M. Jahrgang.
Nro. 8.
Mmtg- unll Intelligenz ökatt für äen Äezir^.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag.
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Donnerstag, den 19. Januar 1882 .
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„Calwer Wochenblatt"
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Amtliche Dekannlmachungen.
Calw. An die Ortsvorstchcr.
Da in den Kreisen der Gewerbetreibenden vielfach darüber geklagt wird, daß die Handlungsreisenden mit Ueberschreitung ihrer Befugnisse Hausirhandel treiben, woraus hervorzugehen scheint, daß die bestehenden Vorschriften über den Gewerbebetrieb der Handlungsreisenden nicht gehörig gehandhabt werden, so werden hiermit in Gemäßheit des Ministerial-Erlasses vom 23. v. Mts. (Minist.-A.-Bl. S. 1) und unter Hinweisung auf die M 44, 148, Ziff. 6 und 7, und 149 Zisf. 1 der Reichsgewerbeordnung und die Ministerial - Bekanntmachung vom 30. Nov. v. I. (Regbl. 470) die Ortspolizeibehörden angewiesen, dem Gewerbebetrieb der Handlungsreisenden entsprechende Aufmerksamkeit zuzuwenden und insbesondere Controls darüber auszuüben, daß dieselben ihr Gewerbe nicht ohne den Besitz einer Gewerbe- Legitimationskarte oder eines Gewerbe-Legitimationsscheines nach § 44 der Reichsgewerbeordnung ausüben, bei der Ausübung nicht unbefugt Waaren mit sich führen und nicht unbefugt Hausirhandel treiben.
Die Polizeiosfizianten sind in dieser Beziehung mit den erforderlichen Weisungen zu versehen und hierüber im Schultheißenamtsprotokoll Eintrag zu machen.
Den 18. Januar 1882.
K. Oberamt.
_ __T l a x l a n d._
W i l d b a d.
Äusmilnne in lins Ärmenbnä.
Tie Oiesuche um Ausnahme in das Armenbad (Katharinenstift) in Wildbad sind spätestens bis 1. März d. I. durch Vermittlung der K. Oberämter, welche die Vorlagen hinsichtlich ihrer Vorschriftsmäßigkeit zu prüfen gebeten werden, portofrei an die K. Badvcrwaltimg in Wildbad einzureichen.
Diese Gesuche sind zu belegen:
1) mit einem gemeinderäthlichen, obcramtlich beglaubigten Zeugnisse, welches zu enthalten hat:
Feuilleton.
Der alte Komödiant.
Novelle von August Schräder.
(Forlsctzung.)
Hier werden Sie ruhen! Es ist unser Gastbett. Gute Nacht, Herr Knöbel!
Noch ein Wort, mein lieber Herr.
Sprechen Sie, sprechen Sie!
Ich bin wie geblendet von der Pracht, die mich umgibt ... die Frage ist wohl verzeihlich; wo bin ich denn eigentlich? Wer ist der Besitzer dieses Hauses?
Andreas hob drohend den Finger.
Haben Sie Ihr Versprechen schon vergessen?
Es ist wahr; aber vertrauen Sie meiner Ehrlichkeit, meiner Diskretion ...
Beweisen Sie jetzt, daß Sie diskret sind.
Ich möchte nur wissen, wem ich zu so hohem Danke verpflichtet bin, wer mich so fürstlich aufnimmt. Der arme Schauspieler, der still auf der Landstraße wandert, der wegen Mangel au Reisegeld über die Grenze gewiesen wird, schläft in einem prachtvollen Zimmer. Das kommt mir wie ein Feenmärchen vor. Passirten mir solche Dinge aus der Bühne, so würde ich nnch nicht wundern ; aber in Wirklichkeit ... das ist doch zu viel!
Halten Sie sich nur an die Wirklichkeit. Nach sieben Uhr komme ich, um Sie zum Frühstücke zu holen. Früher verlassen Sie dieses Zimmer nicht.
s. den vollständigen Namen und Wohnort, das Alter und Gewerbe des Bittstellers;
b. dessen Prädikat, erstandene Strafen, Vermögens- und Erwerbs- Verhältnisse ;
e. eine Nachmessung darüber, daß die zur Unterstützung verpflichteten Gemeinde- und Stiftungskassen den Bittsteller für den Gebrauch der Badekur nicht oder nicht vollständig unterstützen können;
(I. eine Erklärung, daß die uuterstützuugspflichtige Armenbehörde Sicherheit leiste für die Deckung derjenigen Kosten, welche nicht vom Ka- tharinenstist bezahlt werden, z. B. für Her- und Heimreise, für längeren Aufenthalt, für Sterbfall u. s. w.
