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auf 9324 Doch hatte die Überschwemmung, welche der von 1851 gleichkam, weder ein Menschenleben, noch Verluste an Vieh gefordert. — Un- eachtet der Bezirk schwer durch Hagelschlag heimgesucht war und die Wein- au treibenden Gemeinden geringe Herbsteinnahmen hatten, auch der Land- wirth jetzt noch unter dem Drucke der Unverkäuflichkeit seiner Produkte leidet, entwickelt sich doch allenthalben die regste Theilnahme für die durch die Ueberschwemmungen Hilfsbedürftigen und die Sammlung der Oberamtsstadt lieferte allein einen Beitrag von 900 neben beträchtlichen Gaben an Kleidungsstücken und Lebensmitteln.
Vermischtes.
— Der Untergang der „Cimbria"' Noch sind mehrere Dampfer auf dem Meere, welche nach einem der Boote der „Cimbria" suchen, welches ohne Zweifel ins offene Meer Hinausgetrieben ist und schwerlich gefunden werden dürfte. Wenn ein Zufall die Insassen nicht am Leben erhalten hat, so sind 466 Menschen bei der Katastrophe verunglückt. Deutschland ist an diesem Verluste am stärksten betheiligt; es verliert ungefähr 260 Personen. Am nächsten kommt Oesterreich-Ungarn mit ungefähr 100. Die übrigen Opfer der Katastrophe vertheilen sich namentlich auf Rußland, Amerika und Dänemark. Aus Berlin befanden sich 25 Paffagiere an Bord, von denen kein Einziger gerettet worden ist. Auch aus Hamburg, Dresden, Leipzig waren einige Familien an Bord; zusammen sind aus letzteren Städten 22 Personen ertrunken. Auch die „schwäbischen Singvögelchen", die bekannten Geschwister Rommer aus Biberach in Württemberg sind umgekommen. Am schwersten ist die Stadt Saros in Ungarn betroffen, aus welcher sich 44 Männer auf dem Schiffe befanden. Ganze Familien von sechs und mehr Köpfen sind untergegangen. Oft findet man eine Mutter mit ihren Kindern verzeichnet, sie wollten dem Vater nachreisen, der vorausgegangen, sich in der neuen Welt eine neue Existenz gegründet hat und die Seinen nun Nachkommen ließ. Von zwei Familien aus Mlawa in Rußland, zwölf Köpfe stark und einer aus Suwalki in Rußland, sechs Köpfe stark, ist nicht eine einzige Person gerettet. Immer klarer stellt sich heraus, daß der Capitän des „Sultan" die Schuld an dem furchtbaren Unglück trägt. Sehr belastend für ihn erscheint der Umstand, daß der „Sultan" noch 40 Stunden trotz der Beschädigungen weiterfahren konnte. Jeder deutsche Capitän hätte in solcher Lage und bei der geringen Tiefe von 90 Fuß Anker geworfen und wäre dem verletzten Schiffe zu Hilfe gekommen. Daß die Mannschaft sich verabredet hat, jede Aussage zu verweigern, ist nur ein Beweis für ihr schlechtes Gewissen. Nach gemeinsamer Aussage derjenigen Geretteten, welche in das Takelwerk der untergegangenen „Cimbria" kletterten und am anderen Mittag vom „Diamant" ausgenommen wurden, war wenige Minuten nach der Collision das Wetter durchaus nicht dichtnebelig. Es war sogar so weit aufgeklärt, daß sie ein Boot des „Sultan" bemerken konnten, ungefähr in einer Entfernung von 80—100 Meter. Durch die übereinstimmende Aussage dieser Leute, die sie wiederholt machten, bestätigt sich allerdings die anfangs in Zweifel gezogene Aussage des englischen Capitäns, daß er gehalten und ein Boot aus gesetzt habe. Aber wie wurde das gethan! In demselben Augenblicke, als die „Cimbria" sank, kehrte das mit vier Mann besetzte Boot nach seinem Dampfer zurück. Da es mit seiner Besatzung genau von den Schiffbrüchigen gesehen wurde, so ist es geradezu räthselhaft, daß diese nicht auch bemerkt wurden. (Die noch jetzt über dieses Verfahren entlüfteten Leute wüthen geradezu über das skandalöse Benehmen des Engländers.)
— Im „Carneval" ist ein Dialog in der „Bombe" überschrieben: „Fritz, sage mir, was für ein Tanz ist die Polka eigentlich?" — „Ein österreichischer Nationaltanz, weil man immer einen Schritt vor- und zwei Schritte rückwärts macht!"
— Aus den „Berliner Wespen": Auf dem Droschken - Halteplatz. In Hamburg ist abermals in einem Droschkenkutscher ein herrlicher Tenor entdeckt worden. Der Sänger ist soeben auf der Bühne des dortigen Stadttheaters erschienen und hat die Hörer zu begeistertem Applaus hingerissen. Diese Thatsache wird in allen Droschkenkreisen eine erklärliche Aufregung Hervorrufen. Die Kutscher aller Klassen werden annehmen müssen, daß ihr Aufenthalt in frischer Luft bei stetem Verweilen auf dem Bock etwas Tenor- bildendes hat, und daß es nur des Entdeckers bedarf, damit sie Sterne am Opernhimmel werden. Sie werden, um zum Ziel zu gelangen, den einfachsten Weg einschlagen, nämlich vor dem Fahrgast, der vielleicht ein Pol-
lini ist, eine Probe ablegen. Man mache sich also auf das folgende Zwiegespräch gefaßt:
Fahrgast (an die Droschke herantretend): Kutschker! — Kutscher (aus- dem Propheten singend): Ja, es ist wahr, ich bin Prophet, der Sohn des Herrn.
