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welchen eine Belästigung der Kurgäste zu befürchten wäre, keine Zeugnisse auszustellen. >
Die K. Oberämter werden ersucht, gegenwärtige Bekanntmachung mit dem Anfügen in die Bezirksblütter einrücken zu lassen, daß Gesuche, ^reiche nach dem 10. Mürz einkommen, auch wenn sie die oben bezeichnten Notizen enthalten, nur ausnahmsweise und bloß in besonders dringenden Fälle», solche aber, welche die oben bezeichnten Nachweise nicht enthalten, überhaupt nicht mehr berücksichtigt werden.
Den lö. Januar 1882.
_ K. Bad-Be rwaltung.
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
Berlin, 14. Jan. (Reichstag.) Der Antrag von Kayser zur Frei 1 ass u n g des Abgeordneten Dietz wird, weil der Bericht von der Kommission für die Geschäftsordnung erst in einer Stunde vertheilt werden kann, bis dahin zurückgestellt.
Sodann berichtet v. W e d e l l - M a l ch o w über den Zoll-An- s ch l u ß d e r untere n E l b e. Im Namen der Kommission stellt er den Antrag auf unveränderte Bewilligung. Alöller nimmt den Vorschlag der Kommission an, wenn auch die Art un) Weise, wie die Regierung in der fraglichen Angelegenheit vorgegangen, hart und willkürlich gewesen sei. Auch Mei rer (Jena) nimmt den Vorschlag der Kommission an. Laster spricht gegen das unkonstitutionelle Verhalten der Regierung in der Zollfrage. Die Debatte über den Zollanschluß wird jetzt unterbrochen und es beginnt die Diskussion über den Antrag der Geschüftsordmnigskommission, welcher lautet: 1. Aufhebung der Untersuchungshaft gegen Dietz; 2. dem Reichskanzler davon Mittheilung zu machen; 3. den Reichskanzler auszusordern, dem Reichstage vollständige, aktenmäßige Darstellung der Gründe der Verhaftung Dietz's vorzulegen; 4. den Reichskanzler aufzufordern, die Bundesregierungen zu erfuchen, fümmtlichen Gerichten durch Generalverfügung nufzugeben, in allen Fällen, in welchen die Verhaftung eines Reichstagsabgeordneten während der Session erfolgt, dem Reichskanzler davon un- verweilt für den Reichstag Kenntnis; zu geben. Nr. 1 und 2 werden einstimmig angenommen und schließlich auch nach längerer Debatte, an der sich Staatssekretär Schelling, Klotz und Wind t Horst betheiligten, Nr. 3 und 4 mit sehr großer Majorität. Es folgt die weitere Diskussion über den Anschluß der Unterelbe. Nachdem Staatssekretär Scholz gesprochen,^ wird die Debatte bis Montag vertagt. Ter sozialdemokratische Antrag auf Aushebung sämmtlicher im deutschen Reich bestehenden Aus- n a h m e g esetz e, Jefuitengesetz, Sozialistengesetz, Kanzelparagraph, elsässi- fcher Diktaturparagraph, ist jetzt im Reichstag eingegangen. Unterzeichnet babcn auch einige Mitglieder der Fortschrittspartei. Ob ber Antrag bei der beschränkten Zeit noch zur Berathuiig kommen wird, ist sehr zweifelhaft.
Berlin, 17. Jan. Wie wir aus bester Quelle hören, soll eine F r ü h j a h r s - S: e s f ion des Reichstages definitiv beschlossen und die Vorlage über das D a b a k m o n o p o l soweit fertiggestellt fein, daß dieselbe unverzüglich an den Bnndesrath gelangen kann. Auch Bestimmungen über korporative Verbände im Unfallgesetze sind in der Ausarbeitung begriffen. — Die „Post" erklärt, das von der „Germania" gebrachte Gerücht, daß die Stellung des Landwirthfchastsministers L u ci u s erschüttert sei, entbehre aller und jeder Begründung.
Frankrci ch.
