Nro. 18

58. Jahrgang

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Erscheint Dienüag, Donnerstag und Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 L für die vier- spaltige Zeile oder deren Raum.

Dienstag, den 13. Februar L883

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 L, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 ^ 30 sonst in ganz Württemberg 2 ^ 70 L.

Amtkickte Aekanntmacüungen.

Calw.

An die Ortsvorsteher.

Die Militär-Stainmrollen der Jahrgänge 1881, 1882 und 1883 sind am 15. ds. Mts. unfehlbar hierher einzusenden.

Ueber dein Abschluß der Stammrollen ist zu vergleichen Vers, vom 16. Febr. 1876 Ziff. 4 (Ministerialamtsblatt S. 66).

Den 12. Febr. 1883.

K. Oberamt.

F l a x l a n d.

Politische Nachrichten.

D e u t s ch e s R e i ch.

Reichstag. Sitzung Donnerstag, 8. Febr.^ Der Reichstag setzte in seiner heutigen Sitzung die Berathung über den Etat fort. Eine längere Diskussion erhob sich nur bei derTabaksteuer", zu welcher ein Antrag des Abg. Sander auf Erhöhung der Ausfuhrvergütung für Tabakfabrikate vorlag. Der Antragsteller befürwortete diesen Antrag mit dem Hinweis auf den sehr erheblichen Rückgang des Exports. Bundes-Kommissar Boccius konnte eine solche Erhöhung für jetzt nicht in Aussicht stellen, erklärte aber, daß die Sache in Erwägung gezogen werden solle. Der Etat der Zölle und Verbrauchssteuern, sowie des Reichsfchatzamts, der Reichsschuld und des Allgemeinen Pensionsfonds wurden genehmigt und dann die weitere Be­rathung aus Freitag 1 Uhr vertagt.

Reichstag. 49. Sitzung, Freitag 9. Febr. Bei der Berathung des Postetats wird der Betrag von 150,060 M. zum Bau eines Posthauses in Glatz gestrichen. 149,000 resp. 19,847 M., die zu Pensionen ehemals französischer Offiziere gefordert waren, werden beim Reichs-Jnvaliden-Fonds abgesetzt. Stempel-Abgaben und Eisenbahn-Etat, sowie 900,000 Mark zum Reichstags-Gebäude finden Genehmigung, 206,000 M., für den Bau einer Kaserne in Großenhain gefordert, werden nach Befürwortung durch den Abg. Graf Moltke in namentlicher Abstimmung mit 152 gegen 102 Stimmen bewilligt. Der Etat pro 1883/84 wird abgelehnt und die den Etat pro 1882/83 begleitenden Gesetze ohne eigentliche Debatte angenommen. Nächste Sitzung Sonnabend 12 Uhr. Tages - Ordnung: Kleinere Vorlagen und Kommissionsberichte. Schluß 5>/r Uhr.

Reichstag. Sitzung Sonnabend, 10. Febr. In der heutigen Sitzung wurde das Gesetz , wonach die Preußische Oberrechnungs - Kammer als Rechnungshof für das Deutsche Reich die Kontroll - Geschäfte über den Neichshaushalt und den Staatshaushalt Elsaß-Lothringens führen soll, ohne Debatte in erster urd zweiter Lesung angenommen und die Abänderung des Reichsbeamtengesetzes ebenfalls genehmigt. Abgeordneter Möller (Ftschr.)

hatte bei diesem eine zu starke Beeinflussung befürchtet, welche Ansicht auch der Abg. Ilr. Langer!) aus (Ftschr.) mit ihm theilte; Minister Scholz und Abg. Map er-Je na (Nat.-Lib.) widersprechen dem. Abg. Richter- Hagen (Ftschr.) wendete sich gegen den Antrag v. Ger lach (Kons.), welcher den Beginn der Pensionsberechtigung mit dem 18. Jahre verlangte. Dieser Antrag wurde auch abgelehnt. Bei der hierauf folgenden zweiten Berathung der Abänderungsvorlage zum Militär - Pensionsgesetz äußerte sich der Abg. Maper - Württemberg (Volkspartei gegen die Vorlage, indem er eine Mehrbelastung der Bevölkerung unter den gegenwärtigen Verhältnissen für unthunlich erklärte. Während sich der Abg. Bernuth (Nat.-Lib.) für den Entwurf erklärt, ist der Abg. v. Pfetten (Centrum) und der Abg. Richter-Hagen gegen denselben, und zwar aus finanziellen und politischen Gründen. Das ganze Militär-Pensions-Spstem bedürfe der Aende- rung. Oberstlieutenant Hutz: Eine solche Aenderung ist nur möglich, bei einer Aenderung der Grundlage unserer Armee-Verwaltung. Abg. Buhl (Nat.-Lib.) ist gegen den Entwurf, da die Unteroffiziere und Mannschaften ganz übergangen werden, v. Minnigerode (Kons.) ist dafür; auch könne man dem Gesetze für die seit 1870 pensionirten Offiziere rückwirkende Kraft verleihen. Die Debatte wird vertagt. Nächste Sitzung Montag 12 Uhr: Kleinere Vorlagen. Schluß 42/4 Uhr.

