familie zusammen und verläßt mit ihr das Land seiner Väter. Die Zu­nahme des Auswanderung berührt die reichen Gutsbesitzer sehr unangenehm und auch die Regierung hat Ursache, beunruhigt zu werden, besonders wenn man betrachtet, daß 2,5 des ital. Bodens unbebaut sind und noch weitaus­gedehnte Ländereien nutzbar gemacht werden könnten. Im Jahre 1878 wanderten 95,000 Personen aus und noch geringer war die Zahl in den Jahren 1879 und 1880; aber 1881 verließen das Vaterland 135,832 Per­sonen und im verflossenen Jahre verdoppelte sich die Zahl beinahe. Was hat das Parlament Angesichts dieser stark zunehmenden Auswanderung ge- than? Untergeordnete Fragen und Scenen, die dem Lande durchaus nicht frommen, verschlingen die Zeit und alle Klagen verhallen fruchtlos.

Vermischtes.

In Sonneberg wurde nach Mittheilung des Goth. T. eine aus 7 Mitgliedern bestehende Familie in so großer Armuth gefunden, daß sie sich seit 6 Wochen täglich nur eine einzige aus Cichorieuwasser und trockenem Brod bestehende Mahlzeit gönnen konnte. In einer Restauration kam der Fall zur Sprache, und man veranstaltete sogleich eine Sammlung, deren Ertrag zur Anschaffung von Brod und Kartoffeln für die Hungern­den verwendet wurde. Als einer der Gäste noch in derselben Nacht das Brod zu der betreffenden Familie brachte, fand er eine furchtbare Bestätig­ung des geschilderten Elends. Wie gierige Wölfe fielen die fünf Kinder über das Brod her, und die Mutter erzählte dem Ueberbringer der Liebesgabe, daß sie vor Mattigkeit nicht mehr stehen könne. Ein 6 Monate altes Kind, welches wegen Aushungerung der Mutter nicht mehr von derselben genährt werden konnte, hatte als Nahrung in einer Saugflasche anstatt Milch klares Wasser. Schluchzend erzählte die Frau, daß seit längerer Zeit die Nahrung dieses Säuglings aus Cichorienbrühe und Brod bestände, an Milch sei nicht zu denken, und selbst regelmäßig Brod zu kaufen seien sie wegen Arbeitslosigkeit nicht im Stande. Nunmehr wurden weitere Sammlungen für diese Familie veranstaltet. Man begreift nicht, wie in einer so industrie­reichen Stadt wie Sonneberg ein solches Elend entstehen und längere Zeit sich erhalten konnte ohne der unterstützungspflichtigen Behörde bekannt ge­worden zu sein.

Ein menschenfreundlicher Arzt in Philadelphia kündigte einen Vor­trag an über das Thema: Was soll der Patient thun, bis der Arzt eintrifft. Ein boshafter Zeitungsschreiber meinte, man könne den ganzen Vortrag mit den drei Worten abmachen: sein Testament aufsetzen.

Der Spielteufel. Aus Nizza wird gemeldet, daß ein reicher' Engländer 225,000 Fr. gewann, während eine junge schöne Französin ihr ganzes Vermögen verlor. Als sie von der Bank eine Unterstützung von 3000 Fr. verlangte, diese ihr aber nur 500 Fr. zur Abreise bot, erschoß sie sich. Los extremes se touokent die junge schöne Dame stirbt in der häßlichen Leidenschaft des Spiels, der reiche Engländer langweilt sich fort in seinem Glücke ....

Im südlichen Rußland droht eine Hungersnoth auszubrechen. Es haben schon Zusammenrottungen und Ausschreitungen stattgefunden. Die Ernte war im vorigen Jahre in Südrußland unzureichend ausgefallen.

Landwirthschastliches.

Die Rhabarber als Küchenpflanze. Es ist bekannt, daß die Blattstengel, geschält und mit Zucker eingekocht, in Italien, Frank­reich, England und Amerika ganz ebenso wie Aepfel in der Küche zu Back­werk u. s. w. benützt werden, ja viele Personen ziehen den säuerlich-pikanten Geschmack der ersteren den letzteren sogar vor. Die Cultur der Pflanze wird deßhalb in jenen Ländern schwunghaft betrieben und große Massen markiger Blattstiele werden auf den Märkten zum Verkauf gebracht. In neuerer Zeit will man aber bemerkt haben, daß dieselben nur im Frühjahre der Gesundheit zuträglich, im Sommer aber wegen ihres großen Gehalts an Oxalsäure (Sauerkleesäure), die sich in der Sonnenhitze entwickelt, schädlich seien. Mit den bei uns gebauten Rhabarberwurzeln haben engl. Aerzte in neuerer Zeit Versuche angestellt und gefunden, daß dieselben, wenn sie von alten Pflanzen entnommen werden den aus der Türkei eingeführten m der Wirkung nichts nachgeben und daß die Bevorzugung der importirten Wurzeln auf Vorurtheil beruht.