Paris, 15i. Jan. Heute wurden in allen Kirchen Frankreichs die öffentlichen Gebete gehalten, welche bei Eröffnung der Session der Verfassung gemäß stattsinden müssen, um den Segen des Himmels auf die Arbeiten des Parlaments hernbzurusen. Für die amtliche Welt würde die Feier in der Notre Dame-Kirche abgehalten. Bei der Feierlichkeit waren die Gerichtshöfe, der Rechnungshof und die übrigen hohen Körperschaften zahlreich vertreten. Von den republikanischen Parlaments-Mitgliedern hatte sich fast Niemand eingenmden, dagegen waren die monarchischen Deputaten und Senatoren, wie Herzog de Broglie, Buffet, Ehesnelong, Herzog de Larochefoueauld, er
schienen. Daß kein einziger Minister gekommen, gab dem Führer der äußersten Rechten, dem Herzog von Larochefoucauld-Bisaclia, zu der Bemerkung Anlaß, daß „die Minister unserem Herrgott den Strike erklärt hätten." Zwei Jn- fanterie-Rrgimenter, Cürassiere, Dragoner und die „Garde Republicaine" zu Pferd und zu Fuß versahen den militärischen Dienst. Die hohen Offiziere hatten sich ziemlich zahlreich eingefunden, aber selbst die zwei Präfekten von Paris, Floquet und Camescasse, glänzten durch ihre Abwesenheit.
tk n g 1 a n d.
L o n d o n, 12. Jan. Eine Depesche aus Neiv-Qrleans besagt, daß der Dampfer „Oxenholme" aus Liverpool sehr beschädigt dort angekommen sei. Der Schaden wurde durch Feuer verursacht, das durch die Explosion einer Höllenmaschine entstanden, deren mehrere in der Ladung verborgen waren. O'Donovan Rossa erklärt sich durch diese Nachricht nicht überrascht, da die Irländer entschlossen seien, alles englische bei jeder Gelegenheit in die Luft zu sprengen. Er wisse, daß auch „Doterel"' durch eine Höllenmaschine in die Lust gesprengt wurde.
Italien.
Rom, 15. Januar. Heute Vormittag fand in dem noch geschmückten Saale, in welchen; der Papst am 8. Dezember v. I. die Heiligsprechung vollzogen hatte, die Verlesung des Dekrets, betreffend die Seligsprechung Alfons d'Orozes statt. Der Papst war dein Herkommen gemäß nicht zugegen.
Rom, 10. Januar. Gegen 4 Uhr gestern Nachmittag verließ der Papst seine Gemächer und begab sich unter dem Vorantritt des heiligen Kollegiums, der hohen Prälatur, des Episkopats und der Würdenträger des Hofes in den Saal, wo am Vormittag die Seligsprechung vollzogen worden war. Gegen 800 Personen waren versammelt, u. A. die Herzogin von Madrid und das diplomatische Corps. Der spanische Botschafter nahm als Vertreter des Landes, den; der Seliggesprochene angehörte, den Ehrenplatz ein. Der Papst betete einige Zeit vor den; Altar, welcher die Reliquien des Seligen umschließt und empfing sodann die Antragsteller der Seligsprechung, welche ihn; nach den; Herkommen Dank sagten und Geschenke anboten. Der Papst erwiderte einige Worte. Die Faqaden der spanischen Kirchen Roms waren illuminirt.
Tages Neuigkeiten.
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ss Von; hintern Wald e. In einem Orte des hintern Waldes besteht die löbliche Sitte, daß sich die Bauern alle Monate einmal bei einem Glas Bier versammeln, um sich über die Aussätze in; landwirthschaftlichen Wochenblatt, das dort mit vielem Interesse gelesen wirttz zu besprechen. So wurde kürzlich in einer dieser Versammlungen der Herbstanbau der Kartoffeln zur Sprache gebracht. Bekanntlich sollen dieselben dadurch drei Wochen früher zur Reise kommen und einen reichlicheren Ertrag liefern. Diesen Herbst find nun da und dort kleine Versuche gemacht worden, und wird wohl der Erfolg davon abzuwarten sein, ehe man in unserer Gegend den Kartoffelbau in; Herbst mit Sicherheit empfehlen darf.
Stuttgart, 10. Jan. Die gestrigen Vorstellungen im Z i r k u s Eorty waren außerordentlich stark besucht. Nächsten Mittwoch, Mittags 4 Uhr wird aus allgemeines Verlangen in dem gut geheizten Zirkus eine Kindervorstellung stattsinden. — Die Menagerie Kaufmann hat Mißgeschick gehabt. Das zweizehige Faulthier, ein prächtiges Exemplar, wie ja in der ganzen Sammlung etwas anders nicht zu finden ist, Ist von Hamburg zwar noch lebend, aber sterbenskrank angelangt und hat, kaum im Käfig untergebracht, auch schon den letzten Seufzer ausgehaucht. Diese Dhiere sind nur schwer in den Menagerien sortzubringen; man vermag ihnen nur in den seltensten Fällen die Blätter des Zekropienbaumes zu bieten, die den; Faul- thiere die gewöhnliche "Nahrung gewähren; an Surrogate gewöhnt sich das Dhier nur schwer. Die Kinder der verschiedenen Gattungen der Schulen treffen in laugen Kolonnen (heute Eßliuger ein.) Von den Volksschülern zahlt der Kops für den Besuch der Sammlung und für eure Vorstellung, nur 20 Pfennig.
