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Han" in Kollision und ist bald darauf gesunken. Ein Boot Mit 39 Personen ist in Cuxhafen angekommen. Es wurden 6 Dampfer aus- -gesandt, um die anderen Boote zu suchen. DieHamburger Börsenhalle"

- meldet: Unser Reporter, welcher an Bord desSultan" war, berichtet, daß die gesammte Mannschaft jedwede Aussage über die Kollision verweigert. -Der Kapitän machte offiziell bei dem britischen Konsul Aussagen, über welche michts zu erfahren ist. Der Schaden desSultan" besteht in einem großen Loch im Bug, 7 Fuß über der Wasserlinie. Von den Passagieren des -untergegcmgenen DampfersCimbria" sind bis jetzt 56 als gerettet bekannt.

Hamburg, 22. Jan. Der zur Hilfe ausgesandte DampferHansa" ist hierher zurückgekehrt. Der Lootse Bähr berichtet: DieCimbria" sitzt aufrecht nordöstlich 5 Seemeilen vom Borkumer Feuerschiff, den Kopf nach Nord - West, fest. Die Marsraaen sind bei Hochwasser sichtbar. Mit SchiffDiamant" sind 17 Personen derCimbria" heute morgen in Geeste- Münde gelandet. Die Zahl der an Bord gewesenen Paffagiere betrug 402.

Nach dem Franks. Journ. vom 23. Jan. sind keine weiteren Rettungen mehr zu melden, unter den Passagieren sollen sehr viele Oesterreicher und Ungarn und namentlich viele Juden, und unter den Zwischendeckspassagieren sich meistens solche aus Ostpreußen und Posen befunden haben. Unter den letzteren befanden sich auch die sechs Indianer aus Michigan, welche sich vor Kurzen im Panoptikum in Berlin sehen ließen. Es sind dies die in der Schiffsliste aufgeführten: Red Jacket, Little Cheyenne, Crow-Foot, Black Bird, Chippeway und Sunshine. Es war ursprünglich für die Gesellschaft Passage auf dem am 10. Januar von Hamburg abgegangenen Dampfer genommen worden. In Folge der Erkrankung eines der Indianer wurde indessen die Abfahrt um eine Woche verschoben, so daß sie schließlich auf dieCimbria" kamen. Mit diesen Indianern kam es beim Verlassen des Schiffes zu einem harten Kampfe auf Tod und Leben. Sie hatten sich eines Bootes bemäch­tigt, wollten Niemanden mehr hineinlassen, und wehrten Jeden mit ihren Messern ab. Die Seeleute überwältigten sie schließlich und warfen sie aus

- den Booten. Die armen Teufel sind, nachdem sie in Berlin viel Geld ver­dient hatten, sämmtlich ertrunken.

DerSultan" liegt mit Backbordseite am Quai, letztere ist am Steven mit einem leinenen Segel überdeckt, vermuthlich um den wahrhaft schrecklichen Zustand der Zerstörung den Blicken des Publikums zu verbergen. Begibt man sich jedoch an Bord, so gewinnt man erst den richtigen Eindruck von der furchtbaren Katastrophe. Durch ein großes Loch im Verdeck sieht man durch die vollständig aufgerissene Schanzkleidung des Steuerbords direkt auf den Wasserspiegel, etwa 2 Fuß über demselben befindet sich auch am Back­bord ein gewaltiges Loch. Wäre dieses nur ein klein wenig tiefer, so wäre auch derSultan" in Grund gebohrt. Das Bugspriet ist vollständig fort und das Verdeck an der Steuerbordseite hochgehoben. Die gewaltigen Holz- theile von 1 bis 1>/, Fuß im Durchmesser sind wie Schwefelhölzer zerbrochen. Der ganze Vordertheil des Schiffes hat in Folge des Zusammenstoßes gelit­ten und es ist daher zu bewundern, daß sich derSultan" über Wasser ge­halten hat.

Petersburg, 20. Jan. Der Kaiser hat für die durch den Circusbrand in Berditscheff Geschädigten und die Familien der beim Brande ums Leben Gekommenen 4000 Rubel gespendet.

Aus Philadelphia wird der Times unterm 18. d. gemeldet: Der deutsche Ünterstützungsausschuß in Baltimore für die Ueberschwemmten in Deutschland hat heute 10,000 nach Berlin gesandt. Der hiesige Aus­schuß sendet Morgen 10,000 dahin ab. Die Sammlungen für diesen würdigen Gegenstand sind allgemein in den ganzen Ver. Staaten.

Vermischtes.

