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Amts- unä Intekkigenzbkntt für äen Aezir^.
Nro. 148.
Samstag, den 17. Dezember L88S.
36. Jahrgang.
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Mnla-nng z»in Abonnement ans das „Calwer Wochenblatt".
Mit dem 1. Januar 1882 beginnt der 57. Jahrgang des Calwer Wochenblatts. Dasselbe bringt in der bisherigen Form die amtliche» und die politischen Nachrichten, sowie die interessantesten Tages-Neuigkeiten in sorgfältiger Auswahl und in einer die Ueberficht erleichternden Zusammenstellung, außerdem Berichte über Handel und Verkehr, Frucht-, Hopsen-, Woll- und Viehmarkkberichte, und unter der Rubrik „Gemeinnütziges" allerhand sür Haus- und Landwirthschaft belehrende Notizen. Das Feuilleton, das der Unterhaltung der Leser gewidmet ist, dringt nur auSgewäblte, wirklich gute und spannende Erzählungen, und kleinere unterhaltende Mittbeilungen.
NE" Als Gratis-Keikage erhalten unsere Abonnenten in diesem Quartal den für unsern Bezirk bearbeiteten Lisenbllsta-Wiater-Fllstrtoaxkaa. gGM- Annonce» in unserem im Kezirke verbreitetsten Kkatte, an das sich in staät unä Lanä seit vielen Jahren ein scher Leserkreis gewöhnt hat, sind in der Regel vom besten Erfolge, und wird für dieselben bei ein- oder mekrmakiger Wieäerstoknng Koster Rabatt gewährt. Wir laden darum das aeebrte Publikum freundlichst ein, sich unseres Blattes zu Annoncen mit der Zuversicht des Erfolges zu bedienen. Annoncen, die nicht Vormittag»
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Wolitifche Nachrichten
Den t s ch eS Reich.
Berlin, 13. Dez. Der Reichstag erledigte nach wenig erheblicher Debatte die an die Budgetkommission verwiesenen Theile der Eisenbahn- Verwaltung nach den Anträgen der Budgetkommission. In der nun folgenden Diskussion des Anrrags auf Errichtung eines Reichstags-Gebäudes spricht iich Reichsnsperger gegen den vorliegenden Bauplan als unzweckmäßig und als eine ungerechtfertigte Verschwendung aus und plaidirt für den sogenannten kleinen Königsplatz; am meisten ewvfehle es sich, jetzt gar nicht zu bauen, sondern abzuwarten. Er beantragt Ueber- weisung an eine Kommission von 14 Mitgliedern. Gegen die Vorlage sprechen noch Perrot und Ludwig, dafür Stauffenberg und Gerwig. Staatssekretär v. Bötticher erklärt, daß der Reichstag heute nur über den Bauplatz entscheide. Mit übergroßer Majorität (dafür alle liberalen Gruppen, Konservative und ein erheblicher Theil des Centrums) nimmt das Haus unter Ablehnung des Antrages auf Kommissions- berathung die Vorlage an.
— Am Donnerstag ist nach Ablauf der ersten vier Wochen der Reichstagssession die Wahl der für diese Zeit sungirenden Präsidenten zu erneuern. Die Parteiblätter fordern die Reichstagsmitglieder auf, an diesem Tag möglichst vollzählig in der Sitzung zu erscheinen. Es heißt, v. Le- vetzow habe wenig Neigung, die Präsidialgeschäfte sortzuführen; konservative Blätter enthalten hierüber nichts. — Der Abg. Frhr. v. O w ist in die Berussstatistik-Kommission gewählt worden.
Berlin, 15. Dez. Die Interpellation Hsrtling, betr. die Erweiterung der Fabrikgesetzgebung, wird Sonnabend beantwortet werden. Es heißt, daß Bismarck dieselbe beantworten wird. — Die Liberalen beabsichtigen, das -Präsidium des Reichstags durch Akklamation wiederzuwählen. (Frkf. Ztg.)
Italien.
Rom, 13. Dez. (Kammer.) Zeffaii frügt, ob Mancini anläßlich des Brandes in Wien dem Schmerze der Italiener Ausdruck gegeben habe. Der Schmerz sei um so lebhafter, als die Wiener Bevölkerung jüngst noch Beweise herzlicher Sympathie dem KönigSpaars gegeben habe. Mancini antwortet, Robilant sei beauftragt, dem Schmerze des Königs, der Königin und der Minister in geeignetster Weise Ausdruck zu geben. Bei dem Brande sind keine Italiener verunglückt
Rom. 14. Dez. Macaluso, welcher den Revolver in die Kammer schleuderte, ist vom Korrektionstribunal zu einjähriger Haft und einjähriger Jnternirung aus der Insel Jschia, sowie zu 200 Franks Geldstrafe ver- urtheilt worden.
sEingesandr.)
