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hinzu, sie würde sich freuen, eine gute Photographie de» Präsidenten Garfield zu erhalten. Die Depesche der Königin wurde der Wtttwe de» Präsidenten übermittelt, die hierauf da« Staatrdepartement telegraphisch ersuchte, Lowell zu beauftragen» der Königin sowohl den Lank der Mutter de» Präsidenten, al« ihren eigenen, für die zarte und weibliche Sympathie abzustatten . die Ihre Majestät auezudrücken geruht hat. Zum Besten der Mutter de» Präsidenten haben Zeichnungen stattgefunden. Der Fond« der Frau Garfield beläuft sich auf 3^5 000 Dollar». Der Tistriktsanwalt in Washington hat die letzten vorläufigen Schritte gethan, um die Anklage gegen Guiteau in nächster Woche erheben zu können. Die Behörden von New-Jersey werden auf ihrem Recht, dem Mörder Guiteau den Prozeß zu machen, nicht bestehen. Dieses Recht stützt sich darauf, daß Präsident Garfield in diesem Staate gestorben. Guiteau'» Schwager, George Sco- vell aus Chicago, wird sein Vertheidiger sein. Die Mutter und Wittwe de» verstorbenen Präsidenten sind nach Mentor, so heißt die Farm de» -ß Präsidenten, zurückgekehrt.
Washington, 4. Okt. Die Anklagejury hat die Versetzung G u i- teaus in Anklagezustand ausgesprochen.
TagesNeu igkeiten.
— Stuttgart, 4. Okt. Beim Grenadierregiment Königin Olga sind am 1 Okt. 06 Einjährig-Freiwillige eingetreten; 20 davon hatten sich bei dem 7. Infanterieregimente gemeldet, mußten aber wegen Uebersüllung dem erstgenannten Regiments überwiesen werden.
— Stuttgart, 6. Okt In dem großen Neubau Ecke der Rothebühl- und Herzogsstraße wurde gestern in einer Nische die Statue des Herzogs Karl, welche früher das Portal der alten Bierbrauerei zum Herzog Karl krönte, wieder eingesetzt. Die Statue selbst ist restaurirt und wiro hoffentlich auf ihrem neuen Standorte länger stehen als aus dem früheren. — Die herrlichen alten K a st a n i e n b ä u m e auf der Planie verlieren alljährlich einige Kameraden, denen das durch die Erde ziehende Gas die Wurzeln vergiftet, worauf sie nach und nach absterben. Wieder ist man gegenwärtig mit dem Fällen einiger solcher entlaubter Schattenspender zwischen dem alten Schloß und Waisenhause beschäftigt.
— Tübingen. 3. Okt. In dar Füsiiierbataillon sind 72 Studenten als Einjährig-Freiwillige eingetretenkreten und heute eingekletdet und beeidigt worden.
— Aalen, 4. Okt. Die ersten Bolen des nahenden Winters haben sich heute Vormittag in Form vonSchne e flocken gezeigt. Temperatur -j- 40 k.
— Urach, 5. Okt, Mrgs. Bei 2 Gr. Wärme sch n e i t es so, daß der Schnee an den Bergen und auf den Dächern liegen bleibt.
— Unlingen, 4. Okt. Gestern Nacht beim letzten Zuge nach Ulm entgleiste der Packwagen bei der Absahrt hier dadurch, daß der Boden des Schweinestalls, in welchem 7 Schweine verladen waren, durchbrach, wobei 5 Thiece unter die Räder geriethen und lobt aus dem Platze blieben. Die Schweine waren von einem Händler aus Ulm in Uvlingen angekauft worden.
— Karlsruhe. 2. Okt. Zur Oberin des hiesigen Diakonissenhauses ist Frau C. Staib, Wittwe des Prof, der Theologie Staib in Bonn (als Pfarrer in Schmiden gestorbm), seit dem Tod ihres Gatten in Stuttgart wohnhaft, erwählt und kirchlich eingesegnet worden. Bei dem Jahresfest der Anstalt (12. Oktober) wird Prof. Weitbrecht von Stuttgart die Predigt halten.
