Nro. II.

58. Jahrgang.

Amts- unä IntelligenMatt ^ür äen bezieh.

Erjchkint Dienkag, Donnerstag und Samstag.

Die Einrückungsgebühr beträgt 9 für die vier- fyaltigr Zeile oder deren Raum.

Abonnementspreis halbjährlich 1 oit 80 L, durch die Post bezogen im Bezirk 2 ^ 30 sonst in ganz Württemberg 2 70 L.

Amtkicüe Me^aantmarkungen.

Calw.

Bekanntmachung, betr. den Ausbruch von Maul- und

Klauenseuche.

Unter dem Rindvieh des

Martin Seeg er, Bauers in Neubulach,

Johannes Baier, Zimmermanns in Neubulach,

Christoph Schaible, Bäckers in Neubulach,

Georg Claus, Bauers in Oberhaugstett,

David S t e p p e r, Gemeindepflegers in Oberhaugstett, Löwenwirth Roller in Oberhaugstett,

Jakob Gehring, FarrenhalterL in Ostelsheim,

Benjamin Dittus in Alzenberg,

ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, was hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.

Den 25. Jan. 1883.

K. Oberamt.

Flaxland.

Calw.

Bekanntmachung, betr. die Anordnung der Ortssperre für Neuhengstett in Folge der dort herrschenden Maul­und Klauenseuche.

Da die Maul- und Klauenseuche zu Neuhengstett in 16 im ganzen Ort zerstreut liegenden Stallungen unter dem Rindvieh ausgebrochen ist, so wurde in Betracht der hierin liegenden Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Seuche in auswärtigen Gemeinden, durch Erlaß der K. Kreisregierung vom 23. d. Mts. Ortssperre für die Gemeinde Neuhengstett auf den Grund der 8 8 15 und 22 Abs. 3 des Reichsviehseuchengesetzes und der § 3 Z. 1 und 2 der Vollzugsverfügung mit der in H 64 der Instruktion des Bundes­raths zu dem genannten Gesetze bezeichnten Wirkung angeordnet, daß der Seucheort und besten Feldmark gegen das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen abzusperren ist, und daß die Ausführung von Thieren dieser Arten aus dem Seuchenorte und dessen Feldmark nur mit polizeilicher Er- laubniß erfolgen darf.

Dies wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht.

Den 25. Jan. 1883.

K. Oberamt.

Flaxland.

Politische Nachrichten.

Deutsches Reich.

Reichstag. Sitzung Dienstag 23. Jan. Der Reichstag setzte heute die Berathung über den Etat fort. Zunächst wurde die Debatte über den Militäretat wieder eröffnet und von den Abgg. Richter (Hagen), May - bauer verschiedene Ausstellungen gegen denselben erhoben. In Betreff des Falles Gärtner (Erschießung eines Arbeiters durch den wachthabenden Posten) erklärte der Minister, daß einleitende Schritte geschehen seien, um der Wittwe eine dauernde Unterstützung zuzuwenden. Das Haus genehmigte den Rest des Militäretats und ebenso den Etat der Marineverwaltung, letzterer fast debattelos. Bei dem Reichs-Justizetat stellte Unterstaatssekretär von Schul- berg eine Reform des Gerichtskostengesetzes und das Aktiengesetz in Aussicht. Der Etat selbst wurde ebenfalls bewilligt und ebenso der Etat des Reichs­schatzamts. Um 5>/2 Uhr wurde die weitere Debatte auf Donnerstag 12 Uhr vertagt.

Frankreich.

Paris, 23. Januar. Der Untersuchungsrichter Venoist hat dem Prinzen Napoleon gestattet, einen dritten Advokaten anzunehmen.

Paris, 24. Jan. Die Regierungsblätter suchen die Ansicht zu ver­breiten, daß nach dem Sturz des Kabine ts D u c l e r c kein anderes mehr möglich und keine Mehrheit mehr zu bilden sei. Soir, National rc. malen Schreckbilder von Auflösung, Revision und Anarchie aus. Gegen die­sen Pessimismus wandte sich Clemencau am Schluß seiner Rede über das Gerichtsreformprojekt, welche die Sitzung der Kammer am Dienstag füllte. Clemencau schloß:Nur durch die Vermehrung der Aeußerungen des sozialen Lebens befestigen wir die Republik; nicht die Beamten haben die

Republik gegen den 16. Mai vertheidigt, sondern die Bürger, sich auf die schon erlangten Freiheiten stützend. Entwickeln wir diesen Freiheitsgeist; nur auf dem Gebiet der Reformen können sich die Parteien einigen, durch ein Regime der Gerechtigkeit und Freiheit machen wir Frankreich groß u. stark, zwingen wir sogar die Monarchisten, die Republik zu lieben, vereiteln wir die auswärtigen Drohungen und schaffen allen Rechten Frankreichs Achtung." (Großer Beifall.)

Paris, 25. Jan. (Privatdep. d. F. I.) Nach Meldung des Figaro habe der Untersuchungsrichter dem Justizminister erklärt, er müsse den Prinzen Jerome Napoleon in Freiheit setzen, da ein Deficit nicht vorhanden sei.

