schmiere verwendet wird. Ihn unterstützen noch der Mg. v. Kardorff und der Bundeskommissar Direktor Burchardt, während der Fortschrittsmann Ahlhorn auf den starken Schmalzkonsum in den Jndustriedistrikten Sachsens hinweist. Abg. v. Freege wundert sich, daß der Vorredner als Landwirt!) so gegen die Interessen der Landwirtschaft spreche. Es müsse da entschieden ein Jrrthum bei dem Vorredner obwalten. Die Aufhebung des Schmalzzolles schade der Landwirtschaft so sehr, daß damit viel mehr Arbeiter brotlos werden würden, als durch seine Beibehaltung Industriearbeiter geschädigt. Der Antrag Barth wird schließlich mit 129 gegen 120 Stimmen abgelehnt. — Das Haus erklärt noch die Wahl des Abg. Ur Papellier (1. oberfränk. Wahlkreis) für gültig, die des Abg. Rieckert (14. württ. Wahlkreis) für ungültig. Der Nachtragsetat geht an die Budgetkommission, während das Gesetz betr. die Fürsorge für die Witt- wen und Waisen des Heeres und der Marine auf die nächste Tagesordnung Freitag 1 Uhr gesetzt wird, woselbst auch die Interpellation Kardorff und die 3. Berathung der Zolltarifnovelle erledigt werden soll.
Rußland.
St. Petersburg, 8. Juni. Das Journal de St. Petersburg sagt: Kaiser Alexander ist eingeladen, die Pathenstelle bei dem neugeborenen Sohne des Prinzen Wilhelm von Preußen zu übernehmen. Um der Einladung zu entsprechen, wird sich der Großfürst Serge» Alexandroivitsch nach Berlin begeben und den Kaiser vertreten. — Das Journal schreibt ferner: Der Artikel der Times, welcher England auffordert, die Leitung der Verhandlungen bezüglich Egyptens zu übernehmen, erinnere an die Politik des Lord Beaconsfield. Man könne die Antwort der Pariser Presse abivarten, übrigens werde die Frage heute nicht inehr unter den Westmächten allein verhandelt. Die Polemik ihrer Journale würde nur aufs neue beweisen, daß England und Frankreich weise daran gethan haben, auf ihr Töte-s-töte in der egyptischen Frage zu verzichten.
Türkei.
Kon st antinop el, 7. Juni. Noailles benachrichtigte Said Pascha in Erwiderung des jüngsten türkischen Rundschreibens, die französ. Regierung sei durch die Argumente der Pforte nicht überzeugt und beharre dabei, daß die Konferenz sofort zusammentrete. — Lord Duff er in erklärte heute der Pforte, es freue ihn, zu hören, daß Derwisch Pascha nach Egypten gesandt sei, aber er glaube nicht, daß die Entsendung des Kommissärs nach Egypten den Zusammentritt der Konferenz weniger nothwendig mache.
K o n st a n t i n o p e l. 7. Juni. Es verlautet, Dufferin habe vorge- schlagen, die Konferenz solle formell zusammentreten und sich sofort vertagen, bis das Ergebniß der Sendung Derwisch Pascha's vorliege. Man versichert, die Admirale des englischen und französ. Geschwaders begleiten Derwisch Pascha bis Kairo.
Tages-Neuigkeiten.
Tübingen, 7. Juni. Zu den Berichten über die Frequenz der hiesigen Hochschule in diesem Seinester fügen wir als Ergänzung folgendes bei: Von den 47 außerdeutschen Staaten ungehörigen Studenten, von welchen 14 evangelische Theologie, 2 kathol. Th., 1 Jurisprudenz, 12 Medizin, 10 Philosophie, 1 Staatswiffenschaft, 7 Naturwissenschaften studiren, gehören 21 der Schweiz an, 3 Siebenbürgen, 1 Mähren, 1 Ungarn, 1 Ostfriesland, 3 Rußland, 4 England, 1 Frankreich, 2 der Türkei, 1 Dänemark, 2 Griechenland, 6 Ainerika, 1 der Kapkolonie.
Obere Neckarbahn, 7. Juni. Nachdem dieser Tage wieder mehrere riesige Maschinen und gestern verschiedene neue Personenwagen, darunter zwei sehr elegante 1. Klasse, aus Eßlingen hier durch nach der Gotthardbahn abgegangen waren, führte heute früh der erste Personenzug einen reichbekränzten Güterwagen mit sich, der die überraschende Aufschrift: „von Ludwigsburg nach Mailand" führte. Derselbe war mit Cichorien befrachtet und ist wohl der erste württemb. Wagen, der durch den St. Gotthard in den Bahnhof der lompardischen Metropole einfährt.
