534

können, ob der Wunsch des Monarchen in Erfüllung gehen kann. Ist dies nicht der Fall so würde der Vizepräsident des Staatsministeriums (v. Putt- kamer) den Landtag im kais. Aufträge begrüßen.

Nach Berichten Berliner Blätter sollte Prinz Wilhelm von Hohenzollern bei der jüngsten Parforcejagd mit seinem durchgehenden Pferde gestürzt und erheblich verletzt worden sein. Wie die Kreuzz. erfährt, ist das Pferd des Prinzen weder durchgegangen noch gestürzt. Der Prinz wurde in sehr engem Stangenholze reitend abgestreift und dabei nur leicht verletzt und übernimmt bereits in diesen Tagen wieder seine Dienstobliegen­heiten.

Das Befinden des Kanzlers inVarzin soll kaum etwas zu wünschen übrig lasten. Er trägt einen Vollbart und bewegt sich viel im Freien. Seine Rückkehr wird vermuthlich vom Eintritt des Winters ab­hängig sein. Wie es heißt, wird der deutsche Gesandte in Buckarejt, Graf Wesdehlen, nach Stuttgart versetzt anstatt des Hrn. v.- low, der in Bern an die Stelle des Generals v. Röder tritt.

Karlsruhe, 11. Nov. Extra-Blatt des Pforzheimer Beobachters. Soeben 5 Uhr 10 Min. trifft von Sr. K. H. dem Kronprinzen von Schwe­den und Norwegen, sowie von I. K. H. der Großherzogin aus Stockholm die freudige Nachricht ein, daß I. K. H. die Kronprinzefsin heute Nachmittag 4 Uhr 30 Min. von einem Prinzen glücklich entbunden wurde. Der Neu­geborene ist ein kräftiges, wohlgebildetes Kind, die Kronprinzessin befindet sich den Umständen nach in bestem Wohlsein.

Hamburg, 11. Nov. Der Bericht der aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft gemischten Ko Mission über die Aus­führung des Zollanschlusses hält an dem Zollkanal (gegen dessen Anlegung eine starke Agitation sich erhoben hatte) fest, verwirft die Demo- lirung des Stadttheils Kehrwieder, zieht nur die östliche Hälfte der Kehr­wiederinsel, also Wandrahm, holländische Reihe und hölländische Brook ins Freihafengebiet ein; statt 18,500 würden nur 10,500 Personen dislocirt, die Kosten würden anstatt 123 nur 103^4 Mill. vIL betragen. Der Beschluß dieses Planes erfolgte mit 10 gegen 3 St.

Oesterreich.

Aus Böhmen, 8. Nov. Nachdem in der letzten Zeit fast in jeder Nacht in Prag ein Exzeß vorgefallen war, dessen leidendes Objekt deutsche Couleurstudenten, dessen handelnde Subjekte aber czechischer Pöbel waren, hat sich die Behörde aufgerafft, gegen die Haupthezer und Schuldigen einigermaßen einzuschreiten und dem infamsten Hezblatte, Narodni Listy, durch dreimalige aufeinanderfolgende Konfiskation das Handwerk ein wenig zu erschweren. Wir haben stets die ernstliche Maßregelung der czechi- schen Hezpreste als einziges Mittel des nationalen Friedens empfohlen und freuen uns aufrichtigst über diese neuesten Maßnahmen, freuen uns hierüber ebensosehr, als wir uns früher darüber entsetzten, wenn diese Herren von sehr hoher Stelle aus noch in eigenthümlicher Weise gehoben wurden, durch Subventionen, Besuch der zu ihren Gunsten veranstalteten musikalisch-dekla­matorischen Akademien u. s. w. Das Eröffnungsfest des Wintersemesters von Seiten der deutschen Lese- und Rebehalle auf der Sophien­insel ist ohne störenden Zwischenfall schön und würdig verlaufen. Auch ver­lautet von keinem Ueberfall deutscher Studenten beim Hin- oder Heimwege etwas. Ein paar czechische Gassenbuben, die einem in Cerevis und Kanonen flott zum Kommers ziehenden Studio nachfolgten, sagten auf czechisch zu einander: Schau das ist der Salamander! Aber sie thaten ihm nichts zu leid, vielleicht fürchteten sie sich vor ihm.

England.

Dublin, 12. Nov. Gestern Abend hat gegen den Richter Lawson ein Mordversuch auf der Straße stattgefunden. Der Attentäter wurde verhaftet.

