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100V -4t mit der Bestimmung zu übersenden geruht, daß dieselben am 25. August, als dem Geburtstage Sr. Maj. des Königs Ludwig 11.. der durch allerhöchste Entschließung vom 17. April 1881 bestätigten Stiftung des Osfizierkorps des 4. Infanterie-Regiments „König Karl von Württem. berg" einverleibt werden. Se. Maj. unser König haben durch allerhöchste Entschließung ä. ä Schloß Berg, den 12. September 1881 , dieser Zuwendung zur erwähnten Stiftung die landesherrliche Bestätigung zu erlheilen geruht.
— Mainz. 23. Okt. In der Herzog'schen Buchdruckerei fand heute Nachmittag seitens der Polizei eine Haussuchung statt, wobei die ganze Auflage eine» sozialistischen Flugblattes konfiszirt wurde, das zur Verbreitung im hiesigen Wahlkreise bestimmt war.
— Berlin, 23. Okt. Dem hiesigen Magistrat ist nachstehendes Dankschreiben zugegangen : „Es ist mir eine besondere Freude gewesen, auch an Meinem diesjährigen Geburtstage dem Ausdruck jener warmen und herzlichen Theilnahme zu begegnen, welche der Magistrat Mir bei festlichen vnd bedeutungsvollen Anlässen immer bekundet. Ich bitte Meinen aufrichtigen Dank dafür zu empfangen. Wenn ein Rückblick auf die Vergangenheit Mir die Genugthuung gewährt, Zeuge der großen Ereignisse gewesen zu sein, welche unser Vaterland geeint und erstarkt, so erfüllt er Mich nicht minder mit der festen Zuversicht, daß das deutsche Volk auch die Prüfung in Ehren bestehen wird. ob es das Gewonnene zu nützen, das Errungene vor Bedrohung und Gefahr zu sichern vermag. Neues Palais bei Potsdam, den 20. Okt 1881. gez.: Friedrich Wilhelm, Kronprinz"
— Berlin, 25. Okt. Seine Majestät der Kaiser ist kurz nach 9 Uhr in bestem Wohlsein hier eingetroffen.
— Breslau. 29 Okt. Der deutsche Kronprinz ist, von dem Prinzen Friedrich Karl und dem Prinzen Wilhelm begleitet, heute Abend kurz vor 8 Uhr hier eingetroffen und rach kurzem Aufenthalte nach Ohlau weiter- gereist, um daselbst morgen und übermorgen Jagden abzuhalten. Auf dem Bahnhose wurde er von dem Prinzen Albrscht, welcher von Camenz hier eingetroffen war, sowie von dem Fürsten Pleß begrüßt.
— Durch kaiserliche KabinetSorbre vom 18. ds. (dem Geburtstags des Kronprinzen) ist der Prinz Heinrich zum Premierlieutenant ä 1s suits des Garde-Regiments zu Fuß befördert worden.
— Die „Post" schreibt zu der angeblich bevorstehenden Verlobung des Erbgroßherzogs von Baden: „Die ausersehene Braut ist eins Nichte der Königin von Schweden und Norwegen, und man betrachtet dieses in Aussicht genommene Ehebündniß als eine Folge der Karlsruher Hochzeit, aber auch als einen Schritt zur Aussöhnung des Herzogs yon Nassau mit den bestehenden Verhältnissen, indem er durch den Enkel des Kaisers Wilhelm als seinen Schwiegersohn in unmittelbare Verwandtschaft mit der preußischen Dynastie trete. Prinzessin Hilda wird als eine Prinzessin von hohem persönlichen Liebreiz geschildert, und wenn die vorher erwähnten Kombinationen richtig sind, so ergeben sie sich doch wohl erst in zweiter Linie, da bei dieser Wahl des Erbgroßherzogs in erster Linie das Herz seine Rechte üble."
— Pieußen und Hamburg haben im Bundesralh die Verlängerung des kleinen Belagerungszustandes über Hamburg. Altona, Lauenburg u. s. w. unter Ausdehnung desselben auf Harburg, beantragt. Die einjährige Frist der vorjährigen Maßregel läuft am 28. dieses Monats ab.
— Telschen bei Görkau: „Der bei dem Hammerwerksbesitzer Schmatz in der Lehre befindliche achtzehnjährige Ed. Brettseld nahm sich auf eigene Art das Leben Er legte den Kops aus den Ambos und ließ den 150 Kilo schweren Eisenhammer darauf sollen, so daß ihm der Kopf vollständig zerqueffcht wurde. Das Motiv war unglückliche Liebe."
— Bremen, 23 Okt. Der Postdampfer Leipzig, Capt. Fr. Pfeiffer, welcher am 5. Okt. von Bremen abgegangen war, ist gestern wohlbehalten in Baltimore angekommsn.