Hornberg. Alpen an sicht. In Nro. 141 ds. Blattes befindet sich die höchst interessante Mittheilung, daß in Breitenberg am 27. Rov. längere Zeit, hervorragende Partieen der Schweizeralpen sichtbar waren. Unterzeichneter erhielt erst in diesen Tagen Kunde hievon und- kann nun nicht umhin, seine gleichzeitigen Wahrnehmungen, sowie feine Uebereinstimmung init der in genanntem Artikel enthaltenen mnthmaßlichen Bezeichnung der hervortretenden Gebirgsstöcke zum öffentlichen Ausdruck zu bringen.
Die Situation hiesigen Orts für die Fernsicht nach Süden ist gleich günstig wie die Breitenbergs, so daß in dieser Hinsicht auf die Darlegung in Nro. 141 verwiesen werden kann.
Schon am frühen Morgen des 25. Nov. war der Horizont gegen Süden außerordentlich klar und die Lust so rein, daß die Basaltkegel des Hegaus in ihren schroffen Umrissen mit bloßem Auge deutlich sichtbar waren; durch ein ziemlich starkes Auszugfernrohr erblickte man dahinter eine hoch- aufgerichtete Wand mit glänzend weißem Saume, welche mit dem Alpengebirge, wie es der Einsender von Bitz ans oft gesehen, eine frappante Aehn- lichkeit zeigte und auch sogleich dafür angesehen wurde. Mit jedem Sonnen-
Feuilleton.
Der Taubenthurm.
Eine Novelle aus der Criminalpraxis.
(Fortsetzung.)
In diesem Momente wurde oben eine Thür gewaltsam aufgerissen, Männerschritte schallten und ein gellender, gräßlich durchdringender Schrei durchzitterte das ganze Haus. Richard stürzte wild die Treppe hinab.
„Was ist geschehen? Um Gotteswillen I" schrie Theodore ihm entgegen. Er blieb nicht stehen, rief aber im Vorbeieilen laut:
»Es ist ein entsetzliches Weib — ich gehe, mir einen Winkel zu suchen, wo ich mich verbergen kann; mag sie zur Hölle fahren, woher sie entstammt istl"
Mit Blitzesschnelligkeit war er draußen, schwang sich auf's Pferd, und flog den Weg zur Stadt hinab.
So hatte ihn Theodore noch nicht gesehen! Eine fürchterliche Angst schnürte ihr die Brust zu und raubte ihr jede Willenskraft. Sie trat hinaus in's Freie und schauete ihm nach. Eine schmerzliche Trauer, aber auch eine unendliche Liebe lag in dem Blicke, womit sie seine Spur verfolgte — da schallte ein eben so greller, als herzzerschneidender Schrei, wie vorher, durch des Hauses Räume und weckte das arme Mädchen aus ihrem unthätigen Nachsinnen. Tief ausseufzend machte sie Anstalt hinaufzugehen, wo die traurige Nothwendigkeit ihrer wartete, ein krampfhaft aufgeregtes, halb wahnsinniges Weib zu beruhigen.
Wer kann es ihr verargen, daß sie langsam und widerwillig jeden Schritt zählte und sich nicht beeilte, hinaufzukommen, daß sie mit gleichen Empfindungen die Thür aufstieß, die nur angelehnt war. Aber, welch' ein Anblick wartete ihrer! Leopoldine. ausgestreckt auf der Erde liegend, überschwemmt von Blut, das ihr vom Halse Herniederrieselle, mit dem Tode ringend, schon starr und kalt und ohne Bewußtsein —.
Ohne einen Laut des Schreckens und rasch übersehend, was noch that, stürzte Theodore zu der Unglücklichen nieder und preßte ein Taschentuch auf die Wunde am Halse, der noch immer unaufhaltsam das klare röche Blut entriesklte. Dann erst rief sie nach Hülfe und blieb in derselben Stellung eine volle Stunde, bis der herbeigeholte Arzt sie erlöste und die Ader kunstgerecht verband, welche sie durch ihre rasch ergriffene Maßregel wenigstens verstopft hatte. Aber das Leben Leopoldinens schwebte dennoch in der höchsten Gefahr, sie hatte sich verblutet, bevor Theodore zu ihrer Hülfe herangekommcn war.
Was war vorgesallen? Wer war der Thäter dieses Mordes? Der Doktor war der Erste, der diese Fragen aufwarf und mit Späherblicken nach dem Instrumente forschte, mit welchem der Schnitt am Halse. unbestreitbar in der nicht ganz gelungenen Absicht denselben zu durchschneiden, vollführt war.
Es muß nach seiner Ansicht ein sehr scharfes und spitziges Messer oder ein Dolch gewesen sein. Zuerst suchte man vergeblich, dann aber entdeckte man mit Erstaunen in einem sehr zierlichen kleinen Messerchen, das blutgetränkt in der Spitzengarnirung von Leopoldinens Kleide hing, die Waffe, die man sich groß und gefährlich gedacht hatte. »Richard v. Moorhagen"