Dublin, 12. Nov. Der wegen des Mordversuchs gegen den Richter Lawson Verhaftete war mit einem sechsläufigen geladenen Revolver bewaffnet und führte auch noch ein Dutzend Patronen bei sich, die er wegzuwerfen versuchte. Die Haussuchung bei ihm blieb resultatlos. Der Verhaftete nennt sich Corrigan; dies soll aber ein falscher Name sein. Der Polizei ist der Verhaftete bekannt, da er bereits 1870 wegen Straßenraubs zu fünf­jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt war.

Tages-Neuigkeitei».

Calw. Der Vortrag im Saale des bad. Hofs, hier, von A. Ein- wald über seine Reise nach und durch Süd-Afrika war sehr fpärlich besucht. Das Entree von 40 L -i Person scheint Manchem zu hoch gewesen zu sein. Unter den dargestellten Bildern, Scenen aus dem Schiffsleben, von Afrika und von Egypten waren viel sehr interessante, ein großer Theil mußte übri­gens beleseneren Zuschauern aus illustr. Blättern schon bekannt sein. Der Vortragende schien seinen Stoff auch weniger aus eigenen Erfahrungen, als aus solchen Quellen zu schöpfen.

Stuttgart, 9. November. Am Mittwoch, den 15. November, Nachmittags 2 Uhr, findet eine Versammlung der konservati­ven Partei Württembergs im Vereinshaus in Stuttgart (Ger- berstr. Nr. 2) statt. Den Gegenstand der Äerathung werden die im Dezem­ber l. I. vorzunehmenden Landtagswahlen und die Stellung der konservati­ven Partei zu denselben bilden. Bei der großen Wichtigkeit dieser Wahlen für unser engeres und weiteres Vaterland wird mit Bestimmtheit auf einen sehr zahlreichen Befuch dieser Versammlung aus allen Gegenden unseres Landes gerechnet werden dürfen.

Mainz, 8. Nov. Die bekannten Rekrutenbefreier hier haben ihr Geschäft, wie die Frkf. Z. erfährt, schon eine ganze Reihe von Jahren und zwar fo schwungvoll betrieben, daß in Mainz allein etwa 60 junge Leute durch deren Beihilfe dem Militärdienst entzogen wurden. Noch in der letzten Zeit sollen derartige Geschäftsabschlüsse gemacht oder angebahnt worden sein.Zahlen sie 3000 ^ und Ihr Sohn wird frei. Sie wagen dabei

gar nichts. Der und der ist ebenso losgekommen!" Das war ungefähr der stete Reim des Liedes gewesen, das die Verführer gesungen. Die Un­tersuchung wird, nach allen Anzeichen zu schließen, mit großer Energie^ be­trieben und sich für manche Familie hier schwer fühlbar machen. Einzelne der Personen haben sich durch die Flucht bereits der Strafe entzogen.

Berlin, 8. Nov. Am letzten Freitag verschied nach langen, schweren Leiden Herr Paul H. hier an den Folgen der tödtlichen Wunden, welche er am 16. August 1870 in der Schlacht bei Mars la Tour erhalten. Die Kugel traf ihn in die Brust, drang von der rechten Seite in der Gegend der sechsten Rippe ein, durchbohrte die Brust und trat an der linken Seite unter dem Herzen wieder heraus. An dieser Verwundung hat H. 23 Monate erst in Feindesland, dann in Deutschland darniedergelegen. Nur der aufmerk­samen Behandlung unserer berühmtesten Chirurgen, die wiederholt an sein Krankenlager gerufen wurden, hatte er die Erhaltung seines Lebens zu ver­danken. Da die sich nie schließende Wunde stets eiterte, führte Geh. Rath v. Langenbeck mehrmals erhebliche Operationen an demselben aus, u. A. eine Resektion der sechsten und siebenten Rippe, und entfernte dabei viele Knochenfpitter, Tuchfetzen und Theile vom Tornisterriemen, Hosenträger rc., die von der Kugel in die Wunde hineingeristen waren. Während feiner 12- jährigen Leidenszeit trug H. einen zwölf Zoll langen Gummischlauch (sog. Drainrohr") in der Brustwunde, durch den der Eiter entfernt wurde. Die etwa drei Finger breite Wunde mußte täglich behufs Desinfektion mit Kar­bolsäure durchspritzt werden und sonderte noch in allerletzter Zeit Theile des Hosenträgers aus. Alle diese Leiden ertrug H. mit standhafter Geduld. Endlich hat ihn der Tod von seinem Leiden erlöst. Bei seinem Leichen- begräbniß am letzten Sonntag gaben ihm etwa 400 Freunde und ehemalige Kameraden das letzte Geleit.