In Leipzig ist der großherzogl. sächsische Kammerherr Wolfgang v. Goethe, ein Enkel des Dichters, im 63. Lebensjahre'verschieden. Früher hatte sich derselbe im preußischen Staatsdienst der Diplomatie ge­widmet und war bei den Legationen in Rom und Dresden angestellt. Aus­gangs der 50er Jahre verließ er den Staatsdienst und beschäftigte sich seit­dem mit wissenschaftlichen Arbeiten.

Der Vorstand des deutschen Colonialvereins in Frank­furt a. M. erläßt folgenden Aufruf, derselbe ist unterzeichnet von dem Prä­sidenten Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, Oberbürgermeister Dr. I. Miguel, Frankfurt a. M., 1. Vicepräsident, Dr. A. Brüning in Frankfurt a. M., 2. Vicepräsident und die Mitglieder.

Die Frage der deutschen Colonisation wird von Tage zu Tage dringender.

Die Nothwendigkeit der Erweiterung unseres Absatzgebietes, die steigende Bedeutung des überseeischen Handels, die tiefe Einwirkung der Auswanderung auf unser soziales und wirthschaftliches Leben, das nationale Interesse an der Erhaltung einer dauernden und festen Verbindung der überschüssigen Kräfte mit dem Vaterlande haben in immer größerem Umfange die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Frage gelenkt. Durch den rastlosen Eifer anderer Nationen und die fortschreitende Ausdehnung ihres Machtgebietes wird es mit jedem Jahre, ja mit jedem Tage schwieriger, den geeigneten Boden für deutsche Colonisation zu finden.

Unter dem Gewicht dieser Erwägungen ist am 6. Dezember 1882 der deutsche Colonialverein mit dem Sitze in Frankfurt am Main ins Leben gerufen. Männer aller Parteien und Stände haben sich zur Lö­sung einer nationalen Aufgabe verbunden, welche hoch über den Zeit- und Tagesfragen steht. In allen Theilen des Vaterlandes und von den Deutschen im Auslande ist dem Verein lebhafte Zustimmung zu Theil geworden, zahl­reiche Beitrittserklärungen sind bereits erfolgt. In der deutschen Presse ha­ben unsere Bestrebungen von Tag zu Tage größere Würdigung und Ver­tretung gefunden. Es gilt jetzt für die fortschreitende Ausdehnung des Ve­reins einzutreten und ihm die erforderlichen Mittel zu sichern, damit er mit vollem Gewicht seine aufklärende und anregende Thätigkeit beginnen und durchführen, zugleich einen wirklichen Mittelpunkt für die bisher getrennt ar­beitenden Kräfte bilden kann. Neben der praktischen Förderung von Handels­

stationen als Ausgangspunkt für größere Unternehmen, sowie wirthschaftlicher Niederlassungen anderer Art über See, erblickt der Verein seine Hauptauf­gabe in der Klärung der öffentlichen Meinung, damit die Nation für eine Lösung in weiterem Umfange bereit sei, für den Tag, wo dies die Gunst der Verhältnisse gestatten wird. Zur Mitarbeit an diesem, vielleicht nur langsam und allmählig sichtbaren Erfolg versprechenden Werke rufen wir alle Vaterlandsfreunde auf. Mögen vor allem diejenigen, welche in den Grund­anschauungen mit uns übereinstimmen, nicht gleichgiltig bei Seite stehen, viel­mehr durch den Beitritt zum Verein und durch wirksames Eintreten für seine Ziele, ein Jeder nach seinen Kräften, ihrer Ueberzeugung auch thatsächlichen Ausdruck geben. Schon oft sind große nationale Fortschritte aus kleinen Anfängen, aus der Anregung und der Arbeit kleiner Kreise hervorgegangen, wenn sie durch die allgemeine Lage bedingt waren. Wir sind von der Ueber­zeugung durchdrungen, daß die Colonialfrage nicht willkürlich aufgeworfen, daß sie vielmehr aus den gesammten Verhältnissen und Zuständen des deut­schen Volkes entsprungen, eine endliche, nur zu sehr verzögerte Lösung unbe­dingt erheischt und deßwegen auch unter der Zustimmung und Mitwirkung der gesammten Nation finden wird.

Die diesjährige internationale Ausstellung in Amsterdam. Eine von der Lütticher Handelskammer an den Belgi­schen Minister des Innern gerichtete Petition verdient auch Beachtung Sei­tens der Deutschen Industriellen und Fabrikanten, welche die Amsterdamer Ansstellung zu beschicken beabsichtigen. Die genannte Handelskammer macht nämlich den Minister darauf aufmerksam, daß in Holland keine Gesetze exi- stiren, welche die Erfindungen und Fabrikmarken schützen. Möglicherweise lasse sich die Holländische Regierung zu einem moäus vivenäi bewegen, der­art, daß man den ausländischen Ausstellungsgegenständen gegen betrügerische Nachahmungen wirksamen Schutz angedeihen lasse. Der Minister wird um Aeußerung darüber ersucht, ob man dieser Sache bereits Beachtung geschenkt und wie sich die fremden Aussteller zu verhalten hätten. Eine Antwort hie­rauf ist noch nicht erfolgt.

