547
rn der untern Stadt nieder. Ein Nachbarhaus erlitt Wasserschaden. Das Mobiliar des Abgebrannten, der übrigens versichert ist, konnte nur theilweise gerettet werden. Ueber die Entstehungsursache des Brandes ist nichts bekannt.
Heilbronn, 17. Nov. In der Schwanenwirthschaft hier zechten gestern Abend einige sog. „Louis." Als eine Schlägerei sich entwickelte wurde die Polizei geholt. Während nun der Schutzmann einen Hauptschuldigen zur Polizeiwache transportirte, erhielt er von einem nachgefolgten Kumpanen des Verhafteten mit einem Todtschläger einen solch heftigen Streich auf den Kopf, daß das Blut strömend aus der Wunde quoll. Weitere Angriffe wehrte der Schutzmann mit seinem Säbel ab. Der Angreifer befindet sich der Verletzung seiner Finger wegen, im Spital. Der Schutzmann wird einige Zeit dienstunfähig sein. _
Vermischtes.
— Eine neue Electricitätsausstellung steht für 1885 bevor. Die Handelskammer in Mailand — so schreibt man — hat beschlossen, daselbst im Jahre 1885 leine internationale Ausstellung zu veranstalten, bei der alle wichtigeren Anwendungen der Electricität für gewerbliche Zwecke zur Schau gestellt werden sollen.
— Ein neues Heilmittel. In einer medicinischen Fachschrift macht Professor Filchne aus Erlangen Mittheilung über ein neues Heilmittel, Katrin genannt, welches von Dr. Otto Fischer in München entdeckt und in den Höchster Farbwerken, vormals Meister, Lucius und Brüning, dargestellt wird. Der interessante Körper ist ein Chinolinderivat und in seinen fieberaufhebenden Eigenschaften dem Chinin ähnlich, nach gewissen Richtungen sogar überlegen. Es wird selbstverständlich vieler gründlichen Untersuchungen bedürfen, um den Charakter und die Anwendungsweise des neuen Arzneimittels kennen zu lernen, ehe man bestimmte Hoffnungen an die Einführung desselben knüpfen darf. Jedenfalls sind bis jetzt alle Nachrichten über die außergewöhnlichen Eigenschaften des Katrin mit großer Vorsicht aufzunehmen.
— Pfennig st euer. Aus Itzehoe, 12. Nov., wird geschrieben, Vor mehr als hundert Jahren hatte ein Graf Rantzau-Breitenburg das Unglück auf der Jagd in einen Sumpf zu sinken, und ein Bauer rettete ihm das Leben. Der Bauer wollte keinen Lohn; doch der Graf drang in ihn, er sollte sich etwas wünschen, und der Bauer bat um das Stück Land, wo die That geschehen, frei von Abgaben. Der Graf schenkte ihm das Land unter der Bedingung, daß er und seine Rechtsnachfolger alljährlich am Tage Martin Bischof (11. November) auf das Schloß zu kommen haben um die zwölfte Stunde, um einen Pfennig Steuer zu erlegen. Dieses geschah auch gestern in feierlicher Weise. Der jetzige Besitzer der sogenannten Psennigwiese ist Werneke in Feldhusen. Derselbe ritt Punkt zwölf Uhr auf den Schloßhos, wo er von dem Grafen und den Beamten empfangen wurde. Nachdem der Pfennig bezahlt worden, wurde er, wie der Graf es s. Z. vorge- -schrieben, zur Tafel gezogen. Der zu zahlende Pfennig ist ein silberner
dänischer Pfennig von 1782. Wie wir hören, sind zwölf von diesen da; sobald dieselben einbezahlt sind, erhält der betreffende Besitzer sie zurück.
