538

Türkei.

Laut Berichten aus Konstantinopel hat der Sultan die wei­tere Anstellung von deutschen Offizieren und Beamten beschlossen.

Aegypten.

Wie verlautet, stützt die egyptische Regierung die Abschaffung der französisch - engl. Kontrole auf folgende 4 Gründe: 1) Die Errichtung der Kontrole gehört keineswegs zu den dm Gläubigern bewillig­ten Bürgschaften. Das Liquidationsgesetz, welches die Einkünfte für die Staatsschuld bezeichnet, und die Bezahlung an die Gläuber sicherstellt, erwähnt in der That nicht die Errichtung einer Kontrole. 2) Die Kontrole beeinträch­tigt das Ansehen des Khedive. 3) Sie erregt die Empfindlichkeit der Egyp- ter. 4^ Sie hat bedauernswerthe Verwaltungsmißbräuche zur Folge. Die französ. Regierung, welche die Kontrole nach wie vor aufrechterhalten will, weist wie der Köln. Z. geschrieben wird, in ihrer Antwort darauf hin, daß die egyptischen Minister immer die Vortheile der Kontrole anerkannten, daß Scherif Pascha selbst in einer Note vom 14. Sept. 1881 sagte, daß die Kontrole eine wirkliche Kraft für die Regierung des Khedive sei, und der engl. Kontroleur seinerseits in einer Depesche festgestellt habe, daß Scherif Pascha ein Vertheidiger der Kontrole sei.

Tages-Neuigkeiten.

Calw, 15. November. Der in vergangener Nacht in Strömen her­niederkommende Regen brachte die seit vorletzter Woche noch immer stark an­geschwollene Nagold abermals und noch in größerer Ausdehnung zum Aus­tritt. Um 10 Uhr diesen Vormittag war jedoch, nachdem der Regen aufge­hört, schon wieder eine Abnahme zu bemerken. Heute Abend wird diese schon 1 Mtr. betragen.

Laut Bekanntmachung des evang. Konsistoriums, wurden folgende Lehrer, welche sich in den Winterabendschulen pro 1881/82 ausgezeichnet haben, mit einer Prämie bedacht: Frieß in Gechingen, Bez. Calw, Haller in Rohrdorf, Bez. Altensteig, Braun in Schönbronn, Bez. Altensteig.

Pforzheim, 13. Nov. An der Eisbahn des hies. Schlittschuhklubs erhebt sich nun ein Gebäude, das mit seinen 2 Stockwerken, Teraffe rc. einen ganz hübschen Eindruck macht, und mit seinen Einrichtungen wohl geeignet ist, den bisher gehegten Wünschen zu entsprechen. Die innere Einrichtung wird auch bald beendigt sein und das Gebäude somit bei der bald zu erwar­tenden ersten Eisbahn seiner Bestimmung dienen können.

U'6. Stuttgart, 13. Nov. Dem Vernehmen nach dürfte das K. Dekret über Anordnung der allgemeinen Landtags-Abgeordnetenwahlen erst in einigen Tagen publicirt werden. Doch werden dieselben, auch Stichwahlen miteinbezogen, noch vor Weihnachten beendigt sein, so daß dem Zusammen­tritt und der Constituirung des Landtags unmittelbar nach dem Dreikönigsfest nichts im Wege stehen wird. Als wahrscheinlich ist aber anzunehmen, daß nach der Constituirung und der Wahl der Commissionen behufs der Vorberath- ung der regierungsseitig gemachten Vorlagen eine Vertagung auf unbestimmte Zeit eintreten wird, die sich nach dem Geschäftsgang des Reichstags richten dürfte.

Eine erfreuliche Erscheinung ist es, daß von Amerika aus von Deutschen. namentlich Württembergern, so viele im Ganzen nicht unbedeutenden Beiträge für unsere Hagelbeschädigten eingelaufen sind. Diese Anhänglichkeit an die alte Heimath erweckt Hoffnungen dafür, daß der Ver­kehr zwischen Amerika und Württemberg auch in geschäftlicher Beziehung ein immer regerer werde.

Die Sternschnuppen st römung, die vom 12. bis 14. November angezeigt ist, hat sich diese Nacht erstmals geltend gemacht, nach­dem einige Vorläufer vorangegangen sind. Auch der Komet ist fortwährend aufs Glänzendste nebst Schweif sichtbar, wenn der Horizont nicht gar zu überzogen ist.

