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M erbehalle ab. Bei diesem Anlaß wurden verschiedene Wünsche laut und beschlossen, nach Möglichkeit auf deren Verwirklichung hinzuarbeiten.
, Insbesondere wurde es beklagt, daß noch kein Wollmarktin Stuttgart zu derjenigen Jahreszeit stattfinde, wo derselbe nach der Natur der Sache ^ zur richtigen den Bedürfnissen entsprechenden Zeit abgehalten werde, nämlich im Monat Juni. Es sollte überhaupt wie in anderen Ländern ein großer Centralmarkt in einem Verkehrsmittelpunkt abgehalten werden statt der einzelnen zersplitterten Märkte an verschiedenen Orten des Landes, die alle dem Bedürfniß nicht genügen. Im Norden Deutschlands sei der Breslauer Wollmarkt ein solcher Mittelpunkt, in Bayern der Augsburger. Bei uns fehle es daran, denn weder der Kirchheimer noch der Heilbronner erfüllen diesen Zweck. — In Betreff der Pferdebahn wurde es gerügt, daß dieselbe gerade Hauptpunkte des Verkehrs nicht berühre und verbinde, woher auch deren geringe Rentabilität ihre Erklärung finde; z. B. das K. Hoftheater. den Bahnhof, die Liederhalle, die Gewerbehalle.
Eßlingen, 5. Febr. Wegen Münzverbrechens wurde am Samstag Abend im Bureau eines hiesigen Geschäftes durch den Polizeikommissär ein junger Mensch von 16 Jahren verhaftet. Er kaufte 8 sog. Spielscheine, auf der Vorderseite 100-Markscheinen ähnlich, auf der Rückseite aber mit scherzhaften Bemerkungen versehen, klebte dann je zwei auf der Rückseite aneinander und es gelang ihm, von den auf diese Weise hcrgestellten 100-Markscheinen 2 anzubringen, einen bei seiner Kostfrau, welche ihm unter Abzug ihres Guthabens von 60 noch 40 baar hinauszahlte, den anderen bei einer Bäckersfrau, welche auf einen Laib Brod 99 herausgab. Von dem erschwindelten Geld kaufte das saubere Früchtchen sich einen neuen Anzug und auf gestern Sonntag war eine Reise nach Gmünd, wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen beabsichtigt, allein unterdessen war die Unechtheit des beim Bäcker ausgegebenen Scheines bemerkt worden und den Ermittelungen der Polizei gelang es, den Thäter noch im Besitz von ca. 40 -/-L zu erwischen.
Tübingen, 4. Febr. In der Nähe von Hechingen wurde am Freitag gegen einen Milchfuhrmann von Truchtelfingen, welcher Milch nach Hechingen lieferte, ein Raubmord-Versuch verübt. Von 5 auf ihn abgegebenen Schüssen haben 2 getroffen, welche lebensgefährliche Verwundungen verursachten. Die beiden Thäter wurden, wie man der „Tüb. Chronik" berichtet, von zwei Fahndern zwischen Hirschau und Tübingen verhaftet und sollen ihre That bereits gestanden haben. Nach anderen Berichten, sind die Thäter zwei junge schmächtige Bürschchen, im Alter von 17 bis 18 Jahren, diesen Nachmittag geschlossen nach Hechingen abgeliefert worden. Dort sollen 'ssie vor dem Mord zwei Einbrüche verübt haben; der dabei gestohlene Revolver diente zur Ausführung des Verbrechens.
Urach, 4. Febr. Die Kunstmühle von Künkelen, (früher Krauß), 2 7cm oberhalb Urach an der Erms gelegen, ist heute Abend ein Raub der Flammen geworden. Das um 6 Uhr ausgebrochene Feuer verbreitete sich mit solcher Schnelligkeit, daß bereits 3 Gebäude von demselben ergriffen waren, als die Feuerwehr auf dem Brandplatz eintraf. Der angestrengten Thätigkeit derselben gelang es, das schon von den Flammen ergriffene Oe- konomiegebäude sowie die Stallung zu retten; die beiden trefflich eingerichteten Mühlgebäude mit dem Wohngebäude sind leider vollständig niedergebrannt. Das Vieh, die Möbel zum größten Theil und einiges von den vorhandenen Vorräthen konnte gerettet werden. Die himmelhoch auflodernden , Flammen verursachten eine weithin sichtbare Beleuchtung der schneebedeckten Berge des engen Thales. Ursache des Feuers unbekannt. — Einem zweiten uns zugekoinmenen Bericht entnehmen wir: An dem Ort der Mühle stand früher ein Weiler, Mietenhausen; die Mühle selbst, Bannmühle bis 1833, wurde von einem Angehörigen der Pommer'schen Familie um 14,000 fl. angekauft und mit einem Aufwand von 120,000 fl. als Kunstmühle eingerichtet, mm 20,000 fl. verkauft, neu eingerichtet und ging vor etwa 12 Jahren in die Hände des gegenwärtigen Besitzers um 84,000 fl. über.
