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durch die Post bezogen im Bezirk 2 Ui 30 ^, sonst in ganz Württemberg 2 Ui 70
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Für G,l» »bonniit man bet der Redaktion, auewstrt« bet den Voten »der der nSchstgclegenen Poststelle.
Die Einrückung«» . gebühr beträgt S ^ ^ für die vierspalttg» Zelle oder deren Raum.
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Samstag, den 5. November L88I
56. Jahrgang
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
— Berlin, 2. Noo. Die Provinzialkorrespondenz sagt bei Besprechung des Wahlergebnisse«, dasselbe sei im Ganzen hinter der Erwartung der Regierung zurückgeblieben. Wie die parlamentarischen Verbälinisse sich demselben gestalten würden, hänge von der Stellung der Fraktionen unter einander und zur Regierung zu einzelnen großen Fragen ab Die Regierung sei nach wie vor von der Heilsamkeit ihrer Bestrebungen im Interesse des Volle« überzeugt und werde trotz gesteigerter Schmierigkeiten auf deren Verwirklichung bedacht sein. Je zerfavrener im nächsten Reichstage die Pariheien bezüglich aller positiven Schöpfungen voraussichtlich seien, desto mehr werde man erkennen, daß eine wirkliche Förderung des Volkswohls nur im festen Anschluß an die Regierung möglich sei.
— Berlin. 2. Nov. Den Abendblättern zufolge reiste Staatsminister Bötticher nach Varzin.
England
London, 3 Nov. Die „Times" erfährt, daß die Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen England und Frankreich nicht unterbrochen worden, sondern nur bis zum Ende der Woche vertagt sind.
Italien.
Rom. 1. Noo. Das Königspaar ist heute Morgen im besten Wohlsein in Monza eingetroffen. Auf der Reise wurde es überall, besonders in Mailand begeistert begrüßt. Mancini verblieb in Mailand, Depretis setzte seine Reise nach Stradella fort.
Rußland
Petersburg, 2. Nov. (Indirekt) Der Gouverneur von Minsk wird.krimi.nalrechllich belangt werden. Se»t 2 Jahren schwebt ein Civil- proz-ß gegen ihn wegen starker Beeinträchtigung der Bauern durch Willkür- liche Entziehung von Ländereien. Die Beweise sollen sich nunmehr derartig gravirend herausgestellt haben, daß die Angelegenheit dem Kriminalgericht überwiesen wurde.
Türkei.
Konstantinopel, 31. Okt. Aus Jenikoi (6 Stunden von Konstantinopel entfernt) wird gemeldet, daß Räuber einen wohlhabenden Amerikaner sortgeschleppt haben und 1000 Psd. Lösegeid jür ihn verlangen. Zu aleicher Zeit kommt au« Aleppo die schaurige Mittheilung, daß dort der Rtchtersland in stiller Empörung gegen den Gouverneur der Stadt, Djemil Pascha, ausgestanden ist. weil der Pascha die Herren zwingen wollte, ihr beschaulicher Nichtsthun aus,»geben und in regelmäßigen Sitzungen rechtsprechend zu arbeiten, womöglich ohne sich bestechen zu lassen Das war den Richtern und ihren Freunden doch zu unangenehm und sie haben sich, 150 Mann hoch, telegraphisch an den Minister des
Innern gewandt, mit der Bitte, dieser möge dem Vali den Kopf zurecht setzen. Die Bevölkerung ist natürlich dem Pascha sehr dankbar für sein E inschreiten. _
Tages-Neutgkeiten.
— Seine König!. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung vom 29. Oktober dem Vorstand der Oberregicrung Mmisterial-Direkior v. B ä tz» ner ven Titel und Rang eines Präsidenten in Gnaden verliehen.
— Stuttgart, 2. Nov. Morgen wird als Abschiedsvorstellung der Frl. Rol andt die Oper Lucia von Lammermoor gegeben. Freitag den 4. Noo. reist Frl Nolandt nach Berlin, wo sie in mehreren Kor zerten singen wird. — Bei einer heute früh durch die Fahndungömannschait in mehreren hiesigen Wirthschafien vorgenommenen Razzia wurden 20 Personen eingeliefert.
— Stuttgart, 3. Nov. Noch heute sieht man blühende Rosen in manchem Garten; noch in den letzten Tagen war der Square am Fuße des Schillerdenkmals damit geschmückt. Es ist fast immer die gleiche Sorte rosa stermosa. — Auf der Planie sind verschiedene Ergänzungen der Kastanienalleen vorgenommen worden — Heute Vormittag waren von dem Bau für das „Panorama von Neapel" nur noch die EingangSstusen übrig. Sobald der Platz vollends geräumt ist, kann mit dem Bau des Zirkus begonnen werden
— Friedrichshafen, 2. Nov. Nächsten Freitag den 4. November Vormittags 9 Uhr 40 Min. werden II Maj der König und die Königin HöchstJhren Sommeraufenthalt hier verlassen und sich nach Stuttgart zurückbegeben.
— Breiten, 30 Okt. Während heute früh der Eisenbahnzug hier ankam, wollte Bahnwart Laub noch über die Schienen eilen, wurde jedoch von der Lokomotive erfaßt und getödtet. Der Verunglückte hinteriäßt eine Frau und 6 minderjährige Kinder.
