Das »„to-
tk»« erschnnt am Dienstag,Donnrrsta« u. Kainsiag. Abvu- nementSprei« halbjährlich 1 -X 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 30 ^ , sonst in ganz Württemberg 2 70 L.
unä Intekkigenzbkatt ^ür äen Aezir^.
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Die Einrückung»» . gebühr beträgt 9 ^ ^ für die vierspaltig« Zeile oder deren Raum.
Ars. 127.
Samstag, den 29. Oktober L88Z.
56. Jahrgang.
Auf «las „Cakwer Woc^enökatt"
werden für die Monate November und Dezember wieder von sämmt- lichen K Postämtern. Postexpediiionen und Postboten Bestellungen angenommen. Für hier kann täglich bei uns selbst abonnirt werden, und laden wir zu zahlreichen Bestellungen frsundlichst ein.
Die Redaktion und Expedition des „Cslwer Wochenblatts."
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw. Bekanntmachung.
Der zum Oltsvorsteher der Gemeinde Mötilingen ernannte bisherige Gemeind-.pfleger Heinrich Stanger daselbst wurde heute verpflichtet und in sein Amt eingewiesen.
Den 26. Okiober 1881. K Oberamt.
F l a x l a n d.
Calw. Vorläufige Beschlagnahme eines sozialdemokratischen Flugblatts.
In Gemäßheit des § 15 des Reichs-Gesetzes vom 21. Okt. 1878 gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie wird hiemit die vorläufige Beschlagnahme des in der Nacht vom 26 aus 27. ds. Mts. in Calw verbreiteten sozialdemokratischen Flugblatts „Wähler," gedruckt in der Vereinsbuchdruckerei Hottinqen-Zürich verfügt.
Dich wird mit dem Anttigen bekannt gemacht, daß jede fernere Verbreitung dieses Biatts nach Maßgabe des § 19 des genannten Gesetzes strafbar ist.
Den 27. Okt. 1881. K. Oberarm.
F l a x l a n d.
Politische Nachrichten
iOestereeich-Ungarn
Wien, 26 Okt. Der Voranschlag des gemeinsamen Kriegrministe-- riums für 1882 beträgt 105 7-2.868 fl. gegenüber den im Vorjahre bewilligten 104166 515 fl. Die Mchrforderung von l«/ig Mell. fl. ist zumeist veranlaßt durch Preissteigerungen von Naturalien und die Beritten- machung der Hauptleute, ferner durch die Fortsetzung der Befestigungsbauten.
Frankreiä».
Paris, 26. Okt.. K Uhr 50 Min. Abds. Die Division Logerot paffirte das Defile Fumelkaraba unter leichten Scharmützeln und wird Samstag in Keruan eintreffen, gleichzeitig mit dem Korps Etienne von Susa. Der übermorgen aus Tunis zurückerwarlete Dep^tirte Lefau re ver- veranscdlagl jetzt die Zahl der in Tunesien gestorbenen Franzosen aus tausend bis elfhundert Er erklärt, obgleich die Expedition ein großer Fehler war. müsse Frankreich doch nunmehr in Tunis sich festsetzen, weil die Araber nach Abzug der Französin olle Europäer niedermetzeln würden.
Griechenland.
A t h e n, 23 Okt. Dis griechische Regierung fährt mit der in Angriff genommenen Abrüstung energisch fort. Sie hat die Beurlaubung der Freiwilligen und der Reserven verfügt und alle Anstalten getroffen,
daß mit der Uebergabe von Volo die griechische Armee auf den dauernden Frievensstand von 30,000 Mann reduzirl sei.
Tages-Neu igkeiten.
— Calw, 28. Okt. Heber ,das Resultat der gestrigen Neichstags- wahl ist uns heute Abend bekannt, daß von 33 Wahlortelt 2643 Stimmen abgegeben wurden, wovon 2473 auf Herrn Commerzienrath Julius Staelin fielen.
— Brackenheim, 25 Okt. Heute.Olbend 6 Uhr kam Brandbericht von Meims heim, der zweite innMutb 12 Tagen. Es brannte in einem Holzschopf, angebaut an eine mit großen Borräthen gefüllte Scheuer, hart neben dem jüngsten Brandplatz. Ein Glück war es, daß das augenscheinlich gestiftete Feuer sofort bemerkt und unterdrückt wurde. In Folge weiterer Botschaft wurde denn auch das Ausrücken unserer sofort versammelten Feuerwehr fistirr.
— Plochingen. 25. Okt. Ein Bauer von Steinbach fuhr gestern Mittag mit einem Weinwagen von hier aus heimwärts und fiel zwischen hier und Pfauhausen so unglücklich vom Wagen, daß er das -Genick brach und der Arzt nur noch den Tod konstatiren konnte.
