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Nro. 131.

Dienstag, den 8. November 1881 .

36. Jahrgang.

Politische Nachrichten

Deutsches Reich.

Berlin, 6. Nov., 3 Uhr 45 Min. DieNordd. Allgem. Ztg." schreibt: Fortschrittler und die verwandten Liberalen behaupten, daß sie bei den Wahlen einen p o l i t i s ch e n S i e g ersochten und die anti libe­ralen Be st rebungen zurückqewiesen worden seien. Um einen poli­tischen Sieg zu erringen, müßten politische Streitfragen vorliegen und auf die Entscheidung des Reichstages harren. Die dem Reichstag vorzulegen- den Entwürfe sind rein w i r t h s ch a f t l i ck e r Natur. deshalb folgt aus einer etwaigen Gruppirung politischer Parteien im Reichstage noch nicht«, woraus zu schließen wäre, wie sich die Mitglieder bei der Entscheid­ung thatsächlich vorliegender wirthschastlicher Fragen qruppiren werden. Die gewählten Abgeordneten nach politischen Gruppen eintheilen und da­nach das numerische Stärkenverbä tniß bei den Abstimmungen der nächsten Seision berechnen wollen, sei daher müßige Spielerei. Es heißt, daß Bismarck mit Beginn der Reichstagrsession hierherkommt. In hiesigen diplomatischen Kreisen werden die Nachrichten betreffs Ueberrulhme de« auswärtigen Amtes durch Andrassy als verfrüht an­gesehen. Stöcker'« Entlassung als Hoiprediaec bestätigt sich bis jetzt nicht Ich höre, daß Bismarck zu den hinterpammerschcn Industriellen bemerkt hat, der Kronprinz hätte sich bereits im vorigen Jahre m i ß- billigend über S t ö ck e r's Agitation ausgesprochen und er, der Kanzler, sei düser Anschauung beigetreten

Schweiz.

Bern. 2. Nov. Aus Eolowbier (Neuckatel) ist an den Bundesrath beriätel worden, daß dort in der Kasernr bedauerliche Ausschreitungen vor- gekommen seien. Die zu einer Schießübung dorthin beorderten Mannschaften hatten schon unterwegs in den Eisenbahnwagen sich ungebührlich betragen; schwer betrunken rückten die meisten in d e Kaserne ein, andere kamen zu spät. Dre Wache wurde gestürmt, das Schilverhrus umgestü zt, ja, es würben gegen die Offiziere Todesdrohungen ausgestoßen. Augenblicklich ist die vom Bundesrath angeortwte Untersuchung im Gange; eine strenge Straie wird nicht ausbleibea. zumal da in letzter Zeit schon Aehnliches unter den Milizen vorgekommen ist.

Frankreich.

Pari«. 6. Nov, 4 Uhr 17 Mm. Nachm Die G a m b e tt a'schen B l ä l t e r beurtheil n F e r r y's gestrige Rede sehr günstig und halten nur den einen der Negierung gemachten Vorwurf für berechtigt, daß sie das Parlament nicht früher einverief, um das Lmd arozuklären und sich die nöth'gen Kredite bewilligen zu lassen. Grävy empfing heute Vor­mittag Eon st ans, mit dem er eine lange Konferenz hatte. Die Ei Nenn­ung Constali's zum Generalgouverneur von A gerien wird für sehr wabr- schemlich gehalten. Sollte» nach der Bildung des neuen Kabinets die Kammern vertagt werden, so will die äußerste L uke die Einsetzung einer Primaner-Kommission von 33 Mügliedein verlangen Die 6 in die Kammer gewählten Pariser Gemeiaderäthe beschlossen als solche am l.8. Nov. zu demlisionircn. also unverzüglich nachdem der Gemeinderath seinen Delegirten für vte Senatorenwahlen gewählt hat

Da« .Journal des De mis" schreibt über die Lage in Tunis: Heute

hat die Republik nach Absendung von 50.600 Mann das nördliche Tunesien zurückgewonnen und Tabarka und Biserta auf der Nord-, Tunis und Ko- letta, Sfox und Gabes auf der Ostseite besetzt und das Thal der Med- scherda wieder freigemacht, und endlich Kef und Kairuan besitzt. Frank­reichs Uebergewicht ist anerkannt, seine industriellen Unternehmungen sind gesichert und jeder Franzose, der in Tunis sein Glück machen will, hat freies Spiel. Damit soll man sich begnügen. Zwar sind die Vortheile etwas lheuer erkauft, aber sie sind nicht zu verachten, vorausgesetzt, daß die Fehler vom Juni 188l sich nicht wiederholen und ein neuer Aufstand her- vorgerusen wird.

Der General Saussier wird zunächst die Umgegend von Kairuan von Marodeurs säubern Man hat zwei Araber erschossen, welche den Franzosen als Courier« dienten, aber dabei mit ihren Landsleuten Einverständnisse ge­pflogen haben sollen. Ihre Leichen wurden zur Abschreckung durch Kairuan geschleppt.