— Frankfurt a. M.. 4. Okt. 665 hiesige Frauen haben bis 1. Okt. ihre Vorzugsrechte in vermögensrechtlicher Beziehung geltend gemacht. Die Summe, um die es sich hierbei handelte, erreichte nach der „Fr. Pr." den Gesammtbetrag von ca. 10 Millionen Mark. — Ein hiesiger Bürger, welcher in den Blättern las, daß in der Taunusanlage die Leute, die auf den Promenadebänken einschlummerten, häufig bestohlen würden, ohne daß man der Diebs habhaft würde, beschloß die Polizei zu beschämen. Er setzte sich in jener Gegend auf eine Bank, ließ seine Uhrkette weit heraushängen und wartete, ob nicht einer der Spitzbuben anbeißen würde. Er hielt die Äugen scharf offen, wenn er auch that, als ob er schliefe. Das
laug» Warten ermüdete ihn indeß, und so konnte e« nicht aurbleiben. daß er schließlich wirklich einschlummerte. Al« er erwachte, entdeckte er zu seiner Betrübniß. daß sich ein Spitzbube nicht genirrt hatte, ihm den Chronometer auszuführen. Seit dieser Zeit hat der Mann beschlossen, der Polizei nicht mehr in'S Handwerk zu pfuschen.
Handel und Verkehr.
— Stuttgart, 5. Okt. Die württemb. Notenbank hat den Diskonto für Platzwechsel auf 5>/z pCt., den Darlehenszinsfuß auf 6'/, pCt. erhöht.
— Berl i n, 5. Okt. Di» Reichsbank erhöhte ihren Diskont auf 5>/, und dem Lombard-Zinsfuß auf O'/z pCt.
— Stuttgart, 5 Okt. In Betreff der in letzter Zeit so vielfach erörterten Börsensteuer wurde in der Sitzung der hiesigen Handelsund Gewerbekammer vom 5. v. Mts. darauf aufmerksam gemacht, daß über einige Punkte unter der hiesigen Geschäftswelt eine Unklarheit herrsche, welche sie der Gefahr einer Gesetzesumgehung aussetze, wenn sie nicht andernfalls zu viel Steuer bezahlen solle. Al« solche Punkte, über welche man baldmöglichst Gewißheit bezögt, der Stempelpslichtigkeit erhalten sollte, wurde hervorgehoben:
»1) Von der Slempelpflicht sind nach dem Gesetze die Briefe befreit, welche nach einem mindestens IS lrm entfernten Orte gehen. Solche Korrespondenzen können nur im Kontext Meldung oder Rechnungsablegung cnthalien, in welchem Falle sie nach dem Wortlaut de« ReichsgesetzeS nicht ebenso stempelpsiichtig sind, at« beizelegte oder angehängte Borderaux. Hierin liegt ein innerer Widerspruch, dessen Aufklärung im Wege der Jnlerpretativn zu wünschen ist. 2) Die Coupons stellen an sich bloße Anweisungen zum Empfang fälliger Zinsen dar, dienen aber zugleich, namentlich die ausländischen Coupons, z. B. russische Zoll- oder österreichische Valuten-Coupons, Spekulation«- und Handelszwecken und gehören insoferne zu den für den Handelsverkehr bestimmten Werthpapieren. Da ihrer weder das Gesetz noch die Molive erwähnen, so dürfte auch diese schon mehrfach in den öffentlichen Blättern diskutirte Kontroverse von maßgebender Stelle entschieden werden. 3) Bezüglich der zwischen denselben Kontrahenten gewechselten Schlußnoten, welche aus den Verkauf verschiedener Kategorien von Werthpapieren lauten, erhoben sich darüber Zweifel, ob eine solche Urkunde steuerlich (wie in Frankreich) ein Geschäft oder so viele Kaufverträge repräsentirt, als sie Werthobjelte enthält.*
Die hiesige Handelskammer beantragte deßhalb höheren Orts eine authentische Interpretation des Gesetzes und erhielt gestern den Bescheid, daß das kgl. Finanzministerium zwar selbstverständlich nicht in der Lage ser, über die angeregten Punkte die von der Kammer gewünschte authentische Interpretation zu geben, daß aber nach seiner Ansicht in den zwei ersten der angeregten Fälle kein stempelpflichtiger Gegenstand vorliege, und im dritten Falle nur die Abgabe für Ein Geschäft zu entrichten, hievon auch das zunächst mit Ueberwachung der Ausführung des Gesetzes beauftragte K. Steuerkollegium verständigt worden sei.
Obstpreise.
— Eßlingen. 5,70-6 Mk; hessisches il 5 Mk.
— Metzingen. 9—10 Alk. Aepfel pr. Sack, 5—5,50 pr. Ctr.
— Ulm. Oesterreich. Obst 3,80—4.40 Mk. pr. Ctr.; Tafelobst 6—8Mk.
— Tübingen. Mostobst 9—9,50 Mk. pr. Sack, 5 bis 5,50 Mk. pr. Ctr. (steigende Preise.)
Weinpreise
— Besigheim, 5. Okt. Schwarzes Früh-Gewächs 42 bis 43 Mk. pr KI.