Eine Dumas-Anekdote. In Paris, so schreibt man dem D. M. Bl., erzählt man sich in literarischen Kreisen eine Annekdote, welche Zeugniß ablegt für die große Gutmüthigkeit Alexander Dumas, des Vaters, aber auch von dem geradezu verblüffenden Leichtsinne, mit welchem derselbe seinen Nainen als Mitarbeiter für Literaturerzeugnisse hergab. Eines Tages kommt sein Freund Maurice, Verfasser einer Anzahl jetzt ziemlich vergessener Theaterstücke und Romane, zu Dumas, vertraut ihm an, daß er sterblich verliebt sei in ein selbstverständlich reizendes Mädchen, und daß er heirathen wolle, daß es ihm aber gänzlich am Nothwendigsten, an dem dazu erforder­lichen Gelds fehle. Dumas, bei welchem wieder einmal Geldebbe herrschte, machte ihm klar, daß er ihm in diesem Augenblicke nicht helfen könne.Da irrst Du Dich, lieber Freund," erwidert Maurice.Ich habe hier einen Roman mit dem vielversprechenden TitelAscanio". Cadot, der Verleger, gibt mir sofort 40,000 Francs Honorar, sobald du als Mitverfasser auf dem Titelblatte stehst."Aber mein Gott, ich habe ja keine Zeile dieses Werkes auch nur gelesen!"Was kommt es denn darauf an, wenn Du mich rettest? Dumas gab seinen Namen her, Maurice erhielt 40,000 Francs von Ca­dot, heirathete seine Dulcinea, und der Lohn? So oft sich der glückliche Ehe­mann später mit seiner Gattin zankte und das soll öfters vorgekommen sein, fluchte er Alexander Dumas als dem alleinigen Urheber seines Un- glückes. O menschliche Dankbarkeit! _

Landwirthschaftliches.

Heilung des Rothlaufs der Schweine. Ueber die erfolgreiche Anwendung der Salicylsäure zur Heilung des Rothlaufs der Schweine und ihre Verwendungsweise schreibt Grantzow Hindenburg wie folgt: Ich hatte zwei Schweine in meinem Stalle, beide im Alter von einem halben Jahre. Das eine derselben bekam 1880 den Rothlauf. Es schlotterte mit dem Hinteren Theil des Leibes, bekam rothe Anschwellungen, die sich zu­letzt über den ganzen Leib verbreiteten, selbst im Gesicht waren dieselben und die Augen konnten eine Zeit lang nicht geöffnet werden. Nachdem das andere Schwein nach einem andern Stalle gebracht worden war, suchte ich Salicylpulver dem kranken Thiere einzugeben, aber meine Versuche auch mit der Steinflasche mißglückten vollständig. Ich versuchte nun dem- kranken Schweine das Pulver beizubringen, indem ich dasselbe mit Schmalz vermischte, und diese Mischung, auf Brod dick gestrichen, dem kranken Thiere darbot. Dasselbe, welches sonst nicht die geringste Freßbegier zeigte, leckte begierig das Schmalz vom Brode. Als ain dritten Tage auch dieses auf-, hörte, ließ ich das kranke Schwein ruhig liegen, aber so mit Stroh u. Mist bedeckt, daß der Schweiß kam. Bemerken will ich hierbei, daß das Thier täglich 34mal ein Klystier von warmem Kamillenthee bekam, weil nur durch Schaffung einer einigermaßen regelmäßigen Abführung eine Möglichkeit zur Rettung des Thieres geschaffen werden konnte. Zwei Tage blieb das­selbe in der warmen Lage, ohne das Geringste zu fressen. Am sechsten Tage kroch es schon zum Troge, um warmen Trank zu schlürfen. Genug, es wurde gerettet und wurde ein tüchtiges Schwein. Das zweite Schwein war vom ersten angesteckt. Da aber das Salicylpulver auf ähnliche Weise sofort angewendet wurde, so kam die Krankheit nicht zum Ausbruche, sondern wurde beim Entstehen vernichtet. Die rothen Flecke verschwanden schon am dritten Tage, auch der schlotternde Gang und die Freßlust. _

Oeorgenäum in Cakw.

Oeffentlicher Bortrag

des Herrn Dekans Berg,

am Montag, den 29. Januar 1883, Abkllds 8 Uhr, Wilder aus dem kircht. Leben von Maris."

Der Berwaltnugsrath.