— Zur Pariser Duell manie. Am Sonntag Morgen hat in Paris ein Duell mit verhängnißvollem Ausgange stattgefunden, über dessen Einzelheiten die wenigen Eingeweihten bis jetzt das strengste Schweigen beobachtet haben. Man erfährt nur, daß die beiden Gegner der Sportswelt angehören und daß der eine derselben ein Russe, Graf Bogaroff, der andere ein Herr Maurice L .... T ... . gewesen. Als Waffe diente der Revolver, und es war ausgemacht, daß bei 25 Schritt Distanz und 5 Schritt Barriere für jeden der Kämpfenden der Kugelwechsel fortgesetzt werden sollte, bis ein schwere Verwundung dem Duell ein Ziel setzen würde. Es wurden im Ganzen vier Kugeln gewechselt und Graf B. trug eine schwere Verletzung der rechten Schulter sowie des Stirnbeins davon; sein Gegner blieb unversehrt. » -'
— Ein Abt entführt. Dieser Tage haben Banditen in Makedonien den Abt des Klosters St. Dionysias bei Lithori, als er sich in seinem Weingarten befand, mit Gewalt entführt und in das Gebirge geschleppt, um für ihn von seinem Kloster ein großes Lösegeld zu erpressen. Letzteres wies jedoch auf seine große Armuth hin, die ihm nicht gestatte, irgend ein Lösegeld zu erlegen, und die Banditen schenkten daher dem Abte wieder die Freiheit.
— Zukunftsbettler. Ladenbesitzer: „Womit kann ich dienen?" — Bettler: „Um mir durch Verhaftung ein Obdach zu verschaffen, bin ich in die peinliche Lage versetzt, eine Ihrer großen Spiegelscheiben zu zertrümmern. Hier ist der Stein, dessen ich mich bedienen werde." — Ladenbesitzer: „Kerl, weiß er, daß die Scheibe 500 kostet?" — Bettler: „Ich hätte sie höher taxirt. Jndeß thut das nichts zur Sache, ich lasse sie Ihnen für 3 Mark und eine gute Cigarre. Billiger geht's nich!"
<UvvrA6iiriirin.
Neues in der Bibliothek.
1) Weihnachtserlebnisse einer Handwerkerfamilie.
2) Auszug aus der alten, mittleren und neuenGe- schichte, von K. Plötz.
3) Zwanzig Jahre, 1882—1882. Rückblick auf Fürst Bismarcks Wirksamkeit für das deutsche Volk, von L. Hahn.,
4) Straßburg nach der Uebergabe an Frankreich, 1681—1698, von A. Schneegans.
5) Die Sage vom Parzival und dem Gral, von W. Hertz.
6) Die Schöpfung der Erde uud ihre Bewohner, von A. Quenstedt.
7) Egypten, auf Grund 15jähriger Erfahrungen mit Berücksichtigung der neuesten Ereignisse, von K. Stanzer.
8) Das Königreich Württemberg. Eins Beschreibung von Land, Volk und Staat, herausgegeben von dem Kgl. statistisch-topographischen Bureau.
9) Das Sparen und die Sparkassen, von O. Kuntze.
Amtkicke Kekanntmackungen.
Calw.
Bekanntmachung.
In der Sitzung des Bezirksausschusses vom 11. d. M. wurden für
das Geschäftsjahr 1883 gewählt:
I. als Hauptschiffen:
1) Bozenhardt, Karl d. Aelt., Nothgerber,
2) Bub, Karl August, Buchbinder,
3) Deyle, Christian, Kaufmann,
4) Gundert, Friedr., Buchhändler,
5) Horlacher, Eugen, Ziegeleibesitzer,
6) Kappler, Karl, Nothgerber,
7) Kraushaar, Immanuel, Kaufmann,
8) Ramsperger, Joh. Leonh., pens. Oberreallehrer.
9) Schnaufer, Christian Heinr., Nothgerber,
40) Schule, Gustav, Kaufmann,
11) Seyfried, Karl, Fabrikant,
12) Stälin, Karl, Fabrikant,
13) Stälin, Eugen, Fabrikant,
14) Wagner, Gustav, junior, Fabrikant,
15) Wöhrle, Friedrich, Fabrikant,
16) Zahn, Emil, Fabrikant,
17) Zöppritz, Emil. Fabrikant,
sämmtlich in Calw,
18) Fischer, Karl, Gutspächter auf Hof Dicke, Gemeinde Stammheim.
