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darstelle, sondern einen Rest der mongolischen Herrschaft bilde und daß somit ihre Verwendung bei den Krönungszeremonien keinen Anspruch auf Berech­tigung habe. Der Hof beschäftigt sich lebhaft mit den Einladungen, welche aus Anlaß der Krönung erfolgen sollen. Unter den Geladenen führt man den Kronprinzen Erzherzog Rudolf, den deutschen Kronprinzen, den Prinzen von Wales und den dänischen Kronprinzen an.

äer nationakea Arbeit.

Von George Kolb.

(Schluß.)

Das Wirtschaftssystem kann doch nur den Wohlstand der ganzen Nation im Auge haben. Daß man die Minderbemittelten und die Armen nicht vernachlässigen darf, -- das versteht sich wohl von selbst, und für die Armen sollte ganz anders gesorgt werden, als es jetzt geschieht und leider geschehen kann.

Aber woran liegt es denn, daß unsere Armen so schlecht versorgt wer­den ? denn das ist buchstäblich der Fall. Es liegt an der Armuth der Nation.

Wenn aber durch Schutz der nationalen Arbeit die Nation wohlhabend und reich wird, so wird sie auch für ihre Armen besser sorgen, sie wird nicht mehr von der Armen l a st sprechen, sondern von dem schönen Berufe, den Armen und Nothleidenden ausgiebig zu helfen.

Warum sieht man denn keinen Juden betteln? Weil die Juden ihre Armen reichlich ernähren, und das thun sie, weil sie im Durchschnitt eben reicher sind, als die Christen.

Das bisher in Deutschland befolgte Wirthschaftssystem aber erzeugt Arme und weil sie erzeugt werden und in immer größerem Maße überhand nehmen, so sollen auch noch die landwirthschaftlichen Produkte durch Einfuhr ausländischer entwerthet, es soll die Industrie und dann consequenterweise auch die Landwirthschaft ruinirt werden.

Die Macht eines jeden Staates ist bedingt durch das Blühen seiner Industrie und seiner Landwirthschaft. Wenn die eine krankt, so leidet die andere mit. Wo beide blühen, da ist Steuertraft, Reichthum und Macht und da blühen auch Künste und Wissenschaften, und wo sie darniederliegen, da -geht der Staat trotz aller Ersparnisse der Machtlosigkeit und Verarmung entgegen und die Akademieen der Künste und Wissenschaften bleiben unvollendet!

Was wird heute nicht zur Verbesserung unserer Zustände alles vorge­schlagen.

Reform des Bankwesens, Genossenschaft!. Organisation des Credits".

Abschaffung der indirekten Steuern" und dergleichen mehr.

Nichts ist einfacher als das Creditwesen.

Jedes Geschäft, welches rentirt, hat Credit und das andere hat keinen und das ändert keine Reform und keine Organisation.

Legen wir heute, wie Amerika, auf Uhren einen Werthzoll von 50"/,,, so wird jeder tüchtige Uhrenarbeiter, der eine Uhrenfabrik gründen will, Credit haben, bei 50 H auf die Uhr aber keinen.

Schützen wir die landwirthschaftlichen Erzeugnisse so, daß ein Bauer, der 100 Steuern bezahlt, 500 mehr verdient als bisher, so ist der ganze landwirthschaftliche Credit gehoben. Heute aber hat fast kein Bauer mehr Credit, weil alle Welt weiß, daß er nichts mehr verdient.

Warum waren denn sonst die Bauern wohlhabend?

Weil sie geschützt waren und zwar nicht durch einen geringen Zoll, sondern durch einen sehr hohen, nämlich durch den Mangel an Dampf­schiffen und Eisenbahnen!

Damals konnte der inländische Markt nicht mit fremden landwirth­schaftlichen Produkten überfüllt werden.

Damit soll nicht gesagt sein, daß nicht die neueren Verkehrsverhältnisse ein Segen sind, aber amerikanische Dampfschiffe und russische Bahnen zahlen uns keine Steuern, sondern unsere Bauern und darum müssen sie geschützt werden.

Mit der Verminderung der Steuern ist gar nichts gethan. Es ist oben schon nachgewiesen, daß dem Bauern nicht nur der Betrag der Steuern, sondern, daß ihm viel mehr fehlt. .

