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Nro. 151
Samstag, den 24. Dezember 1881
56. Jahrgang.
Mnladnng ziim Abonnement auf das „Calmer Wochenblatt".
Mit dem 1. Januar >882 beginnt der 57. Jahrgang des Caiwer Wochenblatts. Dasselbe bringt in der bisherigen Form die amtlichen und die politischen Nachrichten, sowie die interessantesten Taqes-Neuigkciten in sorgfältiger Auswahl und in einer die Ueberstcht erleichternden Zusammenstellung, außerdem Berichte über Handel und Verkehr, Frucht-, Hopsen-, Woll- und Vtehmarkiberichte, und unter der Rubrik „Gemeinnütziges" allerhand für Haus- und Landwirthschast belehrende Notizen, Das Feuilleton, das der Unterhaltung der Leser gewidmet ist, bringt nur ausgewählte, wirklich gute und spannende Erzählungen, und kleinere unterhaltende Mittbeilungen.
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Politische Nachrichten
Deutsches Reich
— Die „Germ." sagt betr. des Artikels der „N. A. Ztg." über die Wirkung der letzten Neichstagswahlen rc. auf das Ausland: Nächstens werden wir wohl noch das Schauspiel erleben, daß dem Reichstage die Frage gestellt wird, ob er nicht die „Nordd. Allg. Zkg." wegen Beleidigung des hohen Hauses verfolgen lassen wolle. Wir sind nicht liberal, schwärmen nicht für den Parlamentarismus und verkennen keineswegs die Schattenseiten des Reichstages. Aber wir fragen doch, was mit diesen injariösen Vorwürfen allgemeiner Natur erreich! werden solle? Wir könnten sie nur zweckmäßig finden, wenn man auf einen Versassungskonfllk! Hinaussteuern wollte. Aber in diesem Fahrwasser sind wir doch noch nicht. Wir werden es also nur mit der nutzlosen Entleerung einer zeitweiligen Verstimmung zu thun haben, durch welche nichts Anderes gefördert wird, als die Erbitterung uiitz Verwirrung. Noch unangenehmer berührt es uns aber wenn das offiziöse Blatt wiederum das Ausland als Autorität sür unsere inneren Angelegenheiten hereinzieht. Wenn wirklich die augenblickliche Situation im Innern jenseits der Grenzen so großen Eindruck gemacht hätte, dann wäre es unverantwortlich von der „Nordd.", durch solche Jeremiaden die Position Deutschlands zu verschlechtern Aber wir können diesen offiziösen „Dunst und Dampf" und halten uns einfach an die Thatsache, daß Gottlob die Stärke Deutschlands groß genug ist, um uns bei der Bewegung im Innern der Rücksicht aus die Nachbarn zu entheben. Will man aus Furcht vor dem Ausland in der Kinderstube Grabesstille kommandiren, so möge man nur gleich die Diktaturruthe hinter dem Spiegel heroornehmen. Zehn Jahre nach den beispiellosen Siegen werden aber die deutschen Wähler schwerlich begreifen, daß sie bei ihrer Stimmabgabe nach Petersburg, Paris und London schielen müßten.
Berlin, 2t. Dez. Die Provinzial-Korrespondenz" begleitet die Nach
richt von der Ernennung des Bischofs von Fulda mir folgenden Worten: „Im Interesse der katholischen Landesangehörigen ist es mit Freude zu begrüßen, daß durch dar vertrauWSvolle Entgegenkommnn der Kurie wiederum einer der verwaisten Bischofssitze einer geordneten Verwaltung entgegengeführt ist." — In einem Artikel „Wahlen und Beamte" wendet sich die „Provinzial-Korrespondenz" gegen den von den Gegnern der Regierung erhobenen Vorwurf, der Minister des Innern habe die erhabene Person des Monarchen in den le denschastiichen Wahlkampf gezogen, und sagt: „Du.ch die Botschaft wollte der Kaiser seine persönliche liebereinstimmung mit der Politik seiner Minister kundthun, aber sein? parlamentarischen Lehrer wollen es nicht hören. Ein König, sagten sie, habe keine Meinung, ein parlamentarischer König müsse über den Parteien stehen. Aber, Gott sei Dank, w>r haben keinen parlamentarischen König, wir haben unfern preußischen und deutschen König auf Grund» unserer Verfassungsgeschichte. Die jetzigen Minister aber verstecken sich keineswegs hinter dem Schild des Kaisers, sie bekämpfen ihre Widersacher mit eigenen blanken und scharfen Waffen ; nur trennen und scheiden lassen sie sich nicht von ihrem Kaiser, so lange er selbst zu ihnen stehen will."
