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gute Ausführung sümmtlicher Ilunnnern im Programm veranlaßt uns den Vortragenden Mitgliedern und speziell auch Ihrem eifrigen Dirigenten unsere vollste Anerkennung zu zollen.
Stuttgart, 18. Jan. Gestern saß auf der Anklagebank des Kgl. Landgerichts ein bei Metalldrucker Bosinger hier in Arbeit stehender junger Mensch, C. Wachter. Derselbe hatte nach und nach für 270 Alk. Messingblech und Abfälle entwendet und der Händler Schwarz schild nebst Frau, sowie die Mitangeklagten Roser, Iaiser und Stricker hätten das Gestohlene theils verkauft, theils in Verwahrung genommen, wissend woher Wächter es nahm. Die Strafen lauteten für Wächter 8 Monate, Schwarzschild 5 Monate, Roser 3 Monate, Jaiser 2 Monate Gefüngniß. Stricker und Frau Schwarzschild wurden freigesprochen. — Ferner wurde wegen frecher Hausdiebstähle die 18jührige Dienstmagd C. Nestle von Altensteig und der 19jährige Bierbrauer Schulz von Wildbad, Elftere zu 1 Jahr 3 Monaten Gefüngniß, Letzterer zu 1 Jahr 7 Monaten Zuchthaus ver- urtheilt. Tie Nestle hatte gegen 80 Mk., der Schulz etwa 140 Mk. seinen Nebengesellen, während sie schliefen, gestohlen. - Ter Letztere hat gegen 8000 Mk. Vermögen.
— lieber zwei Ausgangs der letzten Woche vorgekommene Pferde- diebstü h l e wird dem Ludw. Tgbl. Nachstehendes mitgetheilt: Dem Do- münenpächter Bayha auf dem Liebensteiner Schlosse bei Kaltenwesten wurde am letzten Freitag Abend zwischen 7 und 8 Uhr, wahrend die Dienstboten beim Abendessen waren, ein Pferd sanput Teppich und Zaumzeug aus dem Stalle weggeführt. Tags daraus wurde dasselbe, geführt von Pferdeschlächter M. in Ludwigsburg, von dortigen Verwandten des Bestohlenen in der vorderen Schloßstraße gesehen, ohne daß diese eine Ahnung von dem Vorfälle hatten, bis sie am nämlichen Tage von Hrn. B. persönlich davon in Kenntnis; gesetzt wurden. Mittlerweile aber war das gestohlene Pferd schon an eine die Stadt passirende Zigeunerbande verhandelt und nur der Klugheit seines Vetters dort, der die Zigeuner verfolgte und auch in Stnmmheim ermittelte, hat es der Bestohlene zu danken, daß er wieder zu seinen; Pferde kam, das die Zigeuner nicht unter 200 -/1L abzutreten Willens waren. Unter Beihilfe des Schultheißen von Stammheim gaben diese jedoch das Pferd ab, holten aber das ihrige beim Pscrdeschlächter. Dieser gibt an, das gestohlene Pferd von einem Unbekannten um 25 erkauft zu haben. — Eben diesen Zigeunern wurde am nämlichen Abend inHöpfighei m aus einen; Wirthsstalle ein alter Schimmel entwendet und Tags darauf an den Kleemeister in Ludwigsburg um 12 UL verkauft. — Diele beiden Fälle mahnen Pferdebesitzer zu immer größerer Vorsicht in ihren Stallungen.
