die Einbeziehung Hamburg« in da« deutsche Zollgebiet; an da« Streben der Regierung nach Herbeiführung eine« ehrlichen kirchlichen Frieden« und die diesbezüglichen bereit« erreichten Erfolge; an hervorragende Ereignisse auf auswärtigem Gebiete, speziell an die erneute Annäherung Rußland« an Deutschland und Oesterreich-Ungarn als Folge der Danziger Entrevue. Der Artikel schließt: „Da» neue Jahr wird un» sicher der Kämpfe und Sorgen in jeder Beziehung viele bringen, doch darf un« zur Beruhigung gereichen, daß selbst im Kampf der Parteien die Krone als festes Bollwerk dasteht und ihre Macht immer tiefer in die Herzen aller Volksschichten dringt. Hierin allein liegt die Bürgschaft für einen wirklich gesunden Fortschritt und hierauf wollen wir denn auch trotz des Kampfe» dieser Tage unsere Hoffnung für eine glückliche Zukunft setzen."
Frankreich
Paris, 27. Dez. Der Major Labordvre ist nun wirklich der Held des Tage« geworden. In einer neuen Wahlversammlung, welche die Radikalen gestern hielten, zeigte Talandier an, daß er von Labordöre einen Brief erhalten habe, worin dieser die Kandidatur für den Senat annimmt. E« scheint sogar, daß er hinzugefügt hat: „eine Ablehnung der Kandidatur würde ihm vielleicht den Schimpf eines Avancements zuziehen." Darnach scheint also der Major Labordere ganz der Mann, sich mit den Intransigenten zu verstehen. „Ich liebe die Elenden," schreibt er weiter, „ich bin den Prinzipien ergeben. Ich gehöre Ihnen an." Sein Brief scheint noch andere Dinge zu enthalten, aber Talandier glaubte sich nicht berechtigt, dieselben zu veröffentlichen. Der Wahlfeldzug wird also jetzt e-nen heftigeren Karcck er annehmen.
Spanien.
Madrid, 29. Dez Im Senat frug der Exminister Lasala die Regierung betreffs ihrer Haltung. falls während des Nichtzusammenseins des Parlaments eine oder die andere Macht die Rechte des Papstes schützen würde. Der Minister der Aeußern antwortete. er wisse nicht. ob irgend eine Nation die Rechte des Papstes zu schützen beabsichtige; er müsse es indeß ablehnen, Erklärungen abzugeben, welche eine andere Nation verletzen könnten. Uebrigens sei die Lage ves Papstes in Rom die gleiche wie damals, als die spanischen Bischöfe anläßlich der römischen Vorgänge interpellüten.
Rußland.
Warschau, 29. Dez. Mit dem Schluffs der Feiertage haben die Ruhestörungen aufgehört. Die Ruhe ist wieder hergestellt; die Vorsichtsmaßregeln sind aber beibehalten. In einigen Straßen ist Militär poftnt. Etwa 1700 Personen sind verhaftet, meist junge Leute.
Nach einer Meldung, welche der Wiener „Presse" von befreundeter Hand aus Petersburg zugeht, befürchtet man dorr allen Ernstes den Ausbruch eines Bauernaufstandes. „Aus ollen Theilen des Reiches erhält die Regierung Berichte: die Bauern beginnen ganz offen auszusprechen, alles Land gehöre ihnen und sei ihnen nur widerrechtlich entzogen. Es sind das Früchte der sozialistischen Propaganda, die Excesse gegen die Juden sind auch von den Sozialisten geplant und das Volk ist zur Ausführung aufgereizt worden. Es wäre das der Anfang. Der Pöbel fand Geschmack an Ausschreitungen und würde bald ein anderes Objekt finden, da die Bewegung nicht gegen die Juden allein, sondern gegen alle vermögende Classen gerichtet ist. Geht die Sache weiter, kommt es, was Gott verhüten möge, zu einem jerer wüsten, grausamen, sinnlosen Aufstände, wie z. B. der Pu- gatschow'sche, so würde die Unterdrückung desselben nicht leicht sein. Man hätte mit einem neuen Faktor zu rechnen, mit den jungen Soldaten, die auch nicht ganz zuverlässig sind. Das Otfizierkorps seinerseits ist verstimmt über das strenge Regiment-des Großfürsten Wladimir und des Kriezsmi- nisters Wannowrki."
Türkei.