Da diese gemeinderäthichen Zeugnisse sehr häufig nicht vorschriftsmäßig ausgestellt werden und deshalb zur Ergänzung — oft wiederholt — zurückgeschickt werden müssen, so dürfte es sich für die Gemeindebehörden empfehlen, sich Formulare zu verschaffen, wie sie von der W. K oh lha m mer'schen Druckerei in Stuttgart seit 1881 nach den Angaben der Kgl. Badverwaltung hergestellt werden.
2) mit einem genauen ärztlichen Krankenberichte und nicht mit
einem gewöhnlichen sog. Zeugnisse. Und zwar
g. hat derselbe nicht nur eine möglichst eingehende Anamnese, sondern auch über Entstehung und Verlauf der vorliegenden Erkrankung, sowie über die seitherige Behandlung und den gegenwärtigen Zustand des Kranken die zur möglichst richtigen Beurtheilung des Falles nöthigen Einzelheiten alle genau zu enthalten;
b. auch darf derselbe in allen Füllen, die nicht zum gesetzmäßigen Behandlungsgebiet eines niederen Wundarztes gehören, nicht von einem solchen, sondern muß von einem approbirten ArztS, bezw. höheren Wundarzte unterzeichnet sein.
Die Bittsteller haben die nach vorausgegangener höherer Entschließung erfolgende Einberufung durch die Badverwaltung abzuwarten.
Wer sich früher in Wildbad einfinden würde, könnte nur gegen Bezahlung der Taxe die Bäder gebrauchen und hätte in Ermanglung der erforderlichen Mittel zum Aufenthalt in Wildbad die Zurücklieferung in die Heimath zu gewärtigen.
Es wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß die Dauer des Aufenthalts im Katharinenstift bei den einzelnen Kranken ganz davon abhängt, ob die in den Zeugnissen angegebenen Verhältnisse mit dem Thatbe- ftande bei dem nachfolgenden Erscheinen der Kranken übereinstimmend gefunden werden. Genaue Ausstellung, namentlich der ärztlichen Krankenberichte, ist daher nothwendig und im eigenen Interesse der Kranken gelegen.
Von den Gemeindebehörden wird mit aller Bestimmtheit erwartet, daß ste Leuten, welche nicht zu den unbemittelten gehören, oder solchen, von
Recht gern.
Gute Nacht!
Aber, lieber Herr, ich habe doch nichts zu fürchten?
Was?
Man könnte mich für einen Eindringling halten, für einen Abenteurer, für einen Dieb ...
Es wird Sie, so hoffe ich, Niemand stören.
Sie hoffen es! sagte ängstlich der Alte. Aber wenn man mich dennoch stört?
So hören und sehen Sie nicht, wie Sie versprochen haben. Gute Nacht!
Das war verfänglich. Knöbel hätte gern noch ein Dutzend Fragen an Andreas gerichtet, dieser aber entfernte sich, unbarmherzig seinen Gast in der peinigenden Ungewißheit zurücklassend.
Nun, wie Gott will! seufzte resignirt der Alte. Ich muß mich fügen. J)n Walde kann ich nicht schlafen ... da ich denn doch einmal gezwungen bin, hier zu bleiben, will ich es mir auch so bequem als möglich machen.
2. Im Forsthanse.
Woldemar Knöbel hatte das Nachtzeug angelegt, das er aus seinem Felleisen geholt. Er war vom Halse bis zu den Füßen in gelbe Trikot gekleidet. Das kahle Haupt bedeckte eine wollene Nachtmütze. Der Alte verwendete dieselbe Sorgfalt auf die Toilette der Nacht, als auf die des Tages. Trotz der Armuth des Schauspielers waren alle Gegenstände die er besaß, reinlich und sauber. Das Felleisen barg sogar Schönheitsmittel.
So angethän, stand er in der Mitte des Gemachs, dessen einzelne Gegenstände er betrachtete. Auf dem Boden lag ein schwerer Teppich mit ein-