19) Käppis, Friedrich, Bauer und Gemeinderath in Gechingen,
20) Lutz, Georg Jakob, Geometer in Deckenpfronn,
21) Münsing er, Karl, Mühlebesitzer Ln Ostelsheim,
22) Rittmann, Friedrich, Roth- gerber in Unterreichenbach,
23) Wagne r, Ernst Ludwig, Holzhändler in Ernstmühl, Gemeinde Hirsau.
24) Zahn, Eduard, Fabrikant in Hirsau,
II. als Hülfsschöffen,
in folgender Ordnung:
1) Keller, Johannes, Gemeinderath,
2) Giebenrath, Ludwig, Friedr., Weinhändler,
3) Hayd, Heinrich, Stadtpfleger,
4) Korndörfer, Louis, Schönfärber,
5) Din gl er, Louis, Adlerwirth und Gemeinderath.
sämmtlich in Calw.
Calw, den 15. Nov. 1882.
K. Amtsgericht. Oberamtsrichter _ Perrenon.
Bekanntmachung.
Die Reihenfolge, in welcher die Haupt- Schöffen an den einzelnen ordentlichen Sitzungen des Geschäftsjahres 1883 Theil nehmen, wird durch Ausloosung in der öffentlichen Sitzung des Amtsgerichts am
Donnerstag, den 23. d. M., Nachmittags 2 Uhr,
bestimmt.
Die Ausloosung findet im oberen Rathhaussaal statt und wird hiebei den Herren Schöffen Gelegenheit gegeben sein, eine Aenderung in der bestimmten Reihenfolge gemäß §47 des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes herbeizuführen.
Calw, den 15. Noä. 1882.
K. Amtsgericht. Oberamtsrichter Perrenon.
K. Amtsgericht Calw.
an eine Vergoltene.
Für die am 12. Okt. 1812 geborene, längst verschollene Louise Johanne Bolay, uneheliche Tochter der für todt erklärten Johanne Christine Bolay von Hirsau, wird in Calw ein von ihrervorgenannten Mutter ererbtes, jetzt ca. 763 betragendes Vermögen öffentlich pslegschaftlich verwaltet.
An die rc. Bola y, bezw. an ihre etwaigen Leibeserben, ergeht nun die Auffordeerung, sich binnen der Frist von sechzigTagen zu Empfangnahme dieses Vermögens zu melden, widrigenfalls dieselbe für todt und ohne Leibeserben .verstorben erklärt und das Vermögen landrechtlicher Ordnung gemäß vertheilt werden würde.
Den 13. Nov. 1882.
Oberamtsrichter.
Perrenon.
K. Amtsgericht Calw.
Aurückgenommen
wird der mit einer Diebstahlsanzeige am 4. Januar d. I. erlassene Steckbrief gegen den 24 Jahre alten Jpser Johann Joseph Sch ultes von Schopfloch, K. bayr. Bez.-Amts Dinkelsbühl, bezw. von Mazenbach, OA. Crailsheim, nachdem sich ergeben hat, daß Schuttes nicht der Thäter ist.
Die Diebstahlsanzeige wird gleichzeitig erneuert.
Den 17. November 1882.
Amtsrichter.
D e ck i n g e r.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das Vermögen des -s Bierbrauers Georg Holzapfel von Calw, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußver- zeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen der Schlußtermin auf Freitag, den 15. Dezember 1882, Nachmittags 3 Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hier, oberer Rathhaussaal, bestimmt worden.
Calw, den 18. Nov. 1882.
Widmann,
Gerichtsschreiber des K. Amtsgerichts.
Revier Stammheim.
8teink>eifukr- unä Aeekkeinerungsaeeoeä.
Für die Wege im SbäSkswald, auch Wasserbaum, zusammen ' caH625 Roßlasten Kalk- und Sandsteine, Donnerstag, den 23. Nov., Vormittags 9 Uhr, im Rößle in Stammheim.
Calw.
Wegen Nichtgenehmigung des letzte« Verkaufs werden nächsten
Mit?woch,'tkdn 22. ds.. Mittags ^ Uhr,
8 Haufen Compost am Walkmühleweg wiederholt P AutstrLich gebracht.
1 ^ Sjadtpflege. ^ a y d.