Sy ist es aber allerwärts. Es ist ja sehr wohlgethan, wenn man den untersten Elasten die Steuern erläßt, aber geholfen ist ihnen damit nicht; denn dieselbe Ursache, welche ihnen das Bezahlen der Steuern erschwert, er» schwert ihnen überhaupt das Bezahlen und somit die Befriedigung ihrer Bedürfnisse, es ist der Mangel an Arbeit.

Dadurch, daß wir immer von der erdrückenden Last der Steuern, namentlich des Militärbudgets, sprechen, verdecken wir die wahre Nothlage. Nicht die Verausgabung des Steuerbetrages ist das, was das deutsche Volk drückt, sondern der Mangel einerweitaus größeren Einnahme.

Wenn heute die deutsche Nation gar keine Steuern mehr zu zahlen hätte, so wäre ihr mit Nichten geholfen. Nicht das, was sie an die Staats­kaste, sondern das, was sie an's Ausland bezahlt, bedingt ihre Verarmung.

Obwohl die direkte Steuer die richtigste, weil natürlichste, so ist sie doch in einein armen Staate die härteste. Sie muß unter allen Umständen bezahlt werden, nicht aber immer die indirekte.

Die indirekten Steuern aber führen, wenn sie hoch genug, wenn sie wirkliche Schutzzölle sind, am schnellsten zur Ermöglichung der direkten Steuern.

Bei 50 Pfennig Zoll auf eine Uhr zahlt jeder, der eine Uhr kaust, 50 Pfennige indirekte Steuern, und diese Steuer bleibt.

Bei 50 Procent Werthzoll gehen in kurzer Zeit keine Uhren mehr vom Auslande ein, es entwickelt sich im Lande eine Uhrenindustrie, die in­direkte Steuer fällt mit dem Wachsen dieser Industrie weg, sie wird zunächst der Staatskaste nichts mehr einbringen, aber auch dem Consumenten nicht mehr zur Last fallen, weil die heimische Concurrenz die Preise drückt.

Aber der Industriezweig wird steuerfähig ge­worden sein.

Es kann hier nicht die Aufgabe sein, alle Industriezweige durchzugehen es ist bei jedem ganz genau so.

Drum wenn die Zölle hoch genug sind, so führen sie zur Steuerkraft des Landes und dann sind direkte Steuern am Platze.

Deutschland ist den sogenannten freihändlerischen Weg leider seit vielen, vielen Jahren gegangen. Wehe aber Denen, die es diesen Weg ferner führen, er führt zu gänzlicher Verarmung und dann aber auch wieder zum politischen Untergange des deutschen Reiches. Gott be­wahre es vor diese m Wege, der uns nur dahin führen kann, daß wir wieder singen müssen:

Was ist des Deutschen Vaterland."

Tages Neuigkeiten.

Calw, 17. Februar.Eine deutsche Dichterfahrt im 17. Jahr­hundert" war das Dhema des von Herrn Hofkaplan Braun gehaltenen Vortrags am Mittröoch Abend im Hörsaale des Georgenäums. Als be­deutendsten Lyriker des 17. Jahrh. nannte der sehr gewandte Redner Paul Fleming, geb. 1609 zu Hartenstein in Sachsen, dieser ergriff die Gelegen­heit , Theil zu nehmen an einer im Jahre 1633 von Herzog Friedrich von Holstein nach Rußland und Persien ausgerüsteten Gesandtschaft. Anziehend schilderte der Redner an der Hand von Gedichten des Genannten die Reise und die Erlebnisse der Gesandtschaft bis zu ihrer Rückkehr, 6 Jahre später. Leider durfte sich Fleming nicht mehr lange der Erinnerung dieser freuen, denn schon ein Jahr später (1640) starb er in Hamburg im 31. Lebensjahre.