Die Entschädigungs-Ansprüche für die durch das Gemetzel bei Saida geschädigten oder geiödtelen Personen sind nunmehr angemeldet. Dieselben betraqeu im ganzen 4 790.0OO Fr., von denen man jedoch 1,190,000 als aus Uebertreidunq beruhend betrachtet. Bei dem Gemetzel sind nicht weniger als 196 Spanier unv ein Franzose umgekommen, und die zur Ent­schädigung der betroffenen Familien auSgeworsene Summe beträgt eine Million Franken. Auch in Sfax sind große Entschädigungsansp.üche an­gemeldet worden; die zu ihrer Untersuchung eingesetzte internationale Kom­mission hat sich aber unter eigenihümlichen Verhältnissen aufgelöst, oder ^ vielmehr: die französischen Mitglieder, gerade die unentbehrlichsten, haben sich zurückgezogen Die geschädigten Einwohner hatten nämlich zuerst aus­gesagt.daß Ali Ben Khalifa und seine Verwandten die Plünderungen vorgenommen hätten" ; als sie dann aber nicht die gewünschte Entschädig­ung erhielten, haben sie der Kommission die Anzeige gemacht daß nicht Ali Ben Khalifa und die Araber, sondern daß französische Soldaten die Plünderer gewesen wären. Der französische Bevollmächtigte. der diese Anzeige fürauf Rache wegen nicht befriedigter Ansprüche beruhende Ver­leumdung" erklärte, hob die Sitzung auf und erklärte, keine andere mehr Hallen zu wollen. Man kann sich sehr wohl denken, daß die Geschädigten zuerst die A-aber fälschlich deßhalb beschuldigt haben, weil sie dann auf eine entgegenkommendere Haltung der französischen Kommissäre rechneten. Ais sie sich in dieser Erwartung getäuscht sahen, hatten sie keinen Anlaß mehr, dre Wahrheit zu verheimlichen. Daß Sfox durch französische Sol­daten geplündert worden, ist durch unparteiische Berichte nachgew'.esen.

England

London. 3. Nov. Das Boycottiren ist noch immer rm Westen Brauch, und leider nehmen auch die Ausweisungen ihren Fortgang. Bei einer Operation letzterer Art gab es vergangene Woche in der Graf­schaft Maya einen argen Kamp»; die amtirenden Polizisten, 50 an Zahl, wurden von einem wülhenden Bauernhaufen, der. um die Polizisten vom Gebrauch der blanken Waffe und de« Schießgewehrs abzuhallen, eine Reihe Weiber und Kinder vor sich ausgestellt halte, mit einem furchtbaren Steinhagel überschüttet. Erst nachdem 3 Polizisten schwer, die meisten anderen leicht verwundet worden waren, und nachdem sich die wiederholten

Feuilleton.

Die schöne Kathi.

Novelle von August Schräder.

(Fvr:s tzung )

Ein Mann stieg aus. Vorsichtig befestigte er das Fahrzeug, und nach­dem er sich noch einmal überzeugt, daß der Strom es nicht loSreißen konnte, schtug er den Weg noch der Baumgruppe ein. Erschreckt blieb er stehen, ms er die weiß« Uniform erblickte.

Wohin?" fragte ter Soldat.

Zu Herrn C,abo, mit dem ich Geschäfte habe!" war die Antwort.

Der Mann wollte seinen Weg forlsetzen.

H li!" rief Jano«.

Was wollen Sie?" fragte fest der Mann.

Ich bin em kaiserlicher SoldatI"

Da« sehe ich."

Doch wer sind Sie, der Sie in der Dunkelheit auf diesem ungewöhn­lichen Wege zu meinem Winde wollen?"

Iw bin der F.jcher Lajo«. dessen Nichte in der Apotheke al« Köchin dient. Ties ist mein aewöh-licher Wea» wenn ich sie nach vollbrachtem Tagewerk besuchen will der Besitzer hat ihn mir gestattet."

.Loja« s,g«a S>e?" fragte d r junge Monn, ver durch Nikla« bereit« aus den B lte: ver Köch-i, amme kiam gem-.chl worden war. we wir wissen."

L-j » rst mein Name. Ich Hube k i. en Grund, thn zu verschweigen."

Wenn ich nicht irre, standen Sie vor drei Jahren noch im Dienste der Gräfin Thekla Andrasy "

Dem Fischer schien vor Schrecken die Sprache vergangen zu fein.

Und wenn das wäre?" fragte er nach einer Pause.

Dann würde ich Dir. mein alter, treuer Lajos. als einem Freunde die Hand reichen. Kennst Du meine Stimme nicht mehr?"

Mein Gott," stammelte der Fischer,bei dem Namen der Gräfin steigt eine Erinnerung in mir empor doch nein, ich kann es nicht glau­ben, es ist nicht möglich I Ein Graf Esthi-"

Steckt in der Uniform eines österreichischen Korporals; es ist die volle Wahrheit. Du weißt, ich diente als Oberst tm Görgey'schen Corps_"

Ich weiß ich weiß!" sagte der Fischer.

Wir mußten die Wcff n strecken. Dann wurden wir als gemeine Soldaten den österreichischen Reaimentern einverleidt. Seit drei Tagen hat man mich zum Korporal aoancirt, weil mein Eifer im Dienste Beloh­nung erhalten sollte. Doch, wir veiplaudero die Zeit, und denken nicht on da« Wichiigste. Folge mir in da« Gartenhaus, man könnte uns hier belauschen."

Nach einigen Minuten befanden sich die Männer in dem Zimmer.

! Der Ko poral zündete das Licht wieder an.

Ja. bei Gott." rief Lajos. als er dar Gesicht de« Soldaten sehen konnte.Sie sind es. Herr Gras! Ach, ich muß weinen, daß wir uns unter so traurigen Umständen Wiedersehen!"

Der Greis trocknete sich die nassen Augen. Der junge Gras sch ok ihn gerührt an ferne Brust. ^ ^

Lajos. ich w«.ß bereit« Alle» ich habe st« erkannt k O, meine