Im Exportmusterlager herrscht fortwährend eine erfreu­liche rege Thätigkeit und find trotz der nur erst kurzen Zeit seines Bestehens über 30 größere in die Tausende sich belaufende Geschäfte abgeschlossen wor­den außer einer größeren Zahl kleiner, sog. Probesendungen. Insbesondere sind bis jetzt größere Geschäfte mit Rußland, Spanien, Portugal, Italien,

Nord- und Südamerika, einschließlich Westindien, dann auch nach Ostindien effektuirt worden. Daß die Ausstellung in Amsterdam von Württemberg aus stark beschickt werde, dazu ist alle Aussicht vorhanden.

Backnang, 13. Nov. Herr Lederfabrikant K ä ß weist den Vor­schlag, als Kandidat bei der Wahl eines Abgeordneten einzutreten, entschie­den zurück. Ein Wahlkampf wird jedoch dem Bezirk nicht erspart bleiben, da von der Aufstellung weiterer Persönlichkeiten zu dieser Vertretung schon seit einiger Zeit manches verlautete. Murrth.-B.

Heidenheim, 13. Nov. St. Martin brachte uns den ersten Schnee für diesen Winter. Derselbe blieb zwar nicht lange liegen, hinter­ließ aber doch seine Kälte, denn zum erstenmal ist es bei Nacht gefroren. Seit heute Mittag 3 Uhr schneit es ohne Unterbrechung.

Besigheim, 13. Novbr. In vergangener Nacht entstand abermals ein Brand in Walheim, wodurch das Schafhaus in Asche gelegt wurde. Schon den Sonntag über war das Gerücht verbreitet, es werde in der kommenden Nacht abermals brennen, was Veranlassung gab, eine Nachtwache der Feuerwehr anzuordnen. Das Feuer, das in einem Heuschuppen ausbrach, ergriff aber mit so rasender Schnelle auch das angebaute Schafhaus, daß die darin wohnenden 2 Familien kaum das Leben zu retten vermochten. Binnen Kurzem lag Schuppen und Haus gänzlich in Asche. Von auswärts erschienen die Feuerwehren von Besigheim, Gemmrigheim und Hofen. Brand­stiftung ist auch in diesem fünften Falle außer allem Zweifel.

Bopfingen, 12. Nov. Auf einer Jagd in Deiningen im bayri­schen Ries, welche von Seite des Fürstl. Wallenstein'schen Forstpersonals vor einigen Tagen gehalten wurde, find 170 Hasen erlegt worden.

Leutkirch, 12. Nov. Auf eine maßlos freche Weise benahmen sich in verflossener Woche einige Handwerksburschen in Aichstetten, hies. Oberamts. Wegen skandalösen Benehmens wurden sie aus einer Wirtschaft an die Straße gesetzt und hier noch, weil sie sich nicht zufrieden geben woll­ten, von Einwohnern Aichstettens verfolgt. Auf einmal feuerte einer der Burschen einen Revolver nach hinten ab, der aber glücklicherweise blos einen Westenknopf abriß. Von Aichstetten begaben sie sich auf einen einzeln stehen­den Hof und schlugen im Backhause ihr Nachtquartier auf. Um ihre Kleider zu trocknen, zündeten sie Reisigbüscheln an. Das Feuer wurde bemerkt und als man sie nun auch hier auswies, schoß derselbe Bursche wieder, auch dies­mal ohne zu treffen. Leider soll man der traurigen Gesellschaft noch nicht auf der Spur sein.

Mezingen, 11. Nov. Die Tuchfabrikanten Michael und Karl Naifstänger haben zum Andenken ihres, im Juli d. I. so jäh verstor­benen Bruders Johannes dem hiesigen gemeinschaftl. Amt ein Kapital von 4000 übergeben, dessen Zinse zur Unterstützung verschämter Armen be­stimmt sind. Ehre und Dank den Gebern für diesen neuen Beweis hoch­herziger Gesinnung und edler Wohlthätigkeit.

Nürtingen, 12. Nov. In der vergangenen Nacht kam ein Fuh r- mann auf elende Weise ums Leben. Derselbe sollte den Leichnam eines Erhängten auf die Anatomie führen. In Oberensingen, wo die gegenwärtig hoch gehende Aich eine Strecke weit hart neben der Straße läuft, stürzte er hinein. Leute wollen um die 11. Stunde Hilferufe vernommen haben. Der Verunglückte ist bis jetzt nicht aufgefunden. Das Fuhrwerk sammt Pferd und Kiste standen heute früh noch an der Unglücksstätte.