— Die „Schwarzw. Kreiszeitung" entwirft von dem Sturin, der am 31. Mai in Salach, OA. Göppingen, wüthete, folgende Beschreibung: Auf Baumgütern, Wässerwiesen an der Fils zwischen den beiden, etwa 1
der Absicht des Berichterstatters gemäß aus: feine Gefühle wandelten sich langsam, aber sicher um, das Vertrauen machte dein Zweifel Platz, und selbst Blount's ergebensten Freunde fühlten sich bei der Aufzählung aller dieser furchtbaren Thatsachen unbehaglich gestimmt. Der Berichterstatter zeigte die wärmste Sympathie für Blount und rechnete alle seine vortrefflichen Eigenschaften her; aber er gab zu verstehen, daß ein guter Charakter und ein rechtschaffenes Leben wohl bei einem frühzeitigen Verbrechen bestehen könnten, und man fühlte, daß feine Sache in der That schwach sein müsse, wenn er weiter nichts in die Schaale zu legen hätte.
Blount las alle Blätter, und sah Alles. Er bemerkte, wie die Zuversicht seiner Freunde erschüttert wurde, und ihre Furcht und ihre Zweifel sich vermehrten. Nach Verlauf weniger Tage hörten die theilnehinenden Besuche auf; er blieb allein mit seinen Betrachtungen.
Bitter in der That mußten diese für einen Mann in seiner Lage sein. Einsam, verlassen, in enger Haft, mit einem schrecklichen Verhängniß vor Augen, hätte er der Verzweiflung erliegen können, wäre er von Natur weniger entschlossen gewesen. Aber er war so starken Geistes, daß er seine merkwürdige Fassung unverändert bewahrte und dieselbe Ruhe behielt, die er von Anfang her gezeigt hatte.
Selbst dieser Ruhe und Festigkeit wurde im Zeitungsblatte erwähnt. Der Herausgeber wies auf sie hin, nicht als einen Beweis von Unschuld, sondern als auf ein Zeichen merkwürdiger Selbstbeherrschung. Und so wurde auch dies vom Publikum als dieselbe Selbstüberwindung ausgelegt, die so lange und so fest das schreckliche Geheimniß seiner Jugend bewahrt gehalten.
An demselben Morgen, als Cyrill seinen Vater sehen sollte, erschien
Kilometer von einander entfernten Fabriken neben der Bahn, der Papierfabrik und der Kammgarnspinnerei, wurden einige hundert der stärksten Obstbäume, die überreich mit angesetztem Obst behängen sind, niedergeworfen, und zwar öfters mit einem Wurzelballen, der 2 bis 3 Meter Durchmesser hat. Im Orte selbst, und zwar in der Mitte desselben, unmittelbar, uin die Kirche, sind die Verheerungen furchtbar. Dort scheint in einem Kreise von etwa 3—400 Schritten Durchmesser ein Wirbelwind entstanden zu fein; innerhalb dieses Kreises sind die Spuren mit jedein Schritt deutlich, außerhalb desselben aber, etwa 20—30 Schritte von dein Umfang entfernt, ist an Häusern und Obstgärten der Schaden kaum bemerklich. In diesem Rauin sind 3 Gebäude total niedergeworfen und liegen als Schutthaufen auf dem Boden; 4 weitere Gebäude sind in solch gefährlichein Zustand, daß die Bewohner dieselben verlassen mußten und die Gebäude abgebrochen werden müssen. Die Dächer an anderen Häusern sind stark beschädigt, kein Haus ist ohne Verlust von Dachplatten. Schornsteine wurden eingerissen und die steinernen centner- schweren Deckel derselben weit fortgeschleudert. Da und dort sind Gibelwände, die ganz massiv von Backsteinen errichtet waren, 10 bis 15 Fuß von oben herab eingedrückt. Ein Scheunenthor rieß der Sturm mit den Kloben los und führte die eine, etwa 12 Fuß hohe und 4 Fuß breite Hälfte mit in die Lüfte und warf sie gegen den Giebel eines Hauses, den sie einschlug, wobei sie in dein Loch stecken blieb. Grabsteine auf dem Kirchhof riß der Sturm um. Der Schaden an Gebäuden ist auf 24,000 geschätzt, wofür von keiner Seite eine Entschädigung gereicht wird, überdies haben Kirche und Schulhaus einen Schätzungsschaden an deren Dächern von über 3000 -4L In den früher so herrlichen Obstgärten hinter den Häusern sieht es schauerlich aus, hier liegen die Baumriesen kreuz und quer durcheinander und übereinander. In einzelnen Gärten ist kein Baun» inehr vorhanden. In andern liegen die Hälfte oder mehr derselben aus dem Boden, alle reich an kräftigem Obstansatz. Manche Bäume lassen sich wieder aufrichten, viele nicht mehr; manche Bäume, und zwar kerngesunde, mannsdicke Bäume, sind am Stamm wie ein Zündhölzchen abgebrochen, viele Bäume zerschlitzt oder deren Aeste abgerissen. Ein schön gebautes Bienenhäuschen rieß der Sturm darnieder und warf die 14 besetzten Stöcke auf den Boden; der Besitzer hat nicht mehr die Hälfte feiner Völker, da in jedein Stock Tausende von Bienen umkamen. Der Honig tränkte den Boden. Im Ganzen sind 695 Obstbäume sehr stark beschädigt, welche theilweise wieder hergestellt und aufgerichtet werden können. 260 Obstbäume, und zivar sehr kräftige, im besten Ertrag stehend, sind total vernichtet. Der Schaden an Obstbäumen wird auf etwa 80,000 -4L. geschätzt. All diese Zerstörung war das Werk von wenigen Minuten.