— Eilsingerberg, 5 Okt. Verkauf des Portugiese r-Mosts in der h 0 f k a m m e r l i ch e n Kelter. Erlös für erste Sorte 70 — 72 Mk., für zweite 58 und 5t Mk pr. KI. Gewicht 77 —90 0 .
— Derdingen,5. Okl. Mehrere Käufe zu 95, 100, 103 und 108 Mk. pr. 3 KI
— Bönnigheim. Die allgemeine Weinlese beginnt am 10. Oktober. Ertrag ca. 6v00 KI
— H a b e r s ch l a ch t, 6. Okt. Die Lese hat begonnen. Ertrag 1500— 2000 KI.
Hopsenpreise
— Stammheim. Ca. 180 Ctr. Hopsen. schöne Qualität, alles rasch
verlaust, 100 — 120 pr. Ztr.
Der Schluß der Ausstellung erfolgt definitiv Sonntag, den 9. Oktober Abends. Ein offizieller Schlußact findet nicht statt. — Die
Der Apotheker sah seine Tochter an, als ob er, sagen wollte: das ! Mädchen gesällt mir. j
Netli antwortete durch ein beistimmendes Lächeln. Der Apotheker schob seine Brille auf die Stirn zurück.
„Also Kalhi ist Dein Name?" fragte er.
Das Mädchen machte einen kurzen Knix, indem es flüsterte:
„Kathi Lajor."
„Nun gut. Kathi. Du gefällst mir, und da meine Tochter Nichts dagegen hat. so nehme ich Dich in meinen Dienst. Die Empfehlung Deines Vetters bürgt mir dafür, daß ich eine brave, treue Person aufnehme."
„Dessen können Sie sich versichert halten!" fügte Lajos rasch hinzu. Sollte sie sich in den ersten Tagen noch etwas linkisch benehmen und ihr die Arbeit nicht so recht von der Hand gehen, so Hallen Sr» es ihrer Aengst- lichkeit zu Gute. Herr Czabo; sobald sie nur einigermaßen gewöhnt ist, werden Sie an ihr die flinkste Arbeiterin haben. Fragen Sie in acht oder vierzehn Tagen bei Mamsell Netti wieder an. und Sie werden sthen, daß ich Recht habe. Die Schüchternheit ist Kathi'« einziger FMes "
„Abgemacht, Lajos I" unterbrach ihn der Apotheker. Bist Du mit vierzig Gulden jährlichen Lohns zufrieden, mein Kind?"
Eine leichte Röthe erschien auf den bleichen Wangen Kathi'S.
»Ja. Herr!" flüsterte sie. indem sie sich wiederum verneigte.
„So gib mir Deine Hand, und versprich mir, eine treue und folgsame Dienerin zu sein."
„Ich verspreche e«, Herr!" sagte Kathi, indes» sie dem Apothekrr die Hand reichte.
„Mein Himmel, wie Du zitterstI" jri»f lächelnd Hrrr Czabo. »Man
! möchte glauben, Du fürchtetest Dich vor mir."
! „Kalhi, Kalhi." rief Lajos wie unwillig, „habe ich Dir nicht tausendmal gesagt, daß Herr Czabo ein guter Mann »st? Lege die verdammte Schüchternheit ab, oder —"
„Laßt's gut sein, alter Lajos I" unterbrach ihn Netti mitleidig. „Wenn uns Kathi näher kennt, wird diese Befangenheit schon schwinden."
„Mir scheint," sagte der Apotheker, „Ihr habt das arme Kind zu streng gehalten."
»Ja, Herr, in meinem Hause führe ich ein strenges Regiment, und Kathi habe ich stets als meine leibliche Tochter betrachtet, für deren körperliches und geistiges Wohl ich verantwortlich bin. Es ist ein gar ernstes Ding, ein junges Mädchen zu erziehen — Sieverstehen mich wohl, Herr Czabo!"
Draußen an der Housthür erklang die Glocke.
„Niklas I" rief der Apotheker.
Der lange Gehilfe hatte wie eine Bildsäule dagestanden und die neue Magd mit wett ausgerifsenen Augen angestarrt. Be» dem Rufe des Apothekers schrack er zusammen.
„Herr Czabo!" platzte er heraus.
-Hast Du nicht gehört?"
'„Was?"
„Man zog die Glocke an der Thür."
„Neinl"
„Geh' und bediene den Käufer."
Nikia» machte einen Riesenschritt und verschwand.
Kathi stand gesenkten Blick» und zitternd in der Mitte de» Zimmer«.
(Fortsetzung folgt.)