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hen neuen Bestäube», das an dieser Stelle aufgeführt werden wird. Man rvird kaum fehl gehen, wenn man da» künftige Erträgniß diese« in der schönsten Lage der Stadt zu errichtenden Gebäude» auf 80.000 fl. jährlich schäzt, welcher Betrag durch die Großherzigkeit de« Kaisers den Wohlthätig- keit«vereinen zufließen wird.
St. Petersburg. 28. Dez. Der „Regierungsbote" meldet bezüglich der Katastrophe in der Kreuzkirche zu Warschau: Am 26. Vormittag» 11 Uhr fanden wiederum Unordnungen in den von Juden bewohnten Stadttheilen statt, welche bi« zur Nacht andauerten. Eine große Anzahl 'Ruhestörer wurde verhaftet.
Warschau, 27. Dez. Nach neuester Zählung beträgt die Zahl der -in der Kreuzkirche in Folge eines falschen Feuerlärms zu Tooe g e- >d rückte n Personen 29, die Zahl der Schwerverwundeten 30, der Leichtverwundeten 200. In Folge ves Gerüchtes, daß der falsche Feuerlärm von einem auf einem Diebstahl in der Kirche ertappten Juden herrühre, fand eine Judenhetze statt, wobei mehrere Schänken beraubt und Fenster eingeschlagen wurden; da» Militär mußte die Rahe Herstellen. Da» Unglück in der Kreuzkirche erinnert an die furchtbare Katastrophe, die sich am 8. Dez. 1861 in der Kirche zur unbefleckten Empfängniß in Santiago in Chili zugetragen hat.
Konstantinopel, 29. Dez. Der von Smyrna kommende russische Dampfer „Azoff" fuhr gestern Vormittags den im Bosporus ankernden Postdampfer „Provence" von der Messageries franyaises an, welcher innerhalb 26 Minuten bei einer Tiefe von 37 m versank. Die ganze Mannschaft ist gerettet. Der „Azoff" ist leicht havarirt.
Vermischtes.
— Zu einem Berliner Gerichtsvollzieher kam , wie die „Post" meldet, dieser Tage ein Kaufmann und verlangte alles Ernstes von diesem, daß er einen Grabstein von einem Grabe pfänden solle. Dies war dem Gerichtsvollzieher doch zu viel und er lehnte in entschiedenen Worten diesen Auftrag ab.
— (Jäger-Anekdote.) Als im Jahre 1838 der französische Prinz
d'Enghien beim Herzog in Köthen zum Besuch war, stellte dieser häufig Hühnerjagden an. Der alte Herzog!. Anhalt'sche Förster Wöbke, von dem man sich noch jetzt, wo er seit länger als vierzig Jahren todt ist, die ergötzlichsten Jagd-Anekdoten erzählt, wußte sich dem Franzosen durch Geberden ziemlich verständlich zu machen. Ais er eines Tages die beiden Fürsten aus einem Jagdzuge auf Rebhühner begleitete, stieg plötzlich eine .Fasanenhenne auf, die der Franzose ohne Weiteres niederschoß. Das war dem alten Förster Wöbke doch zu viel. Wülhend setzte er sich in die Kniekehlen und schrie den Franzosen an: Ouneloi rvotturs, cbasser doch in Dreiteufels Namen nicht la ülaäamo!" Der Prinz verstand richtig dieses Jägerfcanzösisch, der Herzog aber konnte vor Lachen kaum zu Athem kommen. Seitdem wird auf den Anhalt'schen Jagden die Fasaueuhenne nicht anders als ^la genannt.
— (Tröstlich) Der Maler S. ist Wittwer und verbringt den ersten Weihnachtsabend allein, nur sein guter Freund V. leistet ihm Gesellschaft. Beide sprechen nur von ihr, die nun am Tische fehlt und V., welcher die Dahingeschiedene gleichfalls sehr geliebt Halle, bricht endlich in Thränen aus. „Muth, Mulh, lieber Freund," ruft ihm der trauernde Wittwer zu, „tröste Dich nur, ich Herraths bald wieder." („Voltaire,")
— (Feine Rache,) Ein alter Junggeselle, der kürzlich in London starb, hinterließ sein Vermögen von 6000 Pfd. St. drei Damen, welche sich alle geweigert hatten, ihn zu heirathen. Der Testator gab als Grund an, „daß er diesen Damen größtentheils die Wahrung seines Glückes im späteren Alter zu danken habe."
Handel und Verkehr.
Eßlingen, 28. Dez. Bei dem heute im Slaatswald Habertsreis im Revier Denkendorf abgehaltenen Holzverkauf wurden sür 2 Nm. buchene Scheiter 20—22 für buchene Prügel 18 bezahlt. Der Ge- sammterlös ergab 10 Proz. über den Revierpreis.
Sum neuen Jakr 1882 .
Die Erde ist bedeckt mit leichten Flocken,
Versunken in de» Winter» langen Traum;
Die Sterne funkeln hell am Himmelsraum,
E« grüßen feierlich die Neujahrsglocken Und mahnen tröstend uns mit jedem Schlage: «Vergeht de» Jahres überwund'ne Plagei"
„Werft hinter euch, was schwer da« Herz bedrückte, «Begrabt des allen Jahres Noth und HarmI"
Wer ist so elend und an Trost so arm.
Daß er nicht hoffend in die Zukunft blickte?
— Nur freud'gem Muthe kann der Sieg gelingen; D'rum wollen wir auf's Neue kämpfend ringen!
«Die Augsn klar, die Mienen frisch und heiter!"