Gmünd. Zu dem VUI. württembergischen Landesschießen wurde von Sr. Majestät dein König ein prächtiger gothischer Pokal als Ehrengabe auf Scheibe Württemberg gestiftet.
Waldsee, 7. Juni. Die Brandfülle mehren sich in jüngster Zeit im hiesigen Bezirk wieder in auffallender Weise. Nach kurzer Ruhepause brannte es wieder in der Nacht vom 5. auf den 6. d. in Rätisweiler, Gemeindebezirk U.Schwarzach, wobei ein großes mit Stroh bedecktes Bauernhaus völlig zu Grunde gieng. Beiin Ausbruch des Feuers, mitten in der Nacht, und bei dessen raschen Umsichgreifen konnten die Hausbewohner nur mit Mühe ihr Leben retten und mußten nahezu ihren gesammten Viehstand, 17 Stücke Rindvieh und 5 Pferde, dem Elemente zuin Opfer überlassen. Entstehungsursache, wie gewöhnlich, unbekannt. — Das heftige Gewitter mit Hagel am 31. Mai Nachmittags hat hier nur unbedeutenden Schaden an den Gartengewächsen, dagegen in der Linie Urbach, Molpertshaus, Einthürnen, Jmmenried, Röthsee, Gebrazhofen, Engerazhofen, Herlazhofen, u. s. w. ziemlichen Schaden an den Feldfrüchten angerichtet.
In Meissenheim, Amt Lahr, rückten vorige Woche 6 Wagen mit Zigeunern ein. Dieselben benahmen sich zum Theil so ungebührlich, daß sie sogar Frauen mißhandelten, wenn ihre unverschämten Forderungen nicht erfüllt wurden. Schließlich mußte die Feuerwehr allarmirt werden, vor welcher die unliebsamen Gäste bald wichen.
Kal. Standesamt Calw.
Vom 2. bis 8. Juni 1882.
Geborene.
2. Juni. Emilie Sophie, Tochter des Ludwig Binder, Schneiders.
b. „ Sophie Karoline, Tochter des Martin Hajo, Taglöhners.
das Blatt wieder, und gab seinen Bericht über seinen Angriff auf Juda Murdock.
Der Berichterstatter wies auf Cyrill's Heiinkehr unter so traurigen Umständen hin, und sprach von seiner wunderbaren Aehnlichkeit mit seinem Vater, sowohl im Äußern, wie im Charakter. Dann schilderte er seine Wuth, als er Murdock anfiel und ihn zu tödten trachtete, und wie schwer es gehalten, ihn daran zu hindern. Darauf wurde angedeutet, daß keine gerichtliche Klage gegen ihn würde anhängig gemacht werden, da Juda Murdock mehr Bekümmerniß als Zorn fühle.
Dieser Artikel vervollständigte die Umwälzung der Gefühle. Es begriff sich leicht, wie der Vater jenes Verbrechen hätte begehen können, da der Sohn sich beinahe eines ähnlichen schuldig gemacht.
14. Kapitel.
Endlich wurde Cyrill in feines Vaters Zelle gelassen. Er erblaßte, als er eintrat und seinen Vater sah. Blount empfing ihn mit großer Freude.
Du hast Dich nicht viel verändert, Vater.
Nein. Warum sollte ich auch?
Ich dächte, die Unruhe müßte Dich angreifen.
Ich habe keine Unruhe.
Nein, Du brauchst auch keine zu haben. Du bist unschuldig. Aber diese Menschen haben eine furchtbare Masse von Beweisen gegen Dich zusammen gebracht.
Ja, sie haben Alles gethan, was in ihren Kräften stand — der Eine von ihnen wenigstens. (Forts, folgt.)