K o n sta n t i n o p e l, 29. Dez Die Delegirten der Bondholders versammelten sich gestern zum letzten Male und nahmen, nachdem das Con- vertirungsprotokoll unterzeichnet worden und sie die aufrichtige Mitwirkung der Psorte konstatirt hatten, offiziell von den indirekten Steuern Besitz, welche sie bis zum 14. März der gegenwärtigen Administration überantworteten.
beanspruchte sie „Erstattung sämmtlicher Verbefferungskosten." Es war nicht möglich zu machen — die Ausgaben konnten nicht sondirt werden, weil wir unsere Einnahmen gemeinschaftlich gemacht hatten. Ws dieser Anschlag aus meinen Ruin nicht durchgesetzt werden konnte, ließ meine Frau nichts, nichts unversucht, mich zu kränken und mir msm Dasein zu erschweren. Ich begann, den Entschluß zu überlegen, „nach Amerika überzusiedeln." Was sich Alles in meiner Seele wider diesen Vorsatz auflehnte. kann sich nur der denken, der ein Stückchen Erde hier bewohnt, welches seit Jahrhunderten von seinen Voreltern bewohnt war. Vorgestern erhalte ich ein Briefchen von Leopoldine, worin sie mir sagt:, sie hätte mir Vorschläge zu machen, die me,ne Uebersiedlung nach Amerika unnöthig machten, aber nur mir. nur mir ganz allein unter vier Augen würde sie diese Vorschläge enthüllen. Es war Thoiheit, daß ich darauf einging — aber, tadeln Sie mich — ich hoffte auf weibliche Gesinnungen, wo ich Hyänenwildheit kennen gelernt hatte."
Er schwieg und verfiel in ein trübes Sinnen. Der Rath saß unbeweglich, wie aus Stein gehauen.
„Erlaffen Sie mir die Schilderung der Szene, die begann, als ich in ihr Zimmer eingetreten war, das sie hinter sich verriegelte. Sie bot mir ihre wiedererwachte Liebe an, und erntete meine Verachtung dafür . Sie bot mir ihr Geld u n u m s ch r ä n k twas sie sprach, jede^Wort war Gift und Dolch! Ich wollte sie verachtungsvoll verlassen — die Thür war zu. Endlich gelang es mir, den Riegel zu fassen — sie warf sich auf der Schwelle nieder und klammerte sich um meine Kniee — o, und mit welchen niedrigen Beschuldigungen, mit welchen gemeinen Beschimpfungen
TageSNeu igkeite«.
Stuttgarrt, 27. Dez. Heute Nachmittag hielt der Verein für Bienenzucht vom mittleren Neckar im Hotel Gallmann eine ziemlich zahlreich besuchte Versammlung. die von dem Vorsitzenden Pfarrer Pfäffltn (Mühlhausen) mit einem Rückblick auf die letztjähri- aen. nicht gerade ersprießlichen Erträgnisse der Bienenzucht eröffnet wurde. Durch die Gründung des Landesvereins hat da» letzte Jahr für den würt- tembergischen Bienenzüchter dagegen eine erfreuliche Bedeutung Der Verein vom mittleren Neckar zählt gegenwärtig 132 Mitglieder. 24 mehr als im Vorjahre. Die Vereinskaffe enthält 238,76 -M; die Ausstände belaufen sich auf 138
Göppingen. 27. Dez. Am Christfest zog von hier ein« Gesellschaft junger Leute, zum Theil in Begleitung ihrer Eltern, nach dem eine Stunde entfernten, zu dem Rittergut Filseck gehörenden Charlottensee. um dort zum ersten Male in diesem Winter sich das Vergnügen de» Schlittschuhlaufen» zu machen. Die Eisdecke am Rande wurde begierig untersucht und tragfähig erfunden. Dadurch ermuthigt, fuhren 2 junge Leute sogleich gegen die Mitte des See's. Kaum eine Sekunde später brach das Eis mit ihnen ein. Der Ailtere rettete sich durch Schwimmen wieder an das Ufer; der Jüngere aber mußte, bis an den Hals im Wasser stehend, eine Viertelstunde zubringen, bis von einem benachbarten Hofe Bretter und eine Leiter gebracht wurden, auf denen sich ein junger Mann hineinwagte, welcher den schon fast Erstarrten herauszog.
M e i m s h e i m. 28. Dez. Ein hiesiger Bürger , der am 23 d. M. eine Wirthschaft besuchte, wurde dort von seinem Sohne abgeholt und hierauf derart mit Schlägen traklirt, daß er nach 2 Tagen starb. Die K. Staatsanwaltschaft Heilbronn ist bereits eingeschritten.
Urach. 27. Dez Der Unfug, Bühnenböden unzureichend mit Brettern zu belegen, hat einen hiesigen Scheuernbesitzer das Leben gekostet. Derselbe fiel Samstag Nachmittag beim Herabwerfen von Stroh so unglücklich auf den Kops, daß er sofort bewußtlos war und am Christfest Vormittag starb. Der noch junge Mann hinterläßt eine Wittwe und zwei kleine Kinder.