Brackenheim, 5. Febr. Auf der Haberschlächterstraße spann sich 'gestern Abend ein schon hier begonnener Streit zwischen 2 Brüdern Wei - ßert von Haberschlacht fort, wobei der eine dem andern einen Stich in den Unterleib versetzte, woran der Verletzte lebensgefährlich darniederliegt. Der 'Gerichtsvorstand, welcher mit dem Gerichtsarzt sofort sich nach Haberschlacht verfügte, nahm den Thäter in Haft.
Newyork, 5. Febr. Die große Petroleumraffinerie zu Cleveland, Ohio, ist verbrannt. 65,000 Barrells wurden vernichtet. Der Schade» beträgt 250,000 Doll.
Newyork, 20. Jan. Auf Veranlassung des Schweizer Konsuls von Newyork, Bertschmann, wurde der Major der schweizerischen Armee, Friedrich Roth, welcher nach Unterschlagung von 14,OM Fr. Regierungsgeldern nach Amerika flüchtig wurde, durch den Bundeskommiffär Bernhard verhaftet. Die Verhaftung geschah an Bord des Dampfers „Rhynland", mit welchem Roth am letzten Sonntag hier anlangte, von wo aus der Flüchtling nach dem Gefängniß in Ludlow Str. gebracht wurde. Verhandlungen betreffs Auslieferung des Gefangenen an die Schweizer Regierung sind in Schwebe.
Vermischtes.
— Ein Attentat mittelst einer sogenannten Höllenmaschine ist gegen den Kammergerichtsrath Keyßner in'Berlin gestern Vormittag zur Ausführung gelangt, welches glücklicherweise ohne die beabsichtigte traurige Wirkung geblieben ist. Ein Dienstmann gab in der Wohnung des Herrn Keyßner ein kleines Packet ab, welches, da derselbe nicht zu Hause war, das Dienstmädchen auf den Schreibtisch im Studirzimmer legte, woselbst Herr Keyßner es am Morgen vorfand. Nachdem er die Papierhülle entfernt hatte, fand er eine ziemlich große Holzschachtel in der Form der Oblatschachteln. Als der Kammergerichtsrath den Holzdeckel etwas in die Höhe hob, ertönte ein lauter Knall, welcher durch eine im Innern der Schachtel entstandene Explosion hervorgerufen worden. Der Gefährdete, ohne den Deckel weiter zu heben, ließ in die von ihm gemachte kleine Öffnung Wasser hinetnfließen und untersuchte dann die Schachtel. Dieselbe war bis zu einem Drittheil mit sehr feinem Schießpulver gefüllt, in welchem 12 sogenannte Amorse (Selbstzünder) steckten. Einer dieser Zünder war bei dem nur leichten Emporheben des Deckels explodirt, ohne daß dadurch jedoch das Pulver entzündet worden wäre. Das Pulver, welches einen großen Tassenkopf füllte, war von der besten Qualität und hätte unfehlbar eine verheerende Wirkung ausüben müssen, wenn Kammergerichtsrath Keyßner den Deckel der Schachtel vollständig abgenommen hätte und sämmtliche daran befestigte Amorsen zur Explosion gebracht worden wären. Man hegt begründeten Verdacht, daß das Attentat von einem im Examen durchgefallenen Rechtskandidaten ausgegangen ist. Herr Keyßner ist nämlich Mitglied der Prüfungskommission für Rechtskandidaten.
