für die älteren Mitglieder ebenfalls in Aussicht genommen und werden weitere Theilnehmer willkommen sein. Es handelt sich bei diesem Turnen selbstverständlich nicht um Kunst und Kraftübungen an den Geräthen, sondern es werden nur einfache leichte Frei- und Geräthe-Uebungen vorgenommen . die Keinem schwer fallen werden. Anmeldungen nimmt der Vorstand sowie jedes Mitglied des Turnvereins ent aeg-n
Toges-Neuigkeiten.
Wildberg. 14. Nov. Der um 12 Uhr hier abgehende gemischte Zug mußte heute 1 km oberhalb hiesiger Station stehen bleiben, da an der Lokomotive eins Kurbelstange gebrochen war. Um 1 Uhr erst wurde der Zug durch eine Neservemaschine aus Calw weiterbefördert. — Gestern Nacht um 11 Uhr ertönte die Feuerglocke. In Gültlingen war ein Brand ausgebrochen. Noch ehe die hiesige Feuerwehr ganz nach Gü t- lingen kam. war das Feuer von den einheimischen Kräften in Verbindung mit der Holzbronner und Deckenpfronner Feuerwehr bewältigt. Doch kannten 2 Wohnhäuser und 2 Scheuern ab. Das Feuer soll in einer Scheuer aurgebrochen sein.
Stuttgart. 16. Nov. Mit dem Schlüsse der Woche wird eines der bedeutendsten Geschäfte, die mit der Ausstellung in Verbindung gestanden , auch formell beendigt werden können, die Lotterie. Es erübrigt dann nur noch ein Geschäft: die nach Neujahr zu erwartende Schlußrechnung der Ausstellung im Großen und Ganzen, die Beschlußfassung über den Ueberschuß. Für diesen Zweck wird die große Kommission zum letzten Mal zusammentreten. — Es ist der Gedanke angeregt worden, den N t l loschen Thiergarten in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. In einigen Wochen wird die Grundbedingung für die Existenz der Anstalt, reichliches Wasser, zur Verfügung stehen. Die Luge des ganzen Areals ist günstig; die Thiere können leicht gegen Nordwinde geschützt werden. Das ganze Terrain läßt sich ohne erheblichen Aufwand gärtnerisch sehr gut anlegen. Las Areal beträgt 4>/z Morgen; es ist ziemlich gut zusammenhängend und läßt sich ohne Schwierigkeit nach Wunsch abrunden. Der Thierstand hat sich in neuester Zeit beträchtlich vermehrt und qualitativ bedeutend erhöht. Ohne alle Mühe und mit geringen Kosten ließe sich ein Aussichtspunkt von großer Beoeutung errichten. Es handelt sich entfernt nicht um einen zoologischen Garten im Style von Frankfurt, Köln, Amsterdam u. s. w., sondern nur um Erhaltung eines Institutes, wie es mit den bescheidenen Kräften eines für die Sache eingenommenen Privatmanns seit etwa 10 Jahren in unserer Stadt unterhalten wird. Daß diese Anstalt für Alt und Jung von großem Interesse, für alle Schulen höchst werth- voll und für Künstler und solche, die es werden wollen, unentbehrlich ist, bedarf keines Beweises. Gerade in dem mäßigen Umfange, den cs gewonnen, ist cs genügend und hat es Aussicht, seine Kosten zu decken.
— Stuttgart, 16. Nov. Gestern Vormittag stand der 30 Jahre alte verheirathete Buchhandlungsgehilfe Anton Metz aus Schleiz wegen Gotteslästerung vor Gericht. Derselbe ist Sozialdemokrat seit 10 Jahren und glaubt, wie er sagt, nicht an Gott. Am Tage vor den Wahlen im vor. Monat kam er Abends spät in die I. Wirlhschaft in der Querstraße Nr. 7, woselbst er sich mit seinem Begleiter zuerst über die Wahl unterhielt, auf die Pietisten schimpfte und in Verbindung damit alsdann nicht wiederzugebende gotteslästerliche Worte ausstieß Von seinem Begleiter wurde er gebeten, still zu sein, doch der Angeklagte wiederholte die beschimpfenden Worte noch öfters und zwar einigemale so laut, daß die Umsitzenden sie hörten und mehrere Aergerniß daran nahmen. Schließlich ließ der Eine einen Schutzmann holen, der den Gotteslästerer verhaftete. Bei seiner Durchsuchung fanden sich Wahlaufrufe für Dulk in der Tasche, von denen er nicht wissen und sagen will, wie von wem und wozu er sie erhielt. Die gotteslästerlichen Worte bestreitet er gesagt zu haben, resp. er behauptet, so betrunken gewesen zu sein, daß er damals nichts von sich wußte, also unzurechnungsfähig war. Dich wird jedoch von Zeugen bestritten; das Gericht oerurtheilte ihn zu 6 Monaten Gesängniß
Ludwigsburg, 14. Nov Heule Mittag zwischen 3 und 4 Uhr hat der Stangenschießer T r o st e l von Heutingsheim, Vater von 5 uner
zogenen Kindern. auf hiesigem Bahnhof auf eine schauderhafte Weise sein Leben eingebüßt. Er war im Dienste beschäftigt und war dem einen hier kreuzenden Güterzug Nc. 308 glücklich ausgewichen, als ihn der schnell daher brausende ErgänzungSgüterzug Nr. 309>/r in der Nähe des hiesigen Güterbahnhoss erfaßte und ihm nacheinander Füße und Arme überfuhr, daß er alsbald den Geist aufgab. Die Leich; wurde in das hiesige Hospital verbracht und die Eisenbahndirektion hat sLnellstens einen Vertreter hierher beordert, um von dem llnglücksfalle Kenntmß zu nehmen.