Bern. 22. Okt. Vom 1. Jan. an wird der große Gotthardtu nne.l (Göschenen - Airolo) dem öffentlichen Verkehr übergeben. Die eidgenös Postverwaltung übernimmt d>n Personendienst auf ihre Rechnung und entschädigt hiesür die Gotlbardbahn, während der Güterverkehr von der Gotthardbahn selbst besorgt wird. §
DermiscbteS.
(Zur elektrischen Beleuchtung der Städte) schreibt das „Centralblatt der Bauverwaltung" : „In England macht die Einführung der elektrischen Beleuchtung raschere Fortschritte als in irgend einem anderen Lande. Nicht nur sind fast alle Personen- und Gülerbahnhöfe, öffentliche Versammlungssäle und Ausstellungsräume Londons mit elektrischem Lichte erhellt, sondern auch ein großer Theil der verkehrreichsten Straßen der City wird seit längerer Zeit probeweise elektrisch beleuchtet. Die an hohen eisernen Masten aus zierlichem Gitterwerk aufgehängten Siemens'schen Lampen, welche die Zufahrt aus Cheapside und Pouitry zur London-Bridge mit mildem Lichte erhellt, haben sich durch ihren gleichmäßigen, dem Auge wohtthuenden Glanz die allgemeine Zufriedenheit erworben. Die Southwark-Bridge und ihre Zufahrtsstraßen sind mit Brush« Lampen, die Blacksriars - Bridge und die anliegenden Stroßenzüge mit Jablochkoff - Kerzen beleuchtet. Auch in anderen englischen Städten bricht sich die Verwendung des elektrischen Lichtes für Straßenbeleuchtung immer mehr und mehr Bahn. In Liverpool soll in diesen Tagen eine größere Anlage, die sich auf einige Hauptstraßen erstreckt, dem Betriebe übergeben werden. In Chesterfield scheint ein Streit der städtischen Behörden mit der KaSgesellschaft Veranlassung zur E nführung der elektrischen Beleuchtung bieten zu wollen. Die Gasgesellschaft verweigerte die Herabsetzung ihrer übermäßigen Preise. Dis Stadlbebörde setzte sich hierauf mit der Firma Hammond u. Co. in London in Verbindung, um für die Hauptstraßen der Stadt 40 Brush-Lampen von je 2000 Kerzenstärke an Stelle von 170 Gasflammen zu beschaffen, für welche Betriebskcast aus der städtischen Hochdruck-Wasserleitung entnommen werden soll. Für die Nebenstraßen beabsichtigt man Oelbelmchtung (Orion - Patent - Gasöl) in Anwendung zu bringen. Die jährlichen Kosten dieses gemischten Beleuchtungr- sysiems veranschlagt man auf 13,000 -4L, während an die Gasgesellschaft 19.000 »4L bezahlt werden muffen. Die kleine Stadt Godalming hat aus ähnlicher Veranlassung die Gasbeleuchtung bereits vollständig abgeschafft. Zu deren Ersatz wurden vorläufig 3 Siemens-Lampen in den Hauptstraßen angebracht, für welche dis erforderliche Kraft durch ein vom Flüßchen Wey getriebenes Wasserrad geliefert wird. Da durch Aufstellung einer Turbine genügende Kraft zur Erleuchtung sämmtitcher Straßen mit elektrischem Lichte auf billige Weise gewonnen werden kann, so hat die Firma Catder und Barretr in London die Anlage und den Betrieb vom 1. Okt. d. I. ab für einen Jahrespreis übernommen, welcher um 20 pCt. niedriger ist als der Preis der Gasbeleuchtung Godalming dürfte wohl die erste Stadt sein, deren Straßen ausschließlich mit elektrischem Lichte beleuchtet werden." (Fckf. Ztg.)
Die Lottospieler sind eben so abergläubisch wie unverbesserlich. Sie haben auch die Hinrichtung des Corporais in Wien, der seinen Hauptmann erschossen, ausgebeutet. Sie setzten in Masse die Nr. 47 (welche Zahl in den Traumbüchern als „tobt und lebendig" ftgurirt) Nr 82 (Zahl des Regiments.) Nr. 21 (Jahre des Mörders) und Nr. 28 (Datum des Mords.) Der Zufall wollte, daß die Nummern 47, 15 und 32 mehrmals mit Gewinnen herauskamen, was die Spieler vollends zu Narren gemacht hat.
Handel und Verkehr.
Odstprrife
— Stuttgart, 25. Okt. (Odstmarkt) Wilhelmsplatz: 1000 Säcke Mostobst ä l> -4L 40 bis 6 -4L 60 pr. Ztr.