Handels- L Gewerbekammer Calw.

Oeffeutliche Sitzung

Kam Sag, den 3. Mar; 1883, Vormittags 8 V 2 Uhr.

Tagesordnung:

1 ) Jahresbericht pro 1882.

2) Etat pro 1883.

3) Prüfung der Rechnung pro 1882.

4) Erhöhung der Holzzölle.

5) Reichsstempelsteuer.

Der Vorstand:

Commerzienrath Slaelin.

Amtkicke Kekanntmaekllngen.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Einzeifirmen.

1.

Gerichtsstelle,

»reiche die Bekanntmach­ung erlaßt;

Oberämtsbczirk,

für welchen dasHandels- register gefühlt wird.

K. Amtsgericht Calw.

2. ! 3. 4.

Tag > Wortlaut der Firma;

der ! Ort der Hauptniederlassung und der Inhaber der Finna.

Eintragung.! Zweigniederlassungen.

1883. § Schiele, Heinr., mechanische Triko-! Schiele, Heinrich Gustav, Kauf-

27. Febr. ^ tagenweberei in Calw. , mann in Calw.

Revier Altensteig.

>ol)-Verkauf.

Am Mon

tag, den

^ !iz März, Vormit tags 10 Uhr ,-Msuauf dem Rath Haus zu Schön bronn aus Buhler, Abth. 15 und 23 1 Rm. Nadelh. - Spälter, 159 dto Schtr., Prgl., Anbr. u. 98( dto. Reis.

Calw.

Ergebnis ^ee Oürgerausselulßwakk.

Bei der gestern und heute vorge­nommenen Bürgerausschußwahl haben von 625 Wahlberechtigten 274 abge­stimmt. Stimmenmehrheit erhielten und sind als gewählt zu betrachten die Herren:

1) Wagner, Gustav Heinrich, Fabrikant, mit 245 St.

2) Bauer, Fr., Posthalter, mit 222 St.

3) Waidelich, Carl z. Rößle, mit 211 St.

4) Haydt, Friedr., Metzger, mit 191 St.

5) Wackenhut, Georg, Mecha­niker, mit 185 St.

6) Pfrommer, Georg, Bäcker, mit 184 St.

7) Schall, Ernst, Kaufmann, mit 173 St.

8) Dierlamm, Carl, Bäcker,

' mit 134 St.

Weitere Stimmen erhielten:

Kempf, L., se»., z. Jungfer, 116 St.

Weiß, Christ., Hafner, 102 St.

Beißer, Gottfried, Siebmacher, 100 St.

Erhardt, Chr., Schlosser, 98 St.

Köhler, Wilh., Kaufm., 91 St.

Essig, Carl, Metzger, 82 St.

Seyfried, Carl, Fabrikant, 39 St.

Die übrigen Stimmen sind zer­splittert.

Calw, 28. Febr. 1883.

Stadtschultheißenamt.

Schuldt.

Speßhardt.

Ookz-Verhaus.

Am Mon* Uag, den 5- März ds. Js., Wringt die Ge­meinde 140 St. Langholz mit 80 Festm. zum Verkauf. Bemerkt wird, daß 70 Stück auf der Allmand und 70 auf dem Anplatz liegen.

Der Verkauf beginnt Nachmittags 2 Uhr bei.Speisewirth Lörcher.

Anwalt Schaible.

C a l w.

Orennkokz- unä Reisig-Verhaus.

Montag, den 5. März d. I., im Stadt­wald Mädig, Abth. Windhof 3 Rm. eichene 111 Rm.

M!

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

Zur Beurkundung: _ Amtsrichter Deckinger.

Nadelholz-Scheiter und Prügel, 270 Stück buchene, 3190 Stück geb. Nadelholz-Wellen und 2 Flächenloose.

Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr auf der Altburger Straße beim Schlag.

Gemeinderath.

Krlvat-Atnzelgea.

Calw.

Sonntag, den 4. März, Morgens 7^J Uhr,

Natk. GoltesäienI^

- >

DO

Aiöeejan-Verein.

Nächste Zusammenkunft Montag, den 12 . März, (anstatt Montag, den 5. März).

Der Vorstand.

Sportetverzeichnisse

sind vorräthig in der Buchdruckerei von A. Oelschläger.