Italien.
Rom, 20. Dez. Der Senat genehmigte heute mit 197 gegen 142 Stimmen das Wahlreformgesetz das nach den Ferien der Deputirlenkammer zur nochmaligen Berathung zugehen wird. — Die „Agenzia Stefani" meldet ausKairo: „In Suez fand ein M i l i t ä r a u s r u h r statt, bei welchem auch feindselige Absichten gegen das italienische Konsulat zu Tage traten, weil die Aufrührer die irrthümliche Ansicht hegten, daß ein Italiener an der Ermordung eines ägyptischen Soldaten Tycil genommen habe. Die Negierung wurde telegraphisch um entschlossene Maßregeln ersucht. Die Rave in Suez ist augenblicklich wieder hergestellt. Der Kommandant des „Affondatore" ist angewiesen worden, sich zur Verfügung des italienischen Generalkonsuls de Martins zu stellen."
Feuilleton.
Der Tanbenthurm.
Eine Novelle aus der Criminalpraxis.
(Fortsetzung.)
So lange der Criminalrath bei seinem Freunde geweilt hatte, war der Verdacht, entkräftet durch seine Versicherung, gewichen. Kaum befand er sich wieder allein und unter der nachhaltigen Einwirkung der ersten Scenen in von Moorhagen's Zimmer, so brach sich derselbe wieder siegend Bahn und er erwartete mit fieberhafter Ungeduld den Aufgang der Sonne, der ihn an den Ort der Thal führen sollte.
Der Doktor fuhr endlich vor und beide Herren traten unter sehr verschiedenen Empfindungen den Weg zum Landhause an.
„Gott gebe, daß die Dame noch lebt und im Stande ist, Auskunft über die Art und Weise ihrer Verwundung zu geben," sprach der Rath mit etwa» bedrücktem Tone.
„Man sieht, Sie nehmen Partei für den Mörder," entgegnete der Doktor sarkastisch lachend. „Solche Stoßseufzer habe ich noch nie von den Lippen unsere« Großinquisitors vernommen. Wenn e« der gnädigen Frau Gesundheit gestattet, Hochwohlgeborner, so gebe ich die Erlaubniß zu drei Fragen, hören Sie, drei Fragen I Ueberlegen Sie sich nun diese drei Fragen; es geht Ihnen aber bei Gott wie dem dummen Hans mit seinen drei Wün
schen, die Gelegenheit ist vorbei, wenn Sie nicht klüglich diesen Fragen eine ganze Enthüllung zu Grunde legen." Der Rath lächelte trübe zum Scherze des Doktors.
„Ich habe gestern Abend von Moorhagen noch ausgesuchtmeinte er leichthin.
„Und der leugnet, nichts natürlicher, als das."
„Nein, er versicherte mir. auf sein Ehrenwort, nichts von dem Attentate auf das Leben seiner Frau zu wissen," sprach der Beamte erregter.
„Und Sie alter Criminaltst glaubten diesem Ehrenworte? Das ist kurios?"
„Von Moorhagen ist mir stets als ein Muster des ehrwürdigen alten Adels erschienen," sprach der Rath zurechlweisend.
„Alter Adel pflegt aber sonst lieber auf altadeligen Schlössern zu hungern. als Goldschmiedstöchter mit vollen Geldbeuteln zu heirathen," spottete der Doktor.
„Ich kenne die Dame wenig," meinte der Rath, „von Moorhagen ist mir in früheren Jahren lieb geworden und erst durch seinen jetzt in der Stadt genommenen Ausenthatt wieder näher getreten. Ob Liebe oder Berechnung den jungen Edelmann zu dieser Mesallianz verleitet hat, ist mir unbekannt."
„Nun, mindesten» müßte e« eine seltsame Liebe, eine Katzenltebe gewesen sein, denn mit Zank und Streit hat'« begonnen und mit Blut scheint'« zu enden."
Wege« der Christfeiertage erscheint das nächste Blatt am Mittwoch.