Da» sei die Losung für das neue Jahr;
— Ein fester Wille kräftigt wunderbar,
Mit frohem Sinne kommt man rüstig weiter;
D'rum wolle nicht im Kleinmuth bang verzagen, Magst du auch schwer an Gram und Trübsal tragen.
Wo in der Neujahrsnacht geweihter Stunde Ein Mutteraug' am Krankenlager wacht.
Da nahe sich ein Engel mild und sacht,
Genesung bringend, — lindernd jede Wunde:
Da senke sich auf müde Augenlider
Mit sanftem Schlaf der Gott des Traumes nieder!
Doch wo an weinerfroher Tafelrunde Ein heit'rer Kreis dem Bacchus Opfer bringt,
Wo jubelnd man dem Jahr das Grablied singt In der bedeutungsvollen zwölften Stunde:
Da mög' der Gott des Weins es gnädig machen, Wir wünschen Jedem — fröhliches Erwachen!
— Zum neuen Jahre wünschen wir jedem Leser eine so brave und sparsame Frau wie die Frau Draxelhuber in Wien eine ist. Die begegnet nach den Weihnachtsfeierlagen ihrer guten Freundin, der Frau Stangelmayr und wird gefragt: Womit haben Sie denn Ihrem Mann bescheert, wenn man fragen darf? — O, sagt dis Frau Draxelhuber, ich laß mich nicht foppen. Ich muß mir's freilich von meinem Wirtschaftsgeld absparen, aber was sein muß, das muß sein. Wissen's, mein Mann ist ein leidenschaftlicher Raucher, nichts geht ihm über ein gutes Cigarrl. Da Hab' ich ihm halt drei Monat' lang jeden Abend aus der Cigarren- tasche heimlich eine herausgenommen und wie ich 100 Stück beisammen gehabt, Hab' ich sie schön in ein Kisterl gelegt und Hab' ihn dann am heil'gen Abend damit überrascht. Hätten's seh'n sollen, was sür a närrisch Freud' der Mann gehabt hat. "
K. Standesamt Calw.
Vom 2g. bis 29. Dezember 1881.
Geborene.
25. Dezember. Emma Louise. Tochter des Georg Gustav Essig, Bäckers hier.
Getraute.
26. „ Felix Ignaz Speiser. Schneider aus Siuttgart und Margarethe Lu, aus
Otteubrvuu, hier wohnhaft.
29. „ Ehttstian Danzer, Schullehrer aus Dettingen DA. Urach und Louise Lydia
Stanzer von hier, in Reutlingen wohnhaft.
Gestorbene.
2». „ Christian Jakob Hcldmaier, Taglöhncr hier, 24 Jahre alt.
28. „ Gottlicb Jonathan Michael, Privatier hier, 59 Jahre alt.
Amtliche Dekanntmachungen.
Revier Stammheim.
Nutz- und Brennholz-Verkauf
Dienstag, den 3. Januar, Vormittags 9 Uhr, aus dem Staalswald Glatlstaig:
2 Hagbuchen mit 0,52 Fm., 575 St. Reis- stangen (darunter Hopfenstangen) 255 St. Derbstangen bis über 16 m lang, 44 Rm. buchene, 39 Rm. aspene, 115 Rm. Nadelholz-Scheiter und Prügel, -ca. 4000 St. buchene, 800! St. aspene und eichene , 12600 St.
Nadelholzwellen nebst 5 Loosen Schlagraum.
Günstige Abfuhr nach Calw' und Wildberg.
Zusammenkunft beim Waldecksr Hof.
Erledigte
Straßenwärterstelle.
Kommenden
Dienstag, den 3. Januar, wird die erledigte Straßenwärterstelle in Oberreichenbach zwischen lim 28.5 und 30.8 der Staatsstraße von Calw nach Wildbad wieder besetzt.
Bewerber, nicht über 40 Jahre all, haben sich an genanntem Tag, Vormittags 10 Uhr, mit gemeinderäthlichen Fähigkeits- und Leumundszeugnissen versehen auf dem Rathhause in Oberreichenbach einzufinden.
Calw, den 27. Dezember 1881. Kgl. Straßenbauinspektiou.
Stuppel, A.V.
Calw.
Beklllliltluaihimg
in Betreff der Ordnung in der Neujahrsnacht.
Der hiesigen Einwohnerschaft werden die polizeilichen Vorschriften für die Neujahrsnacht in Erinnerung gebracht, wornach das Schießen innerhalb der Stadt und deren nächster Umgebung, sowie auffallendes Lärmen oder Geschrei, wodurch die Ruhe gestört wird, verboten ist.
Zuwiderhandelnde haben je nach Umständen Geld- oder, Arreststrafe zu erwarten
Das Gingen in den Wirthschasts- lokalen ist ausnahmsweise bis 12 Uhr gestattet, in den Straßen selbstverständlich verboten.
Zuwiderhandelnde werden bestraft.
Die Polizeistunde wird bis 1 Uhr
verlängert, sodann abgeboten; wer beim zweiten Abbieten noch getroffen wird, wird zur Verantwortung gezogen, wenn er sich nicht alsbald entfernt.
Um 2 Uhr müssen sämmtliche Wirthschaftslokale geräumt sein.
Den 29. Dezember 1881.
Stadtschultheißenamt.
Oberreichenbach.
Aufforderung.
Auf Antrag der Erben des kürzlich verstorbenen Straßenwärlers Johannes Kirn wollen die Forderungen mit Nachweis in nächster Zeit angemeldet werden. Auch bittet man, die Zahlungen, die Kirn in den letzten 6 Wochen gemacht, gefälligst mittheilen zu wollen.
Waisengericht.
Vorstand D i t t u s.
'MD»