Straßb u r g, 13. Jan. Die elektrische Beleuchtung des hiesigen Stadtbahnhofes erfreut sich fortwährend der größten Aufmerksamkeit und Anerkennung sowohl der Laien, als auch der Fachleute, von welch' letzteren viele von weit her hier eintreffen. Wie die Siemens'schen Lampen für Beleuchtung von grotzen Räumen und Flächen, so bewähren sich nunmehr auch die Lampen von Edison für die Arbeits- und Bureauraume. Wie wir bereits gemeldet, kamen die letzteren und zwar 80 au der Zahl in den Bureaus der kaiserlichen Generaldirektion, der Restaurants erster und zweiter Klasse und den Telegraphenbureaus in den letzten Tagen der vergangenen Woche zur Anwendung und dieselben haben den Erwartungen, welche man in sie gesetzt, vollkommen entsprochen. Es sollen nun, sobald eine weitere Dampfkraft zur Erzeugung des elektrischen Stromes vorhanden ist, die sämmtlichen Bureaus und zwar die zu ebener Erde sowohl als auch in; ersten Stockwerke des Bahnhofes Edison'sche Lampen erhalten und mit elektrischen; Lichte beleuchtet werden. Ferner sollen in der Perronhalle an den bereits vorhandenen Gaslaternen sowie auch an den verschiedenen Säulen, welche das Dachwerk der Halle tragen, neben den Lampen von Siemens auch Lampen von Edison und außerdem noch eine Anzahl Lampen von Siemens auf dem Rangirbahnhose angebracht werden. Sobald alsdann in Zukunft die Bureaurüume an; Abend geschlossen und die Beleuchtung in denselben überflüssig, wird die Perronhalle mittelst Edison'scher Lampen beleuchtet, während der elektrische Strom, welcher den Siemens'schen Lampen daselbst ihr Licht gibt, nach den neu angebrachten Siemens'schen Lampen auf den; Rangirbahnhose geleitet wird, um so eine gleichmäßige und volsttändige AuS- nuzung der Dampfkräfte, welche die Maschinen zur Erzeugung des elektrischen Stromes in Bewegung setzen, zu ermöglichen. Es kann angenommen werden, daß, sobald diese Einrichtungen hergeftellt und in Betrieb genommen sind, die Beleuchtung des Bahnhofes durch elektrisches Licht sich nicht theurer stellen werde, als dies seither mittelst Beleuchtung durch Gaslicht der Fall gewesen ist. In Folge der überaus günstigen Resultate, welche die Generaldirektion mit den; elektrischen Licht erzielte, wird von einer Gasröhrenlegung auf den; Centralbahnhofe ganz abgesehen. Auch ein Privater, Maschinenfabrikant Kolb befaßt sich damit, seine ^Werkstätten mit elekrischem Lichte zu beleuchten; es dürste keinen; Zweifel unterliegen, daß noch andere größere Geschäftsleute diesem Beispiele folgen und daß in nicht allzu ferner Zeit auch die städtische Verwaltung au die B eleuchtung der Stadt durch elektrisches Licht wird denken müssen. (Elf.-Lothr-Z.)
V crmifch 1 e s.
— Zu der Frage „Freihandel und Schutzzoll" gibt folgender Brief einen interessanten Fingerzeig, den ein früher in Deutschland studirender Japanese an einen Freund in Deutschland geschrieben hat: Jokuhama, 25. Sept. 1879. Meinen Dank für Ihre freundschaftliche Einführung zu liebenswürdigen Deutschen dieser Stadt; dadurch habe ich Gelegenheit, deutsch zu sprechen und im Klub zu lesen. Ihre Zeitungen beschäftigen sich mit viel Zollsragen und dem Manchesterthum. Oh! wenn Sie Ihren; großen Staatsmann glauben und folgen wollten, er hat d«von die richtige Auffassung. Widerstreben Sie mit aller Macht den englischen Vorspiegelungen, sie bringen immer die Völker ins Verderben. Noch vor 20 Jahren blühte bei uns der Baumwollenbau und Industrie; da kam England, öffnete mit Drohungen und Kanonen (1858 durch Lord Elgin's brutales Auftreten) sich unsere
Häfen, drang uns zollfrei seine indische Baumwolle, Manchester und Maschinengewebe und fertigen Kleider auf, und bald lag der sonst seit Jahrtausenden in den Provinzen Nipon und Sikok (Anno) so blühende Cottonbau und was damit zusammenhing, vollkommen brach und ruinirt und geht obendrein unser Geld zum Land hinaus, und das für eine billige aber schlechtere Wolle als unsere eigen gebaute. Vier Millionen Menschen, früher fleißige und prosperirende Landbauer, Spinner, Weber und Schneider durchziehen jetzt als Bettler und Landstreicher unsere Landstraßen. Oh! machen Sie Ihre Grenzen gegen dergleichen berechnete, als wohlfeil gepriesene Verlockungen fest zu, es geht Ihnen sonst, wie uns im Japanreich. Engländer und Amerikaner arbeiten dann mit Kapital und Maschinen fiir Sie und holen bis auf den letzten Pfennig Ihr Geld. Sans Nagaso, Arzt.