Nied erstetten, 12. Novbr. Ein hiesiger Zimmermann, welcher vor ca. zwei Jahren ein neues Haus erbaute und die Fußböden mit damals werthlosen alten Hopfen ausfüllte, kam in Anbetracht der rapid steigen­den Hopfenpreise und der Nachfrage nachalten Hopfen" auf die Idee, jenen Fußboden zu erbrechen, und die Hopfen heranszunehmen; er verkaufte ca. 7 Ctr. alten Hopfen für die hübsche Summe von 350

Madrid, 13. Nov. Die Königin wurde von einer Prinzessin entbunden.

Dtadrid, 14. Nov. Die Taufe der Infantin ist auf nächsten Sonn­abend festgesetzt. Der Pabst wird die Pathenftelle übernehmen.

Portsmouth, 13. Nov. Der Postdampfer Westphalia ist hier mit einem großen Loch im Bug eingetroffen. Er stieß bei der Insel Wight mit einem unbekannten Dampfer zusammen.

möglich gewesen. Auch müßten sich nicht allein Brandspuren an den Klei­dungsstücken, sondern auch losgerissene Theile der Kleider in der Wunde ge­funden haben. Beides sei nicht der Fall. Endlich hätte die Wunde bei so unmittelbarer Nähe eine weit größere sein, sowie die Kugel tiefer in den Körper eindringen oder wohl gar hindurchsahren müssen. Der Mörder habe offenbar das Gewehr selbst nach der Ermordung abgeschossen, um die Ver- muthung einer Selbsttödtung zu erzeugen, denn es sei fester Gebrauch des Waidmanns, wenn er einmal sich zum Schüsse fertig mache, beide Hähne des Doppelgewehres aufzuziehen.

Am Schluß der Verhandlung stellte der Präsident den gesammten In­halt derselben noch einmal übersichtlich zusammen. Obwohl er dies mit großer Unparteilichkeit that, so klang doch jedes Wort wie ein Urtheil gegen den Angeklagten. Dieser hatte offenbar geglaubt, daß bei dem Mangel an stärkeren Beweisen die Sache nicht so ernst genommen werden könne. Jetzt, da er sah, wie Alles wieder ihn war, wie das Material der Vertheidigung ein höchst unzureichendes sei, jetzt begann er zu zittern. Sein Antlitz wurde bleicher und bleicher, und er richtete sein angstvolles Auge, wie Hilfe suchend auf die versammelte Menge, konnte aber überall nur Gesichtern begegnen, auf denen seine Verurtheilung und der Unwille über seine Hartnäckigkeit lesbar geschrieben stand. Seine kräftige Natur konnte die Last nicht lange tragen, halb ohnmächtig taumelte er zurück und wurde von den Gendarmen auf seine Bank niedergelassen. Die wiederholte Frage des Präsidenten be­antwortete er durch ein schwerfälliges Schütteln des gesenkten Kopfes.

Die Versammlung war einstimmig der Ueberzeugung, daß sie einen

schweren, verstockten Verbrecher vor sich habe.

* *

*

6. Ein neuer Zeuge.

Da der Präsident des Gerichtshofes eine kurze Pause eintreten ließ, ehe ^r zum Schluffe der Verhandlung übergieng, so bat der Angeklagte, daß es ihm vergönnt sein möge, aus der schwülen, erstickenden Luft des Gerichts­saales in seine in dem gleichen Gebäude befindliche Zelle geführt zu werden. Die Bitte wurde gewährt, der Vertheidiger folgte seinem Klienten.

^Verloren, verloren!" stieß dieser, das Haupt langsam schüttelnd, dumpf hervor, als er sich in der kühlen Zelle auf den Rand des Bettes niedergelassen hatte.O, meine arme unglückliche Mutter, die Mutter eines wegen Mord Verurtheilten."

Er brach in ein krampfhaftes Schluchzen aus, welches seinen ganzen Körper erschütterte.

Der Vertheidiger lehnte verlegen an der Wand.

Eine ganze Weile saß der Wilderer in tiefes Brüten versunken, die Fragen seines Vertheidigers nur nothdürftig beantwortend. An seinem Geiste zog die Erinnerung an jenen ersten, nach drei schweren Jahren er­folgten Ausgang in den Wald vorüber. Er wollte sich denselben so recht deutlich vergegenwärtigen, um sich seiner Schuldlosigkeit bewußt zu werden. Plötzlich zuckte er lebhaft zusammen. War es nicht möglich, daß die Kugel, die den Hirsch gefehlt, dem unglücklichen Forstmeister in die Brust gefahren war, und er hatte dessen antwortenden Schuß vielleicht nur für das Echo seines eigenen gehalten? Eine furchtbare Angst erfaßte ihn, kalter Schweiß trat in dicken Tropfen auf seine Stirn. Er mußte Gewißheit haben.

(Fortsetzung folgt.)