Aegypten.

Sehr charakteristisch für die Lage der Dinge in Egypten sind die Maßregeln, die der Khedive zu seiner persönlichen Sicherheit ge­troffen hat. Sein Palast ist stets von einem ganzen Regiment britischer Soldaten umgeben. Außerordentliche Vorsichtsmaßregeln sind getroffen, um seine Ermordung zu verhüten. Er schläft in einem Zimmer, zu welchem man nur durch einen von vier Thüren versperrten Corridor gelangen kann. Jede Thüre hat ein anderes Kombinationsschloß und jeder Schlüssel ist einem besonderen Hüter anvertraut. Die Parole der Soldaten in dem Palast wird während der Nacht oft zwei oder drei Mal gewechselt. Geheimpolizisten sind mit der Aufgabe betraut, ein wachsames Auge auf die Palastbeamten, sowie auf Jeden, der im Palast ein- und ausgeht, zu halten. Wenn der Khedive ausfährt, sind die Straßen, welche er passirt, mit Gendarmen zu Fuß und zu Pferde besetzt. Sein Wagen ist von einem Dutzend tscherkessischer Vor­reiter umgeben.

Tages-Neuigkeiten.

Calw. Ergebniß der am 10. Jan. 1883 vorgenom­menen Viehzählung. Pferde 94 Stck., Rindvieh 224 Stck., Schafe 582 Stck., Schweine 108 Stck., Ziegen und Ziegenböcke 54 St., Bienenstöcke 111, (darunter 61 mit beweglichen Waben), Geflügel: Gänse, 78 St., Enten 287 Stck., Hühner 1504 Stck.

* Gechingen. Die Viehzählung ergab hier folgendes Resultat: 634 Stck. Vieh, 162 Stck. Schafe, 351 Stck. Schweine, 7 St. Ziegen, 60 Bienenstöcke, 160 Stck. Gänse, 25 Stck. Enten, 1487 Stck. Hühner.

Stuttgart, 24. Jan. (Strafkammer.) Gestern saß auf der Anklagebank der halbfranzösische Holländer Jean Punt aus Charlois in Holland, gelernter Schlosser, 30 Jahre alt. Derselbe war als Heizer bei der holländ. Marine, desertirte und hat seitdem die Bekanntschaft mit vielen, namentlich deutschen Gefängnissen gemacht. Seit Juni v. I. frei, hat er sich einzig und allein von dem Ertrag seiner Diebereien erhalten, die er systema­tisch in Gasthäusern kleiner Ortschaften verübte, woselbst er gewöhnlich mit andern Fremden übernachtete. Während diese schliefen, nahm er ihnen, ge­wöhnlich Zweien auf einmal, die Kleider sammt Uhren, Portemonnaies rc. und verließ heimlich Haus und Wirthschaft, wohl auch seine eigenen Kleider zurücklassend; so kam es vor, daß Reisende am Morgen im Bett bleiben mußten, da ihnen jegliches Kleidungsstück fehlte, wenn sie nicht die dem Diebe gehörigen anziehen wollten. So trieb er es vom 13. Juni bis 14. Nov. in 7 Orten an mehr als 12 Personen. In Neckarrems nahm er für 110 in Ditzingen für 36 in Bondorf für 50 in Althengstett für 64 in Eglingen, O.A. Münsigen, 60 in Scheer für 51 in Engen für 80 ^ Als er endlich dingfest gemacht wurde, drohte er dem betr. Schutz­mann mit Erschießen, wenn er durch die Polizei ins Zuchthaus komme. Deß- halb war er auch wegen Vergehens der Bedrohung angeklagt. Obgleich der Angekl. ein sehr intelligenter Mensch ist, dabei jung und kräftig, glaubt er doch selbst an keine Besserung mehr; er könne nichts mehr thun als stehlen, sagte er, womit solle er sich sonst erhalten? Auf den Antrag der Staatsan­waltschaft, ihn zu 3 Jahren Gefängniß zu verurtheilen, antwortete er: Du lieber Gott, wieder 3 Jahre eingesperrt wegen so kleiner Verlegenheitsdieb­stähle! Das Urtheil lautete dem Anträge entsprechend.

Neckarsulm, 25. Jan. Abgesehen davon, daß der durch das Hochwasser an den Gebäuden und namentlich an den Feldern und Saaten angerichtete Schaden sich erst im Frühjahre ganz überschauen läßt, berechnet er sich doch nach den bisher gemachten Erfahrungen weit höher, als anfäng­lich befürchtet worden war, denn die Gemeinden werden für Brücken-, Stra­ßen- und Uferkorrektionen circa 10,000 aufzuwenden haben und abge­sehen von namhaften Betriebsstörungen in Fabriken und Mühlen beziffern sich die Verluste an Gebäuden und Wasserwerken auf 24,446 an Gärten und Grundstücken ans 8241 ^ und an zu Grunde gegangenem Material