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nicht immer gleichbedeutend mit größerem Vermögen ist) durch die Consum- steuer ihre Steuerlast stärker vermindert als den minder Besitzenden, so ist dies sehr begründet, sie haben ja auch den größten Theil an der Steuerlast zu tragen und naturgemäß am meisten an der Consumsteuer zu bezahlen, und selbst dem kleinsten Gewerbetreibenden oder Gebäudebesitzer wird durch die neue Einnahme seine Steuerlast mindestens um so viel erleichert, als seine etwaige Mehrausgabe in Folge der Consumsteuer beträgt. Aber auch bezüglich Derjenigen, welche weder Gebäude noch Grundstücke noch ein Gewerbe besitzen, kann nicht mit Recht behauptet werden, daß sie durch die Consum- steuer zu Gunsten der Besitzenden in Nachtheil versetzt werden. Es ist bekanntlich eine sehr bestrittene Frage, um welchen Betrag der Preis von Bier und Fleisch für das consumirende Publikum durch die Consumsteuer vertheuert wird. Was das Bier anbelangt, so muß unbedingt in Abrede gestellt werden, daß der Preis desselben durch die Consumsteuer vertheuert wurde. Die Bierbrauer, welche derzeit ohnehin schlechte Preise haben, waren durch die staatliche Erhöhung der Malzsteuer gezwungen, ihre Bierpreise zu erhöhen, es wäre dies in Calw bekanntlich schon früher geschehen, wenn die Bierbrauer damit nicht auf den Zeitpunkt der Einführung der Consumsteuer gewartet hätten. Um weniger als 1 Pfennig pr. Glas oder Flasche konnte im Ausschank nicht wohl aufgeschlagen werden und in diesem Betrag ist die Entschädigung für die erhöhte Malzsteuer und die Consumsteuer ohne Zweifel inbegriffen. Für das Publikum ist also durch die Consumsteuer eine Bierpreis-Erhöhung nicht eingetreten. Bestrittener ist die Frage bezüglich der Fleischpreise. Seit Aufhebung der Fleischtaxe ist die Regulirung der Preise lediglich Sache der Metzger. Sie werden dieselben wohl in der Regel nach ihren Einkaufspreisen feststellen, aber ihrem Willen und den: Zufall bleibt es immerhin anheimgegeben, ob wir höhere oder niedere Fleischpreise als in den Nachbarstädten haben. Ob es den hiesigen Metzgern gelingt, einen Theil der Fleischsteuer aus die Viehbesitzer, von welchen sie einkaufen, abzuladen, wie dies in anderen Städten, wo die Fleischsteuer besteht, behauptet wird, wird die Erfahrung erst zeigen, immerhin aber ist auch im Hinblick auf die bei der Steuerfestsetzung stattgefundene Gewichtstarifirung für das einzelne Stück Vieh anzunehmen, daß durch die Steuer sich der Preis für 1 Pfund Fleisch nicht mehr als um 2 Pfennig erhöht und diese Erhöhung muh und wird sich das Publikum gefallen lassen. Wird nun angenommen, daß von armen oder unbemittelten Familien welche weder Gewerbe- noch Grund- oder Gebäude-Besitz haben, pro Woche 2 Pfund oder jährlich 100 Pfund Fleisch verzehrt werden, auf welchen in Folge der Steuer 2 Mark Erhöhung haften und wird ferner angenommen, daß hochgegriffen hier 150 derartige unbemittelte Personen sind, so tragen sie an der Consumsteuer zusammen WO Mk. Dem gegenüber darf wohl daran erinnert werden, daß aus Anlaß der Einführung der Consumsteuer allen bemittelten Einwohnern zu Gunsten der Stadtkasse ihre Allmandstücke entzogen, dagegen aber 185 weniger bemittelten Personen belassen wurden, welche mindestens einen Jahresertrag von 000 Mark abwerfeu würden, nicht zu gedenken des Aufwandes, welchen die Stadt durch Bezahlung von Medikamenten, Nachlaß von Schulgeldern und Aehnlichem nicht blos für ganz Arme, sondern auch für weniger Bemittelte hat. Ist die Geldnoth der Stadt nicht mehr so gar groß, so können diese Wohlthaten, wo nothwendig, noch erweitert werden.
Bei den hiesigen Verhältnissen kann hienach mit Recht nicht behauptet werden, daß durch die Consumsteuer die Armen zu Gun st en der Ver möglichen bedrückt werden.
Nach den Erfahrungen der letzten Monate wird der Ertrag der Bier- und Fleischsteuer per Jahr . . .. 16,000 ^
betragen.
Davon geht ab Verwaltungsaufwand alles zusammen ungefähr (9 o/o) ...... ._150 0 „
bleiben —. 14,500 ^
Dazu kommt von den verkauften und verpachteten Allmand-
stücken Ertrag.. 3000 „
thut — f - 17,500
Dieser Betrag abgezogen von dein seitherigen Stadtschaden von 38,000, resp. 42,000 Mark vermindert sich derselbe auf rund 25,000 Mark und kann hienach vom 1. April 1882 an in Folge Einführung der Consumsteuer und der mit derselben verbunden gewesenen Einziehung der Allmandstücke der' Stadtschaden um ungefähr ein Drittel vermindert werden, oder von 215 Prozent der Staatssteuer auf 144.
Es ist dies zwar immerhin noch ein beträchtlicher Stadtschaden — das IMfache der Staatssteuer — aber sämmtliche Einwohner, welche Gebäude oder Güter besitzen, oder ein Gewerbe betreiben, werden bei Vergleichung des nächsten Steuerzettels mit dem früheren, einsehen, daß ein erheblicher Unterschied zu ihren Gunsten eingetreten ist.