Heidenheim, 27. Dez. Mit dem Christfest kam auch der Winter und in dessen Gefolge eine flotte Eisbahn. Seit gestern ist bei 12« k. auch der See, wie man die Brenzerweiterung nennt, dick überfroren, und Alt und Jung tummelt sich fröhlich auf dem Eise. Die Bierbrauer beeilen sich, ihren Bedarf an Kellerei» zu decken; die Aktienbrauerei allein hat einen Akkord zur Lieferung von 1500 Wagen abgeschlossen. — Die Ruhe des Festtogsgottesdienstes benützten auch 4 Wilddiebe und schossen 2 Rehe, einen Bock und eine Gair. Am andern Morgen in aller Frühe fuhren sie hinaus und holten ihren Raub, wurden aber bet ihrem Eintritt in die Stadt vom StativnSkomwandanteri gefaßt und ins Gesängniß abgeliefert. Nachdem sie alles gestanden hatten, wurden sie wieder aus freien Fuß gesetzt. Einer der Wilderer ist schon voriges Jahr wegen desselben Vergehens mit 3 Monaten Haft bestraft worden.
Göschenen, 25. Dez. Gestern Abend wurde «ach Durchführung der Gabarit-Maschine auf dem definitiven Geleise nach Airolo gefahren. Die Rückfahrt wurde mit drei Wagen in der fahrplanmäßige» Zeit glücklich ausgeführt.
Wien, 26. Dez. Zur Tröstung der dnrch das Bra» dun glück in Jammer Versetzten ist Ausgiebiges geschehe». Die ganze Stadt hat zusammengewirkt, um besonders den armen zurückgebliebenen Waisen reichliche Weihnachtsbescheerungm zuzusühren. Ein großartiges. hochherziges Weihnachtsgeschenk hat den Bedürftigen Wiens überhaupt der Kaiser gewidmet. Der Kaiser hat den Baugrund, auf welchem d«s Ringtheater gestanden. angekauft. um auf demselben aus seinen Privrttmitteln nebst einer Gedächinißkapelle ein Gebäude aufführsn zu lassen, dessen Erträgniß für immerwährende Zeiten den hiesigen WohtthäligkeilSanstalten und Vereinen zufließen wird. Wenn man erwägt, daß das Rmgtheater sr. Zt. beiläufig 3 Mill. fl. gekostet hat, so erhält man den besten Maßstab für die Beurlheilung der Größ: des kaiserl. Geschenkes und für den Werth des die ganze Länge einer Straße einnehmenden und 3 Straßenfronten bilden
belastete sie mein Leben — mein Zorn überflügelte jetzt jedes Bedenken — ich r-ß sie vom Boden aus und schleuderte sie seitwärts — sie schrie entsetzlich — ich stürzte hinweg, und habe sie nicht wieder gesehen!"
Große Schweißtropfen perlten auf der Stirn des jungen Mannes. Er endete sichtlich verstört durch diese Reminiscenz. Der Rath schwieg lange, dann sagte er kalt und gefaßt:
„Wie wollen Sie aber nun die Verwundung der Frau von Moorhagen erklären?"
„Sie selbst muß sich verwundet haben," entgegnete von Moorhagen ganz rubig.
„Sehr gut gedacht." entgegnete der Rath trübe lächelnd, „wenn der Mord nicht mit diesem Messer — er nahm das seitwärts liegende Mordwerkzeug zur Hand — versucht wäre."
Von Moorhagen schaute ungebeugt auf das blutige Messer. Seine Stirn bewölkte sich nicht und seine Augen strahlten in friedlicher Majestät, als er dann dem mißtrauenden Freunde in die Augen sah.
„Erforschen Sie diesen Umstand, mein Herr — mir ist er unerklärlich, da ich seit Jahren dies Messerchen in meinen Westentaschen zu tragen pflege, um bei vorkommenden Gelegenheiten es zur Hand zu haben."
„Und Sie gestehen zu. daß es unbestreitbar Ihr Messer ist?" fragte der Rath. Von Moorhagen zögerte. Ein Blitz fuhr aus seinen Augen.
„Ich müßte zu einer bestimmten Erklärung darüber das Messer genau und ohne die häßlichen Blutflecke sehen," warf er schnell hin.
„Das ist eine Recognition späterer Zeit," entschied der Rath kurz und legte das corpus äelioti sorgsam bei Seite. (Fortsetzung folgt.)