Baden, 17. Nov., Morgens 8 Uhr. S. K H. der Großherzog haben auch die letzte Nacht größten TheilS ruhig schlafend zugebracht, es wiederholte sich die leichte Transpiration, worauf das Thermometer aus 36,8 sank. Puls 78. Zustand durchaus befriedigend
Au» dem Großh. Mecklenburg, 14 Noo. Ja Sternberg wird am 16. d. M. der gemeinsame Landtag der beiden Großherzogthümer Mecklenburg eröffnet werden. Der wichtigste Antrag der Regierung ist eine Mehlforderung von jährlich 300.000 für die Kosten der Justizreorganisation. Diese ward vor 2 Jahren mit einem Luxus und einer so gänzlichen Nichiberücksichtigung aller Geloausgaben, von denen man im übrigen Deutschland kaum einen Begriff haben dürfte, bewerkstelligt. Jedes kleinste Städtchen von kaum 3000 Einw. erhielt ein eigenes Amtsgericht, um nur möglichst viele Sinekuren für Beamte zu schaffen, überall wurden neue kostbare Gebäude gebaut und die Gehälter oller höheren Beamten wurden absichtlich um ein Drittel höher als in Preußen bemessen. Und die Folge davon ist, daß jetzt schon ein jährliches Defizit von 300.000 entstanden ist, welches der Landtag decken soll.
— Aus London wird geschrieben: Am Freitag Abend war bei dem Juwelier und Diamantenhändler E. W. Street in New-Bondstreet eine große Versammlung von Geologen, Männern der Wissenschaft und Schriftstellern, um sich den unter dem Namen „Porter Nhodes" bekannten Diamanten in seinem natürlichen Zustande anzusehen, sowie eine reiche Sammlung von anderen Diamanten und Edelsteinen im geschossenen wie im rohen Zustande unter dem Einflüsse des elektrischen Lichtes zu besichtigen. Der „Porter Nhodes" Diamant, welcher Name der des Eigenthümers des kostbaren Steines ist, wurde am 12. Februar vorigen Jahres in einem der Gruberrschachten des Mr. Nhodes in den KimberOy Diamant-Gruben in Südafrika gefunden. Der Stein ist nicht so groß wie der berühmte „Koh-i-noor", hat aber immer den Umfang einer mittelgroßen Wallnuß und ist auf 100,000 Psd. St. geschätzt.
Dublin. 17. Noo. Gestern Abend wurden durch eine Dynamitexplosion an Bord des Dampfers Severn, der von Bristol nach Glasgow unterwegs war. 0 Personen getödtet und 43 schwer verletzt. Der Dampfer wurde mit zertrümmertem Verdecks nach Kings- town buasirt. _
Handel und Verkehr.
Backnang. 16. Nov Tie Zufuhr zum gestrigen Monats- viehmarkt war nicht besonders stark, was schon die Jahreszeit mit sich bringt, indem in dieser der Handel, mit Ausnahme des Fettviehes, flau ist, namentlich dieses Jahr, wo die Futteroorräths überall bescheiden sind und Käufer zurückhalten. Fettvieh war wieder gesucht. wozu sich ziemlich viele Käufer eingefunden hatten. Angefleischte Ochsen von 30—42 Karolin wurden viele auigekaust. Die Preise blieben sich gleich. Ganz schwere Ochsen fehlten gänzlich. In den anderen Viehgattungen war wenig Umsatz. Milchschweine gingen im Preise zurück, man kaufte das Paar von 16 -24 _
K. Granoesuwt
Vom 11. bis 17 . November 1881.