Frankreich.

Paris, 9. Febr. Die Anklagekammer erkannte in der Untersuchung wider den Prinzen Napoleon auf Einstellung der Untersuch­ung. Der Prinz ist bereits freigelafsen und in seine Wohnung zurückgekehrt.

Tages Neuigkeiten.

Göppingen, 9. Febr. Heute Morgen um < 0/4 Uhr wurde in unserer Stadt mancher Schläfer durch einen gewaltigen Knall aufgeschreckt, mit dem eine Erschütterung verbunden war, als wäre eine Mine in die Lust geflogen. Die Ursache desselben war eine Gasexplosion. Auf unserem Schloßplatze steht ein Brunnen, welcher von der Stadtgemeinde der Firma D. Rofenthal und Komp, überlassen wurde. Diese hat in dem Brunnenschacht eine Gaskraftmaschine aufstellen lassen, welche das Wasser schöpft und in die Fabriklokalitäten treibt. Als diesen Morgen zur gewöhn­lichen Zeit der Arbeiter, der dies Geschäft immer besorgte, in den Schacht hinunterstieg und das Gas anzünden wollte, erfolgte die Explosion, welche so stark war, daß davon die Fenster des an dem Platze stehenden Dekanats­hauses und diejenigen der Front des Schlosses und eines Privathauses großentheils zersprangen. Doch ist bei dem Unglück kein Menschenleben zu beklagen; der genannte Arbeiter hat sich zwar Gesicht, Haare und Händx verbrannt, man hofft aber, daß er in wenigen Tagen wieder arbeitsfähig sein werde. Bei der Nachwahl für den Bürgerausschuß haben noch 13 Wähler abgestimmt.

(Nachdruck verboten.)

Irma.

Erzählung aus Ungarn von Wilhetm Braunau.

(Fortsetzung.)

Irma regte sich nicht, ihre Hände hatte sie längst gefaltet, das Knacken eines Gewehrhahnes belehrte sie, daß der Vater ein Pistol auf sie richte. Todtenstille herrschte. Irma schien kaum noch zu athmen, während die Brust des starken Mannes in furchtbarem Kampfe zwischen beleidigtem Stolz und Vatergefühl keuchte.

Das also war aus seiner Tochter geworden! Die Buhlerin eines untergeordneten Mannes von bürgerlicher Herkunft sie, die er füv«würdig gehalten hatte, die Gemahlin eines Fürsten werden zu dürfen. In' der festen Zuversicht auf den Stolz und das Ehrgefühl feiner Tochter hatte er ihr völlig freie Hand gelassen, ohne zu wähnen, daß sie so unglaublich tief sinken könne und nun war das Schlimmste eingetreten, das er sich denken konnte. Die Worte feiner Tochter hatten seine Hoffnungen vernichtet und seinen immensen Stolz verwundet. Hier mußte der Vater schweigen, der Edelmann wollte Gericht halten. Eine entehrte, beschimpfte Tochter durfte er, auf dessen Namen seit Jahrhunderten kein Makel haftete, nicht besitzen; sie mußte ihr Vergehen büßen, sie mußte sterben.

Irma lag noch immer vor ihm auf den Knieen, die verschlungenen Hände fest vor das Gesicht gedrückt, regungslos den Tod aus Vaters Hand erwartend. Sie, in deren Adern das Blut der Magyarin rollte, war ent­schlossen, eher zu sterben, als den geliebten Mann preis zu geben. Wie hätte sie denn seine Liebe verdient, wenn sie nicht um derselben willen bereit war, den höchsten Preis einzusetzen? Und wenn der Vater sie tödtete, wenn sie ihr Leben für ihre Liebe dahingab, mußte er da nicht bei allem Schmerz um ihren Verlust noch glücklich sein? War sie ihm doch treu gewesen bis in den Tod und ihr Andenken lebte in seinem Herzen fort. Zitternd und doch gefaßt erwartete sie die mörderische Kugel.

Der eisenharte Mann hatte die Hand mit der Waffe erhoben und den Lauf nach dem gesenkten Haupte der Tochter gerichtet. Die Linke preßte er gegen die Augen, als wollte er sich den Augenblick ersparen, daß das schöne Haupt seines Kindes von der Kugel zerschmettert würde plötzlich ließ er die Waffe sinken, die Linke zog er heftig hinweg. Irma bemerkte die Bewegung.

Mit einem Blick himmlischer Freude sah sie zu ihrem Vater empor Wollte er ihr verzeihen?

Mit lebhafter Bewegung sprang sie auf, als der Vater ihr gebot, sich zu erheben und wollte auf denselben zueilen, allein es war kein Mitleid, das aus den düsteren Augen des Mannes blitzte. Der Unmuth, daß er für einen Augenblick seine Selbstbeherrschung verloren und das Gericht über sein gefallenes Kind in einer Weise hatte üben wollen, welche vor den Augen der Welt ihn hätte bloßstellen können, sprach streng und hart aus seinen