Fahrgast: Ach wat, Prophet, ick weeß wohl, wat Sie sind. Was haben Sie denn jedrunken? — Kutscher singt aus dem „Lohengrin"): Nie sollst du mich befragen, noch Wissenssorge tragen . . .
Fahrgast: Na nu, sein Sie man so jut, ick höre ja, Sie haben einen hartnäckigen Jesang. Wo haben Sie denn den geholt? — Kutscher (aus „Joseph" singend): Ich war Jüngling noch an Jahren, dreizehn zählte kaum ich nur . . .
Fahrgast: Det is allerdings lang her. Na, et wird vorüberjehen. Machen Sie sich jetzt man fertig, et is kalt. — Kutscher (aus der „Walküre" anstimmend): Winterstürme wichen dem Wonnemond . . .
Fahrgast: Wie Sie wollen. Also Wonnemond. Meinswejen. Habe« Sie denn Kleenjeld zum Rausjeben? — Kutscher (singt): Mein ganzer Reichthum ist mein Lied . . .
Fahrgast: Na, dann fahren Sie sich nach die Sanitätswache un lassen Sie sich den Jesang amputiren. (Geht an eine andere Droschke.) — Kutscher (resignirt): Schad't nischt, der Nächste entdeckt mir doch!"
Calw.
AanäwirMckaUicker Oezirksverein.
Laut eines Erlasses der K. Centralstelle für die Landwirthschaft soll eine Uebersicht über die in den Jahren 1881 und 1882 in Württemberg zustande gekommenen oder in Vorbereitung bezw. in Angriff genommenen bedeutenderen landwirthschastlichen Verbesserungen, wie Feldweg- und Markungs-Regulirungen, Güterzusammenlegungen, Ent- und Bewässerungen, Flußkorrektionen, größere Obstpflanzungen, Kultivirung und Regulirung von Allmanden oder sonstigen bisher ertragslosen Flächen, Bepflanzung größerer öder Flächen mit Holzbäumen, Anlage von Sammelgruben, für Fäkaldünger u. s. w. gefertigt und veröffentlicht werden.
Die Herren Ortsvorsteher, in deren Gemeinden Verbesserungen der vorbezeichneten Art in den Jahren 1881 und 1882 ausgesührt, vorbereitet oder in Angriff genommen wurden, werden hiemit ersucht, dem Unterzeichneten Vorstand des landwirthschastlichen Vereins unter Angabe der Art und des Umfangs der Verbesserung, z. B. Bezeichnung der Fläche, die mit Obst- oder Wildholzpflanzungen angelegt* wurde, bei Allmandregulirungen Angabe des Flächengehalts und der Zahl der Theile vor und nach der Regulirung, spätestens bis zum 15. Febr. Mittheilung zu machen.
Calw, den 23. Jan. 1883.
Der Vereins-Vorstand:
F l a x l a n d.
E. Horlacher, Secr.
Kgl. Standesamt Calw.
Vom 19. bis 25. Jan. 1883.
Geborene.
17. Jan. Emma Pauline, Tochter des Gottlob Moros, Wirths.
20. » Paul Adolf, Sohn des Carl Widmaicr, Kupserschmids.
24. . Pauli°ne"°' § Achter des I. Fr. Schäfer, Schreiners und Glasers.
Gestorbene.
19. Jan. Carl Marquardt, Sohn des Otto Marquardt, Eisenbahnhilfswärters, A Wochen alt.
22. „ Christiane Dorothea, geb. Wagner, Wtwe. des Christian Jakob Widmann»
Schneiders, 72 Jahre alt.
22. „ Carl Ziegler, Kaufmann, 45 Jahre alt.
Georgenäum in Cakw.
Oeffentlicher Vortrag
des Herrn Dekans Berg,
am Mo »tag, den 29. Januar 1883, Abends 8 Uhr,
„Wilder aus dem kirchl. Leöen von Daris."
Der Berwaltnngsrath.
slmtkieke Kekanntmaetmagen.
Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.
I. im Register für Einzelfirmen.
1. 2. (tzerichtsstelle, ?
welche die Bekanntmach- > Tag
ung erläßt; ! ,
Oberamtsbezirk, . ^
für welchen daSHandels- j Eintragung. register geführt wird. !
3.
Wortlaut der Firma;
Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.
4.
Inhaber der Firma.
5.
Prokuristen;
Bemerkungen.
K. Amtsgericht. ! 1883.
Calw. ! 25. Januar.
Ziegler, Carl, jr., Strumpfwaaren- fabrikation in Calw.
Ziegler, Carl Christian, Kaufmann in Calw.
Am 18. Januar 1883 wurde der Konkurs über das Vermögen des Inhabers der Firma eröffnet.
!
Acker, Gg. Fr., Fabrikation von baumwollenen und leinenen Maaren in Calw.
Deyle, Christian, Kaufm. in Calw.
Die Firma hat sich dahin geändert, Deyle, Christian, Aussteuer-, Ellemvaaren-, Tuch- Buckskin- und Herrenkleider-Geschäst in Calw.
Zur Beurkundung: Amtsrichter Deckinger.