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56. Jahrgang.
Auf äas „Cakwer Moc^enökalt"
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Die Redaktion und Expedition des „Calwer Wochenblatts."
Amtliche Kekunntmachungen.
Calw. An die Ortsvorsteher.
Lrl. betr statistische Erhebungen in Bezug auf die Unfall- Verficherung der Arbeiter.
Unter Hinweisung auf den Erlast des K Min steriums des Innern vom 12. Nov. 1881 in obigem Betreff (Minist. A-Bl. S. 329) erhalten die.Ortsoorsteher in diesen Tagen die bezüglichen Schreiben an ine Be- tnebSuntermhmer in derjenigen Anzahl, welche der seinerzeitigen Angabe über die Zahl der in den betreffenden Gemeindebezstken befindlichen Be- triebsaniagen entsprechen, mit dem Auftrag, diese Schreiben den Betriebs- Unternehmern sofort zuzustellsn und beim Äbholen der Tabellen seiner Zeit darauf zu achten, daß den bezüglichen Anordnungen nachgekommen wird.
Den 19. Nov. 1881. K. Oberamt.
F l a x l a n d.
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Nov. Dis Thronrede, mit welcher Fürst Bismarck im Auftrag Sr. Mas. des Kaisers den Reichstag eröffnet hat, kommt der neugewählten Versammlung mit Vertrauen entgegen, legt derselben ebenfalls nahe, Vertrauen zu den Absichten der Neichsregierung zu haben, und venälh in keiner Weise, wie dos ja nicht anders zu erwarten war, irgend eine Enttäuschung über den Ausfall der Wahlen, wohl aber wird an e nigen Stellen einer irrthümlichen Auffassung der Absichken der Rtichsregierung, welche vielfach in der letzten Wahlcampagne in Reden und Zeitungsartikeln zu Tags getreten ist, entgegengekreten. So wird vor allem entgegen anderweitigen Behauptungen betont, daß die neue Zoll- und WirthschastSpolitik gute Erfolge aufzuweisen habe, und dost die in Folge der neuen Zölle eingetretene Steigerung der den Bundesstaaten zu überweisenden Beträge sich höher belaufe, als die Steigerung der Malrikulärbeiträge. Der Hamburger Zpllonschluß wird als eine erfreuliche patriotisch-nationale Sache erwäbnt, welcher der Reichstag seine Zustimmung nicht verweigern werde. Conso^m mit früheren Aeußerungen des Reichskanzlers wird das Gesetz über die Verlängerung der Legislaturperioden mit Berufung auf die Noth- wendiqkeit einer Aenderung einfach wieder vorgelegt. Sehr warm gehalten ist der Passus über die sozialpolitischen Vorlagen. welche dem Reichstag zugehen werden. Der Kaiser erklärt es für seine kaiserliche Pflicht, dem Reichstag die Förderung des Wohles der Arbeiter ans Herz zu legen, ja er spricht die Hoffnung aus, dereinst das Bewußtsein in das Grab mik-
nehmen zu können, daß er dem deutschen Vaterland dadurch dauernde Bürgschaften seines inneren Friedens hinlerlaffe, und erklärt die Fürsorge für die Hilfsbedürftigen gleichsam als eine Krönung der Erfolge, mit welchen der Allmächtige seine Regierung so sichtlich gesegnet. Betont wird ferner die Uebereinstimmung der verbündeten Regierungen in den auf das Wohl der Arbeiter gerichteten Bestrebungen. Die Schwierigkeit der Aufgabe wird nicht unter'chätzt, aber die Aufgabe selbst sei unabwciebar für ein auf christlichem Fundament stehendes Staalswrsen. Angedeutet wird, daß sich die staatliche Fürsorge an bereits vorhandene oder noch zu schaffende korporative Gestaltungen anschließen kann. ein Gedanke, welcher ein Entgegenkommen gegen vielfach geäußerte Wünsche der Centrumrpartei und der Konservativen bedeutet Auch das Programm der Steuerreform wird im Wesentlichen sestgehalten, die Entwicklung der indirekten Abgaben zum Zweck der Abschaffung drückender direkter Steuern und der Entlastung der Gemeinden wird vorangestelll, und als Mittel hiezu eine Vorlage über dar Tabaksmonopol und über Getränkesteuern angekündigt. Die hieraus flüssig werdenden indirekten und deßhalb weniger drückenden Einnahmen sind zur Erleichterung der direkten Staats- und Gemeindelasten, also auch in Staaten, wo ein Defizit vorhanden. zur Deckung dieses wesentlich nur durch direkte Steuerzuschläge aufzubringenden Defizits bestimmt. Mit einer gewissen Emphase weist die Thronrede den Bezicht zurück, als ob riese Reformen mit reaktionären Hintergedanken verbunden wären; der Zweck derselben sei einzig und allein, den künftigen Generationen das Reich auch finanziell gefestigt zu hinterlassen. Nochmals erklärt der Kaiser, daß er sich zur Jnangriff rahme dieser inneren gesetzgeberischen Aufgaben vor Gott uno Menschen ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Erfolg verpflichtet halte, um dann auf das weniger dornenvolle, lichtere Gebret der auswärtigen Angelegenheiten Überzügehen. Nicht ohne berechtigten Stolz hebt die Thronrede die erfo'greichs Arbeit auf diesem Gebiet hervor, welche Deutschland die Segnungen des Friedens bisher erhalten hat und auch für die Zukunft verspricht. Als Friedensbürgschasten werden dis Begegnungen von Danzig, und Gastein angeführt, ein nKrer Beweis der von gegenseitigem Vecrr- uen getragenen Beziehungen der drei Kaiserhöfe; ober auch die Beziehungen zu ollen ande-en Mächten seien die freundlichsten, weil der Glaube an die friedliebende Zuverläßigkeit der deutschen Politik bei allen Völkern Bestand gewonnen habe.
