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Nro 118.
Samstag, den 8. Oktober L88I
56. Jahrgang.
Keftekkungea «üf ä«8
„Eakwer Mocklenbkatt"
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Die Redaktion und Expedition des „Catwcr Wochenblatts."
Politische Nachrichten
Deutsches Reich.
— Die deutschen Offeriere, weiche den französischen Manövern in der Umgegend von Nantes beigewohnt haben, sprechen sich nach Berl. Bl. im höchsten Grade befriedigt über die ihnrn gewordene freundliche Aufnahme und zugleich sehr anerkennend über den Ausfall der Manöver aus.
Frankreich
Paris, 4. Okt. In Paris machen sich bedenkliche Zeichen der Anarchie bemerkbar. Kaum sind die Männer der Kommune über den „Verrülher" Lullier zu Gericht gesessen, so kommen sie nunmehr an die Männer der Regierung. Die Revolutionskomiter von Paris und den Vorstädten haben alle Bürger zu einer Versammlung berufen. in welcher die Führung der Regierung geprüft und deren Anklage beschlossen werden soll. Ändere Komites bereiten Versammlungen vor. in welchen die afrikanischen Angelegenheiten den Gegenstand der Verhandlung bilden werden. Man muß dabei beachtm daß diese Komites in Permanenz sind und bei einigen der intransigenten Deputaten und mehreren Stadtcäthen von Paris Unterstützung finden. Während die Redner der Volksversammlungen die Menge aufreizen und zu Gewaltthätigkeiten vorbereiten, reizen die radikalen Blätter durch die schamlosesten Schimpfartikel das „souveräne Volk" auf. Minister, Gesandte. Generäle, Deputirle, Beamte jeden Ranges werden in den Koth gezogen. Die hervorragendsten Personen werden als Gauner. Banditen, Spitzbuben, Verräther bezeichnet. Sie stützen sich auf die Unzufriedenheit über den Krieg in Afrika, die in der Provinz immer mehr hervortritt. — Das „I. d. Döbais" sieht in dieser Bewegung nur einen Beweis von dem Mangel an politischer Erziehung; auch die „Rep. fr." nimmt die Sache etwas zu leicht, wenn sie schreibt: „Aengstliche Gemüther haben bei diesen Szenen bereits Sintflut und Revolution vor Augen gesehen. Das ist unnöthig. Das Bedürmiß, Lärm zu machen, ist einer der wesentlichsten Züge der menschlichen Art: das Kind braucht Trompete und Trommel, der Fuhrmann die Peitsche, die Fürsten Kanonen, und gewisse große Kinder lä mschlagende Reden und ohrenbetäubende Resolutionen." Die Resolution, welche dis Sonntagsversammlung im Saal Rivoli annahm , ist eine solche, daß sie von der Regierung unmöglich als bloße Kinderei hingenommen werden kann.
Die Louise Michel war verhindert zu erscheinen, schrieb aber einen Brief, worin sie sich ollem anschließt, was gegen die miserable Regierung gesagt werde, „die das Heer in dis Schlachthäuser von Tunis schickt. um
sich zu bereichern, und welche mit den Despoten Europas unter einer Decke
steckt, um die Freiheit zu unterdrücken. Möge die verrälherische Regierung vom französischen Aolk gnsgestoßen werden, har vor..den Galgen des Tyrannen nicht den Hut abziehen, das-njcht unter der Knute sich winden will. Tausendmal verflucht, sagt die Michel zum Schluß, seien diese Staatsverbrecher, welche vor den Schwurgerichtshof des Volkes gestellt gehören!"
Paris, 5 Okt. Von guter Seite wird nun bestimmt gemeldet, Grevy sei sitzt definitiv entschlossen, Gambetta das Ministerium anzubieten. Gambetta soll die Wahl der Collegen frcistehen.
Rußland.
Eine besondere Vollmacht wird nächstens der Befehlshaber der persönlichen Sckutzwache des Kaisers und des kaiserlichen Hoflagers erhallen. Zu diesem Posten ist der General Tscherewln ernannl worden, früher Gehilse Loris-Melikow's und Kollege des Ministers des Innern; nach den neuen Dispositionen untersteht er direkt dem Kaiser und hat jederzeit Zutritt zu ihm. In Sachen, welche die persönliche Sicherheit des Kaisers angehen. hoben alle Zweige der Staatsverwaltung sich den Anordnungen des Chefs der Schutzwache (Ochrana) unterzuordnen. Dieser gibt den ihm unterstellten Behörden nach eigenem Ermessen Instruktionen. Ferner heißt es. daß es dem Chef der Ochrana freistehen werde, sich die nöthigen Personen selbst zu wählen, und zwar sowohl aus Offizieren wie Civiibe- amten. Speziell unterstellt sollen ihm werden: eine Fußgarde, eine Palaispolizei, eins geheime Sektion und eine Eisenbahn-Inspektion. Die Regierung hofft, daß diese Maßregeln dazu beitragen werden, die geheiligte Person des Kaisers vor verbrecherischen Attentaten sicherzustellen.