Weinpreise
Stuttgart. Stadt Stuttgart, 25. Okt. Feil in der Stadtkelter beim Zuchthaus noch ca. 50 Hekt. rothes Gewächs. Pr. 45— pr. Hekt. Letzte Anzeige. — Gablenberg. Nürk'schs Kelter: seil ca. 80 Hekt., Maser'sche Kelter: feil ca. 05 Hekt., vorzugsweise Bergwein. Pr. 50—50 -4L pr. Hekl. Letzte Anzeige.
— Cannstatt. Stadt C a n n st a t t, 24. Okt. Der Verkauf geht immer gut. Die Mehrzahl der Käufe bewegt sich zwischen 120—130 -4L pr. 3 Hekt.
— Eßlingen. Stadt Eßlingen, 24. Okt. Gesellschaftskelter: Verkauf langsam. Pr. v. 125 -4L an pr. 3 Hekt. Vorr. 140 Hekt Käufer sind eingeladen. Eitel'sche Kelter: 105—125 »4L pr- 3 Hekt. Vorr. 250 Hekt. Käufer erwünscht.
banarlig.um ihren Kopf zu schlingen. Dobei bob sie natürlich die vollen runden Arme empor, die von einem weißen Hemde zur Hälfte bcdeckt waren, und Niklas sah die runde elastische Taille der schönen Kalhi in ihrer genzcn Vollendung Ter arme Mensch stieß bei diesem Anblicke unwillkürlich einen liefen Seufzer aus.
Kachi fuhr erschrickt vom Spiegel zurück, ließ die Arme sinken und sah nach der Thür. Der lange Niklas trat in die Küche. Um sich so vor- tyeilhvft als möglich zu zeigen, chatte er unter seinem grauen Arbeitsfracke weiße Wäsche angelegt und ein schwarzes seidenes Tuch um den hagern Hais geschlungen. Verlegen lächelnd stammelte er einige unverständliche Worte, die. wie es schien, einen Gruß bedeuten sollten.
Die Köchin halte die zarten Gefühle des langen Apothekers seit einiger Znt schon mit Schrecken bemerkt, denn Niklas hatte sie bei jeder Gelegenheit kundgegeben Sie bedauerte ihn,, deßhalb sah sie ihn freundlich an uno fragte-in einem samten, fast bewegten Tone:
„Was meinen Sie. lieber Herr Niklas?"
Die freundlichen Worte ballen dem Schüchternen Muth eingeflößt.
„Was ich meine ?" fragte er laut. Und dabei verschlang er das reizende Gesicht Kathi'S. die nach Tische ihre einfache Toilette gemacht hatte, mit den Blicken.
„Nun ja."
„Soll ich es Ihnen offen bekennen, liebe Kathi P"
„Wenn Sie ander« gekommen sind, mit mir zu reden > so ist dies das beste Mittel, rasch zum Ziele zu gelangen."
Ale ob dieBerzwMung seinen Muth noch erhöhte, holte er tief Athem, >»Mld murmelte in der tiejsten Tiefe seine« Baffe« u
„Ich meine, daß ich wicht mehr weiß, was ich meine, noch was ich thue. Ich unterscheide die Büchsen in der Apotheke nicht, lege verkehrte G-wichte in die Wage und gebe doppelte Dosen statt einfacher. Darüber macht mir Herr Czabo die bittersten Vorwürfe, und ich kann doch Nichts dafür. Vorhin stieß ich Senf in dem Laboratorium, da habe ich mit der schweren Keule beinahe meine eigene Hand zerschlagen So kann das nicht mehr gehen. Jungfer Kathi ich muß Abschied von Ihnen nehmen."
Niklas ließ den Kopf sinken uno trocknete mit der grünen Schürze seine Stirn, als ob ihm dieses Geständniß blutsauer geworden wäre.
„Mein Gott. Herr Niklas," sagte Kathi verwundert, „Sie wollen das Haus des Herrn. Czabo verlassen, der es stets so gut mit Ihnen meint, und dessen einziger Gehülfe Sie sind??
, „Glauben Sie denn, daß ei» Apotheker kein Herz im Leib« hat?" schluchzte Niklas in wahren Bärentönen. „Im Gegenrheil, dieses Organ, des menschlichen Körpers ist bei ihm sehr gefühlvoll — bei Herrn Czabo nicht minder als bei mir. Herr Czabo ist fünfzig Jahre alt— er hat schon eine Frau gehabt — er hat eine große Tochter — aber er ist Apotheker I"
Niklas konnte keine Wort« Mehr finden; er ergriff abermals seine Schürze und trocknete sich die schweitzbedeckte Stirn.
„Was ist Ihnen?" fragte Kathi theilnehmend. „Sind Sie krank?"
„Nein, ich stampfte vorhin Sers in dem Laboratorium, und dieses beißende Gewürz ist wir in die Nase gefahren — Vas ist Alle« — nun ist di« Wirkung vorüber."
(Fortsetzung folgt.)