Marseille, 10. Nov. Auf einem Zweige der ostalgerischen Eisen­bahn entgleiste am 8. Nov. unweit Bordibou Arreride ein Lastzug mit fünf­zig Arbeitern. Der Zug stieß in größter Geschwindigkeit beim Passieren eines Kreuzweges auf starke Eisenstücke und stürzte über die Böschung, wobei sämmtliche Wagen übereinandergeworfen, 11 Personen getödt et und 39 schwer verwundet wurden.

Vermischtes.

Auf Grund des Bundesrathsbeschlustes vom 10. März d. I. hat der Reichskanzler die Herstellung anderweiter Marken zur Entrichtung der Reichsstempelabgabe nach dem Gesetze vom 1. Juli 1881 angeordnet.

Die neuen Marken, deren Grundfarbe bei den Marken zu 20 Pf. grün, bei denjenigen zu 1 Mark rothbraun ist, sind 24 mm hoch und 34 mm breit. Die innere Fläche der Marken enthält einen guillochirten Untergrund mit dem Reichsadler. Außerdem befindet sich in derselben ein zur Aufnahme des Datums der Verwendung bestimmter Vordruck. In der Einfassung der Marken tritt rechts und links die Zahl20" bezw.1" in weißer Farbe hervor. Die obere Leiste der Einfassung enthält die InschriftReichsstempelab­gabe" in Schreibschrift-Versalien und ebenso die untere Werthbezeichnungzwan­zig Pfennig", bezw.eine Mark" in der Farbe der Marke auf weißem Grunde.

Die Ausgabe dieser Marken erfolgt bei den sämmtlichen bisher zur Abgabe von Stempelmarken ermächtigten Stempelstellen nach Aufräumung der Bestände an alten Marken; die letzteren dürfen übrigens neben den neuen zur Entrichtung der Reichsstempelabgabe verwendet werden. Die seit­herigen Vorschriften über die Art der Verwendung und Entwerthung der Reichsstempelmarken finden auch auf die neuen Marken Anwendung.

Ein seltsamer Rechts st reit schwebt zwischen den Herren Wistenhaus und Platen in Paris. Elfterer hat den letzteren angeklagt, ihm seine Flöhe gestohlen zu haben. Vor einigen Wochen sah man auf dem Platz de Grenelle zwei Buden, an deren Vorderseite mit großen BuchstabenZirkus der Flöhe" geschrieben war. Die eine gehörte Herrn Wistenhaus, der sich für einen Nachkommen des Erfinders dieser Art von Schaustellungen ausgab; die andere einem unbekannten Direktor, einem gewissen Herrn Platen. Das Theater von Wistenhaus erfreute sich der Gunst des Publikums; man sah dort ich gebe das Programm wieder:Flöhe geknebelt, wie Verbrecher bei der Festnahme; einen Leichenwagen von sechs Flöhen gezogen; einen amerikanischen Tanz, ausgeführt von den Damen des corps cio ballet; zwei goldene Mitrailleusen von vier Flöhen gezogen; die Leistungen auf dem Seil von Fräulein Weißfloh." Herr Wistenhaus hatte es für gut gehalten auf die Zettel die beruhigende Anzeige zu setzen:Das Publikum ist vor Ausreißern geschützt." Eines Tages nun verschwanden die Primadonnen des Herrn Wistenhaust'und er hat dieselben in der Gesellschaft seines Neben­buhlers wiederzufinden geglaubt. Daher der Prozeß und die Forderung von hunderttausend Franken Schadenersatz. Hunderttausend Franken für vier Flöhe!

Zeitgemäß. Professor im Examen:Welche Pflicht hat der Advokat zu erfüllen, wenn er einen Prozeß übernimmt?" Kandidat:Er hat sich einen angemessenen Vorschuß geben zu lasten." _

Calw.

AanäwirMckaMckier Oezirksoerein.

Die Bestellungen auf den für die nothwendigen Aufzeichnungen des Landmanns so sehr praktischen Fr. Möhrlin'schen Kalender:Der Schwä­bische Bauernfreund mit Schreibebuch" bitte ich bis zum 20. November bei mir einzureichen.

Calw, 14. Nov. 1882.

E. Horlacher, Secr.

Kütm'sche Jauchevertheiler,

ein im Bezirke schon mehrfach verbreiteter, außerordentlich praktischer Appa­rat, können bezogen werden durch

E. Horlacher, Secr.