Ob der Japanese oder der freihändlerische Fortschritt Recht hat, darüber klar zu werden, sollte den; deutschen Volk nicht mehr schwer fallen.
Zleber den städtischen Kaushal't.
Mehr als irgend jemals, wurden in der letzten Zeit Gerüchte über den Stand der städtischen Verwaltung verbreitet, welche mit der Wirklichkeit und Wahrheit stark im Widerspruch stehen.
Damit die thatsächlichen Verhältnisse nicht zu sehr verdunkelt werden und durch Verbreitung unrichtiger Behauptungen nicht größere Uebelstände in der Gemeinde entstehen, werden in Nachstehenden; über den Stand der städtischen Verwa'langen öffentliche Mittheilungen geinacht, wie dieselben bis jetzt mir von dei- aroßen Städten ausgegangen sind.
N r m n u u g s-E r g e b n i s s e 18 8 0/81
von
I. tle»
über die etatsmäßigcn
Eiunah m e n:
Einkommensteuer (städtischer Antheil)
Bürger- und Wohnsteuer . . . .
Strafen .......
Steinsatzgelder ......
Fruchtschrannengebühren . . . .
Marktstandgelder ......
Eichgebühren ......
Güterbuchs-Aenderungs-Gebührcn Pachtgelder aus Hofgütern . . . .
„ aus einzelnen Güterstücken .
„ aus Allinandcn . . . .
Rein-Ertrag des Waldes . . . .
Lager- und Platzgeld.
Pachtgeld aus Gebäuden .... Waidgeld und Fischwasserzins Verkaufte Fahrnißgegenstände Zinse aus dem Kapital-Vermögen Außerordentliches . . . . .
3882. 39. 4251. 80. 195. 12. 31. 15. 1241. 87. 500. 61. 121. 23. 77. 40. 3525. —. 22. 72. 49lö 31. 16,127. 71. 128. 50. 724. 22. 730. 08. 159. 67. 3108. 38. 337. —. 35,718. 76.
Ausgaben.
R echts- und Sicherheitspolizeikosten . (Feldmeß- und ^teinsatzkosten, Polizei-, Nacht- und Hoch- wüchter, Standesamt, Arrestantenverpflegung, Feldschutz rc.)
Feuerpolizei-Kosten.
(F-euerlösch-Oleräthschaften, Beitrag zur Feuerwehr, Feuer- schau, BrandversicherungS-Einschätzung.)
Für die Lnndwirthschaft (Farrenhaltung)
Handel und Gewerbe.
(Kosten der Fruchtschranne, der Jahrmärkte rc.) Straßen-, Brücken- und Nferbau -
(Hierunter: Straßenwärtergehalte 2007 Alk., Straßenmaterial 1784 Alk., Pflasterarbeiten 3434 Al., Mauern, Brücken, Dohlen, Schranken 1342 Mark. Frohn- kosten 4328 Alk.)
Zuschuß zur Armenpflege . . - . - -
Brunnenkosten.
Gesundheitspflege .-
(Leichenschau, Jmpfkosten, Zuschuß zun; Krankenhaus.) Zuschuß zur Kirchen- und Schulpflege . . - -
Deßgleichen zur Georgenäums-Verwaltung Gewerbliche Fortbildungsschule . . - - -
Frauenarbeitsschule.-
Straßenbeleuchtung ..-
(Vor Einführung der Gasbeleuchtung waren es 34 Laternen mit 1500 Blark Aufwand, derzeit sind es 78 Flammen.)
Ausgaben bei besonderen Anlässen und Festlichkeiten Stadt-Uhren
Stadtmusik . - -
Steuern aus dem Grund-Eigenthum und Kapitalvermögen der Stadt . . . . .
Aufwand auf das sonstige Grund-Eigenthum
Aufwand auf städtische Gebäude . . . .
</1L L 5285. 22.
537. 18.
317 . 21 .
1470. 24.
13,752. 11.
12 , 000 . —. 681. 58. 1237. 83.
18,000. —. 300. —. 1000 . —. 375. —. 3941. 27.
426. 28. 105. 50. 375. —.
2581. 94. 611. 45. 1078. 23. 64,142. 04.