— Rothenburg a. T. 1. Nov. Am vergangenen Sonntag, um welche Zeit vor 250 Jabren Tilly unsere Stadt belagerte und erstürmte, wurde vom HaupkauSjchvffe des F e stspie l s, das ja eine Episode aus jener schrecklichen Zeit behandelte, zur Erinnerung an diesem Tag im Gasthof zum Hirsch ein Esten denen gegeben, welche als Ausschußmitglieder und Mitwirkende zum Gelingen des Ganzen beigetragen haben. Es waren 140 Gedecke aufgetiagen. während zu gleicher Zeit im Gasthaus zum Bären 45 Stadtarme gespeist wurden. An Reden fehlte es. wie gewöhnlich bei solchen Festen, nlchr. Abends fand gelungene Umerhaltung statt. Der Dichter des Festspiels, Hr. Hörber, hat ein Drama: die Nathhausglocke zu Rotyenburg gedichtet, dessen schöner Monolog recht gelungen vorgetragen wurde.
— Die Wes. Z. die heftigste Gegnerin des Tabaksmonopols, klagt : „Das Unglaubliche ist geschehen. Im Wahlkreise Herford - Sünde ist ein entschiedener Anhänger drS Monopols, v K l e i st-Retzow, mit
Feuilleton. Die schöne Kathi.
Novelle von August Schräder.
(Forts tzung )
„Wer ist der Vetter Lajos?"
„Ein alter grober Fischer der Save, der seine Nichte so zu sagen verkauft hat. Na, das geht Sie und mich nichts an; aber. Herr Korporal, ich betrachte mich schon als Ihren Kameraden, und darum muß ich Ihnen sagen, daß Herr Czrbo Sie bei der hübschen Köchin schlecht gemacht hat. obgleich er Sie erst seit einigen Stunden kennt. Sie wüsten nemlich wissen." fuhr er von Groll gestachelt fort, „daß der alle Graukopf bi» über die Ohren in die hübsche Kathi verliebt ist, und daß er sie wie ein Drache bewacht. Unser Haus heißt mit Recht die Drachenapotheke. Damit Kathi den hübschen Soldaten nun nicht vorz,eht, hat er Sie bet ihr schlecht gemacht."
„So; was hat er gesagt?"
„Ich sah ihn in die Küche gehen, nachdem er Sie in den Pavillon gebracht hatte. Halt, denke ich. da geht wieder etwas vor. Mit zwei Schritten war ich an dem Fenster, da« von der Hausflur in die Küche.geht. Dieses Fenster ist ziemlich hoch unter der Decke, aber ich konnte doch Hindu, chlehen. Da stand Herr Czabo. kniff der Kathi in die Bocken, und sagte: der Soldat ist ein leichtsinniger, gefährlicher Mensch, er hat in Wien eine Geliebt«, wie er «ir gesagt, und dennoch «achte er in meiner Gegenwart Nettt auf eine unverschämte Weise die Cour, so daß ich ihn in dir gebührenden Schranken zurkckwersen «ußt«; ni«« Dich tn Acht, «ei« Kind, der Korporal ist ein böser Mensch. Damit Du durchaus nicht mit ih« in Berührung kommst, habe ich ihm da« Gartenhaus angrwtesen, und morgen »erde ich ihn in ein Gastyau« einquartisren."
.Da« sagte Herr C«ado?"
„Ach, er sagte noch viel «ehr. Lergern Sie ihn «in wenig. Herr
Korporal, und machen Sie der schönen Kaihi d-n Hof. Nun wissen Sie, warum man Sie nicht in dem Wohnhaus« dulden will. Guten Appetit» Herr Korporal I"
Höhnisch lächelnd schlüpfte Niklas aus dem Pavillon.
„Dem allen P llendreher habe ich eine hübsche Suppe eingebrockt," dachte er unterwegs. „Er soll sich grün und gelb Lgern über dis Einquartierung. Kathi wird den stattlichen Korporal lieber sehen, als den alten Kraukopf, und der beleidigte Korpoial wird sich schon zu rächen w ffen "
Jonos Esttzi befand sich in einer Gemüih stimmang, daß er wo seinem Nachosten bald zu Ende war — er halte wenig Appetit. Nachdenkeno verließ er das Häuschen und begann duich die Wege des Karlens zu gehen, die der Herbst bereit« mit gelbem Laude bedeckt hatte. Plötzlich hörte der Spaziergänger da« Rauschen eines F ustes Er burchschrill eine kleine Baumgruppe, und eine ziemlich breite Waste, fläche dlu kte ihm im M-inden- scheine entgegen. Das Ufer war flach, ohne G-sträuch und mit Rffen bewachsen. Sinnend blieb der junge Mann stehen und gab sein glühende« Gesicht dem frischen Abendwinde preis, der von der Save be> itberwehete. Nach und nach senkte sich ein dichter Nebel aus die Wasserstähe und das Gesträuch der jenseitigen Ufer« zeigte sich in Phantast,schen Gestalten, bi» es endlich völlig verschwand.
In der Stadt ich ug e» neun Uhr.
Jano» Esthi woll e einen Versuch wagen, sich heimlich dem H mse z» nähern, denn er nahm an. daß KZ»hi. wenn er sich in ihrer Person nicht getäuscht hatte, eb n»vll« nicht müßig in ihrer Küche bleiben «uroe. Scho« stand er tm Begriffe, den Rückweg avzurrkten. als sich Rud.-richlä,e und da« Rauschen eine» Kahn«, der von de« gegenüberliegenden Hier zu kommen schien, anfangs leise und dann immer Närker vern hmen li tzeno Jano» zog sich in die Kaamgruppe zurück, tue ungefähr zehn Schrille hinter ihm log. Roch »aren nicht fünf Mmuten verfloss « at» ein Kahn sich ser Stelle de« Uf r« näherte, du der Korporal so eben verlast«« Han«.
(Fortsetzung «olgt)