— Die Leichen in der „Cimbria". Ein Berichterstatter aus Hamburg schreibt dem Nürnb. Korr. Folgendes: Soeben hatte ich eine Unterredung mit einem Taucher, welcher in der untergegangenen „Cimbria" gewesen ist. Der Mann konnte nicht mit den stärksten Ausdrücken das Entsetzen schildern, welches er während seiner Untersuchungen empfunden habe und versicherte mir, nicht um tausend Thaler würde er nochmals ein Niedertauchen zur „Cimbria" unternehmen. Seiner Berechnung nach müssen gewiß gegen 300 Leichen in dem Schiffe sich befinden. Unter Andern habe er eine Frau gesehen, welche ihn, ein Kind im Arme, mit ganz grauenvollem Gesichtsausdruck angeschaut habe. Drei Männer hielten sich fest umschlungen; der Todeskampf müsse im Allgemeinen kurz, aber schrecklich gewesen sein, da mehrere Personen ganze Büschel Haare in den Händen gehabt. Die durch den Taucher verursachte Bewegung des Wassers habe natürlich auch die Körper bewegt, wodurch es geschienen, als seien sie noch am Leben.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 6. Febr. Die heutige erste Leder messe des Jahres war ziemlich schwach besucht; vertreten waren so ziemlich alle Sorten von Leder. Rohhäute fehlten fast ganz. Im Ganzen mögen ca. 1000 Ztr. Waare angefahren worden sein. Der Grund des schwachen Besuches der diesmaligen Messe scheint u. And. darin gelegen zu sein, daß manche Gerber und Fabrikanten den einigermaßen vortheilhaften Verkauf im Hause dem Besuch der Messe vorzogen. Um 11 Uhr fand der Verkauf des N i n d e n erzeugnisses in den städtischen Waldungen statt. Der Verkauf vollzog sich nach Muster. Erlöst wurde aus Grobrinde l. Klasse 4 50
L, (eine kleine Parthie 3 ^-L) aus Glanzrinde 6 50—55 L und aus
Raitelrinde >/>a des letzten Preises. Der Absatz in Leder war rasch und zu guten Preisen.
Nmtkicke Kekanntmaekmngen.
Revier Altenstaig.
Stammholz-
Verkauf.
Am Montag, den 19. Febr., Vormit- vmittags 11 Uhr, sauf dem Rath- > Haus zu Altensteig aus Buhler, Abtheilung Buhlerstich, Buhlerswald, Kalköfele, Neu- Lann, Abtheilung Mittl. Eich und Dreitannen, Grashardt, Abtheilung Hof, Nonnenwald, Abtheilung Stubenhalde, Schonzhardt, Abtheilung Vord. Bühl und Scheidholz der Hüten Warth, Walddorf Md Spielberg:
2346 Stück Nadelholz-, Lang- und Sägholz mit 1597 Festm.
Aecorde.
Am nächsten
Samstag, den 10. l. Ms., Nachmittags 2 Uhr, wird auf dem Rathhaus in Calw die Lieferung von Muschelkalksteinen für die Calw—Wildbaderstraße in der Markung Oberreichenbach auf den Distrikten der Straßenwärter Schrafft und Schulz, höherem Auftrag gemäß wiederholt veraccordirt..
Ferner:
Das Bespannen der Straßenwalze mit 6 Pferden zum Einwalzen des Kleingeschlägs an den durch Hochwasser überflutheten Straßenstreckeu an der Pforzheim-»-Calwerstraße, Markung Hirsau, im Urberschlagsbetrag von 300 .M,
wozu Liebhaber eingeladen werden.
Calw, den 6. Febr. 1883.
K. Straßenbau-Inspektion.
Stuppel, A.-V.
Calw.
Der Rangüokz- Ver^au^.
vom 5. d. Mts. ist genehmigt.
Gemeinderath.
Calw.
Reisig-Verkauf
Am Montag, den 12. Februar, im Stadtwald Wölflesbrunnen, Stahläcker und Sulzwald 6710 Nadelholz-Wellen und 7 Flächenloose, geschätzt zu 1480 Wellen.
Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr beim Schaffst.
Gemeinderath.
Stammheim.
Lang- und Kkotzholz- Berkanf.
Am Dienstag, den 13. Februar, aus dem Gemeindewald Doma, rothforchenes Sägholz schön
ster Qualität:
I. Classe 41
II. „ 82
H. „ 26
Eichen 5 Buchen 6 Zusammenkunft Morgens 10 Uhr beim Rathhaus.
Stammheim, den 7. Febr. 1883.
Gemeinderath.
Stück 55,34 Festm.,
„ 64,30 „
„ 13,67 „
„ 6, i 5 „
2,70
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