Berlin, 20. Nov. Die Wahl des konservativ-klerikalen Präsidiums hat in Regierungskreifin angenehm berührt. Die Wahl eines Präsidiums Staufsenberg sollte mit allen Kräften verhindert werden. Nach der „National-Zeilung" ist die gesammke Aktion Bismarck'» zunächst vertagt und sollen dem Reichstag sozialpolitische Vorschläge nicht unterbreitet werden; der Gedanke zu machender Vorschläge bezüglich der Einsetzung eines Ministeriums Frankenstein oder Bennigsen wird als „vertagt" angesehen. Die Entscheidung wird erst nach den nächsten Landtagswahlen erfolgt. In diesem Sinne soll sich der Reichskanzler dem K r o n p r i n z e n gegenüber ausgesprochen haben. Die Vorbereitung der Auflösung des Reichstags wird als Mittelpunkt aller vom Reichskanzler ausgehenden Züge betrachtet.
Am 16 fand beim Reichskanzler ein Essen statt, zu welchem
Feuilleton.
Die schöne Math».
Novelle von August Schräder.
(Fortsetzung)
VII.
Entdeckungen.
Der nächste Morgen brach an. Herr Ezabo war die Liebe und Güte selbst. Er vermied es, Kathi zu sehen, denn er fürchtete sie in Verlegenheit zu setzen. Mit Ungeduld erwartete er den Fischer — aber Lojos kam nicht. Mehr als einmal ging er in den Garten hinaus, aber es zeigte sich kein Kahn auf der ruhig strömenden Save. Auch der Korpora! war nicht zu sehen, er hatte sich in die Stadt zum Appel begeben.
„Ich hatte den armen Mann mit Unrecht im Verdachte", flüsterte der Apotheker, als er an dem Pavillon vorüberging; „ich will ihn dafür entschädigen, er soll nicht in das schwarze Noß Jetzt kann ich sicher sein, daß er mir nicht schadet!"
Der gute Witiwer hätte die ganze Welt so glücklich sehen mögen, als er selbst war. An der Einwilligung des Vetters LajoS zweifelte er nicht einen Augenblick, und Kathi's Einwilligung hatte er ja — er konnte die schöne Köchin schon als seine Frau betrachten.
Ter Vormittag verfloß wie gewöhnlich. Nach Tische machte Herr Czabo sein Mittagsschläfchen. Liese Zeit b> nutzte der lange Niklas, um bei Kathi zu sondiren, wie es mit dem Korporal stehe. Er schlich in die
Küche, um seinen Kaffe zu holen. Als Einleitung zu der Unterhaltung erzählte er die Neuigkeit, baß man der Gräfin Andiasy, der gefährlichen Revolutionärin, auf der Spur sei. Man wisse bereits, daß sie sich nach Sem- lin gewendet habe, um von hier aus über die Grenze zu flüchten.
Kathi hörte s-tweigend zu, ohne sich in ihrer Arbeit stören zu lassen. Niklas entfernte sich wieder. Die Geringschätzung der Köchm erbitterte ihn.
„Ich werde Soldat," dachte er; „aber ehe ich gehe, spiele ich der Jungfer noch einen Streich!"
In einer fieberhaften Aufregung, und kämpfend mit der Angst vor Verralh, stieg Kathi um drei Uhr die Treppe hinan, um nach der Hausordnung dem Advokaten Ferenz den Kaffee auf das Zimmer zu bringen den sie auf einem Präsentirtrller in den zitternden Händen trug. Leise trat sie ein, weil sie wußte, daß der junge Mann um diese Zeit arbeitete. Ruhig blieb sie flehen, als sie hörte, daß der Advokat in dem Nebenzimmer, dessen Thür weit geöffnet war, auf- und obging und mit lauter Stimme las:
Da stand urplötzlich eine hohe Frau
Wie einst Johanna d'Arc im Schlachtgewühl.
Die Menge ward begeistert, denn so schön War selbst die gottgesandke Jungfrau nicht!
„Ein Dichter," dachte Kathi, und verhielt sich ganz still, denn es war das erste Mal seit langer Zeit, daß sie wieder Verse hörte, sie, die selbst als Dichterin bekannt war.
Der Advokat fuhr begeistert fort, da er sich allein wähnte:
Du bist die Gottgesandte, hohe Tochter Des würdigen Andrafy, denn Dich schmückt
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