gewirkten Blumen und Blättern. Die prachtvollen dunkeln Möbel waren ^ im Rokokostyl gehalten. Tie beiden hohen Fenster schmückten Vorhänge von dunkler Seide/ Auf dem Simse des Kamin's standen Nippsachen,, eine altmodische Uhr, die nicht ging, und künstliche Blumen in großen Vasen. Von dem Plafond herab hing eine schwere Bronzeampel. Die Grundfarbe der Tapeten war roth oder braun ; Goldleisten begrenzten die einzelnen Felder der Wände. Außer der Eingangsthür war eine zweite nicht zu bemerken.
Ich komme mir vor wie Georges Brown in den; Schlosse Avenel, dachte lächelnd der Schauspieler. Wenn sich nun um Mitternacht eine weiße Dame einstellt, ist das Abenteuer vollständig. Ach wäre ich nur dreißig Jahre jünger! In meinem Alter ist der Sinn für Romantik nicht mehr so lebhaft, man wird mit den Jahren realistisch und will in der "Nacht schlafen, vorzüglich, wenn man den Tag auf der Landstraße verbracht hat. An Geistererscheinungen glaube ich nicht, und da ein alter Komödiant keine Hoffnung aus Liebesabenteuer hat, werde ich vor einer Störung wohl sicher sein. Aber wissen möchte ich doch, was es mit der melancholischen Sängerin für eine Bewandniß hat. Eine junge Dame, die eine so vortreffliche Schule und eine so köstliche Stimme besitzt/gehört von Rechtswegen ans das Theater und nicht in ein Haus, das wie ein Ranbnest mitten im Walde liegt. Jung ist die Sängerin, das verräth die klangvolle Stimme; ob sie auch schön ist?
Der Frost schüttelte ihn.
Run gehe zur Ruhe, Alter; es muß schon spät sein. Morgen mußt Du weiter wandern, mußt Deinen alten Leib durch die deutschen Vaterländer tragen, die nicht aus Reisegeld sehen. Ach, Alter und Armuth sind zwei gräßliche Dinge! (Forts, folgt.)
Aus dem Wsldr!
Mit dein alten Förster heut
Bin ich durch den Wald gegangen
Während hell im Festgelänt
Ans dein Dorf die Glocken klangen.
Golden floß in's Laub der Tag Döglcin sangen Gottes Ehre Fast als ob der ganze Haag Wußte, daß cS Sonntag wäre.
Und wir kommen in's Revier,
Wo uinrauscht von alten Bäumen, Junge Stämmlein ohne Zier Sproßten auf besonnten Räumen.
Feierlich der Alte sprach:
Siehst Du über unsern Wegen Hochgewölbt das grüne Dach?
Das ist unsere; Ahnen Segen.
Denn es gilt ein ewig Recht,
Wo die hohen Wipfel rauschen,
Von Geschlecht? zu Geschlecht Geht im Wald ein ewig Tauschen.
War un« Noth ist, un- zum Heil, Ward gegründet von den Vätern, Aber das ist unser Theil Daß wir gründen für die Spätern
D'rum im Forst aus meinem Stand Ist mir'« oft als böt ich linde Meinem Ahnherrn diese Hand,
Jene meinem Kindcskinde.
Und so bald ich pflanzen will Pocht das Herz mir daß ich's merke. Und ein frommes Sprüchlein still Muß ich beten zu dem Werke.
Schütz euch Gott ihr Reißer schwank! Mögen unter euren Kronen Wünscht ihr einst den Wald entlang, Gottesfurcht und Freiheit wohnen.
Und ihr Enkel still erfreut Mögt ihr dann mein Segen ahnen Wies mit frommem Dank mich heut An die Väter will gemahnen.
Wie verstummend im Gebet Schwieg der Mann der tiesergrantc Klaren Änges ein Prophet;
Welcher vorwärts rückwärts schaute.
Segnend auf die Stämmlein rings Sah ich dann die Hand ihn breiten, Aber in den Wipfeln gings Wie ein Gruß au- alten Zeiten.
*) Eingesandt.