Den meisten Städten, in welchen bis jetzt Consumsteuern eingeführt wurden, ist anfänglich ein Kampf nicht erspart geblieben, aber überall wurde nach der vollzogenen Thatsache Friede in den Gemeinden geschlossen.
Voran die Bierbrauer, welche längst gewöhnt sind, die Steuer-Einbringer des Staates zu sein, haben sich daran gewöhnt, diesen Dienst auch der Gemeinde zu leisten, die Metzger, obwohl diese Last seither nicht gewohnt, mußten auch einsehen, daß sie auf die übrige Einwohnerschaft Rücksicht zu nehmen haben; und daß sie den Kampf gegen ihre mit ihnen die Gemeindelasten tragenden Mitbürger nicht fortsetzen können und so wurde von Eßlingen versichert, daß die dortigen Metzger die Aufhebung der Consumsteuern nicht einmal mehr wünschen würden. Auch bei uns in Calw ist zu hoffen, daß der Friede wiederkehrt, und sich die Einsicht Bahn bricht, daß die Gemeinde- Collegien bei der derzeitigen Sachlage im wohlerwogenen Interesse der Ge- sammtheit der Einwohner nicht anders als geschehen, handeln konnten. Mögen vorstehende Darstellungen dazu beitragen, irrige Ansichten über den Gemeindehaushalt aufzukläreu und bezüglich des entbrannten Streits die Wiederherstellung des Friedens zu fördern! _
Kgl. Standesamt Calw.
Vom 20. bis 26. Januar 1882.
Geborene.
18. Januar. Anna Julie, Tochter des Louis Schill, Kaufmanns hier.
Gestorbene.
21. „ Jakobine Heinrike geb. Mayer, Wittwe des 1 Joseph Schwarz, acw. KnferS
hier, 79 Jahre alt.
25. „ Katharine geb. Fein, Ehefrau des Christian Hütt, Messerschmieds hier, 55
Jahre alt.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw.
Lang- und Tags Holr-Berkarrf.
, Mitt w o ch, »den 1. Februar, l Vormittags 9 jNhr, auf dem (Rathhause Mer aus Müdig und Eichelacker:
340 Stück Langholz meist Forchen II>.u. >V Clnsse mit 228,02 Fm., 11 Stück Sägholz mit 5,32 Fm., 21 forchene und 35 roth- und weiß- tanneneBaustangen mit 11,33 Fm.
Gemeinderath.
Ostelsheim.
Bei der hiesigen Gemeindepflege sind gegen gesetzliche Sicherheit
800 Igark
«uszuleihen.
Gemeindepflege.
Oberreichenbach.
Der
Liegenschaft-Wrkauf
des verstorbenen Johannes Kirn, Straßenwärter von hier, findet am Montag, den 30. ds. Mts., Vormittags 10 llhr auf dem Rathhaus dahier wiederholt statt. Da beiin Zuschlag, welcher nach Umständen an diesem Tage erfolgt,
die unversicherten Glänber mitzureden haben, wollen die Forderungen bis dahin angemeldet werden, widrigenfalls sie später nicht mehr berücksichtigt werden könnten.
W a i s e n g e r i ch t.
Liebelsberg.
Wagnerhol;-- Berkanf.
Ain Mittwoch, den 1. Februar d. I., von Vormittags 10 Uhr an werden aus dein hiesigen Gemeindewald verkauft:
120 St. buchene Klötze von 3—6 Nieter Länge und 15—50 Ctm. mittlerem Durchmesser.
Die Abfuhr ist günstig. Zusammenkunft im Ort.
Den 25. Januar 1882.
Gemeindergth.
MW
Breitenberg.
L-hUckarrf.
Am Montag, den 30. Januar d. I., Vormittags 10 (Uhr, kommen Mus den Gemeindewaldungen auf dem Rathhause hier zum Verkauf:
35 St. Langholz mit 19 Fm.,
39 Rm. buchene Scheiter und Prügel, 84 Rm. tannenes Scheiter- und Prügelhol;;
sämmtliches Brennholz sitzt am Weg. Käufer sind eingeladen.
Den 23. Januar 1882.
Gemeinderath.
Weltenschwann.
Lang- und Brennholz Verkauf.
Am Dienstag, den 31. ds. Mts., Vormittags 10 Uhr, werden aus hiesigem Gemeindewald 97 Stück sorche- nes Langholz mit 57,82 Festm., 30 Stück Birken, welche sich zu Wagnerholz eignen,
60 Stück forchene Stangen, ferner 59 Raummeter Scheidholz,
8 Raummeter Pfählholz, in hiesiger Wirthschaft zum öffentlichen Verkauf gebracht.
Liebhaber sind eingeladen.
Den 26. Januar 1882.
Gemeinderath.
Privat-Anzeigen.
Witdbad.
Gingefangenen Kund betreffend.
Heute Mittag 2'ch Uhr wurde im Stadtwald Wanne ein ^ schwarzer 42cm hoher, 80 cm langer Hund, auf den Ruf „Mohrle" gehend, mit einein großen Hofhund ein Reh jagend, getroffen und eingefangen und kann gegen Entrichtung des Futtergelds und der Einrückungsgebühr in Empfang genommen werden bei
Den
25. Januar 1882.
Stadtförster
Bischer.
Neuhengstett.
450 Mark Meggeld
sind gegen gesetzliche Sicherheit zu haben.
Jakob Iourdan.
Neubulach.
400 Mark
Pfleggeld
hat sofort zum Ausleihen
Roller, Schmied.
Ga. 100 Liter
das Liter zu 10 Pfg., hat abzugeben Ehr. Deyle.
hat zu verkaufen
Neuhengstett.
Einen bereits noch neuen einspännigen
Wagen
Jakob Iourdan.