Aegypten
Kairo, 3. Okt. Dem Khedive ist heute früh ein Telegramm des Sultans zugegangen, welches die Befriedigung des Sultans über die Wendung ausdrückt. die in der Lage der Dinge in Egypten eingetreten sei, und zugleich die Ankunst zweier Kommissare, A l i F u a d und A i i N i z a m. ankündigt, die dem Khedive zur Seite stehen sollen. Ein Tel. aus Konstantinopel meldet, daß die schon berichtete Entsendung Alt Nizams nach Egypten aus eigener Entschließung des Sultans erfolgte, ohne, daß das Kabinet befragt wurde. Er Hai den Auftrag, die Ursachen der militärischen Kundgebungen zu ergründen. Ali Fuad Bey dagegen hat eins politische Aufgabe. Er soll an den etwaigen diplomatischen Besprechungen zwischen den Vertretern der ausw. Staaten und dem Khedive theilnehmen und dem Sultan darüber Ausschluß geben, wcßhald der Khedive es' bisher unterlassen hat, die Suzeränelät des Sultans durch eine Reise nach Konstantinopel an- zuerkennen. Ali Fuad ist Staatsrath und früher erster Sekretär des Sultans, Ali Nizam ist Generaistabschef. Mohamed Bey ist den beiden Abgesandten des Sultans zur Hülfeieiftung beigegeben.
Amerika.
Washington, 3. Okt. Die Regierung hat von dem amerikanischen Gesandten in London, Hrn. Lowell, eine Depesche erhalten, worin er mittheilt, die Königin Viktoria habe "ihn ersucht, der Mutter des verstorbenen P.äsidenten ihr aufrichtiges Beileid auszudrücken und sich nach ihrem Befinden und dem der Wittwe zu erkundigen. Ihre Majestät fügte
Feuilleton.
Die schöne Kathi.
Novelle von August Schräder.
(Forisitzung.)
„Bist Du krank?"
Nöln. *
„Was willst Du?"
„Der Fischer Lajos ist soeben angekommen."
„Allein?"
„Nein. Ein junges Mädchen begleitet ihn. Er sagt, ich solle Ihnen melden, daß unsere neue Köchin da wäre."
„Ah, der gute Alte hält Wort. Laß ihn mit seiner Nichte sogleich eintreten."
Niklas öffnete die Thür. An der Schwelle stand der Fischer, neben ihm ein junges Mädchen.
„Darf ich eintreten?" fragte Lajos, indem er seine Mütze zog.
Der Apotheker legte seine Cigarre auf den Tisch und nickte mit dem Kopfe.
„Komm, Kathi," sagte der Alte, „ich will Dich Deinen neuen Herrn vorstellen. Set nur nicht so schüchtern, Du kommst zu guten Leuten."
Lajos trat ein, indem er Kathi an der Hand mit sich fortzog.
„Hier ist meine Nichte," sagte er dann mit einer Selbstgefälligkeit, die seine Freude und seinen Stolz verriethen. ^E» bedurfte nicht viel Zureden«, «m sie zur Annahme des Dienste« zu bewegen, denn sie steht ein, daß bei
! diesen schlechten Zeiten mir eine Erleichterung erwächst, wenn eine Person I weniger im Hause ist "
Herr Czabo ergriff seine goldene Brille, wischte die Gläser derselben mit seinem weißen Taschentuchs ab und setzte sie bedächtig auf seine Nase, als ob er ein Recept lesen wollte. Dann erhob er sich vom Sopha und sah lächelnd die neue Köchin an."
Kathi war wirklich ein hübsches Mädchen, der alle Lajos hatte nicht zu viel gesagt. Der ki^ze rothe Friesrock mit schwarzem Bande besetzt, da» hellgraue wollene Mieder mit kleinen runden Zinnknöpfchen bekleideten einen wohlgewachsenen fast üppigen Körper. Die braune Mütze vermochte da» starke, glänzendschwarze Haar nicht zu bedecken, man sah einen großen Therl der Flechten, die fast bis auf die Schulter herabfielen. Ein rothes Tuch von grober Wolle bedeckte Hals und Brust Weiße Strümpfe mit blauen Zwickeln, wie sie die Landmädchen jener Gegend tragen, bekleideten ein zierlich geformtes Bein. Zwar stak der Fuß in ziemlich plumpen Schuhen, aber nach dem Beine zu urtheilen, mußte er klein und nett sein.
Das Gesicht der Köchin hatte eine bleiche, aber nicht krankhafte Farbe. Unter starken schwarzen Brauen, die regenbogenförmig die schöne Stirn begrenzten, strahlte ein großes dunkle« Auge mit langen schwarzen Wimpern, die einen Schatten warfen, wenn sie sich senkten. Feingeschweifte blühende Lippen bildeten einen kleinen, niedlichen Mund. Der Ausdruck de» lieblichen Gesicht» verrieth in diesem Augenblicke eine ängstliche Schüchternheit, die ihm einen unbeschreiblichen Reiz verlieh. Da» weiße Bündel, das Kathi in der mit grauen Zwirnhandschuhen bekleideten Hand trug, schien leicht zu Mein,'«ährend Herr Ezabo mit einer wahren Kennermiene seine Prüfung sortsetzte.