Geborene.
10 November, Albert Eugen, Lohn des Johann Georg Wackenhuth, Mechanikers hier.
14. „ Lonife Pauiine, Tochter des Karl Gottlieb Beutclspacher, Oberamts-
dieners hier.
15. , Lvuisc Sophie Tochter deS Matthäus Mayer, Walkmcisters hier.
Gestorbene.
11. „ Hermann Otts. Sohn des Jakob Staudenmcyer, Gypsermeisterö hier,
2Vr Jahre alt.
1b. „ Gottlob Eble, Gürtler ledig hier, 67 Jahre alt.
Kalhi verhüllte mit der Schürze ihr Gesicht und schien still zu weinen.
Herr Czabo war wie vernichtet. Er konnte nicht einmal seinen Zorn an Niklas auslossen, denn der lange Mensch hatte nicht gelogen, er hatte sich nur getäuscht. Da stand nun die schöne Kathi weinend vor ihm, er hatte sie schwer beleidigt. Was würde er darum gegeben haben, wenn er seine Worte hätte zurücknehmen können.
„Kathi," sagte er, „weine nicht, ich glaube Dir. Wenn ich in meiner Entrüstung ein wenig zu weit ging, so geschah es, weil ich Dir wirklich gut bin, weil ich alle meine schönen Pläne zertrümmert glaubte, die ich in Betreff Deiner Person entworfen habe. Gieb mir Deine Hand, Kathi!"
Während sie mit der rechten Hand irnmcr noch die Schürze vor die Augen hielt, reichte sie ihm die linke.
„Bist Du wieder gut, mein Kind?"
Sie nickte mit dem Kopfe. Herr Czabo streichelte die kleine, weiße Hand.
„Höre, Kathi." flüsterte er ganz leise, „Du hast bei dieser traurigen Gelegenheit die Gefühle kennen gelernt, die ich für Dich hege. Ich weiß selbst nicht, woher sie gekommen sind. aber ich habe sie einmal. Antworte mir. Mädchen, kannst Du Dich entschließen, sür immer bei mir zu bleiben, willst Du" — er sah sich erst nach der Küchenthür um, dann neigte er sich an ihr Ohr und flüsterte ganz leise — „willst Du meine Frau werden?"
Kathi schien hinter ihrer Schürze heftiger zu weinen. Dem Comman- danten wollte fast das Herz zerspringen. Er brachte seinen Kopf dem ihrigen noch näher, dabei fiel der Federhut zu Boden. Der gute Mann bemerkte es kaum, denn feine Lippen hatten den Sammt der Wange Kathi's
, > , ganzen Körper.
„Mädchen," lallte er berauscht, „o, so beantworte mir doch: willst Tu meine Frau werden?"
Er suhlte, daß Kathi seine Hand leise drückte. Er zog die Hand der Köchin an seine Lippen.
„Mädchen. Du mußt meine Frau werden I" stammelte er. „Entscheide Dich, ich kann ohne Antwort nicht von Dir gehen! Ja oder nein?"
„Sprechen Sir mit meinem Vetter!" flüsterte sie.
„Kalhi. zeige mir Dein Gesicht!"
Er wollte die Hand mit der Schürze zurückziehen; sie aber sprang mit einem Satze in die Kammer und schloß die Thür hinter sich.
Herr Czabo rieb sich vergnügt die Hände.
„Ich soll mit ihrem Vetter sprechen!" flüsterte er entzückt vor sich hin. „Das ist eine Einwilligung in bester Form. Ja, liebe Kathi, das wird morgen geschehen!"
Er ergriff seinen Federhut, verließ, auf den Zehen schleichend, die Küche und ging in sein Zimmer. Der glückliche Wittwer hatte gefürchtet, daß er vor Unruhe würde nicht einschlasen können — jetzt verscheuchte das Glück den Schlaf. Gegen Morgen übermannte ihn der Schlummer. Er sah im Traume Kathi; sie trug ein seidenes Kleid und einen kostbaren Federhut. und er selbst hätte daraus wetten mögen, daß sie nie eine Köchin gewesen sei.
„Der arme Mann!" dachte Kathi in ihrer Kammer. „Gott verzeihe mir, daß ich eine solche Rolle mit ihm spiele, daß ich ihn so arg täuschen muß. Aber meine Freiheit, vielleicht mein Leben steht auf dem Spiele — ich kann nicht anders, wenn ich mich nicht verrathen will I
(Fortsetzung folgt.)