— Köln, 26 Okt. Heute, als an»semem Geburtstage, wurde das Denkmal des F e l d m a r s ch a l l s v. M o.Mk e feierlich enthüllt. EnckDkoßer Festzug, an welchem von ausw ärts VW- Generale Herwarth
und v. Thiele tserlnahmen, begamWiMW
Dort üb erlast Prof. Schaper, der Schöpfer dw^Denkm^»W^letztere an das KoiMM'- Oberbürgermeister Beckepchielt dte^8WWWnsprache an das Standbild erhebt sich auf einem Postament von schwedischem Granit. Mit ernstem, ruhigem Blick, nach Osten schauend, steht der Feldmarschall da, in der einen Hand eine halbaufgeschlossene Rolle haltend, während die andere über diese sich legt. (Aus Berlin wird gemeldet: General- scldmarschall Graf HPmuth v. Mollke feiert seinen 81. Gcburlslag nicht durch großarlige Festlichkeiten; vielmehr ganz still, in einsamster Zurückgezogenheil bringt der greise Feldherr diesen Tag zu )
— Zn Berlin knrstrt das unverbürgte Gerücht, der König von Spanien, der sich lhalsächlich zu einer Reise nach Paris und London rüstet, werde auch dem Berliner Hose vor Ablauf dieses Jahrs einen Besuch abstatten. König Alfons II. war schon einmal in Berlin, als er vor etwa 7 Jahren inkognito mit mehreren Reisebegleitern von Wien aus eine Reise nach allen großen europäischen Städten machte.
— Bon der Ostseeküste. 24. Okt. Zwei schöne Kriegskorvetten unter deutscher Kriegsflagge haben den Kieler Husen verlassen, um eine auf mehrere Jahre berechnete Fahrt nach den australischen und ostastatischen Gewässern anzutreten. Das eine ist die Volldeckskocvette „Elisabeth" von 18 Geschützen, Kapitän Hallmann. welche mit einigen 30 Seekadetten an Bord eine Reise um die Welt und dann einen längeren Aufenthalt in den Häsen von Japan und China machen wird; das andere, die neue Glatldecks- korvetle „Carola." Korvettenkapitän Karcher, die nach Australien und den dortigen Inselgruppen bestimmt ist Die Königin von Sachsen machte dem nach ihr benannlen Schiff ihre schöne Marmorbüste zum Geschenk, die in
Feuilleton.
Die schöne Kathi.
Novelle von August Schräder.
(Forts-tzung )
„Das freut Mich, lieber Herr Niklas," sagte Kathi, indem sie das Porzellan in dem Küchenschranke zu ordnen begann.
„Darf ich forlfahren, Jungfer Kaihi?" fragte der Apothekergehülfe nach einer Pause.
„Wenn Sie mir noch etwas zu sagen haben, so legen Sie sich keinen Zwang an "
„Herr Czabo hat Ihnen die Backen gestreichelt, Kathi I"
„Wie?"
„O, ich habe es wohl gesehen. Kathi, trauen Sie dem alte« Fuchs nicht. Die alte Katharina, seine vorige Haushälterin, hat er auch heirathen wollen — die arme Person ist darüber blind geworden."
Kathi stellte sich, als ob sie diese Verleumdung nicht gehört hätte, sie fuhr ruhig in ihrer Arbeit fort.
„Ich muß wissen, woran ich bin," sagte Rikla» leise, „und soll ich alle Minen springen lassen."
Nachdem er sich durch den Anblick der schmucken Magd von Neuem «rniulhtgt. begann er wieder:
„Jungfer Kathi?"
„Ich HSr«, Ha» Niklas."
„Der Korporal sucht Rekruten."
„Welcher Korporal?" fragte Kathi rasch, und wie es schien, erschreckt.
„Das Mittel wirkt!" dachte triumphirend der lange Jüngling. „Nun ja. der Korpo-al." fuhr er laut fort. „Herr Korporal, sagte ich zu ihm, ich muß Ihnen gestehen, baß ich mich nicht mehr kenne — Herr Korporal, wollen Sie mich?"
Das junge Mädchen sah Niklas neugierig an. Dieser erwartete mit großer Spannung eine Antwort — aber Kathr schwieg. Eine Pause von einigen Skcunden trat ein.
„Herr Korporal." rief Niklas wie aus Verzweiflung losbrechend, „ich will Soldat werden!"
Kathi schwieg immer noch.
„Herr Korporal." fuhr Rikla« fast weinend fort, und als ob er den Korporal wi.klich vor sich hätte, „ich will mich mocden. da« heißt, ich will mit in die Schlacht ziehen, denn da« ist eben so gut wie ein Selbstmord! Herr Korporal, schicken Sie mich hin, wo die dicksten Kanonenkugeln fliegen, ich will sterben, ich habe mein Leben satt!"
„Sie wollen Soldat werden?" fragte die hartherzige Kathi endlich. „Ich glaube. Sie thun Unrecht daran, denn Sie werden Ihren guten Herrn kränken."
Da« Gesicht de« langen Nikla« ei heiterte sich plötzlich.
„Wa» Herr Czabo darüber denkt, ist mir sehr gleichgtltig — aber Sie. Kathi?"
.Ich*«
»Liegt Ihnen daran, lieb» Kathi, daß ich am Lebe« bleib«?" fragte «r »tttwknd.