Stuttgart, 15. Febr. (Strafkammer.) Ein Ueberzieherdieb, der die Sache ins Große betrieb, stanv gestern in der Person des 30jährigen Schuhmachers Joh. Konr. Schwenk von Deberschütz bei Bayreuth in Bayern vor der 1. Strafkammer. Er hat in der Zeit vom Januar 1881 bis Januar 1883 in 3 Stuttgarter Wirtschaften 9 Ueberzieher und 2 Pfefferbüchsen entwendet im Gesammtwerth von 300 -4L Bei seiner Fest­nahme fanden sich noch 5 davon in seinem Logis vor. Den letztgestohlenen bei Koppenhöfer in der Charlottenstraße versetzte ein Nebenarbeiter des Diebes Fr. Aug. Müller von Winnenden, 25 Jahre alt, und dieser stand deß-

Ein plötzlicher Strahl seligsten Glückes flog trotz der furchtbaren Lage über sein Antlitz: Irma liebte ihn und wollte ihn nicht verlieren, wollte sein bleiben um jeden Preis, und weil der Vater dies auf keinen Fall zugab, so hatte sie das größte Opfer gebracht, das einem Mädchen möglich, hatte ihren: Vater eine Lüge aufgebunden und einen Makel auf ihre Reinheit genommen um, wenn sonst kein Mittel inehr half, dadurch den Vater zu zwingen, von seinen sonstigen Plänen in Betracht semer Tochter abzustehen. Es war der höchste Liebesbeweis des herrlichen Mädchens. Hätte er ihn verschmähen sollen?

Der Gras hatte das Aufleuchten in den Zügen des gehaßten Mannes bemerkt und es für ein Bekenntniß seiner Schuld gehalten. Finster folgte sein Auge dem wechselnden Mienenspiel des Verwalters. Mit einem ver­nichtenden Blick trat der Graf zurück. Bekennst Du nun Deine Schuld?" frug er mit zitternder Stimme.

Ferenc senkte das Haupt.Ich würde nie wagen," sagte er sanft, Gräfin Irma vor ihren: Vater einer Lüge zu zeihen." Er wußte, daß er mit diesen Worten sich selbst vernichtete und darum wagte er auch nicht auf­zusehen zu dem Manne, dem er eben den Dolch in das Herz gestoßen. Sein Blick haftete an: Boden, er erwartete den Nrtheilsspruch des tödtlich belei­digten Vaters.

Plötzlich ertönte der Schrei einer weiblichen Stimme; ein Schuß krachte durch das Zimmer und Ferenc, unerwartet zur Seite gerissen, fühlte sich von Jrma's Armen umschlungen, die, als der Schuß ertönte, die Hände «uf das Herz preßte und ohnmächtig zu Boden sank. In der Angst ihres Herzens war sie, da sie ihren Geliebten auf dem Wege zu ihrem Vater gesehen, in das anstoßende Zimmer geeilt und hatte hinter der Portiöre der Seitenthür

dem Gespräch der Männer gelauscht. In dem Augenblick aber, da der Graf, aller Selbstbeherrschung bar, die Waffe gegen den vermeintlichen Ver­führer seines Kindes hob, war sie hervorgesprungen, um mit ihrem Körper den Geliebten zu schützen oder vereint mit ihm zu sterben. Ferenc sah Irma niedersinken, sah den zerschmetternden Blick, welchen der Graf auf die Gruppe warf, um dann mit starken Schritten das Zimmer zu verlassen. Kräftigen Armes hob er das bewußtlose Mädchen empor und trug sie nach dem nächsten Sopha. Mit zitternden Fingern öffnete er das Gewand, nach dem Ort zu suchen, wo die Geliebte das ihm bestimmte Mordgeschoß emp­fangen; sein Auge verschwamm keine Wunde kein Tropfen Blut. Betäubt, verwirrt beugte er sich über das schöne Mädchen da schlug sie die Augen auf und während sie hoch erröthend die Falten ihres Gewandes zu schließen versuchte, richtete sie den zärtlichen Blick auf das über sie ge­beugte Antlitz des Geliebten.

Du bist nicht verwundet, sserelü?" fragte sie angstvoll.

Ich nicht, aber Du, lsllli viKssrtsläs, Trost meiner Seele?" ver­setzte er.

Irma schüttelte das schöne Haupt und richtete sich auf.Ich bin nicht getroffen," sagte sie weich,aber es war zu viel für mich; mein armes Herz vermochte es nicht mehr zu tragen. Die Gedanken vergingen mir, ich glaubte Dich fallen zu sehen."

Ferenc sank vor der Geliebten nieder, seine Blicke, seine Küsse lohnten sie für das Opfer, welches sie seiner Liebe gebracht hatte.

(Fortsetzung folgt.)